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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.05.2024

Eindrucksvolles Debüt

Krummes Holz
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MEINE MEINUNG
Mit ihrem Debüt «Krummes Holz» ist der deutschen Autorin Julja Linhof ein tiefgründiger, emotional aufrüttelnder Roman gelungen, der mich mit seiner tragischen Familiengeschichte sehr fesseln ...

MEINE MEINUNG
Mit ihrem Debüt «Krummes Holz» ist der deutschen Autorin Julja Linhof ein tiefgründiger, emotional aufrüttelnder Roman gelungen, der mich mit seiner tragischen Familiengeschichte sehr fesseln und zum Nachdenken anregen konnte. Feinfühlig und sehr eindringlich erzählt die Autorin in ihrem Roman die beklemmenden Folgen von transgenerationaler Traumatisierung.
Im Mittelpunkt steht der 19-jährige Protagonist Georg, von allen Jirka genannt, der nach vielen Jahren erstmals zurück auf den herunter gewirtschafteten Gutshof seiner Familie kommt und sich dort nicht nur seiner feindseligen älteren Schwester Malene sondern auch unguten, sorgsam verdrängten Erinnerungen stellen muss.
Die Autorin versteht es mit ihren sehr bildhaften Beschreibungen hervorragend, eine unheilvolle, melancholische Atmosphäre heraufzubeschwören, so dass sich schon bald ein großes Unbehagen beim Lesen aufbaut. Allmählich erhalten wir in Rückblenden kurze Einblicke in Jirkas traumatische Kindheit und sein dysfunktionales familiäres Umfeld mit einem gewalttätigen Vater, seiner depressiven Mutter, die sich viel zu früh aus dem Leben verabschiedete, und einer meist lieblosen Großmutter. Seine eher lückenhaften Erinnerungen an vergangene Geschehnisse lassen unendliche Demütigungen, Ängste und Einsamkeit eines sensiblen Kindes erahnen. Geschickt lässt die Autorin in verstörenden Andeutungen vieles im Vagen und doch lässt sich in den angerissenen Flashbacks ein schreckliches Leben mit allgegenwärtigem Stillschweigen in einer Familie ohne Liebe und Zuneigung erkennen. Der fließende Wechsel zwischen den Zeitebenen, eingestreute Erinnerungsfetzen und implizierte Vorahnungen über ein düsteres Geschehnis erzeugen ein beklemmendes Gefühl und steigern die Spannung ungemein. Äußerst gelungen ist auch der anschauliche, bildgewaltige Schreibstil der Autorin mit vielen faszinierenden Schilderungen der sommerlichen Landschaft und des allgegenwärtigen Verfalls des alten Gutshofs sowie bisweilen recht ungewöhnlichen Sprachbildern, die perfekt die widersprüchliche und aufgewühlte Gefühlswelt des Protagonisten spiegeln.
Sehr greifbar fängt Linhof die hochemotionalen Schwingungen in all ihren Facetten ein, von denen Jirka bei seiner Heimkehr überwältigt wird – von Wut, Aggressionen, Verzweiflung, Einsamkeit, Unverständnis, Scham, Vorwürfen bis hin zum kindlichen Eskapismus reicht die komplexe Bandbreite. Aus den vielen sich langsam zusammenfügenden Leerstellen, über die Jirka allmählich Gewissheit erlangt, ergibt sich schließlich ein bedrückendes und nachdenklich stimmendes Gesamtbild von seiner Gefühlswelt.
Geschickt hat sie die komplizierte Dynamik zwischen den zwei Geschwistern und ihrer labilen Beziehung zueinander herausgearbeitet, die trotz herber Enttäuschungen und Verbitterung auf eine versöhnliche Annäherung hoffen lassen.
Hervorragend gelungen sind der Autorin ihre unterschiedlichen Charaktere, die sie sehr vielschichtig, einfühlsam und mit nuancierten Persönlichkeiten ausgearbeitet hat. Mit außerordentlich gutem Feingespür und großer Eindringlichkeit enthüllt sie menschliche Sehnsüchte und Abgründe, tiefe seelische Verletzungen sowie folgenschwere Fehlurteile.
FAZIT
Ein eindringlicher und fesselnder Roman über eine tragische Familiengeschichte und ein anspruchsvolles und intensives Leseerlebnis, auf das man sich erst einlassen muss!

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Veröffentlicht am 08.05.2024

Faszinierender historischer Roman über einen Schicksalsfund

Das Lächeln der Königin
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MEINE MEINUNG
In ihrem literarischen Debüt „Das Lächeln der Königin“ erzählt die deutsche Autorin Stefanie Gerhold die spannende Geschichte rund um die Entdeckung der berühmten Nofretete-Büste im ägyptischen ...

MEINE MEINUNG
In ihrem literarischen Debüt „Das Lächeln der Königin“ erzählt die deutsche Autorin Stefanie Gerhold die spannende Geschichte rund um die Entdeckung der berühmten Nofretete-Büste im ägyptischen Tell el-Amarna. In ihrem historischen Roman widmet sie sich eingehend ihrem weiteren Schicksal, das eng verknüpft mit den politischen Verwicklungen jener bewegten Zeit und der deutschen Vergangenheit ist. Bis heute gehört die prachtvolle Büste der Königin Nofretete im Neuen Museum, die auch nach dreieinhalbtausend Jahren erstaunlich gut erhalten ist, zu den bekanntesten Exponaten der Berliner Museumsinsel und begeistert mit ihrer Eleganz, Vollkommenheit und Schönheit die Menschen. Vor genau 100 Jahren wurde die faszinierende Büste zum ersten Mal in Berlin öffentlich ausgestellt – ein schöner Anlass sich mit eingehender mit ihr zu befassen! Wie man den im Anhang angehängten, umfangreichen Literaturquellen entnehmen kann, hat sie sich die Autorin sehr intensiv mit der beschäftigt und sorgsam viele historische Details recherchiert. Aus den überlieferten Korrespondenzen und historischen Fakten hat die Autorin in ihren feinfühlig erzählten Roman eine stimmige „fiktive Rekonstruktion“ erstellt, die sehr anschaulich die damaligen Geschehnisse - einbettet in ein schönes Zeitkolorit - nachzeichnet. Darüber hinaus erhalten wir aufschlussreiche Einblicke in die möglichen Beweggründe der beteiligten Persönlichkeiten. So tauchen wir ein in eine ereignisreiche Geschichte über atemberaubende archäologische Funde in der Blüte der Altertumswissenschaften, persönlichen Intrigen und politischen Machtspielen sowie über selbstlose Wohltäter, besessene Forscher im kolonialen Grabungsrausch und skrupellose Opportunisten. Angesiedelt ist die in zwei Teile untergliederte Geschichte in Berlin zu Beginn des letzten Jahrhunderts, in deren Mittelpunkt der erfolgreiche jüdische Textilunternehmer und Finanzier der archäologischen Grabungen James Simon steht. Stefanie Gerhold ist es in sehr eindrucksvollen Episoden gelungen, bedeutsame Stationen im bewegten Leben dieses interessanten Charakters voller Ambitionen, Willensstärke und Leidenschaft für die Künste einzufangen, der für Berlin durch Gründung sozialer Einrichtungen und großzügiger Spenden Kunstschätzen an Museen unglaublich viel getan hat. Gerold zeichnet ein facettenreiches, glaubwürdiges Portrait seiner Persönlichkeit und seiner Stellung in der Berliner Gesellschaft. Gekonnt beleuchtet die Autorin auch die möglichen persönlichen Hintergründe für Simon selbstloses Handeln. Hautnah erleben wir seinen wirtschaftlichen Niedergang nach dem Ersten Weltkrieg und zunehmende antisemitische Anfeindungen gegenüber dem jüdischen Bürgertum mit bis hin schließlich zu seiner Verarmung und gänzlichen Bedeutungslosigkeit angesichts nationalistischer und antisemitischer Propaganda. Zudem geht Gerhold auf die recht umstrittenen Umstände, unter denen die Büste der Nofretete Deutschland zugesprochen wurde, Streitigkeiten um ihren Verbleib und die immer wieder aufgebrachten Rückgabeforderungen ein. Im Epilog erhalten wir schließlich zur Abrundung noch einen knappen Abriss über die weiteren Geschehnisse rund um die Büste der Nofretete und die persönliche Schicksale der Charaktere.

FAZIT

Ein interessanter Roman über die zeitlos schöne Nofretete-Büste, Hintergründe zu ihrer Ausgrabung und ihr Schicksal in höchst bewegten Zeiten! Eine abwechslungsreich erzählte und gut recherchierte Geschichte!

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Veröffentlicht am 25.04.2024

Beeindruckende Geschichtsstunde

Das Philosophenschiff
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MEINE MEINUNG
Der neue historische Roman des vielfach ausgezeichneten Autoren Michael Köhlmeier mit dem Titel „Das Philosophenschiff“ ist ein gelungenes, tiefsinniges Werk. Es gewährt uns nicht nur aufschlussreiche ...

MEINE MEINUNG
Der neue historische Roman des vielfach ausgezeichneten Autoren Michael Köhlmeier mit dem Titel „Das Philosophenschiff“ ist ein gelungenes, tiefsinniges Werk. Es gewährt uns nicht nur aufschlussreiche und beklemmende Einblicke in den bolschewistischen Terror nach der Oktoberrevolution sondern zeigt auch die vielfältigen Gefahren durch Diktaturen, Willkürakte von ideologisierten Staatenlenkern und die Verfolgung von Andersdenkenden auf und regt sehr zum Nachdenken an.
In der Rahmen- und Binnenerzählung seiner fesselnden Geschichte verwebt Köhlmeier auf beeindruckende Weise Fiktion und viele historische Fakten, die er sehr sorgsam recherchiert hat.
Im Mittelpunkt des Romans steht die Begegnung eines namenlos bleibenden Journalisten und Schriftstellers mit der hochbetagten russisch-jüdischen Architektin Anouk Perleman-Jacob, die ihn überraschend zu ihrem hundertjährigen Geburtstag eingeladen hat. Die alte Dame möchte, dass er ihre bewegte und bewegende Lebensgeschichte verfasst, die eng mit den Schrecken der Russischen Revolution und dem bolschewistischen Regime verflochten ist. In Anouks rückblickenden Berichten erfahren wir nach und nach, wie sie auf Befehl von Lenin 1922 als 14-jähriges Mädchen mit ihren Eltern und vielen unliebsamen Intellektuellen des Landes, darunter Schriftsteller, Philosophen, Journalisten und Historiker, auf einem der sogenannten "Philosophenschiffe" aus Russland ins Exil deportiert wurde. Überraschender Weise begegnet das junge Mädchen auf einem abgeriegelten Deck dem schwerkranken Lenin, der sich mit ihr in Gesprächen über Macht und Revolution austauscht.
Der Autor hat sich mit dieser fiktiven Begegnung eine literarische Freiheit herausgenommen und nutzt dieses geniale Stilmittel geschickt für eine subtile Darstellung von Lenin. Die verschiedenen einfühlsam erzählten Momentaufnahmen von Anouks Schicksal und dem der Verbannten auf dem Philosophenschiff hat mich sehr berühren können. Köhlmeier versteht es hervorragend, die Anspannungen, Ängste, Verzweiflung und das gegenseitige Misstrauen der Passagiere angesichts ihrer ungewissen Zukunft sehr authentisch und glaubhaft einzufangen.
Mich hat Köhlmeiers facettenreiches Spiel mit Wahrheit und Fiktion sehr in den Bann geschlagen. Gekonnt thematisiert er darüber hinaus in den Reflektionen des Schriftstellers auch die vielen Ebenen in Bezug auf die Kunst des Erzählens und den Unschärfen biografischen Schreibens.
ZUM HÖRBUCH
Der Roman wird vom Autor selber ungekürzt und äußerst überzeugend eingelesen. Michael Köhlmeier erweist sich als versierter Sprecher. Seine getragene Stimme passt hervorragend zur Geschichte und den Figuren. Er vermittelt die bedächtig und einfühlsam erzählte Geschichte sehr akzentuiert und nuancenreich, so dass sie einen immer mehr in ihren Bann zieht.
Ein grandioses Hörbucherlebnis!
FAZIT
Ein gelungenes, tiefsinniges Werk und eine faszinierende, nachdenklich stimmende Geschichtsstunde, die sehr zum weitergehenden Recherchieren anregt.

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Veröffentlicht am 20.04.2024

Unterhaltsamer Roman

Yoga Town
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MEINE MEINUNG
Bei dem neuesten Roman „Yoga Town“ von dem deutschen Autoren Daniel Speck handelt es sich um einen unterhaltsamen Familienroman, der uns mitnimmt auf eine faszinierende Reise durch verschiedene ...

MEINE MEINUNG
Bei dem neuesten Roman „Yoga Town“ von dem deutschen Autoren Daniel Speck handelt es sich um einen unterhaltsamen Familienroman, der uns mitnimmt auf eine faszinierende Reise durch verschiedene Zeitepochen von den Sechzigern mit der faszinierenden Hippie-Kultur bis hin in die Gegenwart. Speck erzählt über sorgsam verborgene Familiengeheimnisse, die allmählich gelüftet werden, tragische Verluste und die Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit.

Die Geschichte spielt auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen. In dem Handlungsstrang der Gegenwart von 2019 begibt sich die 50-jährige Yogalehrerin Lucy zusammen mit ihrem Vater Lou auf die Suche nach ihrer spurlos verschwundenen Mutter, die sie in dem berühmten Hippie-Ort Rishikesh in Indien vermuten. Die zweite Erzählebene spielt zur Hochzeit der Hippiebewegung im Jahr 1968. Die Brüder Lou und Marc sowie Lous Freundin Marie beschließen spontan den bürgerlichen Zwängen zu entfliehen und reisen im geklauten Wagen des Vaters Richtung Osten nach Indien. Unterwegs begegnen sie Corinna, die sich den Dreien auf dem Trip anschließt. So erfahren wir in Rückblicken allmählich immer mehr über die Geschehnisse, die sich damals auf ihrer Reise zugetragen haben, und über die tragischen Verwicklungen rund um Marcs Tod.

In der Gegenwart sucht Lucy gemeinsam mit ihrem Vater Lou nach den Gründen für das Verschwinden ihrer Mutter Corinna. Dabei tauchen wir tief in deren Familiengeschichte ein und entdecken ein lang gehütetes Geheimnis aus den 1960er Jahren. Durch den Wechsel der beiden Zeitebenen baut Speck geschickt eine subtile Spannung auf und sorgt mit seinen kleinen Exkursen in die Welt des Yoga und der Spiritualität zudem für eine abwechslungsreiche Handlung, die zum Nachdenken anregt.

Speck versteht es sehr gut, die Handlungsstränge um die geheimnisumwitterte Familiengeschichte zweier Generationen, die um einen tragischen Verlust kreist, zu einer mitreißenden Geschichte zu verflechten. Fesselnd ist es, die komplexen Beziehungen innerhalb der Familie, ihre Abgründe und inneren Dämonen, sowie das Unaussprechliche, das zwischen den Charakteren schwebt, zu erkunden.

Specks lebendige Beschreibungen lassen gekonnt das besondere Flair dieser Ära aufleben und so werden wir mühelos in eine spannende Zeit entführt, die gekennzeichnet war von großem gesellschaftlichen Wandel, tiefen Sehnsüchten nach Liebe und Freiheit sowie der Suche nach Erleuchtung. Hervorragend haben mir die facettenreichen Einblicke ins spirituelle Indien, in die wilde Flower-Power-Bewegung der 1960er Jahre mit viel Sex, Drugs und Rock & Roll und vor allem die anekdotischen Begegnungen der Protagonisten mit den berühmten Beatles und dem Pop-Guru Maharishi in Rishikesh gefallen. Zur Abrundung der Lektüre gibt es übrigens eine grandiose Playlist.
 

FAZIT
Ein tiefgründiger und zugleich unterhaltsamer Roman, der uns auf eine faszinierende Reise in die Hippie-Zeit mitnimmt.

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Veröffentlicht am 12.04.2024

Bewegende Geschichte übers Abschiednehmen

Das späte Leben
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MEINE MEINUNG
In seinem neuen Roman „Das späte Leben" erzählt der deutsche Autor Bernhard Schlink eine leise, bewegende Geschichte, die berührt, nachdenklich stimmt und dazu anregt, über das eigene Leben, ...

MEINE MEINUNG
In seinem neuen Roman „Das späte Leben" erzählt der deutsche Autor Bernhard Schlink eine leise, bewegende Geschichte, die berührt, nachdenklich stimmt und dazu anregt, über das eigene Leben, die Liebe, das Älterwerden, die Endlichkeit des Seins und das Abschiednehmen zu reflektieren.
Der in drei Teile angelegte Roman wird aus der Perspektive des Protagonisten erzählt und trägt deutlich autobiografisch geprägte Züge.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der 76-jährige angesehene Berliner Rechtswissenschaftler Martin Brehm, der mit einer fatalen Krebsdiagnose konfrontiert wird und nach anfänglichem Verleugnen erst allmählich realisiert, dass ihm bleibt nur noch wenig Zeit zum Leben bleibt. In bewegenden und bisweilen unfreiwillig komischen Episoden haben wir Anteil daran, wie er beginnt sich in den wenigen verbleibenden Monaten seines Lebens mit den letzten Dingen auseinandersetzen und zugleich in selbstkritischen Rückblicken Bilanz zu ziehen. Intensiv hinterfragt er sein bisheriges Leben, seine Errungenschaften, seine Persönlichkeit und fehlende Emotionalität und ergeht sich in Selbstzweifeln. Vor allem beschäftigt er sich mit dem Gedanken, wie er seine Frau und seinen erst sechsjährigen Sohn auf das Leben nach seinem Ableben vorbereiten kann. In einem Abschiedsbrief hinterlässt er seinen Sohn eine Art geistiges Vermächtnis, in dem er die großen philosophischen Themen Liebe, Glaube, Gerechtigkeit und weitere Lebensweisheiten behandelt. So begleiten wir Martin in den unterschiedlichen Phasen der Selbstreflexion und der schonungslosen Auseinandersetzung mit seinem eigenen Leben, seinen vergangenen Erlebnissen und Erkenntnissen auf dem Weg des Abschiednehmens und Sterbens. Doch auch aktuelle Verwicklungen stellen ihn vor zusätzliche Herausforderungen und überschatten seine letzten Lebenswochen.
Der prägnante Schreibstil passt hervorragend zu der eher nüchternen Persönlichkeit und dem gelassenen, wenig emotionalen Wesen des Protagonisten, so dass wir nicht in ein Auf und Ab von überbordenden Gefühlswelten eintauchen, sondern Martin in sehr reduzierter Form bei seinem Sterbeprozess erleben.
Schlink ist insgesamt eine sachliche, unterhaltsame und nachdenklich stimmende Auseinandersetzung mit dem Thema Tod gelungen, die uns dazu anregt, über die großen Fragen des Lebens und des Sterbens nachzudenken.

Zum Hörbuch:
Das Hörbuch wird von Schauspieler und versiertem Sprecher Ulrich Noethen gekonnt präsentiert. Mit seiner angenehm ruhigen warmen Stimme passt er perfekt zum Charakter des Protagonisten und erweckt ihn sehr überzeugend zum Leben. Durch geschickte Wechsel des Lesetempos, Verändern der Intonation und Lautstärke gestaltet der Sprecher die sehr ruhige Handlung dennoch abwechslungsreich, so dass wir immer tiefer in die atmosphärisch dichte Geschichte hineingezogen werden. Insgesamt eine rundum gelungene Lesung!
FAZIT
Eine gelungene Reflexion über die Endlichkeit des Seins und das Abschiednehmen vom Leben- warmherzig einfühlsam geschrieben, tiefgründig und sehr nachdenklich stimmend!

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