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Veröffentlicht am 20.05.2024

Wandschauer

Der dunkle Wald
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Nachdem die Menschheit erstmals Kontakt mit den Außerirdischen von Trisolaris hatte, herrscht große Sorge, um nicht zu sagen Panik. Die fremde Zivilisation hat sämtliche Kommunikation infiltriert, die ...

Nachdem die Menschheit erstmals Kontakt mit den Außerirdischen von Trisolaris hatte, herrscht große Sorge, um nicht zu sagen Panik. Die fremde Zivilisation hat sämtliche Kommunikation infiltriert, die Menschen können nichts mehr geheim halten. Nur in die Gedanken kann Trisolaris nicht eindringen. Deshalb werden sogenannte Wandschauer erwählt, die nur mit ihren Gedanken einzeln jeweils einen Plan entwickeln sollen, um Trisolaris zu bekämpfen. Neben drei hochrangigen Persönlichkeiten wird Luo Ji ausgewählt, der in seinem bisherigen Leben nicht viel geleistet hat. Luo Ji möchte seine laxe Lebensweise beibehalten, aber er muss schnell feststellen, dass dieser Posten als Wandschauer nicht so einfach loszuwerden ist.

Bei diesem Band handelt es sich um den zweiten Band der Trisolaris Reihe. Die Erde lebt inzwischen unter der Bedrohung der herannahenden Trisolarier. Zwar bleibt eine Reaktionszeit von mehreren hundert Jahren, jedoch ist sehr fraglich, ob es ausreicht, um eine Strategie zu finden. Schließlich müssen die Wandschauer ganz alleine arbeiten und es ist auch nicht so, dass Trisolaris nicht versuchen würde, herauszufinden, was sich die Wandschauer ausdenken. Zusätzlich muss die große Zeitspanne für die Wandschauer überbrückt werden. Da bleibt nur der Kälteschlaf. Bis dahin will Luo Ji das beste aus seinem Leben machen. Dazu lässt er seine Auftraggeber zunächst nach einer Frau suchen.

Zum einen ist die Story um Trisolaris sehr interessant, zum anderen ist auch die Hörspielreihe vom WDR hervorragend produziert. Der Umfang der Bücher mag vielleicht etwas abschrecken. Man gewinnt auch wie beim ersten Teil den Eindruck, dass die Quintessenz des Buches bestens erfasst wurde. Die Szenenbandbreite reicht von lieblich, über spannend, bedrohlich bis gruselig. Ein Wechselbad der Gefühle, welches man durchläuft und welches einen den freien Tag dazu nutzen lässt, das Hörspiel weitgehend in einem Zug zu genießen. Diese Reihe hat es schon in sich, auch wenn gerade der Chinese es ist, der sich anschickt, die Welt zu retten. Es ist ein schlitzohriger und sympathischer Chinese. Man darf auf den dritten Teil der Hörspielreihe gespannt sein. Zur Zeit ist die gesamte Trilogie in der ARD Audiothek abrufbar.

Veröffentlicht am 20.05.2024

Drei Schicksale

Unter dem Moor
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Im Ausklingen der Corona-Pandemie ist die junge Ärztin Nina ausgebrannt. Sie sieht nicht mehr, wieso sie als Klinikärztin arbeiten soll. Mit ihrer neu erworbenen Hündin Ayla reist sie zu einem Ferienhaus ...

Im Ausklingen der Corona-Pandemie ist die junge Ärztin Nina ausgebrannt. Sie sieht nicht mehr, wieso sie als Klinikärztin arbeiten soll. Mit ihrer neu erworbenen Hündin Ayla reist sie zu einem Ferienhaus im Stettiner Haff. In Berlin hat sich Ayla nicht wohlgefühlt, doch hier auf dem Land blüht sie auf. Und schon bald entläuft sie ihrer Besitzerin und landet in einer Falle. Zum Glück findet Nina ihre Ayla und noch mehr. Viele Jahre vorher, im Jahr 1936 wird die 14jährige Gine zum Landjahr ins Stettiner Haff verschickt. Dort wird sie schwer misshandelt. In den 1970ern lebt Sigrun mit ihrer kleinen Familie ebenfalls in dem kleinen Dorf am Stettiner Haff.

Eher zufällig stößt Nina durch ihren entlaufenen Hund auf vornehmlich das Schicksal von Sigrun. Nina ist unzufrieden mit ihrem Leben und unausgefüllt. Möglicherweise überträgt sich ihre innere Anspannung auf ihre Hündin Ayla, die ihr nicht so richtig folgen will. Dadurch lernt sie Marco kennen, dessen Mutter vor Jahren verschwunden ist. Nach und nach enthüllen sich die Geschehnisse, die ihren Anfang bereits vor dem zweiten Weltkrieg nahmen. Für die beginnende Kriegswirtschaft wurden auch Kinder zum Arbeitsdienst herangezogen. Landjahr wurde es genannt und die Verschickung erfolgte so weit weg von den Eltern, dass diese keinen Einfluss darauf nehmen konnten, wie die Kinder behandelt wurden.

Das Leben dreier unterschiedlicher Frauen wird mit diesem spannenden Familienroman dargestellt. Eigentlich ist es jeweils eher ein kleiner Ausschnitt, der sich allerdings als richtungsweisend erweist. Sowohl Gine als auch Sigrun und Nina durchleben eine entscheidende Phase. Nina will und muss für sich selbst Entscheidungen treffen. Gine wird keine Wahl gelassen, etwas, dass sie nicht vergisst. Sigrun liebt ihren kleinen Sohn, doch das Leben in der DDR mit ihrem Ehemann Achim ist für sie nicht immer leicht. Sehr unterschiedlich sind diese Frauen. Es zeigt sich, dass es nicht so abwegig ist, zu glauben, dass Schicksale mehrere Generationen von Menschen beeinflussen können. Vielleicht vermisst man einen noch eingehenderen Zusammenhang und empfindet Sigruns Erleben als nicht so unter die Haut gehend, doch insgesamt führen Ninas Entdeckungen zu einer beeindruckenden Reise in die deutsche Geschichte. Nein, früher war nicht alles besser und leider ist heute nicht alles gut. Man wünschte, die Menschen wüssten das Erreichte mehr zu schätzen und sie würden sich für den Erhalt mit aller Kraft einsetzen.

Das Cover gibt dem Betrachter oder der Betrachterin einen stimmungsvollen Eindruck einer Moorlandschaft. Vorgetragen wird das Hörbuch, das mit demselben Cover ausgestattet ist, von Verena Wolfien, die es ausgezeichnet versteht, den Figuren eine Stimme zu verleihen.

Veröffentlicht am 12.05.2024

Die magischen Fünf

Die Erwählten - Tödliche Bestimmung
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In einem Chicago verursachte der so genannte Dunkle große Katastrophen, die viele Menschenleben forderten. Ein Prophezeiung deutet an, dass fünf Auserwählte den Dunklen besiegen werden. Die Behörden machen ...

In einem Chicago verursachte der so genannte Dunkle große Katastrophen, die viele Menschenleben forderten. Ein Prophezeiung deutet an, dass fünf Auserwählte den Dunklen besiegen werden. Die Behörden machen sich auf die Suche nach den Menschen, die die Kriterien erfüllen. Sloane, Matt, Essie, Inez und Albie erfüllten alle Parameter. Und tatsächlich schaffen sie es, das Wirken des Dunklen zu beenden. Nun, zehn Jahre später, soll das Jubiläum gefeiert werden und ein Denkmal wird feierlich eingeweiht. Nach dem Feierlichkeit kommt Albie ums Leben. Und die übrig gebliebenen Vier finden sich plötzlich in einem Chicago wieder, das nicht wirklich ihres ist.

Sloane und ihre Freunde bilden eine eingeschworene Clique. Als ihr Freund Albie, der vor seiner Verletzung die tollsten Papierkraniche gefaltet hat, umkommt, sind sie untröstlich. Besonders Sloane macht sich Vorwürfe. Doch irgendwie sind sie in einem anderen Chicago gelandet und mit dieser neuen Situation müssen sie auch erstmal zurechtkommen. In diesem Chicago scheint es auch eine Art Dunklen zu gehen und dieser ist wohl nicht tot. Sloane macht sich Sorgen. Sollte ihr Dunkler etwa noch am Leben sein? Doch damit nicht genug, Sloane macht ich auch Gedanken darüber, wie sie zu Matt wieder eine freundschaftliche Beziehung aufbauen kann.

Eine Mischung aus Fantasy und Science Fiction bietet der Roman, der als erster für Erwachsene der Autorin beschrieben wird. Für junge Erwachsene trifft es wohl auch. Die Story um Sloane, die beginnt, ihre Stellung als Auserwählte zu hinterfragen. Durch den Wechsel in die andere Stadt, muss sie ihre Rolle weiter spielen. Durch diesen Bruch geht zwar ein interessanter Ansatz verloren, doch auch die neue Wendung fesselt, denn es gibt wieder ein Geheimnis um einen Zerstörer. Die Geschichte ist einerseits leichtfüßig erzählt, beinhaltet aber auch ernste und geheimnisvolle Elemente. Eine Welt, in die man eintauchen kann mit sympathischen Charakteren. Dieser Ausflug in eine Phantasie-Welt lohnt ich, auch wenn sich vielleicht doch eher jüngere Erwachsene angesprochen fühlen.

Veröffentlicht am 10.05.2024

Theaterglanz

Experte in Sachen Mord
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Josephine Tey reist im Zug nach London, um einer der letzten Aufführungen ihres Stückes beizuwohnen. So überwältigend war der Erfolg des Theaterstücks, dass sie inzwischen eigentlich eher froh ist, dass ...

Josephine Tey reist im Zug nach London, um einer der letzten Aufführungen ihres Stückes beizuwohnen. So überwältigend war der Erfolg des Theaterstücks, dass sie inzwischen eigentlich eher froh ist, dass sich der Rummel dem Ende zuneigt. Während der Fahrt lernt Josephine eine junge Frau kennen, die eine Bewunderin des Stückes ist. Elspeth freut sich riesig, dass sie die Autorin ihres Lieblingsstücks kennenlernen darf und auch auf das Wochenende bei Onkel und Tante freut sie sich ebenso wie auf das Treffen mit ihrem Freund. Die Welt steht ihr offen. Und mit ihrem freundlichen Wesen nimmt sie auch Josephine sofort für sich ein.

Bei diesem Roman handelt es sich um den ersten Band der im Original inzwischen elfbändigen Reihe um die Autorin Josephine Tey, Inspector Archie Penrose ist ein Freund Josephines. Sie kennen sich schon seit Ewigkeiten. Ihre Freundschaft wird allerdings von Ereignissen überschattet, die vor ungefähr fünfzehn Jahren während des ersten Weltkrieges stattgefunden haben. Dennoch bezieht Archie seine Freundin in die Ermittlungen um den Tod der jungen Elspeth mit ein. Schließlich hat sie die junge Dame gekannt und vielleicht hat sie etwas beobachtet. Josephine ist ausgesprochen schockiert. Wer kann nur ein Motiv haben, eine so liebenswerte junge Frau zu töten.

Josephine Tey hat tatsächlich gelebt, sie hat Theaterstücke und Kriminalromane geschrieben. Wie Nicola Upson um diesen Rahmen Krimis strickt, hat was. Was ist Wahrheit, was ist Fiktion? Bei dem Fall handelt es sich wohl eher um Fiktion. Diese ist sehr geschickt zusammengefügt. Kaum zu glauben, aber die verwickelte Geschichte führt tatsächlich zu einem Motiv. Mit einem, auf das man als Leser wirklich nicht kommt. Auch wenn die Nachforschungen zu Beginn etwas langsam vorangehen. Sobald man merkt, dass hinter einigen Andeutungen doch mehr steckt, ist man gepackt. Man will das Knäul entwirren, dessen Ursprünge weit in die Vergangenheit zurückreichen. Was auch Josephine dazu bringt, sich zu erinnern und in Erwägung zu ziehen, diese Erinnerungen auch mal loszulassen. Ein klassischer englischer Krimi wie man ihn gerne liest.

Grundsätzlich können die Bücher der Reihe unabhängig voneinander gelesen werden, um den Rahmen zu kennen, ist es vielleicht dennoch ratsam, mit dem ersten Band anzufangen.

Veröffentlicht am 30.04.2024

Der Tote am See

Was der See birgt
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Die Polizeireporterin Gianna Pitti arbeitet bei der lokalen Zeitung. Sie will die erste sein, die berichtet. Eher zufällig ist sie zur Stelle als am Nordufer des Gardasees ein Toter gefunden wird. Frech ...

Die Polizeireporterin Gianna Pitti arbeitet bei der lokalen Zeitung. Sie will die erste sein, die berichtet. Eher zufällig ist sie zur Stelle als am Nordufer des Gardasees ein Toter gefunden wird. Frech wie sie ist verschafft sich Gianna Zutritt zum Fundort der Leiche. Und sie schafft es, einen Blick auf den Toten zu werfen. Entsetzt stellt sie fest, dass sie ihn kannte. Am Vorabend haben sie sich getroffen und nun ist Filippo tot. Für Gianna ist es klar, sie wird in Verdacht geraten und sie muss den Täter vor der Polizei finden.

Gianna Pitti entstammt einer alten italienischen Familie. Doch leider ist nur noch ihr Onkel Francesco, der Marchese, übrig. Giannas Vater verschwand vor einem Jahr spurlos. Auch er war Journalist und seinen großen Fußstapfen will sie gerecht werden. In ihrem ersten Fall, über den sie berichten will, wird es sehr heikel. Es mutet schon nicht gut an, wenn man das Opfer kennt. Das wäre ja fast eine Steilvorlage für die Polizei, wenn sie denn Bescheid wüsste. Wie soll Gianna es angehen? Wenn sie ehrlich ist, weiß sie nicht viel über Filippo und schon garnichts darüber, wer ihm nach dem Leben trachtete.

Eine neue Reihe von Lenz Koppelstätter lässt sich sehr gut an. Gianna und ihre Chefredakteurin Elvira bilden ein gutes Team. Ein weiteres Team besteht aus Elvira und Onkel Francesco, was Gianna nicht so klar ist, für den Leser aber sehr interessant ist. Was es mit dem Toten am See auf sich hat, ist nicht so leicht herauszufinden. Da muss eine Schicht nach der anderen durchdrungen werden. Und man staunt, was da zutage kommt. Zwar hat man hin und wieder schneller eine Ahnung als es der Autor wohl geplant hat, doch darüber kann man hinwegsehen und sich der guten Unterhaltung in einem angenehmen Setting hingeben.

Das stimmungsvolle Cover gibt einen guten Eindruck, von der idyllischen Uferlandschaft des Sees. Idyllisch jedenfalls solange kein Toter am Ufer liegt.