Profilbild von Dreamworx

Dreamworx

Lesejury Star
offline

Dreamworx ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Dreamworx über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.05.2024

Unsere Sehnsüchte sind unsere Möglichkeiten. – Robert Browning

Wenn wir unseren Träumen folgen
0

1930er Jahre Georgia/USA. Das von ihren Eltern gepachtete Hotel im kleinen Örtchen Sweetgum ist das Zuhause der drei Taylor-Schwestern Janessa, Lillian und Annie. Jede von ihnen hat besondere Träume für ...

1930er Jahre Georgia/USA. Das von ihren Eltern gepachtete Hotel im kleinen Örtchen Sweetgum ist das Zuhause der drei Taylor-Schwestern Janessa, Lillian und Annie. Jede von ihnen hat besondere Träume für ihr eigenes Leben: Lillian möchte so schnell wie möglich weg, Janessa ihren Tommy heiraten und Annie als Schauspielerin Karriere machen. Doch ein Anschlag in der örtlichen Baumwollspinnerei, die von dem reichen Mr. Spencer mit harter, grausamer Hand gewissenlos geführt wird und dem fast die ganze Stadt gehört, lassen ihre Zukunftspläne wie Seifenblasen zerplatzen. Ihr Vater stirbt bei dem Anschlag, so dass das Hotel eine neue Führung braucht, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. Schnell muss sich Janessa in die Rolle der Hotelmanagerin einfinden und gemeinsam mit ihren Schwestern den Betrieb am Laufen halten…
Ane Mulligan hat mit „Wenn wir unseren Träumen folgen – die Frauen von Sweetgum“ einen sehr unterhaltsamen Roman vorgelegt, der dem Leser nicht nur das vielseitige und arbeitssame Leben in einem Hotel näher bringt, sondern neben einer besonderen Familiengeschichte und deren Zusammenhalt auch mit den schlimmen Arbeitsbedingungen eines skrupellosen Geschäftsmannes aufwartet. Der flüssige, farbenfrohe und empathische Erzählstil lässt den Leser ins vergangene Jahrhundert reisen, wo er sich in einem kleinen Südstaatenörtchen wiederfindet, in dem jeder jeden kennt. An Janessas Seite erlebt der Leser die dramatischen Ereignisse vor Ort hautnah mit, die den Tod von Janessas Vater zur Folge hat und sie in eine Rolle hineindrängt, die sie für ihr eigenes Leben nicht geplant hatte. Doch der Familienzusammenhalt gibt ihr Rückendeckung, gemeinsam mit ihren Schwestern Lillian und Annie versucht sie, nicht nur ihren Gästen gerecht zu werden, sondern gleichzeitig den Familienunterhalt sowie den Erhalt des Hotels zu sichern. Die Zustände in der Spinnerei lassen dem Leser alle Haare zu Berge stehen. Kinderarbeit, entsetzliche Arbeitsbedingungen und die immer wieder auftretenden Unfälle sind an der Tagesordnung und werden selbst durch einen Streik der Bevölkerung nicht unterbunden aufgrund des großen Einflusses des Besitzers Mr. Spencer. Niemand fühlt sich in seinem Umfeld sicher. Mulligan beschreibt die Lage sehr plastisch und einfühlsam, so dass der Leser während der Lektüre durch eine Achterbahn der Gefühle rauscht, während die Spannung sich durch überraschende Wendungen immer mehr in die Höhe schraubt und das Kopfkino des Lesers auf Hochtouren laufen lässt. Der christliche Aspekt zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung und thematisiert das Vertrauen in Gott, der einem bei allen Höhen, Tiefen und täglichen Herausforderungen nicht allein lässt.
Die Charaktere wurden liebevoll ausgearbeitet und mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften versehen, die es dem Leser leicht machen, sich mit ihnen sofort wohl zu fühlen und sich ihnen an die Fersen zu heften. Janessa ist eine starke und mutige Frau, die sich nicht unterkriegen lässt, auch wenn sich ihre eigentliche Lebensplanung extrem ändert. Auch ihre Schwestern Lillian und Annie sind herzensgute Frauen, die den Zusammenhalt innerhalb der Familie leben und sich alle drei gegenseitig unterstützen. Spencer ist ein Mann ohne Skrupel, er geht über Leichen, um seinen Profit zu maximieren, gleichzeitig genießt er seine Machtposition und nutzt diese auch aus, um seinen Willen zu bekommen.
„Wenn wir unseren Träumen folgen – die Frauen von Sweetgum“ ist ein wunderbarer, fesselnder Roman vor historischer Kulisse, der nicht nur eine spannende Handlung präsentiert, sondern auch mit einer Familiengeschichte, Liebe und Zusammenhalt punkten kann. Absolute Leseempfehlung für einen Roman mit Tiefgang!

Veröffentlicht am 29.04.2024

Vertrauen heißt an Gott zu Glauben mitten in allem „Warum“. – Nancy Parker Brummett

Ins Herz geprägt
0

1883. Theresa Plane, die mit dem betuchten Edward Greystone verlobt ist, lebt bei ihrem Großvater, dem eine Druckerei gehört. Leider hat dieser große Schulden angehäuft und sich deshalb mit zwielichtigen ...

1883. Theresa Plane, die mit dem betuchten Edward Greystone verlobt ist, lebt bei ihrem Großvater, dem eine Druckerei gehört. Leider hat dieser große Schulden angehäuft und sich deshalb mit zwielichtigen Gestalten eingelassen, für die er Gravurplatten herstellt, um Falschgeld zu produzieren. Als Theresas große Liebe und Ex-Verlobter Broderick Cosgrove, der als verdeckter Secret Service Ermittler an dem Falschgeldfall arbeitet, auf der Bildfläche erscheint, spielt Theresas Welt völlig verrückt. Während ihre alten Gefühle für Broderick an die Oberfläche drängen, muss sie sich gleichzeitig darum kümmern, wie sie die Schulden ihres Großvaters bezahlen kann. Als ihr Großvater ermordet wird und Theresa in den Fokus sowohl des Secret Service als auch der Fälscherbande gerät, versucht Broderick, sie mit allen Mitteln zu schützen. Dabei stehen ihm seine Gefühle im Weg und bringen ihn und Theresa in große Gefahr…
Crystal Caudill hat mit „Ins Herz geprägt“ einen sehr unterhaltsamen spannenden historischen Roman vorgelegt, der neben einer spannenden Kriminalgeschichte auch eine schöne Romanze für den Leser bereithält. Der flüssige, farbenfrohe und fesselnde Erzählstil lässt den Leser schnell in die Vergangenheit reisen, wo er sich an die Seite von Theresa heftet und mit ihr gemeinsam ein gefährliches Abenteuer erlebt. Theresa führt einen Kampf gegen Windmühlen, während sie einerseits ihre Integrität und den Namen ihrer Familie verteidigt, andererseits aber auch die Schulden ihres Großvaters begleichen muss. Sie hat kaum Zeit, um ihren ermordeten Großvater zu trauern, sondern muss sich gegen allerlei zwielichte Gestalten behaupten, die sie bedrohen und teilweise auch körperlich zusetzen. Broderick und Edward sind ihr die meiste Zeit keine große Hilfe, denn die beiden konzentrieren sich darauf, sich gegenseitig anzufeinden und Theresa als ihren Schutzschild zu benutzen, wobei Edward ganz deutlich hervorkehrt, wo der Platz der Frau zur damaligen Zeit zu sein hat. Die Autorin versteht es hervorragend, die Spannung von Seite zu Seite durch überraschende Wendungen in die Höhe zu schrauben und den Leser immer wieder vor Rätsel zu stellen, die es zu lösen gilt, um das Puzzle zu lösen. Während die Verwicklungen zunehmen, stehen auch die widerstreitenden Gefühle Theresas im Raum, die zwar mit Edward verlobt ist, deren Herz aber immer noch Broderick gehört, obwohl er sie vor 5 Jahren einfach hat sitzenlassen. Der Leser erlebt Theresas Gefühlsbarometer hautnah mit und kann dieses gut nachvollziehen. Der christliche Aspekt ist wunderbar mit der Handlung verwoben, dreht sich um Vergebung und Verzeihen, vor allem aber um Vertrauen in Gott, dass dieser niemanden im Stich lässt und Wächter über das eigene Handeln ist.
Die Charaktere sind liebevoll mit menschlichen Eigenschaften ausgestaltet, so dass der Leser sich schnell in ihrer Mitte wiederfindet. Theresa ist eine mutige, entschlossene Frau, der Ehrlichkeit, Familie und Freundschaft eine Menge bedeuten. Edward ist ein herrischer Mann, der unbedingt seinen Willen durchsetzen will und dem dafür jedes Mittel recht ist. Broderick ist ein vertrauenswürdiger und treuer Kerl, der zwischen zwei Stühlen sitzt und jedem gerecht werden will. Lydia ist Theresa eine wunderbare Freundin, die sie immer wieder daran erinnert, was wichtig ist. Aber auch Protagonisten wie Alexander, Nathaniel oder Cat spielen starke Rollen in dieser Geschichte.
„Ins Herz geprägt“ besticht nicht nur mit einer sehr spannenden Kriminalhandlung, sondern auch mit einer schönen Liebesgeschichte. Der Leser klebt ab der ersten Zeile an den Buchseiten und erlebt bei einer rasanten Handlung ein tolles Kopfkino, wobei auch die Gefühlsachterbahn in Schwung kommt. Absolute Leseempfehlung!!!

Veröffentlicht am 22.04.2024

Wer oder was für Dich bestimmt ist, wird immer seinen Weg zu Dir finden. – Unbekannt

Ich verspreche, dich zu finden
0

1940. Aus ihrem Baumhausversteck müssen der 13-jährige Dietmar und die 10-jährige Brigitte aus ihrem Spielversteck heimlich beobachten, wie ihre Eltern von den Nazis verhaftet werden und damit ihre unbeschwerte ...

1940. Aus ihrem Baumhausversteck müssen der 13-jährige Dietmar und die 10-jährige Brigitte aus ihrem Spielversteck heimlich beobachten, wie ihre Eltern von den Nazis verhaftet werden und damit ihre unbeschwerte Kindheit abrupt beendet wird. Auf sich allein gestellt machen sich die beiden Kinder auf den Weg über Belgien nach England zu Dietmars Tante, doch kaum auf englischem Boden, werden die beiden getrennt. Doch Dietmar schwört, Brigitte wiederzufinden.
2017 recherchiert die erfolgreiche Investigativjournalistin Quenby Vaughn gerade in einem alten Spionagefall aus dem 2. Weltkrieg, als sie über den Anwalt Lucas Hough das Angebot seines Mandanten, dem Amerikaner Daniel Knight, erreicht, eine vermisste Frau ausfindig zu machen. Dem Auftrag kann Quenby aufgrund der Informationen einfach nicht widerstehen, zumal sie bald feststellen muss, dass es Verbindungen zwischen ihrem Spionagefall und der Suche nach der vermissten Frau gibt…
Melanie Dobson hat mit „Ich verspreche, Dich zu finden“ einen sehr berührenden, facettenreichen historischen Roman vorgelegt, der den Leser nicht nur in die Vergangenheit eintauchen lässt, sondern ihn gleichzeitig Protagonistin Quenby an die Seite stellt, um mit ihr die Rätsel der Vergangenheit aufzudecken und miteinander zu verknüpfen. Der flüssige, farbenfrohe und empathische Erzählstil lässt den Leser wechselweise in die Kriegstage des vergangenen Jahrhunderts sowie in die Gegenwart des Jahres 2017 reisen. Der Leser erlebt die beiden Kinderfreunde Brigitte und Dietmar bei ihrem gemeinsamen Spiel und beobachtet dann die Verhaftung der Eltern, die Flucht sowie die Trennung der beiden. Die starke Verbindung zwischen den beiden Kindern ist allgegenwärtig und durch nichts zu trennen. Gleichzeitig schaut der Leser Quenby bei ihren Recherchen über die Schulter, wobei er auch Quenbys eigenes Schicksal immer mehr kennenlernt. Die Autorin schafft es hervorragend, ihre Handlungsstränge nach und nach miteinander zu verknüpfen, so dass sich das Kaleidoskop der Geschichte langsam zusammenfügt. Dabei lässt sie nicht nur die Grausamkeiten der Kriegszeit im Kopf des Lesers lebendig werden, sondern berührt auch dessen Herz mit den einzigartigen Schicksalen ihrer Protagonisten, wobei sie es keine Minute an Spannung fehlen lässt. Die Handlung führt den Leser auf eine Achterbahn der Gefühle, immer in der Hoffnung, dass sich Dietmar und Brigitte endlich wiedersehen werden. Der christliche Aspekt, der sich mit Schuld, Verlust, Vergebung, Neuanfang und Vertrauen in Gott beschäftigt, hält sich in diesem Roman sehr im Hintergrund.
Die Charaktere wurden liebevoll ausgearbeitet und mit authentischen menschlichen Zügen ausgestattet. Der Leser hängt sich sofort an ihre Fersen, um keinen Augenblick der Ereignisse zu versäumen. Dietmar ist ein hilfsbereiter mutiger, starker Junge/Mann, der auch wenn ihn Jahrzehntelang Schuldgefühle plagen, immer zu dem Wort steht, das er einmal gegeben hat. Brigitte muss lange ein schwieriges Schicksal ertragen und sehnt sich doch insgeheim immer nach ihrem alten Freund Dietmar. Quenby hat selbst einiges auf ihren Schultern zu tragen, doch lässt sie sich davon nicht unterkriegen. Sie ist ehrlich, offen und sehr akribisch, wenn es um ihre Arbeit geht. Lucas ist ein integrer Mann mit einer guten Prise Humor, auf den man sich verlassen kann.
„Ich verspreche, Dich zu finden“ besticht nicht nur mit einer spannenden, berührenden historischen Handlung, sondern überzeugt vor allem mit den intensiven Schicksalen der Protagonisten, die den Leser mitten ins Herz treffen. Spannung, gut dosierte Wendungen sowie die Arbeit an der Zusammensetzung der Schicksalsfäden machen diesen Roman zur absoluten Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.03.2024

Den guten Steuermann lernt man erst im Sturme kennen. – Seneca

Sturmmädchen
0

1933 Monschau/Eifel. Elli, Käthe und Margot kennen sich von klein auf. Sie sind enge Freundinnen, die alles miteinander teilen, vor allem ihre Lebensträume. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten ...

1933 Monschau/Eifel. Elli, Käthe und Margot kennen sich von klein auf. Sie sind enge Freundinnen, die alles miteinander teilen, vor allem ihre Lebensträume. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten allerdings bringt nicht nur ihre Freundschaft gefährlich ins Wanken, auch ihre jeweiligen Zukunftspläne sind davon bedroht. Käthe lässt sich schnell von der Nazi-Ideologie einfangen, während Margot mit ihrer Familie als Juden plötzlich von der Gesellschaft geächtet und verfolgt wird. Und für Elli, die aufgrund einer Gehbehinderung sowieso schon dem Gespött der Bevölkerung ausgesetzt ist, wird jeder Schritt zu einem Spießrutenlauf. Trotzdem setzt sich gerade Elli für die Schwächeren ein und möchte vor allem ihrer Freundin Margot und deren Familie helfen, die immer mehr unter der braunen Herrschaft zu leiden haben. Wird die Freundschaft der drei Frauen diese harte Zeit überstehen oder kommt es zum endgültigen Bruch?
Lilly Bernstein hat mit „Sturmmädchen“ einen sehr spannenden Roman vor historischer Kulisse vorgelegt, der den Leser nicht nur in die dunkelste Zeit deutscher Geschichte zurückführt, sondern auch die Veränderung innerhalb einer Freundschaft aufzeigt, wenn sich durch gefährliche politische Ideologie das menschliche Verhalten ändert. Der flüssige, bildhafte und fesselnde Erzählstil ermöglicht es dem Leser, unsichtbar in die Mitte der drei Freundinnen seinen Platz zu finden, um dort ihre jeweilige Lebenssituation sowie deren Gedanken- und Gefühlswelt zu erkunden. Margot stammt aus einer wohlhabenden jüdischen Familie, die nach der Machtübernahme der Nazis immer mehr Repressalien, Anfeindungen und ständiger Angst ausgesetzt ist, am Ende sogar um ihr Leben fürchten muss. Käthe und ihre Familie haben sich von der Nazi-Propaganda regelrecht einlullen lassen, weshalb sie sich vor allem von ihrer Freundin Margot distanziert. Elli lebt allein mit ihrer Mutter Alma, die als Hebamme arbeitet und ihre Tochter aufgrund deren Handikaps immer beschützen möchte. Während die Autorin mit wohlgesetzten Pinselstrichen die Landschaft sowie deren Bewohner für den Leser zeichnet, macht sie auch nicht vor deren Veränderungen halt, die durch die Nazis immer mehr zutage treten. Da werden Nachbarn und Freunde auf einmal zu Feinden, niemand weiß mehr, wem er noch trauen kann, die Gesellschaft scheint regelrecht vergiftet, denn jeder möchte in diesen Zeiten möglichst unsichtbar sein und vor allem überleben, koste es, was es wolle. Bernstein erzählt nicht nur eine auf wahren Tatsachen beruhende Geschichte, sondern kann dem Leser die unterschiedlichsten Emotionen wunderbar vermitteln, indem sie die gesamte Klaviatur des Gefühlsbarometers ausspielt. Von der Handlung dermaßen gefesselt, kann man sich von den Seiten kaum trennen.
Die Charaktere sind liebevoll mit menschlichen Ecken und Kanten ausgestattet und glaubwürdig in Szene gesetzt. Der Leser fühlt sich vor allem Elli schnell sehr verbunden und heftet sich an ihre Fersen, um keinen Augenblick zu verpassen. Margot strahlt zu Beginn noch Optimismus aus, ist liebenswert und hilfsbereit, doch verliert sie ihre positive Weltsicht immer mehr, je schlimmer sie und ihre Familie zu leiden haben. Hat man als Leser Käthe am Anfang noch als Teil der Freundinnen betrachtet, rückt dieser Eindruck immer mehr in den Hintergrund, je mehr sie die Nazi-Ideologie verinnerlicht. Eigentlich ist sie als junge Frau ein Opfer, denn sie hat womöglich nicht die Kraft, sich gegen ihre Familie aufzulehnen. Umso mehr muss man Elli lieben und bewundern für ihre Warmherzig- und Menschlichkeit, für ihren Mut und ihre Stärke, alles für diejenigen zu tun, die ihr am Herzen liegen.
„Sturmmädchen“ begeistert nicht nur mit einer spannenden Geschichte um den Wert der Freundschaft, sondern brilliert auch durch einen wunderbaren Erzählstil, der den Leser atemlos und emotional berührt zurücklässt, wenn die letzte Seite gelesen ist. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.03.2024

Erfahrung ist der Anfang aller Kunst und jedes Wissens. - Aristoteles

Töchter des Aufbruchs
0

1910 Elsaß-Lothringen. Lehrerin Pauline Martin hat nach dem Tod ihrer Patentante die Leitung deren Pensionats für höhere Töchter übernommen und unterrichtet sie in einem modernen Stil, um ihnen Selbstbewusstsein ...

1910 Elsaß-Lothringen. Lehrerin Pauline Martin hat nach dem Tod ihrer Patentante die Leitung deren Pensionats für höhere Töchter übernommen und unterrichtet sie in einem modernen Stil, um ihnen Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit zu vermitteln. Unter den Schülerinnen, die sowohl aus verschiedenen Landesregionen Deutschlands, Frankreich und Luxemburgs kommen, ist auch Paulines Nichte Suzette, die schon bald mit ihrer unbedachten Art das gesamte Pensionat in Aufruhr versetzt. Sie verabredet sich unerlaubt nachts mit einem Soldaten und verschwindet spurlos, was nicht nur Pauline und ihr Pensionat in Schwierigkeiten bringt, sondern auch den preußischen Hauptmann Erich von Pliesnitz auf den Plan ruft. Als auch noch der neue geheimnisvolle Gärtner Vincent ungewollt für einiges an Unruhe sorgt, muss endlich eine Lösung her, damit der Ruf des Pensionats nicht weiter leidet. Obwohl Pauline und von Pliesnitz unterschiedliche Auffassungen haben, müssen sie hier zusammenarbeiten. Ob es ihnen gelingen wird, alles aufzuklären und die Wogen zu glätten?
Marie Pierre alias Maria W. Peter hat mit „Töchter des Aufbruchs“ den Auftaktband ihrer neuen Pensionat-Trilogie vorgelegt, der den Leser nicht nur mit interessantem historischen Hintergrundwissen versorgt, sondern ihn einlädt, am sehr unterhaltsamen Pensionatsleben teilzunehmen. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil bringt den Leser sofort in die Vergangenheit, wo ihm die Türen zum Pensionat geöffnet werden. Während er sich unter den Schülerinnen und dem Personal tummelt, tritt nach und nach so manches Geheimnis zutage. Pauline hat alle Hände voll zu tun, ihren Schülerinnen nicht nur den Lehrstoff zu vermitteln, sondern muss sich nebenbei auch noch um die Erweiterung des Lehrpersonals kümmern, als eine Lehrerin kündigt. Nichte Suzette macht ihr mit ihrer aufsässigen Art das Leben schwer und droht, den Ruf des Pensionats und aller Bewohner in Misskredit zu bringen. Die unvermeidliche Hilfesuche bei Hauptmann von Pliesnitz ist Pauline zuerst äußerst unangenehm, doch je näher die beiden sich kennenlernen, umso mehr wissen sie den anderen zu schätzen. Währenddessen sucht der durch einen Schicksalsschlag traumatisierte Vincent Unterschlupf als Gärtner im Pensionat und wird ausgerechnet dort mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Die Autorin versteht es meisterhaft, ihre kurzweilige, spannende Geschichte mit gut recherchierter Historie zu ummanteln, so dass der Leser das Gefühl hat, hautnah dabei und Teil der Handlung zu sein. Die geheimnisvollen Umstände fordern zum Miträtseln auf, während gleichzeitig die damaligen gesellschaftlichen Regeln und Normen allseits präsent sind.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt, sie überzeugen mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften, so dass der Leser sich in ihrer Mitte sofort wohl fühlt und sich an ihre Fersen heftet. Pauline ist eine patente, herzensgute und weltoffene Frau, die sich ihre Selbständigkeit hart erkämpft hat. Sie liebt ihre Arbeit, besitzt viel Einfühlungsvermögen und eine natürliche Sensibilität für ihre Schützlinge, wobei sie auch eine führende Hand nicht vermissen lässt. Erich von Pliesnitz ist der typische Soldat mit Führungsqualitäten. Negative Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht lassen ihn hart erscheinen, doch besitzt er einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn sowie eine angeborene Spürnase. Vincent Lehmann umweht zwar ein Geheimnis, doch er ist freundlich, rechtschaffend und fürsorglich. Suzette ist ein egoistisches, aufmüpfiges junges Ding, dass sich ihrer Taten gar nicht bewusst sein will, Hauptsache sie bekommt ihren Willen.
„Töchter des Aufbruchs“ ist ein wunderbarer Trilogiestart, der mit einer sehr unterhaltsamen Geschichte überzeugt, die nicht nur gut recherchierte Historie, sondern neben dem Pensionatsleben auch mit einiges an Spannung punkten kann. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Highlight!