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Veröffentlicht am 14.12.2018

Bewegender biografischer Roman über die Zeit des 2. Weltkrieges

Hoffnungsschimmer in Trümmern
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Pia Wunder hat ihren Großvater nie kennengelernt. Irgendwann hat sie ihren Mut zusammengenommen und ihre Großmutter und ihre Mutter zu deren Vergangenheit befragt. Daraus entstand eine bewegende, biografische ...

Pia Wunder hat ihren Großvater nie kennengelernt. Irgendwann hat sie ihren Mut zusammengenommen und ihre Großmutter und ihre Mutter zu deren Vergangenheit befragt. Daraus entstand eine bewegende, biografische Geschichte über eine Zeit, die in vielen Familien so tabuisiert ist, dass Nachfahren oft nur wenig erfahren über diese furchtbare Zeit. Dabei wäre es so wichtig viele Zeitzeugenberichte zu haben, damit sich die Geschichte nie mehr wiederholt.

Der Roman nimmt seinen Anfang 1942 in Posen, wo die unverheiratete Grete kurz vor der Niederkunft ihrer Tochter Ilse steht. Die Hochzeit war schon geplant, da kamen Grete und ihrem Liebsten Ludwig der Krieg dazwischen, und so musste sich Grete allein durchschlagen, wie so viele Frauen in dieser Zeit. Wunderbar einfühlsam berichtet die Autorin von der sicher schwersten Entscheidung in Grete's Leben, ihre kleine Tochter nach der Geburt in ein Waisenhaus geben zu müssen, um arbeiten gehen zu können. Die Alternative, die kleine Tochter bei den Eltern und der großen Schwester in Mark Brandenburg, wo es leider keine Arbeit für Grete gab, aufwachsen zu lassen, bedeutete eine weitere Trennung für Grete von ihrem geliebten Kind, war aber letztendlich die bessere Entscheidung.

Der Leser erfährt in der Folge über die dramatische Flucht ins Rheinland, über das Schicksal der Eltern und ihrer Schwestern, insbesondere das ihrer Zwillingsschwester Ida. Der Schreibstil der Autorin ist einfach und flüssig, und ich habe oft mit Grete und der kleinen Ilse mitgefiebert. Man spürt in jeder Zeile die große Zuneigung der Autorin zu ihrer Großmutter und auch ihrer Mutter.

Was mich gewundert hat, ist das das Schicksal der Juden nur sehr zaghaft erwähnt wurde. Ich kann nicht beurteilen, ob die Menschen damals einfach die Augen verschlossen haben, weil sie gar nicht wissen wollten was dort geschehen ist oder ob es tatsächlich möglich ist das sie die ganze Wahrheit nicht kannten. Grete trifft auf ihrer Flucht einen Juden, der nach seiner Familie sucht. Die Beiden helfen sich so gut sie können, bevor sie sich wieder trennen um sich alleine weiter durchzuschlagen.

Ich kann das Buch auf jeden Fall von Herzen empfehlen. Einen kleinen Stern habe ich abgezogen, da mir zwischendurch einige wenige Rechtschreibfehler aufgefallen sind.

Ich bedanke mich für das Buch, das mir freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde.

Veröffentlicht am 13.05.2024

Ein bisschen wenig Plot

Unschuld
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Florentin Carver sitzt im Todestrakt wegen Mordes an dem 16 jährigen Casper Rosendale ein, und sein Urteil soll in 35 Tagen vollstreckt werden. Seine Tochter Molly, die von seiner Unschuld überzeugt ist, ...

Florentin Carver sitzt im Todestrakt wegen Mordes an dem 16 jährigen Casper Rosendale ein, und sein Urteil soll in 35 Tagen vollstreckt werden. Seine Tochter Molly, die von seiner Unschuld überzeugt ist, schleust sich als Hausmädchen bei den Rosendales ein, um ihren Vater in letzter Sekunde noch vor der Giftspritze zu retten. Soviel zur Ausgangssituation.

Man könnte meinen, es handele sich um einen Krimi, aber auf dem Cover steht Roman, zu Recht. Dem Autor geht es glaube ich auch weniger um einen Kriminalfall, als vielmehr um die Beziehungen der handelnden Personen zueinander und das Herausstellen von Missständen in den USA wie Medikamentenmissbrauch, das Recht auf Schusswaffenbesitz und die riesige Schere zwischen Arm und Reich zum Beispiel.

Den Schreibstil von Takis Würger mochte ich dann auch sehr, den Plot umso weniger. Dieser ist total vorhersehbar und verläuft genauso, wie ich es schon frühzeitig vermutet hatte. Es gibt keinerlei Überraschungen, leider.

Dennoch habe ich das Buch recht gerne gelesen. Es liest sich locker flockig weg. Besonders die Beziehung der Protagonistin Molly zu ihrem Onkel und ihrem Vater war so toll. Die Familie hat so gut wie keinen Besitz, lebt von der Hand in den Mund und hat doch soviel Herzenswärme. Molly ist auf der anderen Seite aber auch keine wirkliche Heldin. Sie hat ein schweres Suchtproblem, schluckt Tabletten wie Brausebonbons und bekommt ihr Stottern, dass sie von Kindheit an begleitet nicht in den Griff. Außerdem befürchtet sie eine Krankheit geerbt zu haben, traut sich aber nicht sich Klarheit zu verschaffen. Ihre raue Schale täuscht. So sind nicht nur die reichen Rosendales irgendwie „Versehrte“, sondern auch sie.

Dies ist mein erstes Buch von Takis Würger und ich werde auf jeden Fall nochmal etwas anderes von ihm lesen, auch wenn „Unschuld„ für mich nicht der große Wurf war.

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Veröffentlicht am 08.05.2024

Unterhaltsames Gedankenexperiment

Wir werden jung sein
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In Maxim Leo‘s Roman „ Wir werden jünger“ treffen wir auf 4 Probanden einer Medikamentenstudie in der Berliner Charité . Sie alle haben Probleme mit ihrem Herzen und sie alle bekommen das noch nicht zugelassene ...

In Maxim Leo‘s Roman „ Wir werden jünger“ treffen wir auf 4 Probanden einer Medikamentenstudie in der Berliner Charité . Sie alle haben Probleme mit ihrem Herzen und sie alle bekommen das noch nicht zugelassene neue Medikament verabreicht, dass ihnen mehr Lebensqualität ermöglichen soll. Zur Überraschung des Studienleiters und Professors, der sich im Übrigen das Medikament auch selbst verabreicht hat, werden die Probanden durch die Einahme nach einiger Zeit jünger.

Verena, eine ehemalige Weltklasseschwimmerin schwimmt wieder Rekorde ganz ohne Vorbereitung.

Jenny wird völlig unerwartet schwanger und das nach jahrelangen Fehlversuchen in der Kinderwunschklinik.

Wenger, ein Patrirach wie er im Buche steht, hat seine Firma wohl zu früh an die beiden Kinder übergeben, die alles was er aufgebaut hat reformieren wollen. Zum Sterben scheint es plötzlich zu früh.

Und der jüngste gerade mal 17 jährige Jakob, der sich trotz seines kranken Herzens zum ersten Mal verliebt hatte, spürt keine Lust mehr, weil sein Körper, zu dem eines Kindes geworden ist.



Verrückt, aber so schön erzählt , besonders als Hörbuch auch wunderbar vorgelesen von Simon Jäger, dass ich mich sehr gut unterhalten fühlte. Es war ein interessantes Gedankenexperiment, das auch viele ethische Fragen aufwirft.

Natürlich weckt der Nebeneffekt des Medikaments, die Möglichkeit der Verjüngung Begehrlichkeiten. Doch wenn die Alten sich immer wieder verjüngen, ist auch die Überbevölkerung wieder ein größeres Thema. Die Gesellschaft dürfte sich radikal verändern,und wer bekäme überhaupt Zugang zu der neuen Wunderpille?

Das Ende war leider etwas schnell abgehandelt und hat mir nicht ganz so gut gefallen, aber ansonsten hatte ich viel Spaß an dieser humorvollen an Satire grenzenden Geschichte.

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Veröffentlicht am 25.04.2024

Zerbrochene Träume

Unter Wasser Nacht
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Wenn das eigene Kind stirbt, mag man sich die unendliche Trauer, die einen als Eltern erfasst gar nicht vorstellen.

Doch dem Paar in dieser Geschichte ist das Unfassbare passiert. Ihr Sohn Aaron ist aus ...

Wenn das eigene Kind stirbt, mag man sich die unendliche Trauer, die einen als Eltern erfasst gar nicht vorstellen.

Doch dem Paar in dieser Geschichte ist das Unfassbare passiert. Ihr Sohn Aaron ist aus noch ungeklärter Ursache in der Elbe ertrunken und das Leben , die Beziehung des Ehepaars , die Freundschaft zu den Nachbarn, all das hat sich seit dem Ereignis verändert. Thies und Sophie sind sprachlos in ihrer Trauer und entfernen sich immer weiter voneinander, statt sich gegenseitig Trost spenden zu können. Sie neiden der Nachbarsfamilie, mit denen sie eigentlich eng befreundet waren ihre scheinbar perfekte Familie. Dann taucht eine Fremde, Mara, auf die ihre eigenen Interessen verfolgt und die gesamte Gruppe ordentlich aufmischt. Wer sie ist und was sie von Sophie und Thies und deren Freunden Inga und Bodo eigentlich will, erfährt man erst nach und nach. Auf jeden Fall kommen durch ihr Auftauchen Geheimnisse ans Licht und die Sprachlosigkeit wird aufgebrochen. Kristina Hauff erzählt feinfühlig und beobachtet genau die Gefühlswelten ihrer Protagonisten. Durch die multiperspektive Erzählform erfährt der Leser immer wieder neue Sichtweisen.

Aaron war kein einfaches Kind. Man erlebte ihn als aggressiv, und er hatte keine wirklichen Freunde. Leider gibt es für das Verhalten des 11Jährigen bis zum Schluss keine Erklärungen. Das habe ich als echtes Manko empfunden. Ansonsten hat mir das Buch und besonders der Schreibstil der Autorin sehr gefallen. Auch mochte ich, wie sie die wunderschöne Elbe- Auenlandschaft in ihre Geschichte eingebettet hat.

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Veröffentlicht am 19.04.2024

Ungewöhnlicher Krimi

Was wir verschweigen
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Nach einem Saufgelage in einem abseits gelegenen Sommerhaus wird ein Mann erstochen. Der offensichtliche Täter flüchtet in den Wald. Das Wetter ist stürmisch und regnerisch, so dass die Spurensuche fast ...

Nach einem Saufgelage in einem abseits gelegenen Sommerhaus wird ein Mann erstochen. Der offensichtliche Täter flüchtet in den Wald. Das Wetter ist stürmisch und regnerisch, so dass die Spurensuche fast aussichtslos ist.

Obwohl die volltrunkenen Zeugen nicht zu gebrauchen, scheint der Fall eindeutig zu sein, und der Geflüchtete, Antii Mielonen ist schnell gefasst. Doch als der stellvertretende Hauptkommissar Jari Paloviita den Namen des Täters erfährt, gerät er in ein Dilemma, denn es handelt sich um seinen besten Freund aus Kindheitstagen, dem er darüberhinaus sein Leben verdankt.

Der Mörder ist also von Beginn an bekannt. Die Geschichte, die uns der Autor erzählen will, ist eine andere. Er fokussiert sich auf die Charaktere, insbesondere auf die des Hauptkommissars und seinen Kinderfreund, der aus einem ganz anderen Mileu stammt, als er selber und der wahrscheinlich der beste Freund war, den er je hatte.

In Rückblenden erfahren wir nach und nach von weit zurückliegenden dramatischen Ereignissen in Jari Paloviita‘s Kindheit. Der Autor geht der Frage nach, was Freundschaft bedeutet und was man bereit ist, dafür zu tun.

Am Ende bleibt allerdings das Gefühl zurück, dass die Geschichte nicht auserzählt ist. Zwar wissen wir beim Schließen der Buchdeckel, warum Jari handelt, wie er handelt, doch andere Figuren aus der Vergangenheit verschwinden einfach, ohne das man weiß warum. Auch die Probleme der ermittelnden Kommissare Linda , die ganz offensichtlich Alkoholikerin ist und Oksi , der unter anderem einen ausgeprägten Waschzwang hat, werden nicht weiter erklärt.

Das mag aber daran liegen, dass dieser Krimi Teil 1 einer Reihe ist und der Autor die Charaktere der andren Kommissare erst in den folgenden Bänden näher beleuchten will. Der Krimi ( eher Spannungsroman) ist auf jeden Fall sehr ungewöhnlich und liest sich flüssig. Ich mochte ihn ganz gerne, auch wenn ich ihn nicht als Highlight bezeichnen würde.

Das Setting bindet der Autor gekonnt in seine Geschichte ein. Die Stimmung ist düster.

Man darf gespannt sein, wie es in Teil 2 weitergeht.

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