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Veröffentlicht am 15.11.2017

Ein Chefinspektor im Himmel und Gott spielt Golf

Tödliches Handicap
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Vorweg sei gesagt: Hier handelt es sich um einen ungewöhnlichen Krimi in Verbindung mit einer himmlischen Komödie. Auch ohne die Vorgänger zu kennen, findet der Leser gut in die Geschichte hinein.
Nun ...

Vorweg sei gesagt: Hier handelt es sich um einen ungewöhnlichen Krimi in Verbindung mit einer himmlischen Komödie. Auch ohne die Vorgänger zu kennen, findet der Leser gut in die Geschichte hinein.
Nun zum Inhalt:
Inspektor Sollstein wird bei einer Veranstaltung angeschossen und sein Chef und Freund Neuhorn danach regelrecht hingerichtet. Schnell stellt sich das Team die Frage, wem der Anschlag nun galt und welche Motive dahinter stecken. Die Ermittlungen gehen in alle erdenklichen Richtungen: das ist zum einen das Projekt „Vergnügungspark Plesching“ und eine entsprechende Bürgerinitiative und zum anderen eine mögliche Verbindung zu einem Mädchenhändlerring. Oder handelt es sich um persönliche Rache. Die Ermittler tappen im Dunkeln, während sich im Himmel einer ganz besonders auf die Ankunft von Chefinspektor Neuhorn freut: Petrus, der total überarbeitet an der Himmelspforte seinen Dienst versieht. Hoppla – was hat denn nun der Himmel mit dem Anschlag auf Sollstein und den Tod von Neuhorn zu tun? Viel, sehr viel sogar. Auf ganz ungewöhnliche Art und Weise verbindet die Autorin die Geschehnisse auf der Erde mit denen im Himmel. Der große Zusammenhang erschließt sich mit jeder Seite mehr und mehr. So vermischen sich die recht amüsanten Ereignisse im Himmel mit den fieberhaften Ermittlungen auf der Erde. Ein Feuerwerk an Spannung und Spaß!
Dabei verhält sich die himmlische Schar oft keineswegs so himmlisch und zurückhaltend wie sie sollte: Petrus ist total überarbeitet, gestresst und genervt, weil sich an der Pforte ein Stau bildet. Erzengel Gabriel wurde zum Golfjungen degradiert und er findet wenig Geschmack an seiner neuen Aufgabe – höflich ausgedrückt. Gott ist vollauf mit seinem Handicap beschäftigt und kümmert sich kaum ums Tagesgeschäft. Drei vorwitzige Engel spielen Schicksal und bringen damit jede Menge Unruhe sowohl auf Erden als auch in den Himmel. Ja, und der Teufel mischt auch noch kräftig mit! Da wird es höchste Zeit, dass ein praktisch denkender und geradliniger Kommissar sich und seine Talente einbringt und für Ruhe und Ordnung sorgt. Die Gefühle kochen über und es grenzt schon an ein Wunder, dass der Himmel nicht im Chaos versinkt. Die herrlich komischen Einblicke in das Treiben im Himmel liefern genug Stoff für eine eigene Geschichte. Sich das Lachen zu verkneifen, war oft gar nicht möglich.
Der Schreibstil fließt leicht dahin, wobei die Ernsthaftigkeit der Handlung nicht zu kurz kommt. Das Buch ist eine verrückte Mischung aus Krimi und Komödie. Ein paar meiner Mitleser/innen haben dafür eine neues Wort kreiert: Krimödie! Das finde ich sehr passend.

Veröffentlicht am 24.10.2017

Verzweifelter Kampf einer Mutter

Die stille Kammer
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Bei „Die Stille Kammer“ handelt es sich um einen Psychothriller der auf 2 Zeit- und Handlungsebenen angelegt ist. Auf der einen Seite kommt Emma Cartwright alias Susan Webster (Ich-Erzählerin) im Jahre ...

Bei „Die Stille Kammer“ handelt es sich um einen Psychothriller der auf 2 Zeit- und Handlungsebenen angelegt ist. Auf der einen Seite kommt Emma Cartwright alias Susan Webster (Ich-Erzählerin) im Jahre 2013 zu Wort und zwischendurch schwenkt die Autorin zu Jack (ebenfalls Ich-Erzähler) in den Jahren 1987 bis 2009 um.
Die Handlung beginnt im Jahre 2013 mit Susan Webster, einer verurteilten Kindsmörderin, die unter ihrem neuen Namen Emma Cartwright ein neues Leben begonnen hat. Sie ist etwas naiv, sehr vertrauensselig, voller Selbstzweifel und ängstlich. Als Frau eines privilegierten IT-Spezialisten hatte sie einst ein sorgloses Leben, in dem sich die Tage um Mode und Events drehten. Von dieser selbstbewussten Frau ohne Sorgen ist nach dem Tod ihres Sohnes Dylan nichts geblieben. Sie erinnert sich nicht an ihre vermeintliche Tat und kämpft schwer mit Selbstvorwürfen und Selbsthass. Susan ist geschieden von Mark und der Einzige, der zu ihr während der Verhandlung und in der ersten Zeit im Gefängnis gehalten hat, ist ihr Vater. Ihn hat sie von sich geschoben, weil sie ihn nicht mit ihrem verkorksten Leben „belästigen“ wollte und dachte, sie hätte die Einsamkeit verdient. In ihrer Zellengenossin Cassie, die wegen Mordes an der Geliebten ihres Mannes im Gefängnis sitzt, hat sie eine loyale, toughe und zuverlässige Freundin gefunden. Cassie ist ungeheuer hübsch, aber Männern gegenüber absolut misstrauisch und ablehnend. Eines Tages taucht das Foto eines 3jährigen Jungen mit Dylans Namen auf der Rückseite in Susans Briefkasten auf und kurz danach steht Nick Whitley, ein gutaussehender, charmanter, hilfsbereiter und geheimnisvoller Journalist bei ihr auf. Damit beginnt Susans verzweifelte Suche nach der Wahrheit und ihrem möglicherweise noch lebenden Sohn Dylan.
1987: Jack verfügt nicht nur über jede Menge kriminelle Energie, er ist ein absoluter Machtmensch, Egoist, manipuliert seine „Bruderschaft“, brilliert als ausgezeichneter Lügner und ist zudem brutal und rücksichtslos. Für ihn gelten nur seine eigenen Gesetze und nicht einmal vor dem Leben eines anderen hat er Respekt.
Was hat die Jungsclique/Bruderschaft um Jack auf der Durham University mit Susan Websters Geschichte zu tun? Wer steckt hinter den Vorfällen, die Susan zutiefst erschrecken und sie glauben lässt, ihr Sohn Dylan könne noch leben? Warum hilft ihr ausgerechnet der Journalist Nick, um hinter die Geschehnisse zu blicken? Wer hatte einen Grund, Susan als Kindsmörderin dastehen zu lassen? Das sind nur ein paar von unendlich vielen Fragen, die sich Susan, aber auch der Leser stellt. Die Spannung ist gleichbleibend hoch, ohne dass der Leser überfordert wird.
Am Ende überschlagen sich die Ereignisse und Jenny Blackhurst lässt den Leser in tiefe menschliche Abgründe blicken. Das Grauen greift schon während des Lesens mit kalten Fingern nach dem Leser und lässt ihn nicht mehr los. Die ungeheuerlichen, rücksichtslosen und brutalen Taten mehrerer Menschen und auch das Schweigen und Verdrängen der Taten ließen mich sprachlos zurück. Dabei ist die Handlung des Psychothrillers nicht weit von der Realität entfernt. Es gibt nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der jüngsten Geschichte immer wieder charismatische, manipulative und grausame Machtmenschen, die andere in ihren Bann ziehen und zu brutalen Handlungen verleiten. Wer möchte schon in einer Gruppe Gleichgesinnter der „Spielverderber“ sein? Oft entsteht eine Gruppendynamik und diese wird dadurch verstärkt, dass alle Beteiligten in einem Boot sitzen – sprich: gemeinsam Straftaten begehen und somit lieber mitmachen und schweigen. Die Autorin überzeugt mit der Darstellung menschlicher Abgründe und zeigt gekonnt wie eine einzelne Person eine ganze Gruppe beeinflussen und manipulieren kann. Dadurch entsteht eine Dynamik und alle machen mit, obwohl sie genau wissen, dass es unrecht ist. Da stellt sich die Frage, sind sie einfach Mitläufer, ist es ihnen egal, haben sie Angst, sich gegen den Anführer aufzulehnen oder wollen sie einfach dabei sein? Sehen sie in den Anführer eine Respektperson?
Jenny Blackhurst schafft mit ihrem Schreibstil und den wechselnden Erzählperspektiven eine düstere und beklemmende Atmosphäre, die sich mit jedem Kapitel verstärkt. Die Charaktere – vor allem Susan und Jack – sind sehr authentisch und plastisch beschrieben, so dass ich sie bildlich vor Augen hatte. Das war nicht immer leicht zu verkraften. Mit Susan habe ich mitgelitten und hätte ihr am liebsten geholfen und Jack fand ich so abstoßend, dass ich richtig wütend wurde. Ein paar Klischees tauchen im Buch auf, doch haben sie mich nicht groß gestört. Das Cover des Buches schimmert sehr schön und die Diskrepanz zwischen dem düsteren Hintergrund, dem Schmetterling und den Blutstropfen wird dadurch noch verstärkt. Ich habe das Buch innerhalb eines Tages verschlungen und kann es Thrillerfans nur empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Spannung
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 23.10.2017

Ein berührender Roman

Ich treffe dich zwischen den Zeilen
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Der Roman startet im Jahre 2016, geht dann zurück ins Jahr 2013 – zu dieser Zeit lernen sich Rob und Loveday kennen. Und schließlich erinnert sich Loveday an ihrer Kindheit im Jahre 1999, als sich ihr ...

Der Roman startet im Jahre 2016, geht dann zurück ins Jahr 2013 – zu dieser Zeit lernen sich Rob und Loveday kennen. Und schließlich erinnert sich Loveday an ihrer Kindheit im Jahre 1999, als sich ihr Leben drastisch änderte.
Loveday ist keine typische Buchhändlerin mit ihren Piercings, schwarz-gefärbten Haaren und Buchzitaten auf ihrer Haut. Sie arbeitet bei Archie in einem Antiquariat und liebt Bücher. Nicht nur mit ihrem Äußeren versucht sie sich von der Außenwelt abzuschotten, sie lebt zurückgezogen und ist nicht sonderlich gesellig. Loveday hat sich ihre eigene kleine Welt geschaffen. Diese besteht aus ihrer kleinen Wohnung und dem Antiquariat zwischen denen sie hin und her radelt. Das Antiquariat mit seinem Inhaber Archie ist für sie wie ein Kokon, in dem sie sich sicher und vor der Außenwelt verborgen fühlt.

Einmal hat sie sich auf einen Mann – Rob - eingelassen und wurde bitter enttäuscht. Zudem belastet sie ein dramatisches Erlebnis in ihrer Kindheit sehr und hält sie davon ab, sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen. Das ist keine günstige Ausgangssituation für den Dichter Nathan Avebury, der ins Antiquariat stolpert und seinen Gedichtband abholt. Diesen hatte Loveday zuvor auf der Straße gefunden und für den Besitzer aufbewahrt. Nathan lädt Loveday zu einem Poetry Slam ein und zunächst zögerlich folgt sie seiner Einladung. Ohne dass sie es merkt, hilft Nathan ihr dabei, sich der Außenwelt zu öffnen und ihre Zurückhaltung anderen Menschen gegenüber aufzubrechen.
Der Roman „Ich treffe dich zwischen den Zeilen“ ist ein leises Buch, aber dafür umso intensiver und gefühlvoller geschrieben. Zwei Menschen begegnen sich mithilfe von Büchern und Gedichten. Ganz allmählich öffnen sie sich dem anderen. Es ist nicht leicht und manchmal machen sie wieder einen Schritt von einander weg. Doch die Liebe schleicht sich ganz allmählich in ihr Leben und bringt Loveday und Nathan ganz unerwartet einander näher. Stephanie Butland hat mich mit ihrem zarten Roman berührt. Ihre Charaktere hat sie liebevoll gestaltet, ohne dabei kitschig zu werden. Lovedays Vergangenheit erklärt sehr gut, warum sie so misstrauisch und verschlossen ist. Dabei wirkt sie nie biestig oder gar böse. Ihr Chef Archie ist auch ein eigenwilliger Typ Mensch und ein liebevoller Freund für Loveday. Nathan, der Gedichte verfasst und als Zauberer seinen Lebensunterhalt verdient, ist sehr einfühlsam und dabei hartnäckig genug, um Loveday für sich zu gewinnen. Die Gedichte von Loveday und Nathan runden den Roman zusammen mit dem zurückhaltenden, schönen Cover gekonnt ab.
Eine gelungene, ruhige und intensive Geschichte über die Liebe, die über Bücher den Weg in die Herzen findet!

Veröffentlicht am 30.09.2017

Spuren in eine düstere Vergangenheit

Nachts am Brenner
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Nachts am Brenner herrschen die Dunkelheit und die Schatten. Wer weiß das besser als der Schaffner Bertoldo, der hier seinen Dienst tut. Eines Nachts entdeckt er Teile eines menschlichen Körpers und ruft ...

Nachts am Brenner herrschen die Dunkelheit und die Schatten. Wer weiß das besser als der Schaffner Bertoldo, der hier seinen Dienst tut. Eines Nachts entdeckt er Teile eines menschlichen Körpers und ruft damit Commissario Grauner und Ispettore Saltapepe auf den Plan. Recht widerwillig nehmen die beiden die Ermittlungen auf und es offenbart sich ein zutiefst grausamer Mord an dem alten Südtiroler Jakob Voltinger, der zu Tode geschleift wurde. Als ein zweiter Toter, Luis Sulzbacher, auftaucht, der mit dem ersten Opfer und zwei weiteren alten Herren eine Kartenrunde bildete, tun sich die unterschiedlichsten Spuren auf. Leider führen sie nur immer wieder zu neuen Verdächtigen, Vermutungen und reichen weit in die Vergangenheit der Ermordeten zurück. Durch den Fund einer Visitenkarte bei einem der Toten stößt Grauner auf die Ermordung seiner Eltern vor vielen Jahren. Seitdem suchen ihn immer wieder „Dämonen“ heim und er setzt nun alles daran, nicht nur die aktuellen Morde, sondern auch den ungeklärten Tod seiner Eltern aufzuklären. Gelingt es Grauner, die vielen Fäden zusammenzuführen und den Mörder zu entlarven? Findet er seinen Seelenfrieden?
Bereits „Der Tote am Gletscher“ von Lenz Koppelstätter hat mir sehr gut gefallen und ich war gespannt, wie sich die beiden Ermittler weiterentwickelt haben. Grauner ist nach wie vor der gemütliche Typ, der bisweilen lieber bei seinen Kühen und seiner Frau ist, als auf Verbrecherjagd zu gehen. Doch das macht ihn nicht weniger zielgerichtet, denn er wird mit seinem eigenen Trauma aus der Vergangenheit konfrontiert und riskiert dabei fast seinen Job. Ispettore Saltapepe hat immer noch Heimweh nach seiner Heimatstadt Napoli und steht den Südtirolern nach wie vor skeptisch gegenüber. Ganz klar und deutlich treten die Unterschiede der Südtiroler zu den Neapolitanern zutage. Doch inzwischen respektieren sich der gemütliche, oft griesgrämig erscheinende Grauner und der leicht überhebliche Saltapepe und sie profitieren von einander. Die gute Zusammenarbeit von Grauner und Saltapepe wird allerdings auf eine harte Probe gestellt, als Grauner – ohne Rücksprache mit seinen Vorgesetzten - der Spur seiner ermordeten Eltern folgt. Ganz zu schweigen vom Ärger, den er sich dadurch mit dem Staatsanwalt Belli einhandelt. Mit ganz viel Charme, wie schon im ersten Grauner Krimi, und viel Lokalkolorit gelingt dem Autor ein sehr authentisches Bild auf das schöne „Fleckchen“ Südtirol und dessen bodenständige Bewohner.
Ich kenne den Brenner aus den 70/80er Jahren, als noch Grenzkontrollen stattfanden und ich mit meinen Eltern jährlich zum Wandern nach Südtirol gefahren bin. Für mich war er schon immer ein recht unwirklicher Ort im Niemandsland. Durch die Beschreibungen des Autors konnte ich mich so gut in das düstere und verlassene Gebiet in den Bergen hineindenken, dass mich oft schauderte.
Dem Schreibstil kann man gut folgen und die Charaktere treten sehr deutlich zutage und beflügeln die Fantasie des Lesers. Lenz Koppelstätter ist dieses Mal ein sehr spannender Krimi gelungen, der auch die Gefühle der Protagonisten bildlich beschreibt und den Leser ins Geschehen zieht. Das offene und sehr überraschende Ende lässt den Leser nach dem nächsten Teil der Serie lechzen.

Veröffentlicht am 27.09.2017

Blutiger Rachefeldzug

SOG
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Der Thriller „SOG“ ist der zweite Teil um Kommissar Huldar und die Kinderpssychologin Freyja. Den ersten Teil „DNA“ habe ich geradezu verschlungen und habe mich sehr auf die Fortsetzung gefreut. Meine ...

Der Thriller „SOG“ ist der zweite Teil um Kommissar Huldar und die Kinderpssychologin Freyja. Den ersten Teil „DNA“ habe ich geradezu verschlungen und habe mich sehr auf die Fortsetzung gefreut. Meine Erwartungen wurden voll erfüllt und ich konnte auch dieses Buch kaum aus den Händen legen.
Zum Inhalt:
Reykjavik 2004 – Ein Mädchen verschwindet.
Reykjavik 2016 – Huldar ist degradiert worden und muss sich mit dem Aufsatz eines Schülers aus eine Zeitkapsel aus dem Jahre 2004 auseinandersetzen. In diesem kündigt Pröstur an, dass im Januar 2016 Menschen getötet würden. Dabei nennt er nur deren Initialen. Wirklich ernst scheint diesen Text niemand zu nehmen. Auch Freyja, die Huldar zu Rate zieht, kann sich nicht vorstellen, dass sich Wut oder Hass über 10 Jahre nähren lässt. Sie wurde ebenfalls degradiert und arbeitet nun als einfache Kinderpsychologin und ist schon allein deswegen schlecht auf Huldar zu sprechen. Während sich Huldar und seine Kollegen auf den Prozess eines aufgeklärten Falles vorbereiten, werden zwei abgetrennte Hände gefunden. Die neue Chefin, Erla, ist mit den Ermittlungen heillos überfordert. Freyja versucht zwar, Huldar bei seinen Nachforschungen zu dem Schriftstück zu helfen, versucht aber auch ihm aus dem Weg zu gehen und schmettert seine erneuten Annäherungs-versuche sofort ab. Allmählich kommen Huldar und Freyja Pröstur auf die Spur, wobei sämtliche polizeilichen als auch psychologischen Akten über ihn verschwunden sind. Dann beginnt eine Mordserie und es ergeben sich immer neue Überlegungen und vermeintliche Spuren, die oft in eine Sackgasse führen. Immer mehr offenbart sich, dass Taten aus der Vergangenheit vertuscht werden sollen.
Rezension:
Die Stimmung in der Wache ist denkbar schlecht. Huldar wurde degradiert und nun ist Erla seine Vorgesetzte. Sie ist mir absolut unsympathisch. Sie gängelt Huldar, ist stets schlechter Laune und behandelt Verdächtige mies. Als Vorgesetzte möchte ich diese Frau nicht haben. Huldar nimmt es mit der ehelichen Treue nach wie vor nicht so genau und versucht erneut, bei Freyja zu landen. Derweil tobt um sie herum ein Mix aus Hass, Mord, Verstümmelung und Tod. Auch wenn nach dem Prolog und dem Auftauchen der Todesliste klar ist, dass es einen Zusammenhang mit den aktuellen Ereignissen gibt, nimmt die Spannung zu keiner Zeit ab. Wie schon beim ersten Fall von Huldar und Freyja „DNA“ bin ich ewig nicht auf die Spur des Täters gekommen. Erneut gelingt es der Autorin durch das Einflechten von Privatem zu den Hauptcharakteren ein ganz stimmiges Bild zu schaffen und als Leser hat man das Gefühl dabei zu sein. Die Protagonisten sind ganz „normale“ Menschen mit ihren Stärken und Schwächen und dem ein oder anderen Trauma aus der Vergangenheit. So kann sich der Leser mit ihnen besser „anfreunden“ als mit Helden, die fehlerfrei durchs Leben gehen. Der Schreibstil ist unkompliziert und kühl – was wunderbar zu einem isländischen Thriller, der Landschaft und der etwas unterkühlten Art ihrer Protagonisten passt. Yrsa Sigurðardóttir beschreibt sehr realistisch, wie die Vertuschung einer Straftat sich auf ganz viele und unterschiedliche Menschen auswirkt und deren Leben ins Chaos stürzt.
Erneut vergebe ich guten Gewissens 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.