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Veröffentlicht am 05.08.2024

"Ich bin zu Hause"

Die Tage des Wals
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Dieses Zitat findet sich im hinteren Teil des mit gut 200 Seiten eher kurzen Romans und steht am Ende einer Szene, die sehr viel über Manod und die beiden Forscher Joan und Edward aussagt.

Das Leben ...

Dieses Zitat findet sich im hinteren Teil des mit gut 200 Seiten eher kurzen Romans und steht am Ende einer Szene, die sehr viel über Manod und die beiden Forscher Joan und Edward aussagt.

Das Leben auf der abgelegenen walisischen Insel richtet sich nach den Jahreszeiten und ist mehr oder weniger gleichförmig. Der gestrandete Wal und die beiden vom Festland kommenden Forscher Joan und Edward bringen Abwechslung. Vor allem Manod, die mehr als einen Ehemann auf der Insel vom Leben erwartet, hegt große Hoffnungen, als sie als Übersetzerin tätig wird und sich mit den beiden anfreundet. Sie entpuppt sich als starke junge Frau, die ihre Träume verwirklichen kann, wenn sie es denn will.

In einer wunderbaren poetischen Sprache mit eingestreuten walisischen Wörtern besticht der Debütroman von Elizabeth O'Connor, der von Astrid Finke übersetzt wurde. Sie beschreibt in kurzen bis sehr kurzen Kapiteln das Leben und die Natur auf der Insel. Es werden Geschichten und Lieder erzählt, die mündlich überliefert wurden. Trotz der Schönheit liegt ein Schatten über der Insel, denn das Leben ist hart mit wenig Hoffnung auf Veränderung. Vieles ist zwischen den Zeilen zu lesen, insbesondere die Beziehungen zwischen den beiden Forschern und Manod.

Fazit: ein besonderer Debütroman für den, der sich darauf einlässt

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Veröffentlicht am 23.07.2024

Ein Lese-Highlight

Das Fenster zur Welt
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1944: in einem italienischen Weinkeller sprechen der junge Soldat Ulysseus und die 60jährige Kunsthistorikerin Evelyn über Kunst und andere Dinge des Lebens. Ihr Wunsch, die Gemälde vor der Zerstörung ...

1944: in einem italienischen Weinkeller sprechen der junge Soldat Ulysseus und die 60jährige Kunsthistorikerin Evelyn über Kunst und andere Dinge des Lebens. Ihr Wunsch, die Gemälde vor der Zerstörung zu bewahren, eröffnet Ulysseus eine völlig neue Sichtweise auf die Welt und verändert ihn.

Sarah Winman hat einen Roman geschrieben, der von der Kritik gefeiert wird. Zu Recht? Unbedingt.

Der Autorin gelingt es, ihre Protagonisten authentisch und lebendig mit viel Liebe zu beschreiben. Sie stehen mir alle sofort vor Augen, ohne dass es vieler Worte bedarf. Ulysseus hat der Krieg, aber auch das Gespräch mit Evelyn völlig verändert. Als er nach Ende des Krieges in seine Heimat London zurückkehrt, findet er auch dort alles verändert vor. So richtig findet er nicht zurück in sein vorheriges Leben. Als sich dann eine unerwartete Chance auftut, kehrt er zurück nach Florenz, begleitet von Alys, der Tochter seiner großen Liebe, und Cress, der den Papagei Claude im Gepäck hat.

Sarah Winman beschreibt die Ereignisse teilweise sehr detailliert, teilweise mit großen zeitlichen Lücken und doch ist dieser wunderbar poetische Roman aus einem Guss. Wichtige und unwichtige Ereignisse werden harmonisch erzählt, auch zwischen den Zeilen. Elina Baumbach hat diesen Roman wunderbar übersetzt.

Zu erwähnen ist auch das so perfekt gestaltete Cover, das in Claudes Farben gehalten und absolut stimmig zum Inhalt ist.

Fazit: ein wunderbarer, warmherziger und lebensbejahender Roman über Liebe und Familie

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Veröffentlicht am 14.07.2024

Lügen, Überraschungen und ein Bonus

Bellevue
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Der fünfte Fall, den der Leiter der Zürcher Kriminalpolizei Armand Muzaton gemeinsam mit seinem Freund Philipp Humboldt löst, spielt an der Universität Zürich. Als die neueste Folge des Fernsehkrimis abgedreht ...

Der fünfte Fall, den der Leiter der Zürcher Kriminalpolizei Armand Muzaton gemeinsam mit seinem Freund Philipp Humboldt löst, spielt an der Universität Zürich. Als die neueste Folge des Fernsehkrimis abgedreht ist, die auf einem Bestseller des Literaturprofessors Martin Hegel basiert, verschwindet dessen Assistentin Rahel Studer spurlos. Hegel wird erpresst und sucht Hilfe bei Humboldt und Muzaton.

Dieser Fall der beiden ist, wie die vorhergehenden auch, in sich abgeschlossen und kann problemlos ohne Kenntnis der Vorgängerbände gelesen werden. Da jedoch das Privatleben und die Karrieren der beiden Hauptprotagonisten aufeinander aufbauen, empfehle ich, die Reihenfolge einzuhalten.

Andreas Russenberger beginnt seinen Krimi mit dem letzten Drehtag des „Sonntagskrimis“, an dem die letzte Szene abgedreht wird, bevor das Filmteam mit einigen weiteren Gästen zur Abschlussfeier übergeht. Mit wenigen Worten sind z.B. der arrogante und von sich eingenommene Hauptdarsteller und auch die Uni-Rektorin so charakterisiert, dass sich der Leser sofort ein Bild machen kann. Das trifft auch auf weitere Protagonisten wie Professor Hegel zu. Allerdings ist der Leser gut beraten, dem ersten Eindruck nur bedingt zu trauen. Zu Beginn ist vieles unklar, einen echten Ansatzpunkt haben die beiden zunächst nicht. Natürlich wird der Fall restlos geklärt. Darüber hinaus ist Russenberger ein überraschendes Ende eingefallen.

Der Krimi ist unterhaltsam und humorvoll, die kleinen privaten Einschübe machen das Lesen zum Vergnügen.

Ach ja, der Bonus: es gibt einen zweiten, kleinen Fall in diesem Krimi, bei dem Muzaton beratend tätig ist. Es gilt: Gute Beziehungen zum Leiter der Kriminalpolizei schaden auf gar keinen Fall.

Fazit: auch für diese Fortsetzung gibt es eine Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 06.07.2024

Constanze - starke Ehefrau an Mozarts Seite

Madame Mozart. An der Seite eines Genies
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Um es vorweg zu nehmen: ich bin auch von der inzwischen vierten Musikerinnen-Romanbiografie von Verena Maatman begeistert.

Die Autorin beschreibt in einem sehr gut lesbaren und lebendigen Stil das Leben ...

Um es vorweg zu nehmen: ich bin auch von der inzwischen vierten Musikerinnen-Romanbiografie von Verena Maatman begeistert.

Die Autorin beschreibt in einem sehr gut lesbaren und lebendigen Stil das Leben von Constanze Weber, die als Sechzehnjährige Wolfgang Amadeus Mozart kennenlernt. Dieser aber hat nur Augen für ihre Schwester Aloisia, die ihr sowohl an Schönheit als auch an musikalischem Talent überlegen ist. Drei Jahre später kommt Mozart erneut nach Mannheim und Constanze nutzt ihre Chance, zumal Aloisia inzwischen verheiratet ist.

Verena Maatman beginnt ihre Romanbiografie 1828. Die Mozart-Biografie, die Constanze zusammen mit ihrem zweiten Mann Georg Nikolaus Nissen verfasst hat, steht kurz vor der Veröffentlichung. Aus diesem Anlass besucht Constanze eine Opern-Probe und lässt ihre Gedanken in die Vergangenheit schweifen. Vier Akte und mehrere Intermezzi, die vom ersten Kennenlernen bis zum Erscheinen der Biografie reichen. Sehr lebendig wird die offensichtlich große Liebe der beiden erzählt, wobei sich die Autorin einige Freiheiten genommen hat, die sie in einem Nachwort erläutert.
Constanze ist die erste, die Mozarts Arien singt. Sie inspiriert ihn zu neuen Kompositionen. Die Autorin lässt die Musik Mozarts im Roman mitschwingen. An mehr als einer Stelle hatte ich das Gefühl, als Gast dabei zu sein.

Verena Maatman hat sich in ihrer Romanbiografie eng an Constanzes Leben gehalten. Ein Personenregister und Literaturhinweise vervollständigen das Buch.

Fazit: ein sehr lesenswerter, gut recherchierter Roman über eine starke Frau

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Veröffentlicht am 20.06.2024

Eine fantastische Zugreise voller Geheimnisse

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
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Der wunderbare Titel und das auffällige Cover gefielen mit so gut, dass ich wissen wollte, worum es geht. Das Buch selbst ist hochwertig gestaltet. In den Innenseiten finden sich Zeichnungen des Zuges ...

Der wunderbare Titel und das auffällige Cover gefielen mit so gut, dass ich wissen wollte, worum es geht. Das Buch selbst ist hochwertig gestaltet. In den Innenseiten finden sich Zeichnungen des Zuges mit der Reihenfolge der Wagen. Hier wird wunderbar illustriert, was zur Versorgung der Reisenden nötig ist. Es fällt auf, dass es keine Zweite Klasse gibt. Ein Lesebändchen und Illustrationen eines Wagenrades vor jedem der sechs unterschiedlich langen Teile des Romans, eingeteilt in Reisetage, vervollständigen die Ausstattung.

Der Titel bezieht sich auf das mysteriöse Handbuch, aus dem immer wieder Auszüge zu finden sind, die sich auf die Bahnstrecke zwischen China und Russland beziehen. Neben Beschreibungen der Natur sind Hinweise auf die Gefährlichkeit des Ödlands enthalten.

Die Züge verkehrten regelmäßig auf der Strecke, bis es einen Vorfall gab, der eine längere Pause erzwang. Auf dieser ersten Fahrt nach dieser Pause werden die Fahrgäste der Ersten Klasse vorgestellt. Neben einigen anderen sind dies „Frau mit dem geborgtem Namen“ Maria Petrowna sind dies der Naturforscher Henry Grey, der in Moskau seinen Ruf wiederherstellen will, die Gräfin Anna Michailowna und das junge Ehepaar Guillaume und Sophie LaFontaine. Von den Mitgliedern sind der Ingenieur Gao, der Kartograf Suzuki und vor allem das Zugkind Weiwei zu nennen. Weiwei wurde im Zug geboren und kann sich ein anderes Leben nicht vorstellen. Von Bedeutung sind auch die Berater Li Huangjin und Leonid Petrow, die über die Passagiere und den Zug wachen.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, hat jede und jeder ein Geheimnis. Dies erklärt, warum sie viele Gefühle verbergen. Dennoch ist dieser Roman voller Emotionen, was insbesondere durch die erzeugte unheimliche Atmosphäre bei der Durchquerung des Ödlands deutlich wird, die natürlich nicht ganz problemlos verläuft.

Diese Beschreibungen, vor allem die der Natur und der im Ödland vorhandenen farbenprächtigen und unterschiedlichen fantastischen Lebewesen, gelingen Sarah Brooks ausgezeichnet. Das gilt auch für die Protagonisten, die gut vorstellbar sind.

Srah Brooks ist eine fantastische Geschichte gelungen, die viele Deutungen zulässt. So kann der Roman als Abenteuer- oder als Fantasyroman gelesen werden – oder als Mischung aus beidem. Enthält der Roman Gesellschaftskritik, Kritik an der Technikgläubigkeit oder die Reise an sich als Analogie auf das Leben? Das mag jeder Leserin für sich entscheiden.

Fazit: ein großartiges Leseerlebnis für alle, die sich auf einen ungewöhnlichen Roman einlassen

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