Profilbild von Aurian

Aurian

Lesejury Profi
offline

Aurian ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Aurian über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2017

Dramatische Familiengeschichte auf einer windumtosten Insel

Das Licht der Insel
0

Das Buch ist papego-fähig, was ich rege genutzt habe.

Die jugendliche Vollwaise Morgan muss wegen Sachbeschädigung in einem Altersheim arbeiten und lernt dort Elizabeth kennen, eine blinde Bewohnerin. ...

Das Buch ist papego-fähig, was ich rege genutzt habe.

Die jugendliche Vollwaise Morgan muss wegen Sachbeschädigung in einem Altersheim arbeiten und lernt dort Elizabeth kennen, eine blinde Bewohnerin. Die beiden treffen ein Arrangement und Morgan beginnt Elizabeth aus Tagebüchern vorzulesen, die gerade jetzt aufgetaucht sind und die Geschichte von Elizabeths Familie und deren Leben als Leuchtturmwärter auf der Insel Porphyry Island im Lake Superior erzählen.
Elizabeth hofft darin die Antworten auf einige unbeantwortete Fragen zu finden.

Und so taucht die Handlung immer wieder in die Vergangenheit ab und der Leser erfährt ausführlich, wie Elizabeth aufgewachsen ist und wie das Leben eines Leuchtturmwärters um 1920 ausgesehen hat. Geprägt ist ihr Leben von der harten Arbeit, der Begeisterung für die ursprüngliche Natur der Insel und der besonderen Liebe zu ihrer stummen Zwillingsschwester Emily, was die Autorin sehr detailliert und fast schon poetisch beschreibt. Diese Ausführlichkeit hat, trotz all ihrer schönen Worte, meinen Lesefluss ausgebremst.

Doch die Idylle trügt und es gibt unerwartete Ereignisse und Wendungen, die mich bei der Stange gehalten haben. Zum Ende hin kommen immer mehr tragische Geheimnisse ans Licht, sodass der Spannungsbogen, der viele Seiten kaum vorhanden war, zum Ende hin wie ein Geysir in die Höhe schießt.

Die Abschnitte in der Gegenwart haben mir sofort gut gefallen. Es ist schön zu lesen, wie sich die rebellische Morgan und die scharfsinnige Elizabeth langsam immer näherkommen und gemeinsam die Geheimnisse in Elizabeths Vergangenheit aufdecken.

Diese tragische Familiengeschichte hat mir insgesamt doch gut gefallen und Leserinnen, die gerne in ausführliche und atmosphärische Beschreibungen abtauchen, werden sicher begeistert sein.

Veröffentlicht am 29.10.2017

Ein Plädoyer für den respektvollen Umgang miteinander und den Mut anders zu sein

Was uns ganz macht
0

Inhalt
Seit ihrer Geburt hat die 17jährige Morgan ein Loch in ihrem Bauch, durch das man durchsehen kann. Obwohl es sie überhaupt nicht beeinträchtigt, fühlt sie sich kaputt, so als wäre sie nicht ganz, ...

Inhalt
Seit ihrer Geburt hat die 17jährige Morgan ein Loch in ihrem Bauch, durch das man durchsehen kann. Obwohl es sie überhaupt nicht beeinträchtigt, fühlt sie sich kaputt, so als wäre sie nicht ganz, weil ein Stück von ihr fehlt.
Um sie vor den Reaktionen der Menschen zu schützen hat ihre Mutter mit Worten wie „erzähle es keinem“ und „du bist nicht wie die anderen“ dafür gesorgt, dass sich Morgan hinter einer Mauer aus Zurückhaltung versteckt und von ihren Mitschülern absondert. Nur ihre beste Freundin Carolin weiß von dem Geheimnis und die wunderbare Freundschaft der beiden ist das Licht in Morgans Alltag.

Doch tief in Morgan ist ganz versteckt und klein die Hoffnung, dass sie doch so akzeptiert wird wie sie ist und dass es irgendwo jemanden gibt der mit ihr zusammen sein will, der sie so nimmt, wie sie ist und der sie „ganz“ macht.

Eines Tages fordert sie ihr Schicksal heraus und zeigt sich beim Tanzen. Zuerst sind kaum Reaktionen spürbar und sie fühlt sich frei bis sie merkt, dass ihr Loch im Internet und bei der Presse für Aufruhr sorgt und die unterschiedlichsten Reaktionen hervorruft. Es ist traurig und leider realistisch zu sehen, dass oft vergessen wird, dass hinter der Sensation ein Mensch steht, der Gefühle hat. Für viele ist sie nicht Morgan, sondern nur das „Lochmädchen“.

Zitat S. 65:
„Mein Geheimnis ist raus.
Und jetzt meint die ganze hässliche, beängstigende Welt, sie hätte das Recht, reinzukommen.“

Und dann taucht jemand auf der ihr perfektes Gegenstück zu sein scheint, der auch anders ist und genau versteht wie es in ihr aussieht. Ist er das Puzzleteil in ihrem Leben, das sie ganz machen wird?

Meine Eindrücke
Die Autorin macht deutlich, was in Morgan vorgeht, wie sie sich fühlt und wie sie immer wieder verletzt wird und sei es nur durch Gedankenlosigkeit. Doch kann nur ein Mensch, der auf die gleiche Art nicht perfekt ist, dein Glück sein und dich verstehen? Das halte ich für eine fragwürdige Botschaft.

In der Geschichte geht es um so viel mehr, als der Klappentext erahnen lässt und ich habe das Buch sehr gerne gelesen, auch wenn nicht jede Botschaft nach meinem Geschmack war und Morgan manchmal ein sperriger Charakter ist.

Das Buch ist ein Plädoyer für das Anderssein und für Mitgefühl. Es wird deutlich, dass man auf ganz unterschiedliche Art und Weise nicht ganz sein kann, sei es körperlich oder seelisch und dass es keine Lösung ist sich zu verstecken. Jeder Mensch hat Respekt verdient und die Möglichkeit sein Leben zu leben, ohne sich zu verstecken. Dieses Statement wird immer wieder deutlich gemacht und gerade in der heutigen Zeit, wo durch die sozialen Medien die Leute ihre Meinung in die Welt hinausschreien, egal wie fundiert oder unsachlich sie ist, kann man gar nicht oft genug darauf hinweisen.

Fazit: Ein Plädoyer für den respektvollen Umgang miteinander und den Mut anders zu sein.

Veröffentlicht am 15.09.2017

Witzige und unterhaltsame Lektüre

Und jetzt auch noch Liebe
0

Die Kurzbeschreibung des Inhaltes ist irreführend, denn sie suggeriert, dass sich Emma gleich zu Beginn des Buches in einen Mann verliebt, der der Richtige sein könnte. Doch geht es vielmehr um die Zeit ...

Die Kurzbeschreibung des Inhaltes ist irreführend, denn sie suggeriert, dass sich Emma gleich zu Beginn des Buches in einen Mann verliebt, der der Richtige sein könnte. Doch geht es vielmehr um die Zeit ihrer Schwangerschaft, welche Probleme sich ihr stellen und wie sie damit umgeht.

Die Geschichte umfasst so ziemlich genau die neun Monate ihrer Schwangerschaft. Sobald sie erfährt, dass sie ungewollt ein Baby erwartet, trennt sie sich von ihrem Lebensgefährten Ned, kündigt im Affekt ihren Job und verliert ungewollt ihre ganzen Ersparnisse.

Doch egal welche Probleme sich ihr in den Weg stellen, gibt es immer Menschen, die ihr zur Seite stehen. Ihre Familie ist zwar chaotisch und ihre Mutter etwas exzentrisch und oberflächlich, aber sie kann jederzeit auf sie zählen, genauso wie auf ihre Freunde.
Trotzdem verfällt Emma oft in Selbstmitleid und ich hätte sie beim Lesen manchmal am liebsten geschüttelt, damit sie mit dem Jammern aufhört und ihr Leben in die Hand nimmt.

Mit leichter Hand und viel Humor erzählt die Autorin, was Emma in den neun Monaten passiert, wie sie versucht sich finanziell über Wasser zu halten und welche Menschen ihr begegnen.

Ich habe Emmas Geschichte gerne gelesen. Immer wieder gibt es Wendungen und witzige Erlebnisse und Dialoge, vor allem wenn ihre Familie mit im Spiel ist. Das Buch ist ideal um im Urlaub oder auf dem Sofa ein paar unbeschwerte Lesestunden zu genießen.

Fazit: Unterhaltsame und leichte Lektüre über eine ungewollt Schwangere und ihr chaotisches Leben.

Veröffentlicht am 01.09.2017

Eine Frau auf dem Weg in ein neues Leben

Im siebten Sommer
0

Mitten in der Nacht kommt Rose mit ihrer Tochter Maddie in Millthwaite im tiefsten Lake District an und findet Unterschlupf im Bed & Breakfast von Jenny. Sie hat Hals über Kopf ihren Mann Richard verlassen ...

Mitten in der Nacht kommt Rose mit ihrer Tochter Maddie in Millthwaite im tiefsten Lake District an und findet Unterschlupf im Bed & Breakfast von Jenny. Sie hat Hals über Kopf ihren Mann Richard verlassen und anfangs hat man als Leser keine Ahnung warum sie das getan hat. Erst nach und nach erfährt man, wie sehr sie in ihrer Ehe gelitten hat und welcher Vorfall sie endlich wachgerüttelt hat.
Es wird deutlich, warum sich Rose überhaupt auf Richard eingelassen hat und warum es ihm möglich war solche Macht über sie zu bekommen. Viele Frauen schaffen den Absprung leider nicht.

In Rückblicken wird erzählt, wie Roses Kindheit und ihre Ehe verlaufen sind, doch hauptsächlich geht es um die Gegenwart und wie sie sich immer mehr von ihren Ängsten befreit und wieder zu sich selbst findet, herausfindet was sie will und was sie mag, ohne dass sie es diktiert bekommt.
Mir hat es gut gefallen, dass der Klappentext nur wenig verrät, sodass der Handlungsverlauf mich immer wieder überraschen konnte. Es geht nicht nur um Rosies Ehe und ihre Flucht, sondern auch um die unerwartete Konfrontation mit ihrer unglücklichen Kindheit.

Ihre Tochter Maddie ist ein ganz besonderes Mädchen, denn sie sagt frei heraus was sie denkt und wie sie Situationen empfindet, ohne zu berücksichtigen. Es wird schnell klar, dass das Kind nicht bewusst unhöflich und verletztend ist, sondern dass eine soziale und emotionale Störung vorliegt, die sie isoliert. Maddie und ihre Art ihr Umfeld zu kommentieren haben mich berührt und es war schön zu sehen, wie sie nun akzeptiert wird und aufblüht.

Trotz des schweren Themas liest sich das Buch leicht, da es nicht in unschönen Details schwelgt. Dennoch wird deutlich wie sehr Rose gelitten hat. Umso schöner ist es, sie auf ihrem Weg in ein neues Leben zu begleiten, auch wenn die Geschichte sehr ausführlich erzählt wird und manche Gedanken sich wiederholen. Aber das hat mich nicht gestört, denn ist es nicht normal, dass einem manchmal immer wieder die gleichen Gedanken durch den Kopf gehen, bis man zu einer Entscheidung kommt? Also mir geht das oft so

Immer wieder blitzt Humor auf, der oft durch die knurrigen aber ehrlichen Bemerkungen der teils eigenwilligen Figuren entsteht und die Handlung auflockert.

Fazit: Eine schöne Geschichte, die ein schwieriges Thema leichtfüßig erzählt und mich bestens unterhalten hat.

Veröffentlicht am 19.08.2017

Indiana Jones meets Romeo und Julia im Wilden Westen

Vom Suchen und Finden
0

In diesem Buch geht es um zwei Männer deren größte Leidenschaft es ist bei ihrer Suche nach Fossilien neue Dinosaurierarten zu entdecken. Zwischen den beiden herrscht ein unerbittlicher Konkurrenzkampf ...

In diesem Buch geht es um zwei Männer deren größte Leidenschaft es ist bei ihrer Suche nach Fossilien neue Dinosaurierarten zu entdecken. Zwischen den beiden herrscht ein unerbittlicher Konkurrenzkampf und es ist ihnen fast jedes Mittel Recht den anderen auszustechen. Erzählt wird die Geschichte von ihren beiden Kindern Samuel und Rachel, die sich bei einer zufälligen Begegnung sofort zueinander hingezogen fühlen und das ausgerechnet jetzt wo die Jagd nach einem Fossil von bisher noch nie dagewesener Größe beginnt – dem T-Rex.

Die Handlung spielt in Amerikas Wildem Westen im späten 19. Jahrhundert und wurde inspiriert von dem sogenannten „Bone War“ – dem Krieg der Knochen zwischen den amerikanischen Paläontologen Edward Drinkwater Cope und Othniel Charles Marsh.

Genau wie ihre berühmten Kollegen versuchen Professor Cartland und Michael Bolt, die Väter von Samuel und Rachel, sich gegenseitig zu übertrumpfen, ihre Arbeit zu untergraben und schrecken auch nicht vor dem Versuch zurück den Ruf des anderen zu zerstören.

Doch die eigentlichen Hauptpersonen sind Samuel und Rachel, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. Beide begleiten ihre Väter auf der Suche nach dem sagenhaften Fossil. Während Samuel Bolt alleine mit seinem Vater und zwei Begleitern mit geringen finanziellen Mitteln reist, wird die Expedition von Rachels Vater in großem Stil, mit vielen Helfern und einer Eskorte ausgestattet. Es ist interessant zu lesen, wie unterschiedlich die beiden Teams ausgestattet und organisiert sind, mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen haben und wie sie mit den Indianern und ihren Traditionen umgehen.

Immer wieder lässt der Autor Informationen einfließen, die einen groben Eindruck der damaligen Zeit vermitteln. Besonders deutlich wird anhand von Rachel, wie schwer es für Frauen war ihr eigenes Leben zu leben oder gar zu studieren.

In gewohnt flüssigem Schreibstil erzählt Kenneth Oppel seine spannende Geschichte um diesen Wettlauf im Wilden Westen. Die Romanze zwischen den Kindern der verfeindeten Forscher erinnert ansatzweise an Romeo und Julia, hat mich aber nicht immer überzeugt.

Fazit: Spannende und unterhaltsame Mischung aus Indiana Jones meets Romeo und Julia im Wilden Westen.