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Veröffentlicht am 15.11.2021

Tolle Frauen. Stark, klug und schön.

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
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Es sind die selbst bewussten und starken Frauen, denen Beate Rygiert in ihren Romanen ein Denkmal setzt.
Das Buch beschreibt eine Zeit im Ullstein Verlag, in denen Frauen eine untergeordnete Rolle zu ...


Es sind die selbst bewussten und starken Frauen, denen Beate Rygiert in ihren Romanen ein Denkmal setzt.
Das Buch beschreibt eine Zeit im Ullstein Verlag, in denen Frauen eine untergeordnete Rolle zu spielen haben. Aber sie wissen um ihr Können. Durch ihre zum Teil sehr hervorragende Bildung brechen sie in die autoritäre und dominante Männerwelt ein.

Im Buch von Beate Rygiert lernen wir die Journalistin und Autorin Vicki Baum und deren beste Freundin Rosalie Gräfenberg kennen. Es sind zwei außergewöhnliche, emanzipierte Persönlichkeiten. Beide haben einen starken Freiheitsdrang. Es widerstrebt ihnen, nur schmückendes Beiwerk zu sein und in Abhängigkeit von Ehemännern zu stehen.

Das Cover sticht ins Auge und lädt dazu ein, das Buch in die Hand zu nehmen. An den glamourös und sehr modisch gekleideten Frauen im Vordergrund, ist gleich die Epoche der goldenen zwanziger Jahre erkennbar. Im Hintergrund ein Boulevard in Berlin. Diese Bildgestaltung ist extravagant und wunderschön.
Der Schreibstil von Beate Rygiert, gefällt mir sehr gut. Geschickt verknüpft sie die Handlungsstränge, die aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt werden, miteinander.

Rosalie Gräfenberg lebt seit der Scheidung von ihrem Mann, einem umschwärmten Berliner Gynäkologen mit Privatklinik, in Paris. Sie arbeitet als Journalistin und schreibt sehr beliebte Reiseberichte. Hauptsächlich arbeitet sie mit dem Ullstein Verlag zusammen. Dadurch ist sie öfter in Berlin.
Vicki Baum, ihre Freundin, ist als Redakteurin und Erfolgsautorin im Unternehmen tätig. Sie hat zwei Söhne. Eine selbstständige moderne Frau. Aktueller Zeitgeschmack und moderne Schnitte sind bei Ullstein ihr Metier. Sehr ruhelos und sportlich nimmt sie sogar Boxunterricht. Die dreißig jährige Rosalie ist eine ungewöhnlich stark emanzipierte junge kinderlose Frau. Eine schillernde Persönlichkeit, die die Menschen für sich einnimmt. Durch Beruf und weite Reisen, hat sie viele Kontakte. Auch sozial ist sie, die promovierte Soziologin, engagiert. Im Rahmen eines Empfanges wird sie die Tischdame von Dr. Franz Ullstein. Der ist begeistert von ihrer Eleganz, Klugheit und Bildung. Schnell ist es um den sonst so analytisch denkenden Patriarchen geschehen und er verliebt sich in Rosalie. Es dauert nicht lange und der Witwer und Rosalie heiraten.
Die fünf recht unterschiedlichen Söhne des Firmengründers Leopold Ullstein führen die Geschäfte gemeinsam. Auch die nächste Generation steht schon in den Startlöchern. Seine vier Brüder mit ihren Familien, die Nichten und Neffen und auch seine beiden Kinder sind geschockt. Diese kluge und emanzipierte Frau wollen sie nicht an der Seite ihres Bruders und Generaldirektors dulden. Sie fürchten ihre Intelligenz und Weitsicht.
Mit allen Mitteln versuchen sie das Paar zu trennen. Es kommt zu einer Schlammschlacht und Rosalie muss sich gegen üble Verleumdungen wehren.
Beate Rygiert lässt den Leser tief in diese Machtspiele eintauchen. Präzise recherchiert, gespickt mit historischen Persönlichkeiten, erzählt sie diese authentische Geschichte. Das Buch spielt gegen Ende der Weimarer Republik. Die Nazis scharren schon mit den Füßen aber die Ullsteinfamilie, alle Juden erkennen im Gegensatz zu Vicki und Rosalie die Gefahr nicht. Den Menschen, die wie ich, gern historische Romane lesen, empfehle ich dieses tolle Buch.

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Veröffentlicht am 27.10.2021

Grosses Kino im Ufa-Palast am Zoo

Der Traumpalast
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Der Bestsellerautor Peter Prange hat einen neuen zeitgeschichtlichen Roman veröffentlicht.
Diesmal spielt die Handlung in Berlin. Den Plot bildet der Ufa Filmpalast. Noch während des Krieges wurde diese ...

Der Bestsellerautor Peter Prange hat einen neuen zeitgeschichtlichen Roman veröffentlicht.
Diesmal spielt die Handlung in Berlin. Den Plot bildet der Ufa Filmpalast. Noch während des Krieges wurde diese Filmgesellschaft gegründet. Das Kaiserreich ist Geschichte. Mit Gründung der Weimarer Republik sind neue Zeiten angebrochen.

Das Cover ist aufwendig gestaltet und der damaligen Zeit angepasst. Auch der Vorsatz im vorderen und hinteren Teil mit den historischen Fotografien gefällt mir gut. Leider hat der SCHERZ-Verlag, wie auch schon im zweiten Buch von „Eine Familie in Deutschland“, das Lesebändchen eingespart. Bei dem Buchumfang finde ich das wirklich schade. Positiv ist die Liste der fiktiven und historischen Personen, die in der Handlung eine Rolle spielen.

Das Buch hält über seine vielen Seiten einen guten Spannungsbogen. Wie gewohnt, von Peter Prange, ist der Schreibstil kurzweilig und gut lesbar. Gern folgte ich Rahel und Konstantin, genannt Tino, auf ihrem Weg. Zwei Menschen, zwei Charaktere die unterschiedlicher nicht sein können. Sehr authentisch sind sie dargestellt. Auf der einen Seite die junge Jüdin, die wohlbehütet aufwuchs und als Journalistin arbeiten möchte. Auf der anderen der Bankier, Lebemann und Visionär. Mit dieser Konstellation der beiden Protagonisten ist der Grundstein für eine facettenreiche Handlung gelegt. Wie nebenbei gleiten wir durch die deutsche Geschichte dieser Jahre, die später, warum auch immer, goldene Zwanziger genannt werden. Der Autor versteht es immer wieder, mich mitzunehmen. Viele, mir noch bekannte Namen von Schauspielern und Politikern fließen in das Geschehen ein. Die Welt ist im Umbruch. Die Menschen wollen sich amüsieren. Frauen, wie Rahel haben eine freiheitliche Einstellung. Aber leider macht sich auch schon der Antisemitismus bemerkbar. Es ist eine Zeit voller Gegensätze. Der Traumpalast, dieses größte Kino Deutschlands, lädt zum Träumen ein. Aber wie ist die Wirklichkeit der Jahre 1917 bis 1925 in denen wir uns im Buch bewegen?
Mit dem Satz:“NSDAP-Verbot aufgehoben! Weg frei für Hitler.“ Endet dieses erste Buch.
Ich bin gespannt in welchem Zeitraum sich der zweite Band bewegt. Leider erscheint er erst in einem Jahr.
Der erste Teil hat mir, trotz einiger Längen, recht gut gefallen. Wer sich für deutsche Geschichte interessiert sollte ihn lesen. Ich kann ihn uneingeschränkt empfehlen. Von mir erhält er vier Sterne.

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Veröffentlicht am 03.03.2025

Hinter die Fassade geblickt

Die Allee
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Durch das Cover fiel mir das Buch auf. Es gefällt mir und ist passend. Zeigt es doch bekannte Bauten. Vor allem, im damaligen Ostberlin. Dort ist die Handlung hauptsächlich angesiedelt. Eine Familiengeschichte, ...

Durch das Cover fiel mir das Buch auf. Es gefällt mir und ist passend. Zeigt es doch bekannte Bauten. Vor allem, im damaligen Ostberlin. Dort ist die Handlung hauptsächlich angesiedelt. Eine Familiengeschichte, gepaart mit Zeitgeschichte und Architekturgeschichte.
Die Thematik ist interessant. Der Schreibstil, eine Art Auflistung der Jahre, wechselnd zwischen den Protagonisten, Isa und Isi, konnte mich nicht fesseln.
Die Autorin ist die Enkelin des Architekten Hermann Henselmann, ein narzisstischer Mensch, den es nur um sich selbst geht. All seine Handlungen sind zu seinem Vorteil. Ihre Mutter Isa, ist das fünfte Kind aus der Ehe Hermanns mit Isi, deren Mutter als Malerin bekannt wurde.

Der Roman spiegelt Leben und Werdegang des DDR-Architekten wider. Er, ein Mensch, der gelebt hat. Im wahrsten Sinne des Wortes. Seine Familie wird von ihm vereinnahmt, kontrolliert und gedemütigt. Irene von Bamberg, genannt Isi, ist die Tochter einer vornehmen und künstlerisch begabten Adelsfamilie. Sie träumt davon Architektur zu studieren. Als sie mit sechzehn Jahren in die Gesellschaft eingeführt wird, trifft sie auf Hermann. Einen unangepassten Burschen. Das zehn Jahre jüngere Mädchen weckt sein Interesse. Es fällt ihm nicht schwer sich bei ihrer Familie einzuschmeicheln. Leider.
Ich hätte Isi und ihren Kindern ein anderes Leben gewünscht. Aber gegen diesen despotischen und empathielosen Mann war sie chancenlos. Noch nicht volljährig, schafft er es, sie zu schwängern. Es folgt eine schmerzliche Abtreibung.
In späterer Zeit heiraten sie. Isi hat keine Zeit für sich und ihre Ausbildung. Nach der Machtergreifung Hitlers ändert sich das Leben. Hermann ist Halbjude. Er bringt sich in Sicherheit. Sporadisch kommt er nach Hause. Seine Frau wird zur Gebärmaschine, Kinderfrau, Haushälterin, Finanzberaterin und betrogener Ehefrau.
Nach Kriegsende erlebt Hermann einen steilen Aufstieg, beginnend in Weimar. Doch es bilden sich Gegner. Er lässt sich nach Berlin loben. Stets ist die Familie sein Ventil um Dampf abzulassen.
Für mich ist es eine Abfolge psychischer und häuslicher Gewalt. Ich kann nicht begreifen, wie man noch heute diesen Mann so hofieren kann. Er hatte tolle Ideen, jedoch allein konnte er sie nicht verwirklichen. Florentine Anders zeigt mit diesem Buch, das wahre Gesicht ihres Opas.

Mit sehr gemischten Gefühlen beendete ich, dieses nicht einfach zu lesende und schwer zu ertragende Buch. Es wurden viele bekannte Personen eingebunden aber leider gab es kein Register dazu.

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Veröffentlicht am 23.06.2024

Schicksalsschläge

Zeit zu verzeihen
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Hera Lind erzählt eine unheilvolle Familiengeschichte von Flucht, Vertreibung Kindesentzug und Adoption. Es ist ein Roman der auf wahren Tatsachen beruht. Das macht das Buch zu einem zeitgeschichtlichen ...

Hera Lind erzählt eine unheilvolle Familiengeschichte von Flucht, Vertreibung Kindesentzug und Adoption. Es ist ein Roman der auf wahren Tatsachen beruht. Das macht das Buch zu einem zeitgeschichtlichen mahnenden Werk. Es ist kaum auszuhalten was Menschen, insbesondere Frauen, Frauen antun können. Erdrückend sind die Schilderungen vom Frauengefängnis.
Mit ihrem Schreibstil konnte mich die Autorin in diesem Buch nicht überzeugen obwohl es voller Emotionen ist. Es wird aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt. Genau diese erschwerten es mir, der Handlung zu folgen. Hera Lind schildert auf der einen Seite von einer Mutter die mit ihren drei Jungen aus Ostpreußen fliehen muss und auf der anderen von missglückten Fluchtversuchen ehemaliger DDR Bürger. Diese wahren Geschichten verknüpft sie miteinander zu einer Handlung. Dadurch ist diese von Anfang an sehr erdrückend. Wobei mir in diesem Buch noch auffällt, das es nur gute und böse Protagonisten gibt. Das zeiht sich durch die unterschiedlichen Handlungsstränge. Da ich selbst mehr als drei Jahrzehnte in der DDR lebte, fiel mir das besonders negativ auf.
Ich las schon einige Tatsachenromane von Hera Lind, da war dieses Schubladen Denken nicht so ausgeprägt.

Im Nachwort erläutert die Autorin, das dieser Roman aus vier unterschiedlichen privaten Einsendungen zusammengefügt wurde. Erlebnisse, die ehemalige DDR Bürger und aus Ostpreußen Vertriebene Deutsche bewältigen mussten. Einen Teil nehmen die Erinnerungen zweier Frauen, Mutter und Tochter ein, deren Schicksale sich scheinbar wiederholen. Genau dieser Punkt, wie auch das Ende, mit einem großen Geste des Verzeihens war für mich nicht realistisch. Wenn mir soviel Lebenszeit genommen wird und ich soviel Leid ertragen muss, ist das nicht zu verzeihen. Diese Wunden kann keine Zeit heilen.

Ich hatte ein Buch erwartet ähnlich, wie die Hölle war ihr Preis oder über alle Grenzen. Bücher, die mich fesselten dass ich sie kaum aus den Händen legen konnte. Dieser Roman ist leider weit davon entfernt.

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Erbarmungslos brutal

Die Bibliothek im Nebel
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Es ist das erste Buch von Kai Meyer, das ich las.
Die Geschichte spielt auf mehreren Zeitebenen. Die Jahre 1917 in St. Petersburg und 1928 in der Nähe von Nizza spielen eine hauptsächliche Rolle. Im Jahr ...

Es ist das erste Buch von Kai Meyer, das ich las.
Die Geschichte spielt auf mehreren Zeitebenen. Die Jahre 1917 in St. Petersburg und 1928 in der Nähe von Nizza spielen eine hauptsächliche Rolle. Im Jahr 1957 begibt sich die Hotelerbin mit Hilfe eines Reporters und Lebemannes auf Spurensuche nach dieser geheimnisumwitterten Mara. Sie ist ein Mix aus Familiensaga, Krimi, Thriller und Abenteuer. Erwartet hatte ich einen spannenden historischen Roman.
Das Cover des Buches sprach mich sofort an. Es ist unaufdringlich. Eine riesige Bibliothek, die ein junges Mädchen betritt, wird dargestellt.
Ein Buch über Bücher weckte sofort mein Interesse. Die Handlung gestaltete sich dann doch anders.
Die Bibliothek im Nebel befindet sich in einem schlossähnlichen Anwesen. Erbaut von einem reichen Verleger aus Leipzig. Doch durch den Krieg mit Frankreich konnte er es nicht mehr nutzen. Er ist Bücherliebhaber und Sammler. Mehrere Jahre verbrachte er mit seiner Familie die Herbst- und Wintermonate in einem Hotel nahe Nizza. Dort macht er die Bekanntschaft mit einer reichen russischen Familie aus St. Petersburg.
Daraus entwickelt der Autor drei Erzählstränge. Ich fand sie anfangs langatmig. Das graphische Viertel in Leipzig spielt nicht die tragende Rolle, wie ich es erwartet hatte.
Im Mittelpunkt steht eine außergewöhnlich schöne und geheimnisvolle Frau aus Karelien. Sie hat viele Namen. Ihr Lebensweg ist von Kindheit an mit Leichen gepflastert.
Menschenhandel und Drogenschmuggel, Spielsucht. Nichts was es im Roman nicht gibt.
Auch die brutalen Foltermethoden des russischen Geheimdienstes und die vielen Toten bereiteten mir keine Lesefreude.
Das sind schaurige Dinge, die ich in einem Buch über Bücher nicht lesen wollte.
Krimi- und Thrillerfreunde spricht diese Buch wahrscheinlich an. Mich nicht.

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