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Veröffentlicht am 18.08.2024

Auf der Suche nach Heimat

Als wir Schwäne waren
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Behzad Karim Khani lebt schon fast sein ganzes Leben in Deutschland, ist aber dennoch Iraner geblieben. Schmerzhafte Kindheitserfahrungen, das Aufwachsen in einem von Gewalt und Kriminalität geprägten ...

Behzad Karim Khani lebt schon fast sein ganzes Leben in Deutschland, ist aber dennoch Iraner geblieben. Schmerzhafte Kindheitserfahrungen, das Aufwachsen in einem von Gewalt und Kriminalität geprägten Stadtteil und das Miterleben der Herabsetzungen seiner gebildeten Eltern, nur weil sie Ausländer sind – all dies lässt den Autor fragen, ob Heimat vielleicht woanders ist als an seinem Wohnort.

In diesem autobiographischen Buch beschreibt er seine Kindheit und Jugend. Er schreibt über die Unterschiede zwischen seiner ursprünglichen Heimat Iran und seinem Gastland Deutschland, zum Beispiel was Gastfreundschaft betrifft. So ist es unfassbar für ihn und seine Eltern, dass das Wort „Gast“ in Deutschland jemanden beschreibt, der eigentlich unerwünscht ist und nur geduldet wird. Denn in seinem Ursprungsland wird ein Gast nach Strich und Faden verwöhnt.

Seine Eltern sind Intellektuelle, doch sie werden in der neuen Heimat nicht mit Respekt behandelt. Auch Behzad erlebt Demütigungen, weil er die neue Sprache nicht gleich kann, weil er nicht weiß, was sich in Deutschland gehört, einfach weil er ein Ausländer ist.

In der Jugend finden er und seine Freunde Wege sich aufzubegehren, doch das bringt für manche eine Gefängnisstrafe, für andere gar den Tod. Irgendwann wird Behzad klar, dass er weg muss, um woanders neu anzufangen.

Dieses ehrliche Buch gibt einen guten Einblick in das Erleben von Migranten in Deutschland. Beim Lesen wird es nachvollziehbar, warum für viele Kriminalität eine denkbare Lösung für ihre Probleme ist. Die Sprache ist mal poetisch, mal grob. Kurze, ungeschönte Abschnitte beschreiben Szenen aus der Kindheit und Jugend des Autors. Es ist auch recht viel von Gewalt die Rede, sowohl verbal als auch körperlich – für mich persönlich zu viel, doch ich verstehe, dass das die Erfahrungen des Autors sind.

Fazit: Ein schonungslos ehrlicher Bericht über das Aufwachsen in einem fremden Land, in dem man das Gefühl hat, unerwünscht zu sein. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 26.06.2024

Eine verlorene Tochter findet nach Hause

Dein Gestern bestimmt nicht dein Morgen
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Eva genießt ihre Kindheit und freut sich an ihren liebevollen Eltern. Als ihre Großeltern vermehrte Pflege brauchen, zieht die Familie um. Evas Mutter ist nun voll eingespannt, und auch emotional hat sie ...

Eva genießt ihre Kindheit und freut sich an ihren liebevollen Eltern. Als ihre Großeltern vermehrte Pflege brauchen, zieht die Familie um. Evas Mutter ist nun voll eingespannt, und auch emotional hat sie nur noch wenig Kraft für ihre Tochter, da die Pflege ihr alles abverlangt. Das kleine Mädchen versucht ihrer Mutter alles recht zu machen, doch das gelingt nicht immer. Mehr und mehr fühlt sie sich verloren. Bis das Kind aus dem behüteten Elternhaus ihren Platz in einer Punker-Clique findet.

Feiern, Schule schwänzen, Alkohol und viel Sex, so sieht das Leben von Eva nun aus. Doch sie ist immer auf der Suche. Ihre Sehnsucht wird nie richtig gestillt. Auch in der Esoterik findet sie keine Antwort, allerdings stößt eine Aussage dort sie auf den christlichen Glauben und zurück zu Gott, den sie als Kind in wunderschönen Ferienlagern erlebt hat.

In diesem Buch beschreibt Eva Merg sehr offen und ehrlich die etwa dreißig Jahre ihres bisherigen Lebens. Der Großteil des Buchs handelt von ihren Jahren fern von Gott, auf einem zerstörerischen Weg. Sie zeigt gut ihre eigene Hoffnungslosigkeit und die Hilflosigkeit ihrer liebevollen Eltern.

Es ist schockiert zu lesen, was sie alles erlebt hat. Beim Lesen kann es unangenehm sein von den Tiefen ihrer Verlorenheit zu lesen. So viele zufällige Bekanntschaften, die im Bett enden. So viele durchzechte Nächte. Die Lebensgeschichte ist interessant, gerade um junge Menschen zu verstehen, die ähnliches mitmachen. Mir persönlich wurde es allerdings zu viel, die Details über ihre verlorenen Jahre zu lesen.

Fazit: Die Geschichte einer Hinwendung zu Gott nach Jahren auf der Suche nach Erfüllung. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 05.05.2024

Auf das Herz kommt es an

Die Tür zum Leben geht nach innen auf
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Das Leben kann ganz schön hart sein. Eine Arbeitsstelle, die alles Schöne im Leben überschattet, das Gefühl immer enttäuscht zu werden, das Empfinden ein sinnloses Leben zu führen.

Jesus verspricht denjenigen, ...

Das Leben kann ganz schön hart sein. Eine Arbeitsstelle, die alles Schöne im Leben überschattet, das Gefühl immer enttäuscht zu werden, das Empfinden ein sinnloses Leben zu führen.

Jesus verspricht denjenigen, die an ihn glauben, ein Leben aus dem Ströme lebendigen Wassers fließen. Was bedeutet das, und warum erleben wir das nicht?

In diesem Buch geht es um die Sehnsucht nach einem erfüllten Leben, und um die Heilung, die eine Voraussetzung ist, damit dieser Traum Wirklichkeit werden kann. Der Coach Matthias Kummer gibt hilfreiche Ratschläge, die an zwei fiktiven Personen veranschaulicht werden.

Als Kind glaubt Lina, dass sie besonders ist, eine Prinzessin eben, bis sie in die Schule kommt und wegen ihrer Brille verspottet wird. Dass ihre Mutter alle Kämpfe für sie ausfechten will, ist auch keine Hilfe. Ben hört als Kind von einem Priester, dass er nicht viel taugt. Dieses Urteil raubt ihm seine Lebendigkeit und forsche Art. Schrittweise erfahren beide Heilung von ihren inneren Verletzungen. Ihr Herz wird frei, um ihre ureigenen Träume zu verfolgen. Der ebenfalls fiktive Professor Douglas hat immer mal wieder einen weisen, wegweisenden Ratschlag für die beiden.

Die sieben Kapitel dieses Buches nehmen Leser auf eine Reise mit, von einem traurigen und unerfüllten Leben, zu der Verwirklichung von Lebensträumen. Kindheitserfahrungen und ihre Auswirkungen auf das spätere Leben sind ebenso Thema, wie die Gemeinschaft mit Gott und das Wahrnehmen von dem, was er will.

Die Idee diesen Heilungsweg anhand von konkreten Personen zu zeigen ist gut, allerdings erfährt der Leser nur wenig aus dem Leben von Lina und Ben. Im Mittelpunkt stehen die Ausführungen des Autors. Und da gibt es gerade in den ersten Kapiteln recht viele Längen und Wiederholungen. So erfahren Leser unzählige Male, dass Lina am liebsten eine Olive wäre, oder dass der Professor kein Wert auf eine modische Erscheinung legt. Es scheint, dass die drei Personen nur mit wenigen Merkmalen charakterisiert werden, und diese dann immer wieder erwähnt werden. Dadurch wirkt das Lesen stellenweise etwas ermüdend.

Im Mittelpunkt dieses Buches steht das menschliche Herz, als Sitz der individuellen Person, mit all ihren Erfahrungen, Verletzungen, Sehnsüchten und Träumen. Dieses Herz will Gott heilen, aus diesem Grund ist Jesus auf die Welt gekommen, betont der Autor. Ich stimme zu, dass Gott sehr viel daran liegt, dass unsere Herzen heil werden. Ich denke aber, dass dieser Botschaft etwas fehlt, nämlich dass Jesus sein Leben hingab, um uns zu erlösen. Gerade weil dieses Buch bei seinen Lesern ein neues Verständnis für die Vaterliebe Gottes wecken kann, ist es schade, dass ein wichtiger Teil dieser Liebesbotschaft fehlt.

Fazit: Ein Buch, das mit dem Leser eine Reise unternimmt, von einem verletzten und hoffnungslosen Herzen, zu einem Herzen, das freigeworden ist und seine Träume verfolgt. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 06.12.2023

Vielleicht ist manches ganz anders gemeint

Mit den Augen der Apostel
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Die biblischen Texte wurden vor langer Zeit geschrieben, es ist erstaunlich wie aktuell viele Verse uns trotzdem erscheinen. Doch verstehen wir diese Aussagen überhaupt richtig, wenn wir nicht die Situation ...

Die biblischen Texte wurden vor langer Zeit geschrieben, es ist erstaunlich wie aktuell viele Verse uns trotzdem erscheinen. Doch verstehen wir diese Aussagen überhaupt richtig, wenn wir nicht die Situation berücksichtigen, in die hinein diese Worte geschrieben wurden?

Die zwei Autoren dieses Buchs untersuchen verschiedene Aspekte unserer Kultur, um sie anschließend mit anderen Lebenswelten zu vergleichen. Viele Beispiele stammen aus Indonesien, da einer der beiden Autoren dort länger gelebt hat. Anhand vom Verhalten und Denken der Indonesier, zeigen sie, wie ein biblischer Text mit einem anderen kulturellen Hintergrund ganz anders verstanden werden könnte. Dabei gehen sie davon aus, dass diese asiatische Kultur der biblischen Lebenswelt näher steht als unsere eigene, zum Beispiel wenn es um Individualismus versus Gemeinschaftsleben oder Schuld versus Scham geht.

Was uns prägt, stellen sich die Autoren wie ein Eisberg vor. Nur wenig ist sichtbar, das meiste liegt so tief in uns verborgen, dass uns kaum bewusst ist, wie sehr unser Handeln von kulturellen Annahmen beeinflusst wird. Dabei sprechen sie beispielsweise unser Zeitverständnis an, oder das Gefühl, dass sich alles um uns drehen muss.

Neben dem Aufdecken von kulturellen Eigenheiten, besprechen die Autoren mehrere biblische Geschichten, und zeigen dabei auf, wo wir den Text mit unserer kulturellen Brille falsch verstehen können. Leider vermitteln sie dabei den Eindruck, dass ihr Verständnis dieser Stellen selbstverständlich richtig ist. Diese Voreingenommenheit der Autoren widerspricht eigentlich dem Anliegen des Buchs, was sehr schade ist.

Das trifft mich, wenn sie sagen, dass es ein Irrtum ist Bibelverse persönlich anzuwenden, die beispielsweise den Israeliten zugesprochen wurden. Oder wenn sie davon reden, dass ein reifer Christ nicht mehr um Kleinigkeiten, wie die Suche nach einem Parkplatz beten muss, da er nun selbstständiger geworden ist. Ich möchte mein Leben immer in der Abhängigkeit von meinem himmlischen Vater leben, und ich glaube fest daran, dass Gott durch Verse, die eigentlich an andere gerichtet waren, auch zu uns heute spricht. Ein weiterer Kritikpunkt ist ihre Überzeugung, dass Batseba Mitschuld an ihrer Vergewaltigung trägt.

Hilfreich sind beispielsweise die Gedanken über Zeit, über das Gemeinschaftsleben der ersten Christen, und mehr. Die Ratschläge zum Bibellesen und die Literaturempfehlungen am Ende des Buchs sind spitze.

Fazit: Interessante Überlegungen zum Verständnis biblischer Texte mit einigen Mängeln. Empfehlenswert für Menschen, die sich über ihre kulturellen Vorurteile Gedanken machen wollen, vor allem darüber wie diese ihr Bibelverständnis prägen.

Veröffentlicht am 19.06.2023

Mythen, Legenden und Sagen der orientalischen Welt

Die letzten Geheimnisse des Orients
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In Nordafrika beginnt die Reise: Eine faszinierende, marsähnliche Gegend in Tunesien, Drehort von Stars Wars. Weiter geht die Reise nach Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Israel, dem Libanon, Irak, Iran ...

In Nordafrika beginnt die Reise: Eine faszinierende, marsähnliche Gegend in Tunesien, Drehort von Stars Wars. Weiter geht die Reise nach Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Israel, dem Libanon, Irak, Iran und endet schließlich in der Türkei. Auf dieser Route macht Daniel Gerlach an neunzehn Orten Halt, die alle einen interessanten historischen, beziehungsweise religiösen, Hintergrund haben.

Der Autor ist Orientalist und besucht die genannten Länder schon seit zwanzig Jahren. Er trifft sich dabei mit religiösen Oberhäuptern, mit Archäologen und mit Politikern. Er sammelt ihre Geschichten und gibt sie hier weiter. Dabei stehen vor allem drei Religionen im Vordergrund, das Christentum, der Islam und das Judentum. Sie haben vieles gemeinsam, selbst wenn ihnen das nicht bewusst ist. Anderes trennt sie, vor allem aber gibt es diverse Unterströmungen, die zu interessanten Abzweigungen dieser Weltreligionen führen. So lernt der Leser mehrere geheimnisvolle Gruppierungen kennen. Der Autor hat interessante Gesprächspartner, zum Beispiel der koptische Papst und der Oberhaupt der israelitischen Drusen.

Vom Aufbau her, folgt dieses Buch einer Reiseroute, die von West nach Ost und wieder zurück führt. Jedes Kapitel ist eins der neunzehn Stationen gewidmet. Passend zur besprochenen Stadt, werden sowohl Mythen und Erzählungen, als auch historische Tatsachen zu jedem Ort aneinandergereiht. Dabei wechselt die Zeitepoche hin und her, mal wird von der Moderne berichtet, dann kommt beispielsweise eine Episode aus dem siebten Jahrhundert, danach vielleicht ein Ereignis aus dem Mittelalter.

Das Thema dieses Buchs ist wichtig, doch es fällt bei der herumschweifenden Erzählweise manchmal schwer sich auf den Inhalt zu konzentrieren. Die teilweise humorige Sicht der Ereignisse ist an den meisten Stellen ein unterhaltsames Plus. Als gläubige Christin stimme ich allerdings bei manchen Aussagen über Gott und die Bibel nicht zu. Da mir die biblischen Geschichten vertraut sind, sehe ich hier die Abweichungen von der tatsächlichen Erzählung, die der Autor sich erlaubt, vermutlich um etwas durch eine Überspitzung lächerlich zu machen. Doch trotz dieser Mängel, konnte ich einiges, das mir neu war und ich interessant finde, aus diesem Buch entnehmen.

Fazit: Eine Reise durch die religiöse Geschichte Nordafrikas und Asiens, die anhand von überlieferten Erzählungen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Christen, Juden und Moslems aufzeigt.