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Veröffentlicht am 03.10.2018

Eine interessante Mischung aus „Mulan“ und „Der Kuss der Lüge“

Das Mädchen aus Feuer und Sturm
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Bevor ich mich dem Buch an sich zuwende, möchte ich etwas zum Cover sagen. Normalerweise bin ich ja kein Fan von Rosa, aber hier gefällt es mir irgendwie doch, sieht in der Kombination mit schwarzen und ...

Bevor ich mich dem Buch an sich zuwende, möchte ich etwas zum Cover sagen. Normalerweise bin ich ja kein Fan von Rosa, aber hier gefällt es mir irgendwie doch, sieht in der Kombination mit schwarzen und weinroten Akzenten irgendwie edel aus. Ein schöner Eyecatcher 
Ansonsten wäre mir das Buch wohl nicht unbedingt aufgefallen, aber es gab eine Leserunde dazu, an der ich teilnehmen durfte.
Was mich an der Geschichte direkt fasziniert hat, ist das Setting. Man liest so viele Bücher, die in den USA spielen oder Großbritannien, bei einem deutschen Autor kann es auch mal Deutschland sein. In einem asiatischen Land hingegen sind die Bücher, die ich lese, meist nicht „beheimatet“ und so war ich direkt neugierig, in dieses frühzeitliche Japan zur Blütezeit der Samurai einzutauchen. Man erfährt dadurch ja nebenbei so viel über die jeweilige Kultur!
Die Handlung an sich hingegen konnte mich nicht direkt überzeugen. Die Leseprobe fand ich nicht allzu spannend, doch an sich mochte ich die Idee des Mädchens, das sich als Junge verkleidet und an den Feind gerät. Als Mulan-Fan geht es quasi nicht anders, als das interessant zu finden. Deswegen bin ich dran geblieben, auch wenn die Spannung auf sich hat warten lassen – und wurde belohnt, denn etwa ab der Hälfte nimmt die Handlung dann auch Fahrt auf, bis ich ziemlich gefesselt war von dem, was Mariko erlebt. Das Buch beinhaltet viel Intrigenspinnerei und Geheimnisse, sodass man die wildesten Vermutungen anstellen kann und auch das ein oder andere Mal ein wenig überrascht wird mit dem, was passiert oder offenbart wird. Dazu kommt dann noch ein Quäntchen Humor, eine Prise Liebe (die zum Glück nicht zu kitschig daherkommt) und zum Abschluss ein saftiger Cliffhanger, der mir Lust auf mehr und vor allem Band 2 gemacht hat. Auch dass es einen gewissen Fantasy-Aspekt gibt, fand ich sehr schön, das hatte ich nicht unbedingt erwartet.
Der Schreibstil ist wie schon gesagt nicht ganz so meins. Er ist nicht schlecht und Renée Ahdieh erschafft mit ihren Beschreibungen eine tolle Atmosphäre, aber genau das ist auch das Problem, denn sie beschreibt mir ein wenig zu langatmig und nimmt so oft die Spannung aus der Handlung, vor allem bei Kämpfen. Das und die etwas altertümlich Sprache hat es mir anfangs ein bisschen schwer gemacht, richtig in das Buch einzutauchen. Was ich hingegen mag, sind die Dialoge, die sehr klug daherkommen und dazu noch witzig sind. Die zu lesen war wirklich schön und fast schon ein Gegensatz zu den etwas behäbigen Beschreibungen.
Außerdem mochte ich die verschiedenen Perspektiven des Buches. Den Großteil des Buches macht natürlich Mariko als die Protagonistin aus, aber es gibt auch Kapitel, in denen man mehr von ihrem Bruder Kenshin erfährt, vom Kaiser und den Leuten, die ihn umgeben oder auch von dem ein oder anderen Banditen. So ergibt sich nach und nach ein immer klareres Bild, was eigentlich wahr ist und was nicht, wer wie mit wem verbunden ist und diesem Bild beim Entstehen zuzusehen war wirklich interessant, das hat die Autorin echt geschickt angestellt.
Auch die Charaktere haben mir sehr gut gefallen, wobei ich hier nicht ganz so viel sagen möchte, weil ich Angst habe, sonst vielleicht zu spoilern. Nur eins, was zu den Nebenfiguren gesagt werden will: Ich finde es toll, wie unterschiedlich die Personen sind, dass sie alle ihre eigenen Antriebe haben und man sie nicht sofort durchschauen kann. Ein klares Schwarz und Weiß gibt es in "Das Mädchen aus Feuer und Sturm" nicht und das gefällt mir wirklich gut.
Zu Mariko als Hauptfigur möchte ich allerdings etwas mehr sagen. Sie hat mir als Charakter wirklich gut gefallen und ich denke, viele werden sich mit ihr und ihren Ansichten identifizieren können. Sie ist sich ihrer Rolle als Frau in dieser Welt sehr bewusst, weiß, dass sie selbst als seltsam gilt und bleibt sich trotzdem treu. Außerdem möchte sie sich nicht einfach ihrem Schicksal beugen, das vorsieht, dass sie einen ihr vorgegebenen Mann heiratet, sondern ihren Wert auch darüber hinaus zeigen. Was mir besonders gut gefallen hat, ist, wie sie sich von diesen netten und alleskönnenden Protagonistinnen unterscheidet, die sich viel zu häufig in Jugendbüchern tummeln. Stattdessen merkt man genau, wo ihre Stärken und ihre Schwächen liegen, und dass man sie nicht wirklich als nett bezeichnen kann, merkt man auch sehr schnell.
Ich würde sagen, "Das Mädchen aus Feuer und Sturm" ist eine Mischung aus "Mulan" (vor allem wegen der Kulisse und der Idee "Mädchen verkleidet sich als Junge") und "Der Kuss der Lüge", was vieles andere betrifft, ähnelt aber keinem von beidem zu sehr und ist seine eigene Geschichte. Insgesamt also ein wirklich gutes Buch, das mich zwar erst überzeugen musste, auf dessen zweiten Band ich nun aber schon freudig warte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Abenteuer
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Thema
Veröffentlicht am 11.08.2018

Ein Buch, auf das man sich einlassen muss

Uns gehört die Nacht
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Wirklich leicht gemacht hat "Uns gehört die Nacht" es mir ja nicht. Ich habe den Roman auf Vorablesen entdeckt und war nach der Leseprobe wirklich neugierig. Die Geschichte an sich hörte sich erst einmal ...

Wirklich leicht gemacht hat "Uns gehört die Nacht" es mir ja nicht. Ich habe den Roman auf Vorablesen entdeckt und war nach der Leseprobe wirklich neugierig. Die Geschichte an sich hörte sich erst einmal eher klischeehaft an: das Mädchen, das aus nicht wirklich guten Verhältnissen stammt und noch dazu halb Puerto-Ricanerin und der Junge, der Erbe eines Riesenkonzerns ist. Die verbotene Liebe. Die Hindernisse, die dieser im Weg stehen. Ja, doch, so etwas hat doch fast jeder schon einmal gelesen oder als Film gesehen.
Doch man sollte dem Buch auf jeden Fall trotzdem eine Chance geben, denn so klischeehaft, wie es den Anschein hat, ist es gar nicht. Schon allein deswegen, weil die Beziehung zwischen Elise und Jamey nicht direkt als die große Liebe dargestellt wird. Das ist so gar nicht so. Stattdessen wird man anfangs mit Obsession und Verachtung konfrontiert und darf mit ansehen, wie sich die Sichtweisen der beiden entwickeln. Was ich sehr schön fand, war, wie diese Entwicklung vonstattengeht, wie wenig man merkt, dass sich Einstellungen ändern – bis sie sich geändert haben. Und sie sind trotzdem so authentisch geschildert, dass es immer Spaß macht zu lesen und man sich nicht zwischendurch fragt, wo das auf einmal her kommt.
Sehr cool gemacht finde ich aber nicht nur die Entwicklung der Beziehung zwischen Elise und Jamey, sondern auch, wo die Geschichte an sich uns hinführt. Ein bisschen etwas ist vorhersehbar, anderes hingegen sieht man nicht unbedingt kommen. Gut, das erste Kapitel, das ein Blick in die Zukunft der beiden Protagonisten ist, zeigt bereits, dass die Geschichte nicht besonders glücklich verläuft, auf etwas Tragisches hinausläuft, aber diese Wendung habe ich dann doch nicht kommen sehen. Und das Ende war auch interessant. Ungewöhnlich, ja, und vielleicht hätte ich mir doch einen anderen Ausgang gewünscht, aber ungewöhnlich, was ich wirklich mag.
Was ich jedoch von Anfang an so interessant an diesem Buch fand, war der Schreibstil. "Uns gehört die Nacht" ist das Debüt von Jardine Libaire und ich muss sagen, dass ich ihren Stil anfangs eigenartig fand. Sie schreibt oft so knapp und unverblümt, dann aber wieder mit vielen Umschreibungen und Metaphern. In vielerlei Hinsicht spiegelt der Stil Elises Charakter, wie ich finde. Jedenfalls hat es zwar eine Weile gedauert, mit dem Schreibstil der Autorin warm zu werden, aber am Ende mochte ich ihn wirklich sehr, fand ihn einfach nur schön.
Nicht geändert hat sich jedoch, dass man wirklich Zeit braucht, den Roman zu lesen. Wirklich, ich habe schon lange nicht mehr so lange für ein Buch gebraucht. Was nicht daran liegt, dass es nicht spannend gewesen wäre oder gut geschrieben, sondern einfach an dem doch sehr speziellen Schreibstil lag.
Komme ich nun zu den Charakteren. Auch die sind alles andere als einfach, man bekommt es mit mehr als ungewöhnlichen Figuren zu tun. Über Nebencharaktere will ich jetzt eigentlich nicht unbedingt schreiben, die waren doch eher unwichtiger. Also die Personen an sich, ihr Einfluss auf die Handlung und die Protagonisten war oftmals enorm.
So, aber nun zu Elise und Jamey. Bei Jamey hatte ich oftmals das Gefühl, ihn noch nicht ganz greifen zu können. An sich fand ich ihn okay, aber so oft war er passiv, hat Sachen einfach mit sich geschehen lassen, anstatt selbst etwas zu tun. Andererseits hatte er doch auch seine interessanten Seiten, nämlich wie unsinnig er nach und nach seine Kurse in Yale betrachtet und wie er auf Elise reagiert.
Die war jedoch die unumstrittene Hauptfigur. Anfangs war ich mir noch nicht sicher, was ich von ihr halten soll. Sie wirkte oft so roh und auch die Beschreibungen über sie machten es nicht besser. Doch nach und nach merkt man, welche Person eigentlich hinter dieser harten Schale steckt. Wie intelligent sie ist. Wie mutig. Wie groß ihr Herz ist. Und dadurch ist sie langsam auch mir ans Herz gewachsen.
Also nein, leicht war es nicht mit diesem Debüt, denn es ist keine dieser Liebesgeschichten, der man von Anfang an verfällt. Und doch hat es mir gefallen, dieses Buch, mit dem ich erst einmal warm werden musste, bis mir aufgefallen ist, wie besonders es doch ist.

Veröffentlicht am 04.03.2018

Ein spannender Auftakt

Save Me
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Erst einmal muss ich kurz sagen, wie schön ich das Cover finde! Anfangs war ich ja nicht so begeistert, als ich dieses goldene glitzernde Buch in der Vorschau gesehen habe, aber live und in Farbe macht ...

Erst einmal muss ich kurz sagen, wie schön ich das Cover finde! Anfangs war ich ja nicht so begeistert, als ich dieses goldene glitzernde Buch in der Vorschau gesehen habe, aber live und in Farbe macht es wirklich was her und gefällt mir sehr gut.
Ungefähr diesen Gedankengang – also erst nicht ganz so begeistert zu sein, dann aber seine Meinung zu ändern – hatte ich auch allgemein bei „Save Me“. Mein erster Gedanke nämlich, als ich von dieser neuen Reihe von Mona Kasten erfuhr, war: "Oha! Das hört sich an wie die Paper-Reihe von Erin Watt". Und ich war mir zwar sehr sicher, dass ich das Buch lesen würde, jedoch ein wenig unschlüssig, weil die Paper-Reihe meiner Meinung nach besonders zum Ende hin nicht mehr gut war und außerdem ein ziemlich krasses Geschlechterbild gezeichnet hat.
Als ich dann die Leseprobe zu "Save Me" gelesen habe, merkte ich ziemlich schnell, dass sich die beiden Bücher doch unterscheiden – und zwar auf gute Art und Weise. Deswegen war ich umso glücklicher, dass ich an der Lesejury-Leserunde zum Buch teilnehmen durfte.
Die Geschichte ist auch interessant. Es geht um Ruby und James, beide Schüler auf der Maxton Hall, einer Privatschule in England, die jedoch unterschiedlicher nicht sein könnten. Denn während James aus einer privilegierten, reichen Familie stammt, musste sich Ruby ihren Platz an der Schule hart erarbeiten und tut alles dafür, nicht aufzufallen. Die beiden prallen unweigerlich aufeinander, als Ruby etwas sieht, das sie besser nicht gesehen hätte. Und von diesem Moment an müssen Ruby und James miteinander auskommen, ob sie es nun wollen oder nicht. Dass die Anziehungskraft zwischen Ruby und James groß ist, erklärt sich wahrscheinlich von selbst.
Wie schon erwähnt fand ich die Geschichte ziemlich interessant. Es passiert immer wieder etwas Neues, ist aber gleichzeitig nicht übermäßig dramatisiert. Gut, manche Ereignisse sind schon einschneidender als andere, aber die meiste Zeit beschäftigt sich die Autorin mit dem Highschool-Leben der beiden Protagonisten. manches hat mich dann aber wieder eher unerwartet getroffen, sodass es spannend zu lesen war.
Die Spannung verdankt das Buch eindeutig auch Monas Schreibstil. Wer schonmal ein Buch der Autorin gelesen hat, kennt ihre luftig lockere und humorvolle Art zu schreiben. Das fehlt auch hier nicht. Mona Kasten kann mit wenigen Worten Atmosphären einfangen wie den Flair einer großen (übrigens Hogwarts aus "Harry Potter" nicht unähnlichen) Schule oder einen harmonischen Familienabend. Gleichzeitig schreibt sie aber auch Dialoge, die lebendig und vor allem wie aus dem Leben genommen wirken, nicht so hochgestochen und steif wie anderswo. das führt dazu, dass ich das Buch regelrecht verschlingen konnte.
Jedoch hab ich auch das ein oder andere Negative zum Schreibstil zu sagen. An manchen Stellen wurde mir etwas ein paar Mal zu oft wiederholt. Zum Beispiel James türkisfarbene Augen und seine immer zarzausten Haare. Und ziemlich am Anfang gab es zwei Passagen, in denen Lins (das ist Rubys beste Freundin an der Maxton Hall) Vorgeschichte erklärt wird, und die sich sehr stark ähneln. Da hätte eine solche Passage, von mir aus ein paar Zeilen länger, wirklich auch gereicht! Ansonsten ist bei mir das Gefühl irgendwie nicht angekommen. Hier kann ich wirklich nicht sagen, woran das lag, aber auch wenn sich das Buch wirklich schön und leicht lesen ließ und ich es nicht einfach nur runtergelesen habe, sondern es durchaus spannend fand, konnte ich nicht mit den beiden Protagonisten mitfiebern. Keine Ahnung, was da falsch lief, aber die Emotionen kamen leider nicht ganz an.
Was ich andererseits echt gut fand, waren die zwei Sichtweisen, denn man hat nicht nur (wie sehr häufig in dem Genre) erfahren, was Rubys Gedanken sind, sondern auch, wie es James mit allem ging. Was meiner Meinung nach unfassbar interessant war, denn so wusste man quasi, was der andere von dem jeweiligen Ereignis dachte, konnte die Figuren besser verstehen.
Apropos Figuren, die haben mir auch richtig gut gefallen.
Ruby, die weibliche Protagonistin, war mir eigentlich von Anfang an sympathisch. Wahrscheinlich, weil gleich auf der ersten Seite geschrieben wird, dass sie ein Bullet Journal hat. Tolles Hobby übrigens, ich bewundere jeden, der die Disziplin aufbringt, seinen Kalender selbst anzulegen, und das hat Ruby ein paar Pluspunkte direkt auf ihr Konto verbucht. Doch auch ansonsten war sie ein wirklich sympathischer Charakter mit dem man sich gut identifizieren konnte. Stammt aus einer "normalen" Familie, steht zu ihren Freunden, arbeitet hart für ihre Ziele. Ruby war ein wirklich cooler Charakter. Einziger Minuspunkt: Ich hatte nicht wirklich das Gefühl, dass sie eine besonders große Entwicklung durchgemacht hätte.
James hingegen wirkte anfangs wie ein besonders großer Idiot und auch wenn ich mir sicher war, dass sich das noch auflösen würde, konnte ich ihn anfangs echt nicht leiden. Bis man seine andere Seite kennenlernte. Zum Beispiel, wie sehr er sich um seine Zwillingsschwester sorgt und seine Leidenschaft für Lacrosse. Und nach und nach merkt man außerdem, wie ihm auch andere Dinge wichtiger werden, wie er nach und nach nicht mehr dieser arrogante Arsch ist und mit dieser Entwicklung ist er mir fast noch mehr ans Herz gewachsen als Ruby.
Was die Nebencharakteren angeht, war ich fast ein wenig enttäuscht. Ich kannte es aus der Again-Reihe von Mona Kasten so, dass man den Freundeskreis fast so gut kennenlernte wie die Protagonisten, einem so ziemlich jeder ans Herz gewachsen ist. Das hat mir hier ein wenig gefehlt. Zwar mochte ich sehr viele der unwichtigeren Figuren aus dem Buch, aber ich hatte nicht unbedingt das Gefühl, eine von ihnen wirklich kennenzulernen. Bestes Beispiel ist wohl Alistair, einer von James' Freunden. Im ersten Drittel des Buches kam er relativ häufig vor und ich habe ihn wirklich ins Herz geschlossen, auch wenn man noch nicht viel von ihm erfuhr. Doch dann kam er kaum noch vor und so hatte er quasi kaum eine Chance. In der Hinsicht hätte ich mir also ein bisschen mehr Tiefgang gewünscht.
Ich bin mir aber sehr sicher, dass ich den in ein paar Monaten erscheinenden zweiten Band der Reihe rund um Ruby und James lesen werde. Das Ende hat mich wirklich neugierig darauf zurückgelassen, was als nächstes passieren wird. Die Fortsetzung kann also kommen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Gefühl
  • Geschichte
Veröffentlicht am 01.11.2017

Interessant und schön, bleibt aber hinter anderen Jane-Austen-Büchern zurück

Verstand und Gefühl
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"Verstand und Gefühl", "Sinn und Sinnlichkeit" - ich denke jeder hat zumindest schon unter einem Namen etwas über diese Geschichte von Jane Austen gehört. So auch ich, selbst wenn ich nichts genaueres ...

"Verstand und Gefühl", "Sinn und Sinnlichkeit" - ich denke jeder hat zumindest schon unter einem Namen etwas über diese Geschichte von Jane Austen gehört. So auch ich, selbst wenn ich nichts genaueres darüber wusste, als dass es um zwei unterschiedliche Schwestern geht und - wie eigentlich immer bei Jane Austen - um die Liebe. Die Handlung ist dabei die folgende:
Elinor und Marianne sind Schwestern, aber sie ähneln sich kaum. Während Elinor nämlich zurückhaltend ist und sich auf Selbstbeherrschung versteht, lässt Marianne ihren Gefühlen - oft ohne Rücksicht auf andere - freien Lauf. Doch eines haben beide gemeinsam, nämlich dass sie sich verlieben und bald das Chaos um die beiden ausbricht.
Ich war ja sehr neugierig auf diesen Roman, vor allem, da die Bücher von Jane Austen, die ich bisher gelesen habe, mich alle überzeugen konnten. Hier muss ich sagen war ich nicht ganz so mitgerissen von der Handlung, ich habe nicht so mitgefiebert wie bei "Stolz und Vorurteil" und konnte nicht so viel lachen wie bei "Emma". Meiner Meinung nach braucht die Handlung eine Weile, bis sie spannender wird. Vor allem am Anfang, als noch nichts darauf hindeutet, dass etwas Schlimmes passiert, war mir das Buch stellenweise zu langatmig. Später wird es aber auf jeden Fall interessanter. Nicht nur, dass sich vieles als komplizierter darstellt, als man auf den ersten Blick dachte, es kommt zuletzt auch zu Auflösungen und natürlich zu einem Happy Ends, wobei mich die ein oder andere Entwicklung sogar ein bisschen überraschen konnte.
Der Schreibstil ist so, wie man es von Jane Austen gewohnt ist: schön beschreibend und ironisch, sodass sich das Buch gut lesen lässt, auch wenn ich auf jeden Fall länger für die Seiten brauche als bei anderen Büchern. Ich liebe es, wie ich durch den Stil in eine andere Zeit gezogen werde, es aber nicht sofort hochgestochen klingt. Und ich mag die Dialoge, die so viel aussagen. Man merkt zum Beispiel sofort die Standes- und Persönlichkeitsunterschiede zwischen den Charakteren, wenn sie reden. In "Verstand und Gefühl" macht Jane Austen allerdings einen Unterschied im Vergleich zu ihren anderen Romanen und zwar schreibt sie fast kühl und distanziert von Geldsorgen und schlechten Charaktereigenschaften. In keinem anderen ihrer Werke wird so viel von Geld gesprochen, wird so viel verglichen und darüber nachgedacht wie hier. genauso die Abgründe in der Persönlichkeit der Menschen. In keinem anderen ihrer Bücher handelt eine Person aus so schlechten Motiven heraus und vereinigt so viele schlechte Eigenschaften in sich. Besonders, dass so viele über Einkommen und dessen Konsequenzen gesprochen wird, fand ich sehr interessant, denn es besagt viel über die Zeit.
Mein Hauptproblem mit dem Buch lag glaube ich an der Erzählperspektive. Der Roman wird aus der Sicht von Elinor und Marianne erzählt, was zwar durchaus Sinn macht, aber manchmal war es ein wenig verwirrend zu verstehen, wessen Gedanken man jetzt eigentlich verfolgt.
Mit den Protagonistinnen an sich hatte ich aber keine Probleme, fand beide sehr sympathisch. Elinor ist die Besonnene. Sie denkt rational, ist oft die Stimme der Vernunft in ihrer Familie, weiß, ihre Gefühle zu verbergen. Was nicht bedeutet, dass sie keine Gefühle hat, dadurch, dass man viele ihrer Gedanken erfährt, weiß man, wie sehr sie unter mancher Situation leidet. Marianne hingegen ist leidenschaftlich und sensibel. Sie handelt vor allem so, wie sie es für richtig hält und wie sie es möchte, lässt dabei auch mal die Konventionen zurück. Mir waren beide sehr sympathisch, ich kann gar nicht sagen, wen ich lieber mag, denn sie haben beide einen interessanter Charakter und es war spannend mit anzusehen, was Elinor und Marianne erleben und wie sie sich entwickeln.
Die Nebencharaktere waren, wie für die Autorin typisch, spitz gezeichnet. Die selbstsüchtige Schwägerin, die langweilige Mrs. Middleton mit ihrem im Gegensatz zu ihr viel zu geselligen Mann, die kauzigen Palmers oder die einfältigen Miss Steele. Nur muss ich sagen, dass ich all die Personen zwar interessant fand, aber keine so herausragend wie in den anderen Austen-Romanen, was wirklich schade ist.
Der Roman war auf jeden Fall wieder lesenswert, auch wenn er meiner Meinung nach hinter den anderen Werken Jane Austens etwas zurückbleibt.

Veröffentlicht am 01.11.2017

Sehr gut, braucht aber eine Weile, um in Fahrt zu kommen

Cry Baby - Scharfe Schnitte
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Ehrlich gesagt dachte ich mir nach den ersten paar, der Thriller würde mir nicht gefallen. Und das, nachdem ich „Gone Girl“ von Gillian Flynn regelrecht verschlungen habe! Doch das ganze erste Drittel ...

Ehrlich gesagt dachte ich mir nach den ersten paar, der Thriller würde mir nicht gefallen. Und das, nachdem ich „Gone Girl“ von Gillian Flynn regelrecht verschlungen habe! Doch das ganze erste Drittel war ich noch nicht so richtig überzeugt. Mir war der Schreibstil zu harsch, die Story noch viel zu undurchsichtig. Ich könnte jetzt auch gar nicht sagen, was meine Meinung geändert hat, aber irgendwann wurde es dann doch spannender. Bis es am Ende richtig gut wurde, mich kaum losgelassen hat. Das Ende hält noch ein paar gute Plot Twists parat und auch wenn ich die endgültige Auflösung sehr krass und vielleicht für ein bisschen zu komplex halte, kann ich am Ende behaupten, dass es meiner Meinung nach ein gutes Buch ist.
In "Cry Baby" geht es viel um die Probleme, die Geheimnisse einer kleinen Stadt. Die Kulisse ist dabei auch richtig gut gewählt, wie ich finde. Eben diese kleine Stadt, im Hochsommer, sehr abgelegen und mit ihrer eigenen Dynamik. Der Tratsch, die verschiedenen Bewohner und wie Schicht um Schicht dieser kleinen Stadt abgeschält wird, bis man zur Wahrheit gelangt - wirklich genial gemacht. Genauso ein Thema ist aber auch die Familie der Protagonistin und die Probleme, die es hier gibt. Wie man im ersten Moment noch nicht weiß, wieso Camille von Wind Gap und ihrer Familie weg ist, aber nach und nach mehr erfährt.
Wie schon erwähnt, kam mir der Schreibstil der Autorin vor allem am Anfang sehr harsch vor. Kurze Sätze, harte Wortwahl - alles in allem sehr gewöhnungsbedürftig. Und irgendwie ganz anders, als ich es von "Gone Girl in Erinnerung hatte. Aber entweder habe ich mich einfach mit der Zeit an den Stil gewöhnt oder er hat sich tatsächlich ein wenig geändert, auf jeden Fall empfand ich ihn später als nicht mehr so harsch. Die kurzen Sätze blieben, aber sie passen auch sehr gut zur Hauptperson, zu Camilles verschlossenem Charakter. Außerdem lässt er sich flüssig lesen. Vielleicht nicht unbedingt leicht, aber das Buch ist flüssig geschrieben.
Auch mit den Charakteren muss man erst mal warm werden. Bei Camille liegt das daran, dass man erst spät mehr über sie erfährt, bei anderen, weil sie sich verstellen und man sie nicht unbedingt sofort durchschauen kann. Camille als Protagonistin ist auf jeden Fall sehr interessant. Nett und sympathisch würde ich sie nicht unbedingt nennen, aber es ist faszinierend, ihre Geschichte zu verfolgen. Als Reporterin hat sie es am Anfang überhaupt nicht leicht in Wind Gap. Die meisten Leute in dieser kleinen Stadt Wind Gap sind misstrauisch ihr gegenüber oder wollen diese Morde ganz einfach nicht in der Zeitung sehen und die Polizei vor Ort kooperiert auch nicht unbedingt mit ihr. Das ist aber natürlich nicht der einzige Grund, weshalb dieser Fall für Camille der Hölle gleichkommt. Denn sie ist in Wind Gap aufgewachsen und hat hier nicht unbedingt das schönste Leben geführt. Sie hat wirklich einiges durchgemacht, vieles davon erfährt man wirklich erst ziemlich spät im Verlauf der Handlung, doch trotzdem scheint sie ein guter Mensch zu sein. Nur dass sie eigentlich dauerblau ist, fand ich ein wenig seltsam... Das Interessante an ihr, dass sie sich schneidet beziehungsweise Wörter in ihre Haut ritzt, wird ja schon im Klappentext erwähnt. Die Wörter auf ihrem Körper spielen in Camilles Leben auch eine große Rolle, das merkt man sehr. Ich fand es interessant, wann welche Worte erwähnt wurden im Buch, wie sie miteinander und mit der Handlung in Verbindung stehen.
Zu den restlichen Charakteren will ich gar nicht viel sagen, weil man hier leicht zu viel sagen kann. Die meisten sind seltsam, haben irgendwelche Geheimnisse, können auf jeden Fall in keine Schubladen gesteckt werden. Nur zu Camilles Mutter Adora möchte ich etwas sagen. Sie fand ich von Anfang an etwas gruselig. Vielleicht, weil erwähnt wurde, dass sie sich bei Stress die Wimpern auszupft und dann ganz rosa Augen hat? Ja, daran wird's wohl liegen, das war mir irgendwie unheimlich...
Das Ende finde ich insgesamt ganz gut gelungen. Es ist an sich schon abgeschlossen, lässt dem Leser aber Freiraum, sich auszudenken, was wohl danach geschehen wird.
Insgesamt fand ich „Cry Baby“ wirklich interessant, der Thriller braucht jedoch eine Weile, um seine fesselnde Wirkung zu entfalten.