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Veröffentlicht am 23.07.2024

Ein anderer Blick auf DIE Callas

Die Stimme meiner Mutter
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DIE Callas! Eine Ikone! Eine Frau, die ihre Erfolge vor meiner Geburt gefeiert hat und ich nur als eitle Diva im Kopf habe. Mit ihrem Mann Onassis, der gelinde gesagt, ein Widerling gewesen sein soll. ...

DIE Callas! Eine Ikone! Eine Frau, die ihre Erfolge vor meiner Geburt gefeiert hat und ich nur als eitle Diva im Kopf habe. Mit ihrem Mann Onassis, der gelinde gesagt, ein Widerling gewesen sein soll. Soweit mein bisheriges Nichtwissen über die berühmte Opernsängerin.
Dieser Roman zeichnet ein ganz anderes Bild. Er erzählt von einer zu tiefst empfindsamen und unsicheren Frau, die bereit war viel zu geben, bis hin zur Selbstaufopferung, auf der Suche nach ehrlicher Anerkennung und Liebe.
Die Autorin wählt dabei eine besondere Erzählperspektive, nämlich die von Maria Callas ungeborenem Sohn. Er lässt uns teilhaben an etwas mehr als einem Jahr ihres Lebens. Dem Jahr 1958/1959 der großen Liebesgeschichte zwischen Aristoteles Onassis und ihr.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig lesbar. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und habe ab der ersten Seite mit Maria mitgefiebert und gelitten. In vielen Momenten habe ich sie auch bewundert, vor allem für ihre Stärke anderen Menschen gegenüber. Mit welcher Beherrschung sie die immer wieder stattfindenden verbalen Demütigen ihr gegenüber erträgt, zeugt von wahrer Größe.
Die Liebesgeschichte zwischen den beiden ist emotional und berührend geschrieben. Auch wenn sie zu Beginn ihres Kennenlernens beide verheiratet sind, war ich sofort Team Maria+Onassis.
Das letzte Drittel war mir dann leider etwas zu viel Geschichte in zu wenig Zeilen gepackt und konnte mich nicht mehr ganz so überzeugen, wie die Seiten zuvor. Doch trotzdem habe ich es gerne gelesen.
Während und auch nach der Lektüre war ich immer wieder am Recherchieren und habe viel über Maria Callas gelesen. Ob es diesen Sohn Omero wirklich gab und Onassis sein Vater war, konnte nicht bewiesen werden. Wenn Ihr diesen Roman allerdings lest, dann entsteht zwangsläufig der Wunsch, dass es so war.

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Veröffentlicht am 23.07.2024

Warmherzige Geschichte über die Kindheit auf dem Bauernhof

Mühlensommer
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Na, wo seid Ihr aufgewachsen? Auf dem Land oder in der Stadt?
Martina Bogdahns Hauptfigur Maria ist ein typisches „Landei“. Ihre Eltern besitzen die Birkenmühle, einen Aussiedlerhof, mit klassischer Landwirtschaft. ...

Na, wo seid Ihr aufgewachsen? Auf dem Land oder in der Stadt?
Martina Bogdahns Hauptfigur Maria ist ein typisches „Landei“. Ihre Eltern besitzen die Birkenmühle, einen Aussiedlerhof, mit klassischer Landwirtschaft. Ihre Kindheit ist geprägt von ländlicher Idylle und den Schattenseiten derselben. Als sie erwachsen ist, zieht es sie in die Stadt und sie kommt nur noch selten zurück. Bis ihr Vater bei der Arbeit verunglückt und die Mutter sie um Hilfe bittet.
Die Autorin erzählt Marias Geschichte auf zwei Zeitebenen. Zum einen in der Gegenwart, die Maria und ihre Töchter zurück auf den Hof ihrer Eltern bringt und zum anderen in Rückblenden in ihre eigene Kindheit. Dabei nimmt die Vergangenheit einen weit größeren Teil des Romans ein. Martina Bogdahn lässt viele Ereignisse und Momente eines Bauernhoflebens vor mir lebendig werden und macht es mir leicht mich in die junge Protagonistin hineinzuversetzen. Nur zu gut verstehe ich Maria, die traurig ist, weil ihre Eltern nicht mit ihr in den Urlaub fahren können, aber auch die große Freude über den ersten Schnee des Jahres und das Schlittschuhfahren auf dem zugefrorenen Bach hinter dem Haus.
Ihr Ton ist dabei liebevoll, ehrlich und humorvoll. Insofern werden auch die Herstellung einer typischen Schlachtschüssel oder die Besamung einer Kuh absolut detailliert und nachvollziehbar geschildert. Diese Teile zeugen für mich von der Authentizität der Geschichte, schließlich ist ein landwirtschaftlicher Betrieb nicht mit Kälbchen streicheln und Brot backen allein zu bewerkstelligen.
Ihr Schreibstil ist leicht lesbar und flüssig, wodurch ich ein schönes, sommerliches Stunden auf dem Birkenhof verbringen konnte.
Wenn Ihr Lust habt auf eine ehrliche und warmherzige Geschichte über eine Kindheit auf dem Bauernhof, dann werdet Ihr mit diesem Buch bestimmt Freude haben.

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Veröffentlicht am 13.07.2024

Gelungener zweiter Teil

Und Großvater atmete mit den Wellen
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Dies ist der zweite Roman von Trude Teige, indem sie nun Juni die Geschichte ihres Großvaters Konrad erzählen lässt. Dieser Teil kann unabhängig vom ersten gelesen werden, indem es um Junis Großmutter ...

Dies ist der zweite Roman von Trude Teige, indem sie nun Juni die Geschichte ihres Großvaters Konrad erzählen lässt. Dieser Teil kann unabhängig vom ersten gelesen werden, indem es um Junis Großmutter geht.
 
Die Handlung spielt maßgeblich auf Java während des zweiten Weltkrieges und lässt uns Lesende anhand von Konrad, seines Bruders Sverre und der Krankenschwester Sigrid teilhaben an dieser schrecklichen Zeit.
Gleich zu Beginn werden die Brüder auf hoher See durch den Angriff der Japaner getrennt, landen aber über Umwege beide auf der Insel. Konrad lernt dort im Krankenhaus Sigrid kennen und sie verlieben sich ineinander.
Als die Japaner auch auf Java an die Macht kommen, werden mit der Zeit alle Europäer in Lagern interniert.
 
Die Autorin erzählt diese Geschichte anhand von drei Handlungssträngen, die jeweils einer der Hauptfiguren folgen.
Wieder einmal ist es die Brutalität und Grausamkeit der herrschenden Menschengruppe, die mich immer wieder schlucken oder innehalten lässt. Trude Teige zeigt mehr als nur einmal auf, wie unmenschlich die Gefangenen behandelt wurden und was sich – in diesem Fall – die Japaner haben einfallen lassen, um die Insassen zu quälen.
Gleichzeitig gibt es auch Momente der Hoffnung und der Menschlichkeit.
Die Geschichte erzählt von Personen, die Unsägliches ertragen mussten und oft über sich hinausgewachsen sind. Denen andere ihr Leben verdankten und die leider zu oft nicht das gleiche Glück hatten.
 
Der Schreibstil hat mir bereits im ersten Roman gut gefallen und ließ mich auch hier wieder mühelos durch die Handlung gleiten.
Allerdings konnte mich dieses Mal die Geschichte der Protagonist*innen nicht komplett packen. Woran es genau lag, kann ich selbst nicht greifen.
Wichtig finde ich am Ende den Hinweis der Autorin, dass es zwar eine fiktive Geschichte ist, sie allerdings auf Erzählungen von Betroffenen beruht.
 
Von mir gibt es eine Leseempfehlung an alle, die gerne Romane mit dem thematischen Bezug zum zweiten Weltkrieg lesen.

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Veröffentlicht am 27.06.2024

Ein ehrlicher Blick auf das Mutter sein

Mütter, die gehen
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„Was für eine Mutter verlässt ihr Kind? Bestimmt nur eine der allerschlimmsten Sorte.“ S. 11
 
Ein Satz, der mich gleich auf der ersten Seite dieses Buchs anspringt und mich erst einmal innehalten lässt. ...

„Was für eine Mutter verlässt ihr Kind? Bestimmt nur eine der allerschlimmsten Sorte.“ S. 11
 
Ein Satz, der mich gleich auf der ersten Seite dieses Buchs anspringt und mich erst einmal innehalten lässt. Zu einfach ist es jetzt zu nicken und mit völliger Inbrunst zuzustimmen. Denn eine „gute Mutter“ würde niemals ihr Kind verlassen. Oder?
 
Diese Gedanken kann auch Begona Gomez Urzaiz nicht völlig von sich weisen und hat deshalb eine Akte angelegt über „Mütter, die gehen“. Dabei schreibt sie über reale und fiktionale Frauen, die ihre Kinder verlassen haben und versucht das Warum zu ergründen.
Es geht ihr dabei nicht um eine gesellschaftlich internalisierte Schuldzuweisung, die dieser Akt zwangsläufig, dank unserer Sozialisation, hervorruft. Sondern ganz im Gegenteil, sie hält sich selbst und uns Lesenden den Spiegel vor und veranschaulicht, wie schnell wir in exakt diese Falle tappen.
Ist es tatsächlich moralisch weniger verwerflich, wenn ein Vater keinen Kontakt zu seinen Kindern will, als wenn eine Mutter ihre Kinder bei ihrem (Ex-) Mann lässt?
 
Nicht alle, der beschriebenen Mütter, waren mir sympathisch. Doch bei einigen habe ich mit großem Interesse und Mitgefühl gelesen, was sie zu diesem Schritt bewegt hat.
In vielen geschilderten Situationen lässt die Autorin auch ihre eigene Sicht darauf einfließen und erzählt, wie sie ihren Alltag als Mutter diesbezüglich wahrnimmt. Diese Einblicke und ihr moderner, angenehmer Ton, machen das Buch zu einer leicht zu lesenden Lektüre, auch wenn das Thema es stellenweise nicht ist.
Denn auch ein Kind nicht zu verlassen, beziehungsweise in einer Familie zu leben, heißt nicht, dass Mütter sich nicht schuldig fühlen.
 
„Mutter sein bedeutet letztlich, eine Sammlung verschiedener Versionen von Schuld anzuhäufen, die sich ohne Rücksicht auf Widersprüche überlagern.“ S.18
 
Diesen ungeschönten und ehrlichen Blick auf das Mutter sein finde ich mehr als gelungen und notwendig in unserer heutigen Zeit.
 
Am Ende lässt Begona Gomez Urzaiz in kurzen Absätzen reale Mütter zu Wort kommen, die ihre Kinder aus Geldnot verlassen haben. Diese Geschichten gingen mir sehr nahe und veranschaulichen den Fakt, dass nur die wenigsten Mütter ihre Kinder freiwillig verlassen.
 
Es ist ein lesenswertes Buch, das einigen Stoff zum Nachdenken bietet und an klassischen Rollenerwartungen rüttelt.

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Veröffentlicht am 25.04.2024

Mutterschaft in der heutigen Zeit aus unterschiedlichen Perspektiven

Eva
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Kinder kriegen und Kinder haben, sind wohl die mit emotionalsten Themen, unserer Zeit. Wie sehr immer auch andere Menschen dabei „mitreden“ und sei es nur durch unsere Sozialisation, Erziehung oder die ...

Kinder kriegen und Kinder haben, sind wohl die mit emotionalsten Themen, unserer Zeit. Wie sehr immer auch andere Menschen dabei „mitreden“ und sei es nur durch unsere Sozialisation, Erziehung oder die gesellschaftliche Erwartungshaltung, veranschaulicht Verena Kessler in ihrem Roman.
Dabei stellt sie exemplarisch vier Frauen gegenüber. Die beiden Schwestern Sina und Mona, Eva Lohmann und eine namenlose Frau. Nur eine der vier Frauen hat überhaupt Kinder.
Die Autorin verwebt diese vier Lebensläufe geschickt ineinander, in einer klaren und schnörkellosen Sprache, die mich begeistert hat. Dabei ist sie nie gefühlskalt oder emotionslos. Ganz im Gegenteil, immer wieder haben mich einzelne Sätze innehalten lassen, weil sie so treffend waren.
Die ersten drei Geschichten gingen für mich nahtlos ineinander über und ich konnte alle drei Ansichten nachvollziehen, auch wenn ich nicht immer damit übereingestimmt habe. Der Wechsel zur vierten namenlosen Frau hat mich zu Beginn etwas aus dem Lesefluss gebracht und gliederte sich, für mich, in Gänze nicht so glatt in die anderen drei ein. War allerdings in seinen Aussagen nicht weniger packend und berührend, wie die anderen.

Ein definitiv lesenswerter Roman!

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