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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2017

wunderschöne eindrücke

In 60 Buchhandlungen durch Europa
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Vier Wochen lang reiste der passionierte Buchhändler Torsten Woywod durch Europa, besuchte besonders schöne oder ausgefallene Buchhandlungen und erregte so den Neid der gesamten Online-Buch-Community. ...

Vier Wochen lang reiste der passionierte Buchhändler Torsten Woywod durch Europa, besuchte besonders schöne oder ausgefallene Buchhandlungen und erregte so den Neid der gesamten Online-Buch-Community. Die Eindrücke dieser außergewöhnlichen Reise schildert er in diesem Band.

Das Buch ist als Reisebericht aufgezogen. Ich lese sehr gerne Reiseberichte. Was man aber bei einem Reisebuch nicht machen darf, ist, zu schreiben, dass man spontan umgeplant und einen Abstecher ins Baskenland gemacht hat, um dann, als wäre das nichts Besonderes, um der Chronologie willen mit der Beschreibung Marseilles fortzufahren. Empört habe ich das Leseband bei Marseille gelassen und bei Bilbao weitergelesen! Irgendwie ist das sonst nicht ganz echt (außerdem liebe ich die Basken!). Ich finde, ein Autor muss sich schon entscheiden: entweder, er schreibt einen authentischen Reisebericht, oder er hält sich an seine Länderordnung und belässt den Leser in der Illusion, die richtige Reihenfolge vor sich zu haben - denn bei diesem Misch-Ding fühlt man sich als Leser nicht mehr so ganz mitgenommen. Und dann passiert es schon wieder - ich möchte so gerne wie angekündigt mit Torsten Woywod nach Portugal weiterreisen, aber auf der nächsten Seite folgt Madrid. Langsam werden meine Lesezeichen knapp...

Mir fehlen ein bisschen die Bilder. Die Texte sind nicht schlecht geschrieben, aber auf Dauer hätte man schon eine üppigere Illustration mit Beispielen vertragen können; des Autors Vertrauen in des Lesers Kopfkino in allen Ehren, aber ein paar mehr Fotos wären schon fein gewesen. So flüssig und sympathisch Torsten Woywod auch schreibt, bei so wenig Handlung bräuchte man doch ein wenig mehr Visuelles. Es ist durchaus nett, zu lesen, in welcher Farbe die Fensterrahmen einer Buchhandlung gehalten sind und wieviele Veranstaltungen im Jahr in ihr stattfinden, und auch, welches Buch den jungen Buchhandlungsreisenden sehnsüchtig vom Verkaufstresen angelächelt hat, allerdings - sechzig Buchhandlungen lang? ... Aber was habe ich denn erwartet? Nun, auf jeden Fall mehr Bilder. Immer wieder lesen wir von den vielen schönen Fotos, die der Autor schießen durfte, bekommen aber selber davon nur bescheidene Auszüge zu sehen; das ist ein bisschen unfair...!

Aber dann hat man doch Spaß; sehr nette und schön erzählte Anekdoten lockern die anschaulichen Beschreibungen der verschiedenen Buchhandlungen auf. Sprachlich einwandfrei und mit einer ansteckenden Begeisterung beschreibt der Autor Buchhandlung um Buchhandlung und hin und wieder auch mal die eine oder andere Buchhändlerin ... Und einen echten Sympathiepunkt bekommt er von mir für die Erwähnung der Begegnung mit dem Obdachlosen am Queen's Theatre.

Manche Situationsbeschreibungen sind sehr stimmungsvoll. Toll ist zum Beispiel die Atmosphäre bei der Ankunft des Autors in Rumänien beschrieben. Wo der Buchhandlungsführer zum Reisebericht wird, wird er sympathisch, erhellend, angenehm zu lesen.

Eine bittere Pille mischt sich in die Lektüre, wenn man liest, dass drei der besuchten besonders schönen, besonders individuell gestalteten kleinen Buchhandlungen inzwischen leider geschlossen sind. Hoffen wir, dass dieses Buch kein Abgesang auf die kleine schnuckelige Buchhandlung an der Ecke wird.

Die Aufmachung ist sehr schön; das Buch ist handlich und kann so vielleicht tatsächlich vom bibliophil veranlagten Buchhandlungsreisenden als Reiseführer mitgeführt werden. Eine schöne Idee sind die Buchempfehlungen zu dem jeweiligen Land am Ende jedes Kapitels. Ein echter Pluspunkt!

Veröffentlicht am 31.03.2017

toll geschrieben

Seitenwechsel
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Der Roman von Michael Römling „Seitenwechsel“ ist eine Zeitreise ins Jahr 1961 in die getrennte Stadt Berlin. Hier leben im Osten Bernhard und Julius, im westlichen Teil Georg und Jack. Noch können die ...

Der Roman von Michael Römling „Seitenwechsel“ ist eine Zeitreise ins Jahr 1961 in die getrennte Stadt Berlin. Hier leben im Osten Bernhard und Julius, im westlichen Teil Georg und Jack. Noch können die Menschen die innerorts gezogene Grenze ungehindert passieren.

Eines Nachts beobachten Bernhard und Georg, die eigentlich einen Luchs entdecken wollen, auf einem Hochsitz ungewöhnliche Dinge. Sie sehr russische Soldaten, die mysteriöse Gegenstände verladen. Was hat dies zu bedeuten? Sie fürchten entdeckt zu werden, und machen sich Hals über Kopf auf, um sich bei Bernhards Vater zu verstecken. Als die Beiden das Haus betreten, kommt ihnen einiges merkwürdig vor. Sie finden den Vater erhängt im Wohnzimmer.

Bernhard und Julius beginnen heimlich Nachforschungen anzustellen, und geraten damit ins Visier der Staatssicherheit.

Und die Tragödie nimmt ihren Lauf. Die ersten schlimmsten Befürchtungen für die Brüder treten ein. Gespräche mit der Staatssicherheit, nebst dem Abhören in den eigenen vier Wänden. Das Verfolgen in der Öffentlichkeit.

Aber auch die Liebe zwischen Julius und Barbara findet hier einen Platz, was dem Buch einen romantischen Unterton verleiht.



Was soll ich sagen? Dieses Buch hat mich mehr wie überrascht. Es ist so spannend geschrieben, dass man es nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Ich konnte mich in die Protagonisten hineinversetzen, ich spürte den Herzschlag, ich bekam Gänsehaut bei ihrem ersten Fluchtversuch, und mir schnürte sich der Hals zu, als ich gelesen habe, wie die Berliner Mauer gebaut wurde.

Das Vorgehen der Staatssicherheit- nett, höflich, und mit einem sehr gefährlichem Unterton.

Die Spannung reißt kein bißchen ab, und dieses finde ich wirklich außergewöhnlich. Das Buch beeindruckt mich sehr.

Wenn ich mir vorstelle, welche Fluchtversuche damals die Menschen auf sich genommen haben, um in den Westen zu fliehen, da habe ich sehr großen Respekt.

Veröffentlicht am 04.11.2017

megaspannend

Verfolgung
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Das bewährte Konzept geht erneut auf: Lisbeth Salander, zu Beginn der Geschichte im Frauengefängnishochsicherheitstrakt, und Mikael "Kalle" Blomquist, gleichzeitig im Bett mit einer gewissen Malin, die ...

Das bewährte Konzept geht erneut auf: Lisbeth Salander, zu Beginn der Geschichte im Frauengefängnishochsicherheitstrakt, und Mikael "Kalle" Blomquist, gleichzeitig im Bett mit einer gewissen Malin, die sich später deshalb noch mit seiner Kollegin, der Journalistin Erika Berger, auseinander zu setzen hat, sind als Ermittler und Verteitiger von Recht und Ordnung gefährlichst unterwegs. Buchtitel und Titelbild entsprechen den 4 Vorgängern, die Grenzen Larsson/Lagercrantz verschwimmen im Laufe der Geschichte zunehmend. Wir treffen auf viele alte Bekannte. Es gibt relativ häufige Perspektivwechsel. Am Ende des Buches sind drei Landkarte abgebildet, so dass man die Handlung noch besser verfolgen kann. Die Ereignisse werden spannend serviert, die Auflösung ist schlüssig und aktuelle Probleme aus Politik und Wirtschaft werden geschickt eingebaut, so dass ich das Buch kaum aus den Händen zu legen vermochte und an einem Wochenende geradezu verschlungen habe.

Veröffentlicht am 27.07.2017

stimmt einen nachdenklich

Anständig Essen
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„In Wirklichkeit heißt das aber, dass unser Alltag ein Skandal ist und das etwas grundsätzlich falsch ist an der Art, wie wir leben."

Dies war einer der Kernsätze dieses Buches, das zu meinen Sachbuchhighlights ...

„In Wirklichkeit heißt das aber, dass unser Alltag ein Skandal ist und das etwas grundsätzlich falsch ist an der Art, wie wir leben."

Dies war einer der Kernsätze dieses Buches, das zu meinen Sachbuchhighlights der vergangenen Jahre zählte. Engagiert informiert uns Karen Duwe über ihre Erkennnisse aus intensiven Selbstversuchen zu den verschiedensten Ernährungsformen bis hin zum totalen Verzicht sämtlicher tierischen Produkte nicht nur in der Ernährung sondern beispielsweise auch auf Leder bei der Bekleidung. Manches war mir persönlich zu extrem, aber es wurden mir nachhaltig viele interessante Denkanstöße vermittelt. Hierzu gehört beispielsweise auch, dass der Fehler oft nicht im Tun sondern auch im Unterlassen liegen kann. Ein Buch, das gelesen zu haben meiner Meinung nach Niemandem schaden kann.

Veröffentlicht am 27.07.2017

authentisch geschrieben

Hiobs Brüder
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Der Titel passt, ein wirklich recht ansprechendes Cover, ein ausnahmsweise einmal weder zuviel verratender noch ein irreführender Klappentext, ein Personenregister, dazu ein interessantes Nachwort und ...

Der Titel passt, ein wirklich recht ansprechendes Cover, ein ausnahmsweise einmal weder zuviel verratender noch ein irreführender Klappentext, ein Personenregister, dazu ein interessantes Nachwort und Kartenmaterial... alles war da, was das Herz bei einem historischen Roman überhaupt nur begehren kann. Waringhams sucht der Gablé-Fan diesmal vergeblich, vermisst habe ich sie nicht. Auch die Erzählweise ist wie gewohnt gut, aber trotzdem vor allem zu Beginn doch irgendwie anders als sonst. Durch einen Zufall gelangen im England des 12. Jahrhunderts nach einem heftigen Sturm einige bisher gefangen gehaltene Männer in die Freiheit, alle sind irgendwie gehandicapt. Der eine hat keine Erinnerung mehr, ein anderer die Fallsucht, siamesische Zwillinge sind auch darunter. Wir begleiten sie auf ihrem abenteuerlichen Weg und lernen dabei wieder viel über die englische Geschichte und das Leben zur damaligen Zeit. Ganz besonders einfühlsam wird das Verältnis zwische Juden und Christen dargestellt.