Tolle Hörbuch-Umsetzung, durchwachsene Story, fieser Cliffhanger
Die magische Bibliothek der Buks 1: Das verrückte OrakelIn einer Zukunft, in der es keine gedruckten Bücher mehr gibt und Romane unbekannt sind, Träume verpönt sind und Kinder gehorsam zu sein haben, deren Aufenthaltsorte jederzeit per App verfolgt werden können ...
In einer Zukunft, in der es keine gedruckten Bücher mehr gibt und Romane unbekannt sind, Träume verpönt sind und Kinder gehorsam zu sein haben, deren Aufenthaltsorte jederzeit per App verfolgt werden können und überhaupt alles furchtbar langweilig ist, stoßen die vier befreundeten Kinder Finn, Nola, Mira und Tommy durch Zufall auf eine Bibliothek - aber es ist keine normale Bibliothek, sondern eine magische Bibliothek, deren Bücher von den Buks bewacht und umsorgt werden.
Ich habe mir gemeinsam mit meinem Sohn das Hörbuch angehört, das von Marian Funk super eingesprochen wurde. Funk lässt nicht nur die Kinder lebendig werden, sondern vor allem die Buks, die meinem Sohn und mir relativ schnell ans Herz gewachsen sind. Die Hörbuch-Version ist dank Marian Funks Performance sehr gelungen und absolut empfehlenswert.
Mit der Geschichte selbst, die ab einem Alter von ca. 10 Jahren empfohlen wird, hatte ich teilweise meine Probleme. Zum einen bleiben die vier ProtagonistInnen relativ lange ziemlich blass. Das mag an der Welt liegen, in der sie leben, aber so richtig mit ihnen mitgefiebert haben wir nicht - von einer kurzen Szene ziemlich zum Ende hin abgesehen. Da ist die - scheinbare - Antagonistin Geraldine wesentlich interessanter und facettenreicher dargestellt. Das hätte ich mir bei den anderen vier Kindern auch gewünscht.
Zum anderen wird das Buch zwar beworben mit den Worten "Ein phantastisches Plädoyer fürs Lesen und für die Fantasie!", aber faktisch handelt es sich eher um ein Plädoyer für das gedruckte Buch. Das ist mir dann doch ein bisschen zu einseitig.
Ein weiteres Problem war sowohl für meinen Sohn als auch mich das teils unausgewogene Tempo. Einige Passagen sind unnötig lang geraten und wirken fast einschläfernd, dann überschlagen sich wieder die Ereignisse.
Am schlimmsten finde ich persönlich den Cliffhanger, der an einer - wie ich finde - Stelle platziert wurde, die den Roman quasi auf dem Höhepunkt der Ereignisse vorerst beendet und dadurch geradezu schreit: "Kauft die Fortsetzung!" Und ganz ehrlich, ohne die Fortsetzung ergibt der erste Teil nur für sich genommen leider überhaupt keinen Sinn. Nichts ist abgeschlossen, die meisten Fragen sind nach wie vor unbeantwortet, alles hängt in der Luft. Das ist ausgesprochen unbefriedigend, unnötig und meiner Meinung nach Geldschneiderei. Das einzig Gute daran ist: Der Folgeband lässt lange genug auf sich warten, dass mein Sohn und ich den ersten Teil bis dahin vergessen haben werden und uns nicht gezwungen sehen, ihn zu kaufen. Irgendwann wird eh ein Sammelband erscheinen.
Es gibt aber auch allerlei positive Aspekte an dem Roman. Zum einen gibt es vor allem für jugendliche und erwachsene (Vor-) LeserInnen reichlich Verweise auf andere Bücher. "Fahrenheit 451" findet darin ebenso seinen Platz wie die "Harry Potter"-Bücher und so weiter. Diese Verweise zu entdecken, macht richtig Spaß. Vor allem lohnt es sich dadurch auch für jüngere Leserinnen, das Buch alle paar Jahre wieder in die Hand zu nehmen und zu lesen, um Neues für sich zu entdecken. Somit handelt es sich nicht um ein Einmal-lesen-und-dann-wegwerfen-Buch, was ich persönlich lobenswert finde.
Und dann sind da natürlich die Buks, die mein Sohn und ich allesamt ganz wunderbar finden. Während mein Sohn vor allem Rebella Buk und Reimling Buk liebt, kann ich mich absolut nicht festlegen. Aber es ist wirklich für jeden ein Buk zum Verlieben dabei und sie sind so vielfältig und wunderbar, dass mir in jeder Szene mit ihnen das Herz aufging. Und - wie bereits gesagt - Marian Funk hat sie richtig toll zum Leben erweckt in der Hörbuch-Fassung.
Lange Rede, kurzer Sinn: Für meinen Sohn und mich war und ist "Die magische Bibliothek der Buks:
Das Verrückte Orakel" ein durchwachsenes Vergnügen. Dass es vier Sterne geworden sind, liegt an der tollen Hörbuch-Version.