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Veröffentlicht am 26.11.2017

Freiheit unterm Schleier

Freiheit unterm Schleier
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Die allgemeine Meinung über den Iran ist geprägt von Negativmeldungen in der Presse, mehr wissen die meisten Menschen nicht über dieses Land und seine Bewohner. Schon vor einiger Zeit habe ich ein Buch ...

Die allgemeine Meinung über den Iran ist geprägt von Negativmeldungen in der Presse, mehr wissen die meisten Menschen nicht über dieses Land und seine Bewohner. Schon vor einiger Zeit habe ich ein Buch über das Reisen im Iran gelesen und war fasziniert, was sich hinter der starren offiziellen Fassade alles verbirgt, wie die Menschen wirklich denken und leben.
In diesem Buch hier geht es nun speziell um die Frauen im Iran. Die Autorin hat Frauen der unterschiedlichsten Lebensbereiche zu ihrer Situation befragt und erstaunliche Erkenntnisse gewonnen. Sie besitzt selbst, neben der deutschen, die iranische Staatsbürgerschaft und hat eine ganz andere Sichtweise des Lebens dort.
An vielen Bemerkungen im Buch und zur Situation merkt man sehr deutlich, dass die Autorin den Iran liebt und den Menschen dort verbunden ist. Bei ihr gibt es keine Berührungsängste, denn ihr sind viele Gegebenheiten vertraut, die uns fremd erscheinen. Da sie die meiste Zeit in Deutschland lebt, gelingt es ihr besonders, die Gegensätze aber auch eventuelle Gemeinsamkeiten im Leben der iranischen und der deutschen Frauen realistisch darzustellen. Sie beschönigt nichts und gibt durchaus zu, dass in ihrem Heimatland nicht alles bestens ist, aber die Menschen dort sind auf dem besten Weg, den Iran in eine hoffnungsvolle Zukunft zu führen.
Für mich war es erstaunlich, zu lesen, was die Frauen in diesem Land schaffen, denn gerade der weiblichen Bevölkerung wird vieles durch strenge Gesetze erschwert, worüber man sich als Europäerin gar keine Gedanken machen muss. Es trotzdem zu schaffen, sich gegen staatliche Verordnungen aufzulehnen und das Leben nach eigener Vorstellung zu leben, das zeigt die wahre Stärke der Iranerinnen.
Nicht nur Frauen, die im Iran aufgewachsen sind, kommen zu Wort, sondern da gibt es auch diejenigen, die aus Liebe zu einem Mann in den Iran ausgewandert sind und seitdem dort leben. Für sie sind die Unterschiede in der Lebensführung sicher besonders deutlich spürbar, und doch gelingt es ihnen ein, glückliches, erfülltes Leben im Iran zu führen, ohne etwas zu vermissen.
Es gilt, die Möglichkeiten zu entdecken und auch zu nutzen, und das beherrschen die meisten Frauen in diesem Land außerordentlich gut. Ihre eigenen Vorstellungen durchzusetzen und danach zu leben, das ist oft schwierig aber machbar, und ich war überrascht, was alles in diesem Land möglich ist!
Für mich war dieses Buch eine interessante und erkenntnisreiche Lektüre, die so manches Bausteinchen in meinem Weltbild gerade und an seinen Platz gerückt hat.

Veröffentlicht am 24.11.2017

Weihnachtliche Reise um die Welt

Weihnachtliche Reise um die Welt
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Am Abend vor Weihnachten kuschelt sich Luka mit seinem Bärchen ins Bett. Er freut sich auf das bevorstehende Fest, denn er ist der Meinung, so wie seine Familie Weihnachten feiert, ist es am allerschönsten. ...

Am Abend vor Weihnachten kuschelt sich Luka mit seinem Bärchen ins Bett. Er freut sich auf das bevorstehende Fest, denn er ist der Meinung, so wie seine Familie Weihnachten feiert, ist es am allerschönsten. Kurz vor dem Einschlafen bekommt Luka Besuch vom Sternenmädchen Nayra. Sie nimmt ihn mit auf eine Weltreise und zeigt ihm die weihnachtlichen Bräuche anderer Länder.
Luka erfährt in kurzen, prägnanten Geschichten, wie die Menschen in anderen Ländern das Fest feiern. Das liebevoll geschriebene und illustrierte Bilderbuch erweitert den Horizont der Kinder und zeigt ihnen, dass es in anderen Ländern auch andere Bräuche gibt, die uns zwar oft fremd anmuten, die aber alle geprägt sind von großer Freude. Nach dieser Reise ist Luka gar nicht mehr davon überzeugt, dass die Art, wie er mit seiner Familie Weihnachten feiert, die einzig mögliche und beste ist. Aber in einem Punkt sind sich alle einig, nämlich dass Weihnachten das allerschönste Fest des Jahres ist.

Gemeinsam mit Luka habe ich diese kleine, weihnachtliche Weltreise sehr genossen, denn auch ich, als Erwachsene, konnte noch einige neue Informationen für mich aus diesem wunderschönen Bilderbuch mitnehmen. Jedem der besuchten Länder ist im Buch eine Doppelseite gewidmet. Es gibt jeweils einen kurzen Text, der die Kinder nicht überfordert und doch reichlich Informationen zu bieten hat. Umrahmt ist dieser kleine Abschnitt von farbenfrohen Bildern, die sich auf die beschriebenen Weihnachtsbräuche beziehen und das Landestypische gut hervorheben.
Ich finde, dieses hübsche und auch sinnvolle Büchlein ist eine prima Geschenkidee für wissbegierige Kinder ab ca. fünf Jahren, sei es als Mitbringsel während der Adventszeit oder auch auf dem Gabentisch am Heiligen Abend.

Veröffentlicht am 17.11.2017

Ein grandioser Roman über die Entstehung von Sankt Petersburg

Die Stadt des Zaren
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Man schreibt das Jahr 1703. Ein Sumpfgebiet an der Newabucht, hier hat Zar Peter der Große beschlossen, wird eine Stadt entstehen, die das Tor zum Westen symbolisieren soll. Für dieses gigantische Unternehmen ...

Man schreibt das Jahr 1703. Ein Sumpfgebiet an der Newabucht, hier hat Zar Peter der Große beschlossen, wird eine Stadt entstehen, die das Tor zum Westen symbolisieren soll. Für dieses gigantische Unternehmen werden viele fleißige Hände gebraucht, und der Ruf des Zaren lockt Wagemutige in die Gegend, die hier, wo eine völlig neue Stadt aus dem Nichts gebaut wird, ihr Glück versuchen wollen.
Auch die medizinische Versorgung muss gewährleistet sein, und so folgt auch der deutsche Arzt Dr. Albrecht der Einladung des Zaren und zieht mit seiner Familie in diese noch unwirtliche Gegend. Mit historisch verbürgten Personen und ihren fiktiven Protagonisten hat Martina Sahler eine bunte, lebendige Mischung an Charakteren in den Bereich der neu entstehenden Stadt versetzt. Menschen aus allen Gesellschaftsschichten kommen hier zusammen, von den Leibeigenen und schwedischen Kriegsgefangenen bis hin zu den Grafen und Fürsten, die zum engeren Kreis des Zaren zählen. Viele kommen allein, andere haben ihre Familie mitgebracht. Man begegnet in diesem Roman den unterschiedlichsten Schicksalen, manche davon glücklich, andere tragisch. Zwar macht die Erbauung der Stadt große Fortschritte, aber es gibt auch schwere Rückschläge. Die Autorin erzählt die Geschichten der Menschen rund um diese werdende Stadt, die um ihre Existenz und ihr Glück kämpfen. Die Art, wie sie ihre Charaktere und deren Lebenswege beschreibt, habe ich als sehr intensiv empfunden, und so manches Schicksal ist mir richtig zu Herzen gegangen. Daneben erfährt man sehr viel Historisches aus dieser bewegten Zeit. Die geschichtlichen Hintergründe, die geschilderten Schicksale und ein enorm fesselnder Schreibstil haben mir die damalige Zeit sehr nahe gebracht. Der wunderschön gestaltete Einband, ein ausführliches Personenregister und detaillierte Karten auf den inneren Buchdeckeln runden dieses wunderbare Buch perfekt ab. Für mich zählt diese grandiose Sankt-Petersburg-Saga zu den besten Büchern des Jahres.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Winterherz

Winterherz
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Zuerst ist mir der Einband des Buchs aufgefallen, und zusammen mit dem Titel dachte ich anfangs, es würde sich um einen Fantasyroman handeln, aber mein erster Eindruck hat mich getäuscht. Die Autorin erzählt ...

Zuerst ist mir der Einband des Buchs aufgefallen, und zusammen mit dem Titel dachte ich anfangs, es würde sich um einen Fantasyroman handeln, aber mein erster Eindruck hat mich getäuscht. Die Autorin erzählt eine sehr real wirkende Geschichte über eine junge, engagierte Biologin die an einem Forschungsprojekt arbeitet, welches sich mit der Wiederansiedlung der Wölfe in Deutschland beschäftigt. Der Gedanke, dass es diese faszinierenden Geschöpfe wieder in der Schorfheide geben könnte, stößt nicht überall auf Vorliebe. Ella muss sich immer wieder mit Gegnern dieser Idee auseinandersetzen. Einer davon ist Sander Engelbrecht. Der verschlossene Mann begegnet Ella anfangs mit totaler Abwehr und Skepsis. Er hat jedoch nicht damit gerechnet, dass er sich in die lebhafte, temperamentvolle und hübsche Frau verlieben könnte. Auch Ella ist zuerst gar nicht von dem abweisenden Mann angetan, der ihr bei den ersten Begegnungen unfreundlich und arrogant entgegentritt, aber insgeheim gibt es eine Anziehungskraft, der sich die Protagonisten nicht dauerhaft entziehen können. Jedoch hat Sander ein Geheimnis. Es gibt ein Erlebnis in seiner Vergangenheit, das er nicht vergessen kann, über das er nicht sprechen möchte und das in gewisser Weise auch mit seiner Abneigung gegen Wölfe zusammenhängt.

Die Protagonisten machen sich das Leben wirklich nicht leicht. Da prallen völlig unterschiedliche Mentalitäten und Wesenszüge aufeinander. Ella wird nicht schlau aus Sander, der selbst wie ein einsamer Wolf auf sie wirkt, diese Tiere aber absolut nicht mag. Er wirkt innerlich zerrissen und versteckt seine Gefühle hinter einem dicken Schutzpanzer. Nur langsam kann Ella zum wahren Menschen dahinter durchdringen, und sie erlebt häufig entmutigende Rückschläge, wen sie ihm nahe kommen möchte.
In die aktuelle Handlung sind immer wieder Rückblicke eingeflochten, so dass der Leser schon bald eine Ahnung bekommt, was mit Sander los ist. Aber es warten noch einige aufregende Überraschungen, und das Buch ist packend bis zuletzt. Der Roman hat nicht nur eine starke Romanze und viel Spannung zu bieten, sondern auch jede Menge Informationen über Wölfe, über die Geschichte ihrer fast gänzlichen Ausrottung und die damit verbundenen Vorurteile. Man erfährt viel Wissenswertes über diese faszinierenden Tiere und ihre Gewohnheiten.

Mittlerweile habe ich mich auch nach weiteren Büchern der Autorin umgesehen und festgestellt, dass es sich zwar um einzelne Romane handelt, die man allein stehend lesen kann, aber in gewisser Weise sind sie alle miteinander verbunden, denn die Protagonisten der Bücher sind immer irgendwie miteinander verwandt oder bekannt. So konnte ich nun in der Handlung bereits einige Hauptpersonen der anderen Romane kennen lernen. Diese losen Zusammenhänge in Büchern mag ich sehr gerne, und darum wird „Winterherz“ sicher nicht mein einziges oder letztes Buch von Tania Krätschmar sein.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Wunderschöner, bezaubernder Roman mit toller Atmosphäre

Nora und die Novemberrosen
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Dies ist der dritte Roman, den ich von der Autorin gelesen habe, und was mir an ihren Büchern ausgesprochen gut gefällt, ist die starke Naturverbundenheit. Waren es in den anderen beiden Geschichten Tiere, ...

Dies ist der dritte Roman, den ich von der Autorin gelesen habe, und was mir an ihren Büchern ausgesprochen gut gefällt, ist die starke Naturverbundenheit. Waren es in den anderen beiden Geschichten Tiere, um die es hauptsächlich ging, so handelt dieser Roman von einer verborgenen, alten Gärtnerei. Nora ist allein erziehende Mutter einer siebenjährigen Tochter, und sie hat liebenswerte Nachbarn, die sich um die kleine Fanny kümmern, während Nora arbeitet. Für ihre Freunde Ellie, Margarete und Udo, alle drei im Rentenalter, ist das Leben in ihrem selbst ernannten „Mehrgenerationenhaus“ ebenfalls eine Bereicherung, denn sie können nicht nur Nora unterstützen, sondern genießen auch die gemeinsame Zeit mit Fanny sehr.
Als die Freunde zufällig bei einem Ausflug die alte Gärtnerei entdecken, können sie gar nicht anders, als immer wieder dorthin zurück zu kehren. Der verborgene Garten übt einen ganz eigentümlichen Zauber auf die Besucher aus, dem sie sich nicht entziehen können. Unter einer dichten Decke von Unkraut versteckt haben viele Pflanzen überdauert, die nun ihre Schönheit wieder entfalten können, und es lauert so manches Geheimnis in den grünen Dickicht.
Tania Krätschmar hat eine unnachahmlich schöne Art, ihre Charaktere zu zeichnen und die besondere Atmosphäre der Gärtnerei zu beschreiben. Wenn ich zwischendurch die Augen schloss, konnte ich im Geist alles sehr deutlich vor mir sehen und hatte fast den Duft der Natur in der Nase, so lebendig ist alles geschildert. Schön ist, dass Nora auch Gleichgesinnten begegnet, die sie in ihrer großen Gärtner-Leidenschaft bestens verstehen können. Die Dialoge, die sich bei solchen Begegnungen entwickelten, haben mich fasziniert, denn auch ich habe quasi ein „Gärtner-Gen“ von meinen Vorfahren geerbt. Ich habe mich in der ganzen Atmosphäre, die der Roman ausstrahlt, sehr wohl gefühlt und die 334 Seiten richtiggehend verschlungen. Durch ein altes Geheimnis, das die Gärtnerei verbirgt und das in eine dunkle Zeit Deutschlands zurück führt, hat der Roman zusätzlich Tiefe und ist stellenweise sehr berührend. Alles in allem hat „Nora und die Novemberrosen“ für mich das Zeug zum Lieblingsbuch.