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Veröffentlicht am 19.11.2017

Ich bin immer noch ganz verstört von so viel Bösem!

Drei Meter unter Null
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Die Hauptfigur ist eine junge Frau, die Jahre lang versucht hat, ein normales Leben zu leben und die Verzweiflung in ihr zu besiegen. Doch irgendwann beginnt die Rache in ihr Überhand zu nehmen und sie ...

Die Hauptfigur ist eine junge Frau, die Jahre lang versucht hat, ein normales Leben zu leben und die Verzweiflung in ihr zu besiegen. Doch irgendwann beginnt die Rache in ihr Überhand zu nehmen und sie bereitet sich auf eine Jagd vor. Eine Jagd auf Wölfe, menschliche Wölfe.


Was für ein böses Buch, wer soll das gern lesen? Ich überwinde mich, kann die Bluttaten kaum ertragen. Doch ich muss weiter lesen, ich will wissen wie die Story ausgeht. Gleichzeitig frage ich mich, wieviele Menschen mit solch brutalem Verhalten dort draußen in der Welt rumlaufen und so handeln.

Aus der Sicht der Täterin erlebt man mit, wie sie denkt, handelt und fühlt. Schon in ihrer Kindheit war sie anders als die anderen Kinder, sie war ruppig und gemein. Am liebsten wollte sie Pippi Langstrumpf sein, später erlernt sie Kampftechniken und studiert Psychopathen-Biografien und "ist davon überzeugt, nichts mit diesen Irren gemein zu haben." Zitat Seite 111.
Dabei stellt sich genau das heraus: Sie ist das personifizierte Böse.
Sie hat keinerlei Liebreiz, sie ist wie eine Maschine, alles ist böse Berechnung, aber warum?

Sie will Rache um jeden Preis!

Dieser Thriller ist mit vielen grausamen Einzelheiten gespickt, die nur abgehärtete Thrillerleser vertragen. Mich hat es erschüttert und nicht kalt gelassen. Die Story entwickelt eine Spannung, die durch die Angst des nächsten Opfers, die Angst der nächsten Bluttat oder Misshandlung in Gang gehalten wird. Mich hat es unter Strom gehalten und ziemlich gepackt. Dabei fehlt bei mir die Sympathie für die Protagonistin völlig und auch das Verständnis ihres Handelns ist lange Zeit nicht vorhanden.

Die Sprache wechselt zwischen kurzen, abgehackten Sätzen für die böse Seite und längeren, schön klingenden, ausgeschmückten Sätzen für die Beschreibungen von Landschaft und Stimmungen, wenn die gute Seite wieder die Oberhand in der Hauptfigur gewinnt.


Dieses Buch nimmt mich richtig mit, es ist so unendlich grausam. Es zeigt, wie Menschen andere schikanieren und nun selbst Rache am eigenen Leib spüren müssen. Ein Kampf zwischen Wölfen, denn das Lamm ist längst zu einem Wolf mutiert.
Das Ende sorgt für eine unerwartete Überraschung.


Dieses Buch kann ich Lesern mit starken Nerven und einer gewaltigen Portion Thrillererfahrung empfehlen. Ich habe mich sehr gegruselt.

Veröffentlicht am 19.11.2017

Erneut gute Unterhaltung dieser Bayrischen Krimireihe

Zapfig
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Diese Krimireihe fällt besonders auf durch interessante Einblicke in Sofies pathologische Arbeit, ihr privates vertracktes Liebesleben und den Münchner Lokalkolorit, der dieses Mal auf Wohnungssuche in ...

Diese Krimireihe fällt besonders auf durch interessante Einblicke in Sofies pathologische Arbeit, ihr privates vertracktes Liebesleben und den Münchner Lokalkolorit, der dieses Mal auf Wohnungssuche in einige Münchner Stadtteile führt und diese näher vorstellt.

Sofie kommt auch in diesem Buch wieder als leicht chaotisches Vollweib daher, privat hat sie so ihre Probleme mit der Hausarbeit, auch Kochen ist nicht ihr Ding, dafür isst sie umso lieber. Beruflich jedoch kann man ihr nichts vormachen, dort ist sie bisher noch jedem Verbrechen auf die Schliche gekommen, irgendeine Unstimmigkeit im menschlichen Körper ihrer Leiche gibt ihr den Blick auf den Tathergang frei. Ihre Beziehung zu ihrem früheren Ex Joe ist wieder aufgeflammt, aber auch hier läuft es nicht unbedingt reibungslos.

Zum aktuellen Fall im Braugewerbe wird sozusagen als aktuellen Bezug das Thema Flüchtlinge durch den jungen Syrer Faris eingebaut, dem Gewalt angetan wurde. Er ergänzt die alte Riege an Figuren und eine neue Person.

Die Charaktere sind mal wieder lebensecht und sympathisch beschrieben, ein wenig klischeehaft natürlich besonders Dr. Elke Falk und Sektionsgehilfe Spike, der während seiner Arbeit seiner Musikleidenschaft frönt und die ganze Bandbreite zwischen Klassik und Pop abspielt. Gerade die Einblicke in die rechtsmedizinischen Besonderheiten finde ich immer sehr interessant, hier bringt die fachkundige Beratung durch einen Rechtsmediziner die Autorinnen ins Bild und sie geben im Buch den ungeschönten Blick auf den Seziertisch frei.

Auch dieses Mal sorgen eine Menge Charme von Tante Vroni und Charly, etwas Witz über die eiskalte Falk und ein flotter Erzählstil für gelungene Unterhaltung. Der Lokalkolorit wird dieses Mal durch die Wohnungssuche von Sofie und Joe eingebracht, hier stellen sich einige Münchner Stadtteile vor.
Auch wenn ich die Reihe bisher sehr gern gelesen habe, bin ich von diesem Teil zwar gut unterhalten, aber doch etwas enttäuscht. Die Personen erscheinen immer nach dem gleichen Schema, die humorvollen Einschübe erfolgen stets dank Mops Murmel und der eiskalt dargestellten hochintelligenten Dr. Falk, Sofies Chefin. Auch das Figurproblem Sofies und Joes beziehungsproblematische Art sind erneut Thema des Buches. Hier hatte ich mir doch einige neue Ideen gewünscht und hoffe auf mehr Änderung im Nachfolgeband.

Wer gute Unterhaltung mit einer Bayrischen Krimireihe sucht, findet sie hier mit einer starken Protagonistin!

Veröffentlicht am 19.11.2017

Ein umtriebiger Privatdetektiv, ein mysteriöser Mord und Lokalkolorit machen diesen Krimi besonders

Lesereise in den Tod
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In diesem Krimi ermittelt der Privatdetektiv und das ermöglicht eine Sichtweise, die manchem Polizisten verwehrt ist. Dank Mückes umgänglicher Art, kommt er den Befragten auf Augenhöhe entgegen, trinkt ...

In diesem Krimi ermittelt der Privatdetektiv und das ermöglicht eine Sichtweise, die manchem Polizisten verwehrt ist. Dank Mückes umgänglicher Art, kommt er den Befragten auf Augenhöhe entgegen, trinkt schon mal mit ihnen einen über den Durst und flunkert was das Zeug hält, nur um ihnen Informationen oder die Wahrheit zu entlocken. Hier fehlt die autoritäre Distanz, die sich automatisch Polizeibeamten gegenüber einstellt. Außerdem ist Andreas Mücke ein Mensch, der relativ normal wirkt, dank zwei geschiedener Ehen mit zwei Kindern typische Alltagssorgen hat und hart für sein Geld arbeiten muss. Da kommt ihm dieser Job wie gerufen.
Bei diesem Krimi hat man das Gefühl, gemeinsam mit Mücke den Gegebenheiten auf den Grund zu gehen und ihm beim Ermitteln über die Schulter zu schauen. Man erlebt sein Agieren stets hautnah mit. Ob er nun in eine Prügelei verwickelt wird, auf Sauftour ist oder wie ein Frischverliebter seine Frauenschwärmereien pflegt, die für Privatermittler ja schon fast ein echtes Klischee bedeuten, als Leser ist man einfach mit dabei.

Was er über die "Möchte-gern-Autorin" Mona de la Mare ausgräbt, führt den Leser tief ins Selfpublishing Geschäft und zeigt, wie unbekannte Autoren sich abstrampeln müssen, um in diesem Metier Erfolg zu haben. Auch diese Einblicke geben diesem Krimis einen besonderen Reiz.

Aber auch Mückes Stadtführungswissen hat mich beeindruckt. Wer sich in dieser Gegend auskennt, fühlt sich sicher gleich heimisch. Der Lokalkolorit flammt hier und da wieder auf und man hat die Orte gut vor Augen.

Das einzige Problem hatte ich mit dem Täter, auch ihn begleitet man gedanklich und möchte gern seine Beweggründe nachvollziehen. Er kommt wie ein Phantom daher und hier hätte ich mir am Ende noch ein paar abschließende Erklärungen gewünscht.

Dieser Krimi hat mich mit einigen Wendungen überrascht und bis zum Schluss gut unterhalten. Den unflätigen Männerjargon muss man zuweilen aushalten können, ansonsten siegt hier mal wieder ein Privatdetektiv über die Polizei. Matulla lässt grüßen!

Veröffentlicht am 18.11.2017

Eine mitreißende Familiengeschichte mit historischem Hintergrund sorgt für spannende Unterhaltung!

Die Frau im hellblauen Kleid
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Wien: Vera Altmann führt als Schauspielerin die Tradition ihrer Mutter Marianne und Großmutter Käthe fort. Doch an den großen Erfolg ihrer Mutter Marianne, die einst ein gefeierter UFA Star war, kann sie ...

Wien: Vera Altmann führt als Schauspielerin die Tradition ihrer Mutter Marianne und Großmutter Käthe fort. Doch an den großen Erfolg ihrer Mutter Marianne, die einst ein gefeierter UFA Star war, kann sie nicht anknüpfen. Vera beschliesst, eine Dokumentation über ihre Familie zu drehen und befragt ihre Mutter nach Einzelheiten. Marianne ist schockiert, denn sie befürchtet, es könnten Geheimnisse ans Licht kommen, die sie bisher verbergen konnte. Schließlich willigt sie ein, wenn der Film mit der Lebensgeschichte von Großmutter Käthe Schlögel beginnt.

Mit dieser Familiensaga hat mich Beate Maxian schnell gefesselt, der flüssig geschriebene Roman liest sich einfach wunderbar. Ihre Charaktere sind voller Leidenschaft und authentischer Strahlkraft, sodass man sich kaum vom Lesen abbringen lassen kann. Besonders die historischen Hintergründe habe ich sehr interessiert gelesen und die Schicksale der Familie Altmann lesen sich sehr lebendig. Man taucht tief in die Geschichte ein.


Der Roman wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Die Dynastie der Altmanns beginnt 1927 mit Käthe Schlögel und ihren ersten Anfängen am Theater und wird in der Gegenwart 2015 zur Zeit der Dokumentation durch Enkelin Vera aufgearbeitet. Die vierte Generation wird durch Sophie vertreten.


Durch Veras Dokumentation über die Familie kommen einige Informationen ans Tageslicht, die sich mit Nazitum und Verfolgung befassen. Denn Käthe heiratet einen Juden.

Durch Mariannes Erzählungen erfährt der Leser Details über Käthe, sieht wie die Tochter eines einfachen Gemüsehändlers vom Glanz der Theaterwelt beeindruckt ist und gegen den Willen der Eltern ans Theater geht. In Prag gelingt ihr mit "Marianne" der große Durchbruch und von dort geht sie nach Berlin und feiert große Erfolge als Star der Vorkriegszeit bis sie sich in einen Juden verliebt.


Die familiären Einblicke zeigen die deutsch-österreichische Geschichte über 80 Jahre und man taucht tief in die Handlung ein, egal, ob es sich um glamoröses Theaterleben handelt, um Rivalitäten unter Kolleginnen beim Film oder um die aufkommende Bedrohung durch die Nationalsozialisten oder die Problematik des Zweiten Weltkrieges. Beate Maxian lässt die Leser eine Zeitreise miterleben, die berührt, fesselt und ausgesprochen gut unterhält. Besonders ein Zerwürfnis zweier Familien spielt eine große Rolle.


Käthe und ihr Traum vom Theater sind der Hauptangelpunkt des Romans, ihr Leben wird sehr anschaulich und lebendig gezeigt. Dagegen wirkt Marianne eher wie ein unbeschriebenes Blatt, auch wenn sie als Mittlerin zwischen Vergangenheit und Gegenwart fungiert. Vera hat sich ihrer Mutter zu fügen, doch sie glänzt als Mutter und Regisseurin und mit Sophie konnte ich nicht warm werden. Ihre Liebesgeschichte fiel im Verhältnis zum übrigen Roman etwas aus dem Rahmen.


Beate Maxian hat einen flüssigen und wunderbar bildhaften Schreibstil. Gespannt habe ich Kapitel um Kapitel gelesen und war besonders in der Schilderung von Käthes Leben gefangen. Sie lässt Eindrücke der Filmwelt entstehen, die man mit Schwarz-Weiß-Filmen und alten Schauspielern wie Hörbiger, Moser oder Martha Schneider verbindet.
Aber auch in der Gegenwart unterhält die Autorin gekonnt mit einer Menge Lokalkolorit und zeigt mit Sprache und Handlungsorten Wiener Flair.


Die Frauen dieser Familie zeigen ein Frauenbild Die gemeinsame Recherche, Aufarbeitung der Vergangenheit und die Verwirklichung des Films lassen sie noch mehr zusammenwachsen und Beate Maxian hat mit dem Schluss ihres Buches noch ein sehr schönes Finale für sie und den Leser geschaffen.



Dieser Roman begeistert mit einer faszinierenden Familiengeschichte mit historischem Hintergrund und Einblicken in die Welt des Theaters zur Zeit der UFA. Beate Maxian kann nicht nur Krimis, sondern auch unterhaltende Romane mit Tiefgang.

Veröffentlicht am 11.11.2017

Flower-Power und eine alte Jugendliebe

Friesensommer
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Friesensommer ist eine unterhaltsame Liebesgeschichte, die mit nordischen Charakteren, dem typischen Zeitgeist der Flower-Power-Zeit und einer Menge Lokalkolorit von der Nordsee punkten kann.

Im Roman ...

Friesensommer ist eine unterhaltsame Liebesgeschichte, die mit nordischen Charakteren, dem typischen Zeitgeist der Flower-Power-Zeit und einer Menge Lokalkolorit von der Nordsee punkten kann.

Im Roman verknüpft Janne Mommsen zwei Zeitebenen miteinander: 1968 und die Gegenwart um 2014.

1968 floh Harry Petersen in die Heimat seines Vaters nach Föhr, denn die Army hatte ihm in San Francisco einen Einberufungsbefehl für Vietnam geschickt. Die Weigerung bedeutete Fahnenflucht und somit Gefängnis. Für Harry war eine Rückkehr in die USA dadurch unmöglich.

Also lebte er sich in Oldsum ein und verliebte sich in Maike, damals 17 Jahre alt und verschwand dann irgendwann wieder.
40 Jahre später kehrt er nach Föhr zurück. Mehr möchte ich vom Inhalt nicht verraten.

Bei diesem Buch habe ich mich von Föhr verzaubern lassen und hatte beim Lesen Bilder von der Nordsee, vom Sommer am Strand und von der Natur vor Augen.
Auch wenn der Erzählstil sehr ruhig ist, so nimmt die Handlung gefangen. Während ich für Harry keine echte Sympathie entwickeln konnte, waren es dafür Maike, Rainer und Carla umso mehr.

Es wird zeitweise etwas Föhrer Friesisch (Fering) wird mit in die Dialoge eingebunden, die jeweilige Übersetzung findet man direkt darunter. Mir haben die nordischen, wortkargen Charaktere dieser Gegend besonders gut gefallen. Mit nur wenigen Worten versteht man sich hier und hält es auch schon einmal ohne Smalltalk aus, was besonders Harald als Ami sehr wundert. Dort gilt Schweigen eher als unhöflich.

Mit der Schilderung der Hippie-Zeit erlebt man die Musik, die Kunstszene und die legendären Parties auf Sylt mit und wer selbst über 60 ist, wird sich an diese Zeit erinnern.



Mir hat dieser Liebesroman unterhaltsame Lesezeit geschenkt und ich konnte mich im grauen November an den sonnigen Strand von Föhr träumen.