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Veröffentlicht am 15.09.2024

Jane und das Haus auf den Klippen

Die Frauen von Maine
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J. Courtney Sullivan nimmt das Haus auf den Klippen zum Dreh- und Angelpunkt ihres vielschichtigen Romans. Jane Flanagan liebt das Haus, seitdem sie es als Jugendliche vom Wasser aus entdeckt hat. Viele ...

J. Courtney Sullivan nimmt das Haus auf den Klippen zum Dreh- und Angelpunkt ihres vielschichtigen Romans. Jane Flanagan liebt das Haus, seitdem sie es als Jugendliche vom Wasser aus entdeckt hat. Viele Stunden hat sie dort verbracht, bis sie zum Studium aufbrach und danach nur noch selten in ihren Heimatort zurückgekommen ist. Das ändert sich nach dem Tod ihrer Mutter. Sie verliert durch eigene Schuld ihren Job, den sie so lange erfolgreich ausgeübt hat und ihren Mann David, obwohl sie sich lieben.

Als Jane die Geschichte des Hauses für die neue Eigentümerin recherchiert, stellt sie fest, dass es viele Verbindungen gibt, zu ihrer Familie, aber auch zur Geschichte der Frauen in Maine. Es gibt viele Charaktere in diesem Roman, die teilweise eher als Vehikel zum Fortgang der Geschichte eingeführt werden und deshalb nicht unbedingt in die Tiefe gehen. Bei Jane, ihrer Freundin Allison und Genevieve, der neuen Eigentümerin des Hauses, ist es ein wenig anders. Sie werden detaillierter beschrieben. Jane ist mir nicht unbedingt sympathisch, was vor allem daran liegt, dass sie ihre Krankheit nicht erkennen will. An einer Stelle wird klar, welchen Belastungen Allison als Betreiberin eines Hotels, als Ehefrau, Mutter, Tochter und Freundin sowie sozial engagierte Frau ausgesetzt ist. Ein Satz, den auch Jane hört, den sie aber nicht versteht/nicht verstehen will, weil sie sehr auf sich bezogen ist – ganz im Gegensatz zu Allison.

J. Courtney Sullivan greift in ihrem Roman viele Themen auf. Es geht vordergründig um Jane und ihre Familiengeschichte, aber auch um Geschichte der Indigenen, die von den Europäern vertrieben, versklavt oder getötet wurden. Es geht um Spiritualität, Glaube, Spiritismus und Geister. Es geht um den Umgang mit dem Erbe, sowohl geistig als auch materiell. Es geht um Freundschaft und selbstbestimmtes Leben. Es geht um Alkoholmissbrauch und seine Folgen. Und natürlich geht es bei alldem um Frauen.
J. Courtney Sullivan versteht es, all diese Themen miteinander zu verweben und verflechten, um am Ende eine Ahnung davon zu bekommen, wie Menschen miteinander umgehen, was sie wertschätzen oder eben auch nicht.

In ihrem Dank listet die Autorin eine Reihe von Büchern und Dokumentationen auf, die für ihre Recherche wertvoll waren, so dass der eine oder andere Aspekt vertieft werden kann.

Fazit: ein intelligenter und vielschichtiger Roman, dem ich sehr gern eine Leseempfehlung gebe

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Veröffentlicht am 13.09.2024

Familientreffen - ein Lesehighlight

Bevor es geschah
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Elisabeth Haynes versammelt ihre vier Kinder, deren Partner und ihre drei Enkelkinder in ihrem Haus zum jährlichen Barbecue, auf das sich niemand freut. Denn nur nah außen hin wirken sie wie die perfekte ...

Elisabeth Haynes versammelt ihre vier Kinder, deren Partner und ihre drei Enkelkinder in ihrem Haus zum jährlichen Barbecue, auf das sich niemand freut. Denn nur nah außen hin wirken sie wie die perfekte Familie.

Es ist der erste Roman von Céline Spierer, der auf Deutsch erscheint. Übersetzt wurde er von Sina de Malafosse.

Auf nur 256 Seiten entfaltet Céline Spierer die Konflikte dieser Familie in einer grandiosen Art und Weise. Sie stellt jedes Familienmitglied vor, ihre Gedanken, ihre Wünsche, aber auch das jeweilige Geheimnis, das sie so sorgsam vor den anderen verbergen. Diese Geheimnisse haben es in sich, die daraus resultierende Belastung lässt sich gut vorstellen. Die Geschwister öffnen sich untereinander nicht, sie halten das Bild der heilen Welt aufrecht, das ihnen ihre Eltern vorgelebt haben.
Geschickt wechselt die Autorin die Perspektiven der Personen. Einige Szenen werden wieder aufgegriffen und aus dem Blickwinkel des anderen Familienmitgliedes gezeigt. Immer mal wieder wird deutlich, wie unterschiedlich Fremd- und Selbstbild sind. Sind die Familienmitglieder an den anderen interessiert oder haben sie sich längst mit dem Nebeneinanderherleben abgefunden? Unabhängig davon müssen sich am Ende alle fragen, ob sie das Unglück hätten verhindern können, wenn sie aufmerksamer gewesen wären.

Das Zitat von France 2 auf dem Cover verspricht nicht zu viel. Für mich ist dieser Roman eines der Lesehighlights 2024.

Das gut gestaltete Cover in passenden Farbtönen deutet auf das Unglück hin, auch wenn die Rutsche keine Rolle spielt.

Fazit: ein atmosphärisch dichter Roman mit authentischen Charakteren

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Veröffentlicht am 07.09.2024

Fesselnd und unterhaltsam

Nur nachts ist es hell
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Elisabeth, die jüngste der vier Geschwister der Familie Brugger, schreibt für ihre Großnichte Christina ihre Lebensgeschichte auf. Nach ihrer Matura arbeitet sie zunächst als Lazarett-Schwester, bevor ...

Elisabeth, die jüngste der vier Geschwister der Familie Brugger, schreibt für ihre Großnichte Christina ihre Lebensgeschichte auf. Nach ihrer Matura arbeitet sie zunächst als Lazarett-Schwester, bevor sie sich ihren großen Traum erfüllt und Medizin studiert. Anschließend arbeitet sie als Ärztin, nicht nur, aber auch für Geburtshilfe.

Es ist mein erster Roman von Judith W. Taschler. Erst nach dem Lesen ist mir aufgefallen, dass es sich um den zweiten Band der Familiengeschichte nach „Über Carl reden wir morgen“ handelt. Für mich war der erste Band zum Verständnis nicht notwendig.

Judith W. Taschler nutzt die Ich-Perspektive und erzählt als Elisabeth. Das macht den Roman authentisch. Dabei wird die Chronologie nicht eingehalten, es gibt Zeitsprünge in die Vergangenheit, mitunter auch in die Zukunft. Mit hat dies ausgesprochen gut gefallen, denn genauso wird erzählt.
Es wird nicht nur ein Leben im Mühlviertel und später in Wien beschrieben, sondern auch ein Stück Medizingeschichte. Deutlich wird, wie schwer es die ersten Frauen hatten, Medizin zu studieren. Sie wurden von ihren Professoren nicht ernst genommen und teilweise diskriminiert.

Da Elisabeths Familie immer gut situiert war, stehen ihre Lebensumstände im Vordergrund. Allerdings sieht sie als Ärztin auch andere Verhältnisse, die kurz angerissen werden, insbesondere dann, wenn es um Sexualität, Verhütung, Abtreibungen und Geburtshilfe geht.

Die Familiengeheimnisse der Familie Brugger werden aufgedeckt. Nicht nur die Zwillinge Carl und Eugen teilen eines mit wenigen Familienmitgliedern, auch die Mutter Anna erzählt Elisabeth, warum sie ihren Vater Albert geheiratet hat. Und natürlich hat auch Elisabeth nicht nur eins.

Ein Stammbaum am Ende des Buches ist eine schöne Ergänzung. Ich hätte mir allerdings ein paar Lebensdaten zur besseren Einordnung gewünscht.

Das Cover zeigt das Gemälde „Going home“ von Tom Roberts. Ich finde es passend ausgewählt.

Fazit: ein fesselnd und unterhaltsam geschriebener Roman, für den ich gern eine Leseempfehlung gebe

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Veröffentlicht am 21.08.2024

Ein gutes Leben? Ein gutes Leben!

Genau so, wie es immer war
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Julia Ames, Ende fünfzig, seit vielen Jahren mit Mark verheiratet, einen Sohn und eine Tochter und einen Freundeskreis – sie hat also alles, was es für ein gutes Leben braucht. Dann jedoch begegnet sie ...

Julia Ames, Ende fünfzig, seit vielen Jahren mit Mark verheiratet, einen Sohn und eine Tochter und einen Freundeskreis – sie hat also alles, was es für ein gutes Leben braucht. Dann jedoch begegnet sie zufällig einer Frau aus ihrer Vergangenheit, die Erinnerungen wach werden lässt. Nicht genug damit, gibt es gravierende Veränderungen im Leben ihres Sohnes – und damit auch in ihrem.

Claire Lombardo, Jahrgang 1989, war Sozialarbeiterin und PR-Agentin, bevor sie am renommierten Iowa Writers' Workshop studierte. Ihr Debütroman „Der größte Spaß, den wir je hatten“ wurde für den Women's Prize for Fiction nominiert. Übersetzt wurde der vorliegende Roman von Sylvia Spatz, die u.a. Bret Anthony Johnson, François Garde und Maggie Shipstead übersetzt hat. (Quelle: Klappentext)

Claire Lombardos zweiter Roman ist eine wunderbarer Familienroman, der die Geschichte einer Frau erzählt, die sich aufgrund ihrer Kindheitserlebnisse immer als Außenseiterin empfunden hat und die es auch nach vielen Jahren nicht fassen kann, dass ihr Mann sie so liebt wie sie ist. Dieser Roman fließt sehr ruhig dahin, auch wenn die Ereignisse das nicht immer sind. Die Depression, in die Julia nach der Geburt ihres Sohnes Ben fällt, ist dauerhaft. Lange findet sie keinen Weg hinaus, bis sie dann Helen kennenlernt. Die Freundschaft mit der älteren Frau verändert vieles.

Geschickt wechselt die Autorin die Zeitebenen. Beginnend in der Gegenwart, gibt es immer wieder Einschübe, in denen Julia sich zurück erinnert. Erinnerungen, die nicht immer schön sind, sondern mitunter schmerzhaft und die sie doch zu der Frau gemacht haben, die sie ist. Am Ende gibt es einen Blick in die Zukunft, so lese ich die letzten Seiten jedenfalls.

Julia wird sehr differenziert beschrieben. Auch die Mitglieder ihrer Familie sind lebendig und authentisch geschildert. In vielen Szenen können Frauen sich wiedererkennen, auch wenn die eigenen Erfahrungen völlig andere sind.

Mir haben insbesondere die Beschreibungen der Begegnungen mit Helen sehr gefallen. Die beiden so unterschiedlichen Frauen erkennen in der anderen das, was sie selbst nicht sind. Aber auch die schonungslose Erkenntnis, dass ihr Sohn Ben Julia etwas völlig anderes bedeutet als ihre Tochter Alma, ist gut nachvollziehbar. Insbesondere vor dem Hintergrund der eigenen Kindheit und Jugend und dem schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter. Vieles klärt sich, anderes nicht, genau so wie „im richtigen Leben“.

Claire Lombardo hat einen wunderbaren Roman darüber geschrieben, was es bedeutet, eine Frau zu sein.

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Veröffentlicht am 11.08.2024

Die faszinierende Lebensgeschichte einer großen Malerin

Artemisia Gentileschi und Der Zorn der Frauen
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Gabriela Jaskulla widmet ihr aktuelles Buch in Form einer Romanbiografie der bedeutendsten Malerin des Barock, Artemisia Gentileschi.

Artemisia war die Tochter eines angesehenen Malers, der schon früh ...

Gabriela Jaskulla widmet ihr aktuelles Buch in Form einer Romanbiografie der bedeutendsten Malerin des Barock, Artemisia Gentileschi.

Artemisia war die Tochter eines angesehenen Malers, der schon früh das Talent seiner Tochter erkannte und es auch förderte. Als er von der Vergewaltigung seiner Tochter durch einen seiner Freunde erfährt, kommt es zum Prozess. Die Akten sind erhalten, so dass ein guter Einblick in die Demütigung, die Artemisia erleiden musste, möglich ist. Artemisia wird zu einer starken und selbstbewussten Frau, die sich in der Männerwelt behauptet.

Gabriela Jaskulla beschreibt sehr detailliert und bildhaft die Höhen und Tiefen im Leben dieser bemerkenswerten Malerin. Aber nicht nur das, auch das Leben zu dieser Zeit, die Macht und Machtspiele der Männer und der Kirche, Feste, Architektur und natürlich immer wieder Gemälde. Gemälde von Artemisia, die ihren Stil über die Jahre und Ortswechsel hinweg anpassen konnte, aber auch Gemälde anderer Maler ihrer Zeit, neben denen sie heute gleichberechtigt steht.

Die Autorin bettet die Lebensgeschichte in eine Rahmenhandlung, das Drehen eines Filmes über die großartige Malerin. Mithilfe der Einwürfe der Hauptdarstellerin gelingt es Gabriela Jaskulla, einen Bezug zur heutigen Zeit herzustellen und gibt ihr die Möglichkeit, ein gelungenes Ende zu finden, den die Spuren Artemisias verlieren sich im Dunkel der Zeit.

Das Cover mit dem Detail aus „Judith und ihre Dienerin“ ist für diese wunderbare Romanbiografie perfekt ausgewählt.

Fazit: eine ausgezeichnet recherchierte und bildhafte Romanbiografie einer bemerkenswerten Malerin

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