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Veröffentlicht am 26.11.2017

Die Hüter des Todes

Scythe – Die Hüter des Todes
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In nicht allzu ferner Zukunft hat die Menschheit den Tod besiegt, niemand muss mehr eines natürlichen oder Unfalltodes sterben. Um aber der Überbevölkerung Herr zu werden, gibt es die Scythe. Sie lesen ...

In nicht allzu ferner Zukunft hat die Menschheit den Tod besiegt, niemand muss mehr eines natürlichen oder Unfalltodes sterben. Um aber der Überbevölkerung Herr zu werden, gibt es die Scythe. Sie lesen Menschen nach, und bringen nach ausgeklügelten Regeln so manches Herz zum endgültigen Stillstand. Citra und Rowan sind die jüngsten Lehrlinge dieser außergewöhnlichen Zunft und müssen noch viel lernen; auch über sich selbst.

Neal Shusterman hat ein interessantes Gedankenexperiment zu einem sehr unterhaltsamen Roman ausgeweitet. Obwohl es um sehr tiefgründige Themen (Leben, Tod, Unsterblichkeit, menschliches Miteinander usw.) geht, ist der Roman nie todernst oder abgrundtief bedrückend. Shusterman geht relativ locker mit den großen Themen um, seine beiden Protagonisten tragen dazu ebenfalls bei. Die beiden Jugendlichen sind grundsympathisch, an manchen Stellen hätte ich mir vielleicht ein paar mehr Ecken und Kanten gewünscht; da es sich mit vorliegendem Buch aber erst um einen Serienauftakt handelt, können sich die Charaktere natürlich noch entwickeln. Auch der Lehrlingsmeister Faraday hat mir gut gefallen, er verkörpert die Last, die seine Aufgaben mit sich bringt, sehr gut. Die Handlung entwickelt sich sehr spannend, der Autor erzählt sehr ansprechend und mitreißend. Immer wieder sind ins laufende Geschehen Tagebucheinträge der einzelnen Figuren eingebaut; diese lassen einen zusätzlichen Blick hinter die Fronten zu und geben immer wieder neue Denkanstöße.
Insgesamt hat mir dieser erste Band abgesehen von Kleinigkeiten sehr gut gefallen, und ich bin schon sehr auf die weitere Handlung gespannt.

Veröffentlicht am 22.11.2017

Schöner Serienauftakt

Das Gold des Lombarden
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Im Jahre 1423 hat Aleydis mit ihrem Ehemann Nicolai großes Glück gehabt: trotz eines immensen Altersunterschieds verstehen sich beide sehr gut, Nicolais Beruf als Bankier sorgt zudem noch für ein behagliches ...

Im Jahre 1423 hat Aleydis mit ihrem Ehemann Nicolai großes Glück gehabt: trotz eines immensen Altersunterschieds verstehen sich beide sehr gut, Nicolais Beruf als Bankier sorgt zudem noch für ein behagliches Leben. Das ist schlagartig gefährdet als Nicolai stirbt. Alles deutet auf einen Selbstmord hin, doch Aleydis will das nicht wahrhaben und macht sich selbst auf Spurensuche. Unterstützt wird die vom Gewaltrichter Vinzenz, mit dem sich Aleydis allerdings erst noch zusammenraufen muss.

Mit „Das Gold des Lombarden“ startet eine neue Serie historischer Romane rund um die Kölnerin Aleydis. Mir hat dieser Auftakt sehr gut gefallen, eine schöne Mischung aus historischen Fakten und schriftstellerischer Fiktion. Aleydis ist eine interessante Figur, entspricht sich doch so gar nicht dem Heimchen am Herd. Sie ist sehr sympathisch und es macht Spaß ihrer Entwicklung zuzuschauen; auch ihre Art mit anderen Menschen umzugehen, ist sehr modern und unkonventionell, klar, dass da die eine oder andere lesenswerte Konfrontation entsteht ; ) Vinzenz als Gegenüber ist ebenfalls keine blasse Pappfigur, sondern der Autorin gut gelungen. Die zwei bei ihren täglichen Kabbeleien und natürlich auch ihren Nachforschungen zu begleiten, hat mich sehr gut unterhalten. Der Kriminalfall entwickelt sich spannend, und ich bin lange im Dunkeln getappt, sodass am Ende noch eine Überraschung auf mich gewartet hat. Die Geschichte ist gut erzählt, sehr bildreich wird der Alltag in Köln beschrieben und natürlich gibt es auch das eine oder andere zu lernen. Insgesamt ein wirklich schöner historischer Roman, der mich gespannt auf Band 2 zurücklässt.

Veröffentlicht am 14.11.2017

Der Club

Der Club
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Hans‘ Eltern sind früh verstorben, seine Tante Alex wird zwar sein Vormund, trotzdem wird er in Internaten groß. Als junger Erwachsener wird er von ihr an die Uni von Cambridge geholt, er soll sie bei ...

Hans‘ Eltern sind früh verstorben, seine Tante Alex wird zwar sein Vormund, trotzdem wird er in Internaten groß. Als junger Erwachsener wird er von ihr an die Uni von Cambridge geholt, er soll sie bei Nachforschungen zu einem Verbrechen im sogenannten Pitt Club unterstützen. Diesem elitären Kreis gehören nur wenige an, nicht zuletzt dank seines Talents als Boxer gehört Hans bald dazu.

„Der Club“ ist ein sehr schöner Debütroman, der durch einen beklemmenden Einblick in die elitären Zirkel des Pitt Clubs besticht. Durch mehrere Perspektivwechsel erhält man Einsichten aus verschiedenen Blickwinkeln (langjähriges Mitglied – Neuling – Außenstehender), und jedes Mal rückt sich das Gesamtbild etwas gerader. Die Figuren selbst habe ich gar nicht so sehr als Person wahrgenommen, sondern eher in ihrer Funktion. Gerade Hans als Hauptperson hätte ich mir etwas plastischer gewünscht, ich konnte keine rechte Beziehung zu ihm aufbauen, da der Autor zudem etwas an Emotionen spart. Die Handlung war stimmig aufgebaut, eine subtile Spannung zieht sich durch die Seiten, ebenso ein etwas düsterer Ton. Würgers Erzählstil hat mir sehr gut gefallen, er findet schnörkellose Worte, die mit ihrer Klarheit bestechen.
Fazit: ein kurzer, aber gehaltvoller Roman, der Lust auf mehr vom Autor macht.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Guter Spionageroman

Die Nadel
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Ende des zweiten Weltkriegs hängt das Wohl und Wehe von Europa von der geplanten Landung der Alliierten ab. Tag und Ort dieses Gegenschlags sind geheim, Täuschungsmanöver und falsche Informationen über ...

Ende des zweiten Weltkriegs hängt das Wohl und Wehe von Europa von der geplanten Landung der Alliierten ab. Tag und Ort dieses Gegenschlags sind geheim, Täuschungsmanöver und falsche Informationen über vertrauliche Kanäle essentiell. Der deutsche Spion, bekannt unter dem Tarnnamen „die Nadel“ hat eines der größten Geheimnisse der Alliierten entdeckt und ist auf dem besten Wege diese Information bis zu Hitler persönlich zu tragen. Das Schicksal kann noch gedreht werden, die Nadel MUSS gefasst werden. Eine beispiellose Jagd beginnt…
Ken Follett hat mit „Die Nadel“ seinen Platz auf den Bestsellerlisten der Welt gefunden. Auch mir hat dieses frühe Werk gut gefallen. Eine spannende Jagd quer durch England mit einem Charme, der mich an ältere James-Bond-Filme erinnert hat. Der Roman ist packend geschrieben, Follett lässt sich aber trotzdem Zeit seine Charaktere ordentlich einzuführen. Es gibt Perspektivwechsel zwischen der Seite der Alliierten und der Nadel selbst, sodass die Spannung zusätzlich angeschürt wird. Obwohl es sich um ein fiktives Geschehen handelt, bleibt am Schluss der Gedanken, dass vielleicht doch ein Fünkchen Wahrheit…? Die Handlung ist auf jeden Fall sehr authentisch gelungen und hat mich überzeugt.
Mich hat Folletts Geschichte sehr gut unterhalten und ich kann dieses Buch Fans von Spionageromanen nur ans Herz legen.

Veröffentlicht am 21.10.2017

Abenteuerliche Suche nach wahren Begebenheiten

Wer ist B. Traven?
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„In jedem guten Journalisten steckt auch ein Detektiv.“
Leon Borenstein’s nächste Story soll ein echter Knüller werden: er will den erfolgreichen Schriftsteller B. Traven enttarnen. Borenstein macht sie ...

„In jedem guten Journalisten steckt auch ein Detektiv.“
Leon Borenstein’s nächste Story soll ein echter Knüller werden: er will den erfolgreichen Schriftsteller B. Traven enttarnen. Borenstein macht sie auf nach Mexiko, wo gerade ein Bestseller des Autors „Der Schatz der Sierra Madre“ verfilmt wird; am Set nicht nur hochkarätige Schauspieler wie Humphrey Bogart, sondern auch der mysteriöse Hal Croves, der die Romanvorlage verdächtig gut kennt.

Thorsten Seiffert hat sich mit den realen Geschehnissen rund um Traven befasst und daraus eine unterhaltsame Geschichte geschmiedet. Travens Identität war lange nicht zu lüften, auch heute sind viele Fakten noch unklar, die Suche nach dem Mann hinter dem Pseudonym war abenteuerlich und ist geradezu prädestiniert für eine literarische Verarbeitung. Der Autor bleibt nah an den historischen Fakten, auch wenn man einiges zunächst für Fiktion hält, weil es so abstrus ist. Borenstein als erfundene Figur passt ganz hervorragend in die Geschichte, manchmal war er mir allerdings etwas zu blass. Seiffert erzählt ansprechend, er fängt die Atmosphäre des Filmsets beispielsweise sehr gut ein und auch seine Darstellung von Bogart ließ bei mir sofort das Kopfkino anlaufen (natürlich schwarz-weiß). Auch sein Blick auf das Leben in Mexiko war sehr authentisch, sodass dieses Buch eben viel mehr liefert als eine wilde Jagd nach einem Phantom. Stark gestartet, kann Seiffert das Niveau leider nicht gänzlich bis zum Schluss halten, trotzdem hat mich der Autor mit seiner Geschichte gefesselt und gut unterhalten.