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Veröffentlicht am 25.09.2024

Ein Jahreshighlight1

A Night of Promises and Blood
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Das Set-Up des Buches ist irgendwie der urbane Stadtleben-Traum meiner Teenagerzeit, die Schwestern Winnie und Sasha teilen sich ein Apartment in Brooklyn; Sasha studiert, Winnie versucht eine App zu programmieren ...

Das Set-Up des Buches ist irgendwie der urbane Stadtleben-Traum meiner Teenagerzeit, die Schwestern Winnie und Sasha teilen sich ein Apartment in Brooklyn; Sasha studiert, Winnie versucht eine App zu programmieren und arbeitet in einem Coffee-Shop. Ihr Leben wirkt ruhig, geordnet, manchmal etwas chaotisch, aber im Großen und Ganzen so wie ich mir immer das Erwachsen-werden in einer Stadt wie New York vorgestellt habe.

Dazu kommt allerdings Sashas Krankengeschichte, die viel von Winnies Kindheit bestimmt hat und auch nach ihrer Genesung schwingt immer eine leise Panik in den Figuren mit, wenn Sasha auch nur eine Erkältung hat. Der Rattenschwanz dieser Erkrankung und wie sie die Kindheit der beiden Schwestern prägte, wird in diesem ersten Band angerissen und wie ich finde, auch sehr gut dargestellt, dennoch kann ich mir vorstellen, dass da noch einiges mehr hintersteckt, als bisher gezeigt wurde.

MEIN HERZ HÄLT DIESE FIGUREN NICHT AUS

Das Buch wird zwar als Romance vermarktet, aber Anne Pätzolds typische Slowburn-Beziehungen bestimmen auch dieses Buch und so darf man erst einmal Winnie & Jo dabei begleiten und wie sie sich anfreunden, ehe da mehr ins Spiel kommt. Allerdings ist es keineswegs langweilig bis dahin, dann meiner Meinung nach behandelt dieses Buch sehr viel mehr als „nur“ eine Liebesgeschichte. Dass die Autorin komplizierte, vielschichtige Familienkonstrukte schreiben kann, habe ich in When We Dream schon gemerkt und dieses Buch steht den Schwestern aus Chicago in Nichts nach. Winnie und ihre jüngere Schwester Sasha haben mir das Herz gebrochen, weil ihre Beziehung so echt, verworren und schmerzhaft ist, gleichzeitig würden sie füreinander ihre Hand ins Feuer legen.

Da ist Winnie, die in erster Linie Caretaker anstatt Schwester ist, eine zweite Mum für Sasha, weil man ihr das beigebracht hat. Winnie, die sich selbst immer hintenanstellt für Sasha, beschützerisch und aufopferungsvoll ist und sich sofort als egoistisch wahrnimmt, wenn sie nicht zuerst an Sasha in einer Sache denkt. Dieses erlernte Verhalten tat weh zu lesen, weil es ein so perfekter Abdruck davon ist, wie sehr Winnies Trauma sie geformt hat und wie schwer es ist so etwas zu entlernen.

Dann ist da Sasha, die, als das kränkliche Kücken der Familie, gelernt hat ihr Umfeld mit einer fröhlichen Art zu blenden, das Bedürfnis hat sich weniger erschöpft zu zeigen als sie wirklich ist, weil sie schon so viel von ihrem Umfeld braucht. Sasha, die genauso schnell andere verloren wirkende Menschen adoptiert wie sie sie ins Herz schließt und viel Liebe verteilt, weil es ihren Schmerz ausblendet. Sasha, die versucht so viel Leben und Erleben wie möglich in eine kurz bemessene Zeit zu quetschen, weil sie weiß, wie schnell ihr Alltag wieder aus Krankenhausgängen und Arztgesprächen bestehen könnte.

Und dann ist da noch Jo, die diese beiden Schwestern kennenlernt und als Person von Außen einen gänzlich anderen Blick auf die Beziehung hat, als die andere Protagonistin Winnie. Jo, die zurückhaltend ist und am besten von dem rumstehen-Emoji beschrieben scheint, aber eine ganze Welt an Gefühlen und Gedanken in sich verbirgt.

SCHRITT FÜR SCHRITT

Die Handlung entwickelt sich ähnlich wie die Romance eher langsam, weil sie direkt mit Jo verstrickt ist und nach einem PoV-Wechsel auch einige Dinge mehr Sinn ergeben. Ich fand es wenig überraschend als enthüllt wurde, was genau Jo macht, was mich aber nicht weiter gestört hat, weil die Welt, in der Jo existiert, so spannend ist. Weiter will ich erstmal gar nicht darauf eingehen, weil ich es so schön fand diese Welt ohne Vorwissen zu entdecken und mir eine unbeeinflusste Meinung zu bilden. Aber es ist cool. So cool!

FAZIT

Dieses Buch hat sich wie ein bewölkter Tag angefühlt, irgendwie zwischen Dämmerung und dem Versprechen auf Sonnenschein, ein bisschen melancholisch, ein bisschen nachdenklich, ein bisschen heilsam in seiner Ehrlichkeit. Anne Pätzold schafft es wie kaum jemand anderes den Alltag einer Depression abzubilden, sodass ich mich gleichzeitig entblößt und verstanden gefühlt habe.

Ich bin absolut verliebt in diese Geschichte, mit seinen komplizierten Geschwistern, zarten Gefühlen und langsamem Tempo, die sich wie eine sanfte Umarmung anfühlt.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.01.2023

Fulminanter Reihenauftakt!

Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken
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Ich liebe jeden Aspekt dieses Buches, dieser Reihe. Der Weltenbau ist genau so, wie ich ihn liebe, die Handlung verstrickt und komplex, genauso wie die Figuren und alles wird umrahmt von Sabaa Tahir wundervollem ...

Ich liebe jeden Aspekt dieses Buches, dieser Reihe. Der Weltenbau ist genau so, wie ich ihn liebe, die Handlung verstrickt und komplex, genauso wie die Figuren und alles wird umrahmt von Sabaa Tahir wundervollem Schreibstil. Die Geschichte selbst ist episch, aber genauso episch ist auch der Schreibstil, der alles in einer Aura von Aufopferung und Poesie einfängt. Allein der erste Absatz des Buches ist absolut wundervoll und leitet die allgemeine Stimmung sehr gut ein.

Mein großer Bruder kehrt heim in den dunklen Stunden vor der Morgendämmerung, in denen sogar die Geister ruhen. Er riecht nach Stahl und Kohle und Schmiede. Er riecht nach dem Feind.
S. 10

Laia und Elias erzählen in diesem Band abwechselnd die Geschichte, Laia aus dem Kundigenquartier in der Stadt Serra aus, Elias aus der dortigen Schwarzkliff-Akademie, in der er ausgebildet wird. Die Stadt Serra ist hauptsächlich dafür bekannt, dass dort Schwarzkliff liegt, die einzige Ausbildungsstätte für die Elitekämpfer des Martialenreiches - die Masken. Masken heißen nicht nur so, die tragen auch Masken aus einem seltenen Metall, dass sich über längeres Tragen nahtlos mit ihrer Haut verbindet und ein Symbol für die abgeschlossene Ausbildung zum Auftragsmörder des Imperators ist. Die Martialen sind ein diszipliniertes Volk, das stark an das alte Rom (Klassengesellschaft mit Illustriern, Mercatoren und Plebejern) angelehnt ist und ähnlich brutal die anderen Völker der Welt regieren. Neben den Stammesleuten leiden besonders die Kundigen unter der Herrschaft der Martialen. Die Kundigen waren ein Volk von Gelehrten, die vor den Martialen die Welt regiert haben, bis sie gestürzt worden sind. Seitdem leben sie unter der eisernen Faust des Imperators, sind nur im Namen anders als die Sklaven, Bildung wird ihnen verwehrt und regelmäßig werden Familien doch versklavt oder abgeschlachtet, damit sie nicht aufbegehren. Laia und ihr älterer Bruder Darin leben an diesem Rand der Gesellschaft zusammen mit ihren Großeltern, als eines Nachts Darin angeklagt wird ein Rebell zu sein und von einer Maske verschleppt wird. Laia setzt sich in den Kopf ihren Bruder aus der Gefangenschaft zu befreien, nachdem sie es bei dem Überfall nicht schaffte ihn zu verteidigen. Sie schließt sich dem Kundigenwiderstand an, zu dem sie eine ganz besondere Verbindung hat. Aber um ihren Bruder befreien zu können fordert der Widerstand von ihr sich als Sklavin in der Militärakademie Schwarzkliff einzuschleichen und die Kommandantin auszuspionieren, die schon Laias Eltern getötet hat.

Elias mag zwar dem Namen nach bald eine Maske sein, aber sein erstes Kapitel beginnt damit, dass er plant zu desertieren. Obwohl er einer der Klassenbesten ist und scheinbar wirklich gut im Kämpfen, Töten und Strategien schmieden verabscheut er das Leben als Maske und möchte lieber als freier Mann leben. Jedoch wird desertieren mit dem Tod bestraft, ist man einmal in Schwarzkliff entkommt man nur durch den Tod (ob nun in der Ausbildung oder im Kampf). Übrigens werden die Jungen für Schwarzkliff ausgesucht, niemand kann dort freiwillig mitmachen, mit sechs Jahren werden die Kinder ihren Familien mehr oder weniger weggenommen und durchlaufen dann für zwölf Jahre eine harte Ausbildung. Und meist ist ein Jahrgang rein männlich, nur alle Jubeljahre wird ein Mädchen ausgewählt. Elias wird in diesem Buch vor mehr als nur eine Prüfung gestellt und muss wieder und wieder um seine Prinzipien kämpfen und versucht aufs Äußerte zu verhindern das seelenlose Monster zu werden, als das die meisten Masken Schwarzkliff verlassen. Begleitet wird er dabei von seiner besten Freundin Helena, das einzige Mädchen seit Jahren das in Schwarzkliff ausgebildet wurde und überlebt hat. Obwohl Elias und Helene zu Beginn des Buches eigentlich nur noch ihre Abschlussfeier vor sich haben, befinden sie sich bald in einem tödlichen politisch geprägten Wettkampf, denn aus ihrer Jahrgang soll der neue Imperator ausgewählt werden. Der Imperator der Welt wird eigentlich aus den Erben des amtierenden Imperators ausgewählt, aber der aktuelle Imperator hat keine Erben und so veranstalten die heiligen Männer der Martialen, die Auguren, einen Wettkampf aus dem zum Schluss der neue Imperator und seine rechte Hand, der Blutgreif, hervorgehen werden.
Inmitten diesen Wettkampf stolpert Laia als sie als Sklavin in Schwarzkliff ankommt und während sie versucht zu lernen wie man überhaupt spioniert und unter der brutalen Kommandantin überlebt lernt sie auch einiges über die Ausbildung der Masken und den Wettkampf um den neuen Imperator.

Zerreißt es mich? Maybe.

Entgegen dem, was man vom Titel vielleicht erwarten würde, bewegen sich Elias und Laia lange Zeit im Buch nicht in denselben Kreisen. Es dauert seine Zeit, bis sie wirklich aufeinander treffen und auch dann stehen sie lange Zeit auf unterschiedlichen Seiten. Ich mag den Kniff dahinter, dass man durch sie zwei völlig unterschiedliche Lager der Welt zu sehen bekommt, sie beginnen an entgegengesetzten Enden des politischen Spektrums und arbeiten sich während des Buches langsam zu einem Berührungspunkt vor.

Obwohl ich schon so viel über die Handlung erzählt habe, habe ich noch nicht mal das erste Drittel des Buches abgedeckt, nehmt das also als Indikator dafür, wie dicht die Handlung gesponnen ist. Sabaa Tahir baut in diesem Buch wirklich eine meisterhafte Handlung auf, mit vielen verschiedenen Nebenhandlungen, die aber alle zum Ende hin zusammenlaufen und ein Feuerwerk an Erkenntnissen und Entwicklungen zünden. Es gibt einige trägere Stellen im Buch, aber die braucht man meiner Meinung nach auch, weil man sonst vor lauter Spannung zerspringen würde. Als ich das Buch das erste Mal gelesen habe, habe ich vor lauter Aufregung gezittert, als es an die letzten Kapitel ging und hatte kurz Sorge, das mein Herz stehen bleibt. In meinen Augen hat das buch einen hervorragenden Spannungsbogen und wird nicht langweilig.

Über die Figurenentwicklung will ich eigentlich nicht zu viel verraten, weil das den Wow-Effekt vorwegnehmen würde, aber Die Herrschaft der Masken hat eine der besten Charakterentwicklungen in einem Jugendbuch überhaupt, und nicht nur eine Figur muss in diesem Buch ihre Handlungen und Motivationen überdenken - und das reißt auch in den Folgebänden nicht ab, übrigens. Die Entwicklung geht ähnlich glatt vonstatten wie ich das zum Beispiel von Robin Hobb kenne, obwohl das hier natürlich auf ein Jugendbuch angepasst ist. Man merkt eigentlich kaum wie die Figuren sich weiterentwickeln, bis man mal einen Moment Abstand zum Text nimmt und feststellt wie anders bestimmte Figuren mittlerweile auf Situationen reagieren.

Übrigens glänzen auch die Nebenfiguren in dieser Reihe. Man wird mit einigen fremden Namen konfrontiert und am Anfang ist es bestimmt hilfreich ein Personenregister anzulegen (ich kann heute noch nicht alle Klassenkameraden von Elias auseinanderhalten), aber die wichtigen Nebenfiguren zeigen schnell ihre Persönlichkeit und bewegen das Geschehen maßgeblich mit. Besonders wenn man die Reihe erneut liest entfalten sich die Verknüpfungen und Vorausweisungen; auch wenn man die Reihe schon in ihrer Gänze kennt bringt ein erneutes Lesen eine neue Ebene hervor, was mir immer wieder eine Freude ist. Ich habe so viele Kommentare und Lieblingszitate, die ich aus gewissen Gründen aber nicht teilen kann, weil es spoilern würde.

Fazit

Für wen ist dieses Buch und stellvertretend also die ganze Reihe etwas? Für alle, die vielschichtige Figuren, gnadenlose Handlungen und Entwicklungen lieben und eine der stärksten Gruppen an Figuren, die ich bisher kenne.

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Veröffentlicht am 23.11.2024

Scham stirbt, wenn Geschichten erzählt werden <3

Breakaway
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Ich war sehr gespannt auf das Debüt von Anabelle Stehl und habe das Buch nicht mehr aus der Hand legen können. Ich habe bis tief in die Nacht gelesen, weil ich wissen wollte, wie es mit Lia und Noah weitergeht. ...

Ich war sehr gespannt auf das Debüt von Anabelle Stehl und habe das Buch nicht mehr aus der Hand legen können. Ich habe bis tief in die Nacht gelesen, weil ich wissen wollte, wie es mit Lia und Noah weitergeht.


Der Beginn des Buches hat sich nach purem Sommer angefühlt – Lias Tatendrang Berlin zu erkunden, Noahs Aufgeschlossenheit, die Abenteuer. Das Lesen war wie ein Sog, ich habe unendlich viel über den Humor und die Dialoge gelacht, die Freundschaften gefeiert und die Atmosphäre genossen, die die Autorin geschaffen hatte.

Dann wurde es ernster, erste Details kamen ans Licht, eine andere Art von Spannung baute sich auf. Ich finde die Entwicklung von Lia wesentlich stärker als die von Noah. Ihre Reise, ihre Dämonen finde ich sehr nah am Zeitgeist, sodass es schmerzlich ist darüber zu lesen. Ich habe mich sehr gut in sie einfühlen können, fand ihre Reaktionen nachvollziehbar aufgebaut und dargestellt. Lia kämpft sich da durch und das Ende fand ich großartig gemacht.


Noahs Kapitel fand ich gerade zum Ende hin sehr chaotisch, es wurden viele Fragen offen gelassen, es gab nicht den zufriedenstellenden Abschluss, den ich gerne hätte. Das hat aber auch Gründe, weil Noahs Geschichte sehr stark mit der der nächsten beiden Bücher verflochten ist und die Art Abschluss, die man von NA kennt, nicht möglich war. Ich finde das aber okay, mag gerne, dass es diesen roten Faden gibt, der sich auch durch FadeAway und RunAway ziehen wird (nehme ich an). Noah hat allerdings seine Momente, wo er mir nicht so sympathisch war wie Lia, auch wenn er das dann sehr reflektiert angegangen ist und dazugelernt hat.

Die Beziehung der beiden ging schnell, aber sie haben auch viel Zeit miteinander verbracht und sich sehr schnell auf den anderen eingestellt, sodass mir die Gefühle glaubhaft vorkamen. Am liebsten mochte ich, wie echt ihre Dialoge wirkten, dass es um mehr als körperliche Anziehung ging, sondern um den Mensch dahinter.

Eine Revolutionierung des Genres zu erwarten halte ich für falsch, das ist bei den engen Maßstäben von NA Romance auch kaum möglich, wie ich finde. Aber in dem, was die Autorin gemacht hat, war sie stark und bedacht, mir war nicht einmal langweilig im Buch. Gewisse Entwicklungen waren abzusehen, aber das hat mich nicht gestört, weil Nuancen entscheidend waren und mich überraschen konnten.

FAZIT

BreakAway ist es ein tolles Buch für den Sommer, das gesellschaftskritische Themen angeht und die ernsten Töne mit Humor ausgleicht.

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Veröffentlicht am 25.09.2024

Hunterabenteuer in Prag

Midnight Chronicles - Seelenband
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PRAG & DIE GEISTER DER VERGANGENHEIT

Ella & Wayne kennt man als Leserin schon aus den anderen beiden Büchern, da sie beide Hunter aus Edinburgh sind und sowohl Cain & Warden, als auch Roxy & Shaw eine ...

PRAG & DIE GEISTER DER VERGANGENHEIT

Ella & Wayne kennt man als Leserin schon aus den anderen beiden Büchern, da sie beide Hunter aus Edinburgh sind und sowohl Cain & Warden, als auch Roxy & Shaw eine Zeit lang begleitet haben. Ich mochte es sehr, dass ich schon kleine Auftritt von ihnen gesehen habe, ehe ich ihr Buch lesen konnte, so war ich ordentlich neugierig, was bei den beiden vorgefallen war, dass so eine Spannung zwischen ihnen herrschte. Wayne reist extra für Ella nach Prag, da er endlich all das Unausgesprochene zwischen ihnen ins Lot bringen will und wissen, warum Ella so sang- und klanglos aus Edinburgh floh, besonders da sie sich in den letzten Monaten angenähert hatten.

Um ihre Hintergrundgeschichte etwas zu stützen gibt es wieder ein paar Flashbacks, die ungefähr zur selben Zeit spielen wie die Handlung von Blutmagie. Zurück in der unbeschwerten Zeit vor dem Blutbad zu sein war irgendwie cool und schmerzlich zugleich, weil man als Leser
in weiß, was den Figuren noch bevorsteht, aber ich persönlich fand auch die friedlichen, fast sorglosen Momente zwischen den Figuren sehr angenehm. So richtig erklärt haben diese Flashbacks allerdings nicht, warum Ella so gehandelt hat, wie sie handelte, das war etwas dem sich Ella aktiv stellen musste. Sie neigt sehr dazu ihre Emotionen in sich zu verschließen und lange allein herumzutragen, was mir besonders für eine Soul Huntress als eher ungesund vorkam. Es hatte etwas Ironisches zu sehen wie Ella Geisternnhalf überzutreten, sich aber nicht dieselbe Absolution erteilen konnte und deswegen selbst herumgegeistert ist. Jedoch verarbeitet jeder Mensch Trauer und Trauma anders und ich schätze diese Darstellung deswegen. Ellas Verbissenheit ein letztes Gespräch mit ihren verstorbenen Liebsten zu führen, zeigt dies ganz gut.

Wayne hat eine für einen Hunter eher ungewöhnlichere Reise zu bewältigen: Körperliche Versehrtheit. Ich kann nicht für die Repräsentation seiner Verletzung und die daraus resultierende Behinderung sprechen, aber ich fand es gut, dass auch diese Seite gezeigt wurde und seine Schwierigkeiten damit als junger, sportlicher Mensch plötzlich so eingeschränkt leben zu müssen. Waynes Verletzungen aus dem Blutbad sind nämlich so schwerwiegend, dass er nun mit Gehstock laufen muss, was ihn auch in seinem Kampfstil sehr einschränkt und dem er sich anpassen muss. Er kämpft während des Buches nicht nur körperlich damit sich anzupassen, sondern auch damit es zu akzeptieren und seinen Frieden damit zu machen. Besonders sein Selbstbild wird dadurch sehr erschüttert und von jemandem, der oft ein Beschützer für andere war, zu jemandem zu werden, der eher Schutz brauchte, war spannend zu lesen.

ÜBERRASCHUNGEN HINTER JEDER ECKE

Die Handlung hat mich mehrmals eiskalt erwischt. Eigentlich konnte ich zu keiner Zeit sagen, wo die Handlung hinführen würde und das fand ich wirklich erfrischend. Ich habe mittlerweile so viele Bücher gelesen, dass ich eigentlich recht häufig sagen kann, was noch passieren wird und hier mehrmals überrascht zu werden war ziemlich schön. Zeitlich spielt das Buch auch während Dunkelsplitter, sodass Ereignisse von dort auch hier angesprochen werden und praktisch die Handlungsstränge von drei Büchern in einem verwoben werden. Die Spannung war dadurch für mich konstant vorhanden und ich wollte unbedingt wissen, wie es weiter geht. Gerade zwei Aspekte der Handlung fand ich sehr gut, denn sie haben auf weitere Handlungsstränge in den nächsten Büchern hingearbeitet und ich finds toll zu sehen, wie ein übergreifender Handlungsteppich daraus gesponnen wird, der alle Bücher der Midnight Chronicles miteinander verknüpft, unabhängig von den Protagonist*innen. Ich freue mich jetzt besonders auf das letzte Buch, da bereits auf eine der dortigen Hauptfiguren geteasert wurde und ich so gerne mehr von der Figur lesen möchte.

Die große Hauptaufgabe, die Ella & Wayne zu bewältigen haben, fand ich grundlegend gut, nur in der Ausführung war ich etwas unzufrieden. Ich bin allgemein kein Fan davon Motivationen nicht erklärt zu bekommen und der Gegenspieler hier war ausgesprochen wortkrag. Klar, nicht jeder Bösewicht muss seinen großen bösen Plan in einem Monolog enthüllen, aber die Begründung hier war für mich nicht zufriedenstellend. Besonders da vieles davon auf Spekulationen seitens der Hunter beruht und bei sowas ist ja immer Raum für Fehler vorhanden. Ich hoffe aber, dass es in den anderen Bänden noch weiter fortgesetzt wird und es am Ende alles ausreichend erklärt wird. Was ich noch positiv anmerken muss ist, dass Dinge, die bereits in Band 1 und 2 passiert sind, hier wieder ins Spiel kamen und dort also Fäden zusammengelaufen sind, die etwas länger im Hintergrund standen.

Ich warf einen letzten Blick zu Ella. Sie war das Herz, das außerhalb meiner Brust schlug, und musste um jeden Preis gerettet werden.

Seelenband, S. 429
Die Liebesgeschichte zwischen Ella & Wayne habe ich an Stellen nicht so ganz gefühlt. In Prag tanzen sie lange Zeit umeinander herum, was ich gut fand und erwartet habe, bzw. lesen wollte. In den Flashbacks war ihre romantische Anziehung für mich dann sehr präsent und nachvollziehbar, aber später gab es Momente wo ich fand, dass es etwas schnell ging. Der Sprung von heiß zu kalt zu heiß hat für mich nicht ganz funktioniert, ich hätte da gerne noch mehr Tiefgang gehabt, weil diese Art von Beziehung für mich mit vielen komplizierten Emotionsknoten verbunden ist. Gefühlt haben Ella & Wayne eine Aussprache, die alle ihre Probleme auf einmal löst und ihre Charakterentwicklung praktisch mit einem Fingerschnippen abschließt und das fand ich nicht ganz so toll. Aussprachen können so etwas bewirken, ja. Aber irgendwie passte es nicht zu Ella & Wayne, finde ich. Zumindest Ella hätte für mich noch ein bisschen emotionale Überzeugungsarbeit gebraucht, weil sie lange Zeit ihre Probleme nicht anerkennt und es praktisch von 0 auf 100 ging. Wayne hingegen war sich sehr schnell im Klaren darüber, was er gerne wollte und hat das Ella auch deutlich zu verstehen gegeben, ihr aber immer den Raum gelassen anders zu entscheiden. Diese Art von respektvollem Umgang miteinander fand ich wirklich großartig.

FAZIT

Seelenband ist ein guter vierter Band, der viele offene Fragen beantwortet, aber auch so einige neue stellt. Ella & Waynes Beziehung war ein auf und ab der Gefühle, das ich in Kombination mit Prag und ihren Aufgaben als Hunter gerne gelesen habe. Ich freue mich schon auf Todeshauch!

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Veröffentlicht am 25.09.2024

Ehrlich, aber schön

Forever Mine - San Teresa University
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Kate ist Modebloggerin und Kappa-Girl an der STU. Die Balance zwischen Uni, Bloggen und der Schwesternschaft ist schwer und Kate möchte nur an einem Abend ihr Image beiseite legen dürfen und nicht jeden ...

Kate ist Modebloggerin und Kappa-Girl an der STU. Die Balance zwischen Uni, Bloggen und der Schwesternschaft ist schwer und Kate möchte nur an einem Abend ihr Image beiseite legen dürfen und nicht jeden ihrer Schritte hinsichtliche ihrer öffentlichen Rolle überdenken müssen. Der One-Night-Stand mit Alec verbreitet sich durch ein unglückliches Foto allerdings über Nacht und plötzlich wird Kates Image in Frage gestellt. Sie sieht sich Hass, Neid und Sexismus gegenüber, den sie so noch nie in ihrem Leben aushalten musste.

DIE HARTE REALITÄT DER ÖFFENTLICHKEIT

Zurück an die STU zu kommen, war nur im ersten Moment wirklich sonnig. Denn sobald ich mit Lesen angefangen habe, wurde mir klar, dass der Klappentext sehr viel Handlung vorweg genommen hat. Ich begleitet Kate durch all die harten Momente in der ersten Hälfte des Buches und erst zur Hälfte kommt man am dem Punkt an, den der Klappentext verspricht: Den Einzug in die neue Wohnung mit Alec als Nachbarn. Allerdings finde ich es gut, dass man Kate von Beginn an begleitet und mitbekommt, wie die Ereignisse sich entwickeln. All diese Rückschläge sind wahnsinnig wichtig für ihre Entwicklung – und nebenbei ein spannender Kommentar zu unserer Gesellschaft – und ohne würde das Buch nicht halb so viel Wert haben.

Forever Mine ist nun schon das zweite Buch, dass ich innerhalb weniger Monate lese, wo es um digitale Gewalt geht. Das Thema geht mir sehr nah und ist bestimmt auch einigen Blogger:innen ein Begriff, denn sich im Internet zu bewegen und dabei eine Platform zu haben sorgt dafür, dass man dem nicht entkommen kann. Ob man nun selbst betroffen ist oder nur von anderen mitbekommt, dass sie digitale Gewalt erleben, es ist jedes Mal emotional aufwühlend. Auf dieser Eben konnte ich Kates Gedanken, Entscheidungen und Zweifel sehr gut nachvollziehen. Es ist ein sensibles Thema, das nicht oft genug besprochen wird und ich finde es toll, was die Autorin hier angerissen hat.

MEHR DAVON, BITTE!

Ein anderer ganz großer Pluspunkt war Alec: Ein offen bisexueller Mann an der STU. Alec trainiert schon sein Leben lang für Olympia und arbeitet sich zu Beginn des Buches zu einer Aufnahme in den Olympia-Kader der USA heran. Alec und sein bester Freund Dean gehen sehr offen mit ihrer Sexualität um, auch wenn das nicht immer ihre freie Entscheidung ist. Denn Schwulenfeindlichkeit und Queerfeindlichkeit gehören zu ihrem Alltag, selbst in den Reihen ihres eigenen Schwimmteams. Oftmals weisen sie dieses Verhalten mit beißendem Humor ab, aber manchmal dringt es auch zu tief vor und verletzt sie. Alec selbst ist von Kates Skandal mehr oder weniger verschont geblieben, aber er stand schon vorher stark in der Kritik, weil er ein sehr reges Sexleben hat. Alec hat seine Gründe, warum er versucht Social Media fernzubleiben, gleichzeitig ist er Kate ein guter Freund, wenn sie das zulässt.

Die Freundschaften in diesem Buch – und anderen Beziehungen – waren ebenfalls wieder große Klasse. Raelyn und April unterstützen Kate so sehr sie können und auch Dean versucht Alec, wo es nur geht den Rücken zu stärken.

Allerdings hat das Buch auch altbekannte Probleme: Handlungsstränge von Nebenfiguren werden aufgenommen und nicht zu Ende geführt, das Ende wickelt sich allgemein sehr schnell ab und hätte für meinen Geschmack noch einen Tick länger sein können, um komplett zufriedenstellend zu sein.

FAZIT

Forever Mine erzählt eine bewegende und gesellschaftskritische Geschichte, die aktueller nicht sein könnte. Ich habe mich erneut in den wundervollen Schreibstil und die Figuren verliebt, hätte mir nur an manchen Stellen ein bisschen mehr Detailliebe gewünscht.

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