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Veröffentlicht am 16.05.2018

Würdiger Abschluss nach schalen Vorgängern

Der Glanz der Dunkelheit
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Die Geschichte rund um Lia, Kaden und Rafe steigert sich bis zu ihrem Höhepunkt. Es geht nicht mehr nur um ihr persönliches Schicksal, sondern um das dreier Reiche. Lia kehrt in ihre Heimat zurück und ...

Die Geschichte rund um Lia, Kaden und Rafe steigert sich bis zu ihrem Höhepunkt. Es geht nicht mehr nur um ihr persönliches Schicksal, sondern um das dreier Reiche. Lia kehrt in ihre Heimat zurück und muss sich ungewohnten Herausforderungen stellen. Kaden folgt ihr und wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert – und Rafe hat sich für sein Königreich und gegen Lia entschieden …

Das vorliegende Buch „Der Glanz der Dunkelheit“ ist der finale Band der Reihe „Die Chroniken der Verbliebenen“. Es empfiehlt sich für den neugierigen Leser zuerst die Vorgänger zu lesen, ehe man mit diesem beginnt, da sie aufeinander aufbauen und man recht wenig Freude an dem Buch haben wird, wenn man die Zusammenhänge nicht kennt,.
Ich gebe zu, ich bin recht zwiegespalten an dieses Buch heran gegangen, da mich die vorherigen Bücher nun nicht unbedingt in Begeisterungsstürme versetzt haben. Einige Konflikte, die in den vorherigen Bänden angesiedelt wurden, waren mir einfach zu vorhersehbar und zu „konstruiert“. Nichts desto trotz muss ich zugeben, dass mir „Das Glanz der Dunkelheit“ von den vier Bänden am meisten Spaß gemacht hat. Ich habe (endlich!) einen lang gemissten Zugang zu den Charakteren gefunden, da sie sich nicht mehr verhalten haben, wie pubertierende Teenager (okey, das sind sie meinethalben, aber im ersten Band hat mich vor allem Lia, die Prinzessin von Morrighan, extrem genervt) verhalten, die den Neon-Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Hier hatte ich das Gefühl, dass die drei Protagonisten Lia, Kaden – der Attentäter - , und Rafe gereift sind und ihre Entscheidungen auf vernünftigen Basen fußen (und das ist mir persönlich doch schon recht wichtig!).
Vor allen Dingen Lia fand ich stark. Ich habe gemerkt, wie sie im Laufe der Geschichte reift und ihrem Herzen sowie ihrem Verstand folgt – und genau diese Ausgewogenheit fasziniert mich an einem Charakter (und mal ehrlich, als sie nicht mehr hin und her gerissen zwischen Kaden und Rafe war, ist die Sympathie für die beiden männlichen Protagonisten rasant gestiegen). Im Endeffekt waren die drei im letzten Buch ein tolles Gespann, das merklich etwas bewegen konnte. Auch die Nebencharaktere kamen in diesem Buch nicht zu kurz – das Wiedersehen zwischen Pauline und Lia hatte für mich zwar mehr Konfliktpotential, als letztlich ausgespielt wurde, aber sei es drum – Pauline bekam in diesem Buch deutlich mehr Stagetime und spielte eine wichtige Rolle bei der Auflösung des Buches. Mein innerer Nebencharaktere-Brummelbär ist befriedigt.

Der Spannungsbogen wurde in diesem Buch überraschend konsequent auf die Spitze getrieben (ja, ich musste mir selbst des Öfteren die Augen reiben, wie es der Autorin trotz eines schwachen 1 & 2 Bandes und eines durchwachsenen Dritten gelungen ist, doch noch Spannung aufzubauen) und zum Schluss gut aufgelöst.

Der Schreibstil geleitet mich schon durch die gesamte Reihe und bleibt durchgehend auf einem guten und hohen Niveau. Mal fast poetisch, mal rasant und seitentreibend, lies er mich durch das Buch fliegen. Der Autorin gelingt es zudem endlich den Zwischeneinschüben einen Sinn zu verleihen und diese mit der Geschichte zu verknüpfen.

Als Kritik bleibt mir noch anzumerken, dass mir das Ende zu rasch von statten ging und das epische Finale, das minutiös Baustein für Baustein zusammengesetzt wurde, eigentlich viel zu rasch niedergerissen wurde. Doch das ist bekanntlich immer Geschmackssache.

Was bleibt mir zu sagen, außer das ich von diesem Buch wirklich überrascht wurde – im positiven Sinne! Der Knoten ist bei mir recht spät geplatzt, aber zum Schluss mochte ich die Protagonisten und die Story richtig – und deshalb vergebe ich auch vier tolle Sterne für den Abschluss einer Trilogie, die zum Glück ihren Weg noch gefunden hat.

Veröffentlicht am 04.05.2018

Guter Start

Iron Flowers – Die Rebellinnen
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Nomi und Serina sind Schwestern, könnten jedoch unterschiedlich nicht sein. Von kleinauf wurden sie in ihre Rollen herangezogen, um eines Tages das eine zu erreichen: Serina soll die Grace des Prinzen ...


Nomi und Serina sind Schwestern, könnten jedoch unterschiedlich nicht sein. Von kleinauf wurden sie in ihre Rollen herangezogen, um eines Tages das eine zu erreichen: Serina soll die Grace des Prinzen werden, Nomi ihr als Dienerin zur Seite stehen. Grace! Jene Frauen, die im Palast wohnen, die dem Regenten und dem Prinz zu Diensten sein dürfen und Privilegien genießen, die sonst keiner inne hat.

Gut, ich gebe zu, ich war sehr neugierig auf das Buch. Das Buch, mit dem es verglichen wird, habe ich persönlich nicht so gern gemocht, wollte Iron Flowers jedoch nicht nur aufgrund des Selection-Vergleichs von meiner Wunschliste nehmen. Also gab ich dem Roman eine Chance.

Zunächst beginnt es wirklich ähnlich wie Selection. Eine Auswahl der schönsten Mädchen kommt zusammen, aus der der Prinz seine Graces wählt. Auf den ersten fünfzig Seiten wurde ich schon das ein oder andere Mal genötigt, die Augen zu verdrehen, da der Vergleich schon in manchen Punkten zutraf. Aber ich empfand auch ein wenig Sympathie für Nomi und Serina und wollte doch wissen, wie es im Regentenpalast zugeht.
Bei der Auswahl Zeremonie geschah etwas überraschendes, was mich schmunzeln lies. Das war ein sehr kluger Schachzug der Autorin, der die Spannungslatte ein wenig höher legt und auch mich das Buch wieder mit mehr Aufmerksamkeit lesen lässt. Alle weiteren Details zur Handlung unterlasse ich jetzt, da das zu sehr Spoilern würde.
Stattdessen konzentriere ich mich auf einige Details der Welt und auf die Protagonisten.

Zunächst einmal dürfen in Nomis und Serinas Welt die Frauen nicht lesen. Nomi bekniet ihren Bruder, ihr lesen zu lehren. Aber das ist nicht der springende Punkt. Spannend fand ich, warum es den Mädchen unter Strafe verboten ist, lesen zu lernen. Fürchteten sich die Vorfahren vor zu klugen Frauen? Haben sie sie klein gehalten, damit das männliche Geschlecht die dominierende Rolle im Staat übernehmen konnte? Das Detail war für mich persönlich furchtbar interessant zu lesen.
Natürlich gibt es auch einige (gefährliche) Intrigen im Palast, in die sowohl die eine wie auch die andere Schwester verstrickt wird und ihre Frau stehen muss.
Nomi wird im Buch zwar zur Rebellin erklärt, aber für meinen Geschmack hinterfragt sie als Rebellin viel zu wenig. Ich mag es nicht sonderlich, wenn des Rätselslösung als waschechtes Wunder kommentiert präsentiert wird, der Leser aber schon hundert Seiten früher Lunte gerochen hat. Das fand ich manchmal echt schade, auch beim großen Finale des Buches wurde es so gehandhabt … Aufgrund der Schläue war mein Sympathieträger wohl Serina und nicht Naomi, da ich sie am liebsten ein paar mal kräftig geschüttelt hätte …

Das nächste auffällige am Buch ist wohl die Brutalität, die an einem bestimmten Ort ausgeübt wird und über die ich ziemlich überrascht war. Es mutete für mich beinahe ein bisschen Panem-mäßig an! Eine der Schwestern musste sich ziemlich rasch weiterentwickeln, und selbst wenn es nicht ganz glaubwürdig war, war es doch sehr spannend zu lesen.

Alles in allem hat mich das Buch auch aufgrund des lockeren Stils gut unterhalten. Aufgrund der Wackler in der Story vergebe ich jedoch nur knappe vier Sterne. Da ist noch viel Luft nach oben! Trotzdem hat das Buch mich angefüttert und ich bin sehr gespannt auf den nächsten Teil.

Veröffentlicht am 24.04.2018

Guter zweiter Teil

Sarantium - Die Verräter
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Während sich Shaan langsamen von ihren Verletzungen erholt, die sie im Kampf gegen Azoth erlitten hat, strauchelt Tallis zwischen seinem guten Wesen und der Gewalt, die der Krieg von ihm fordert. Zudem ...

Während sich Shaan langsamen von ihren Verletzungen erholt, die sie im Kampf gegen Azoth erlitten hat, strauchelt Tallis zwischen seinem guten Wesen und der Gewalt, die der Krieg von ihm fordert. Zudem ist er an Tallis Seite, wenn sie ihn braucht. Währenddessen wird Shaan an den Hof gerufen und muss als Beraterin von Nilah fungieren, der jungen Herrscherin von Sarantium. Immer tiefer gerät sie in den Strudel aus Intrigen und Verrat.

Da ich schon den Einstiegsband mit großem Interesse gelesen habe, war ich umso gespannter auf die Fortsetzung, die Lara Morgan schon vor einiger Zeit abgeliefert hat, die aber jetzt neu aufgelegt wurde. Das Cover finde ich persönlich stimmig und passend zum Buch, und auch das fortlaufende Rückenbild ist ein kleines Highlight für sich.

„Die Verräter“ knüpft praktisch nahtlos dort an, wo der letzte Band endet. Der Leser wird mit einer verletzten Protagonistin konfrontiert, die nur langsam ins Leben zurückgefunden hat und deren Bruder ständig an ihrer Seite ist. Im Vergleich zum ersten Band, hat sich die Beziehung von Shaan und Tallis vertieft. Sie ist locker, aber man spürt, dass sie tiefes Vertrauen ineinander setzen, ein solch tiefes Vertrauen, dass auch den ein oder anderen Abgrund überstehen kann. Die Entwicklung der Geschwisterbeziehung habe ich persönlich mit Freuden gesehen (ich mag Geschwister eh mehr als die typische Liebesbeziehung, aber das ist ja bekanntlich immer Geschmacksache). Tallis hat mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen. Er gebärdet sich im Kampf manchmal recht aggressiv - was er selbst zum eigenen Schrecken bemerkt.
Auch die Nebencharaktere sind nicht in der Versenkung verschwunden, wie ich Anfangs befürchtet hatte. Nein, auch ihnen widmet Lara Morgan das ein oder andere Kapitel und lässt die Leser auch manchmal an der Klippe baumeln (ich denke da nur an Jared … ja, er ist mein Lieblingscharakter, und diese Zuneigung nehme ich gerne aus dem ersten Band mit in den zweiten!). Aber es gibt noch mehr Nebencharaktere, deren Weg ich gerne verfolgt habe, z.B. Balkis oder Tuon! Auch die bekommen Stagetime! Insgesamt konnte ich eigentlich einen deutlichen charakterlichen Entwicklungsschritt verzeichnen.

Auch die Spannung kam im zweiten Teil nicht zu kurz. Besonders in der ersten Hälfte wird die Handlung an mehreren „Fronten“ gnadenlos voran getrieben und ich persönlich konnte manchmal das nächste Kapitel gar nicht abwarten, da ich unbedingt den Schauplatz wechseln wollte, um zu sehen wie es um Tallis, Shaan oder Jared bestellt ist.
Einige Male musste ich zugegeben auch schmunzeln, da insbesondere Nilah oder Balkis mit ihrer Art zu Anfang die eigentlich düstere Geschichte aufgelockert haben.

Auch Lara Morgans Stil wusste mich gut zu unterhalten. Manchmal flogen die Seiten nur so an mir vorbei, da sie eine packende, aber unkomplizierte Art hat, Sachverhalte und Schauplätze darzustellen, sodass ich abschnittsweise richtig versunken in ihre eigene Welt war.

Im Endeffekt hat mich das Buch wirklich gut unterhalten, auch wenn ich sagen muss, dass es vor allem im Mittelteil ein paar Stellen gab, für die man einen langen Atem benötigte. Trotzdem hat mich das Buch wieder einmal auf eine unterhaltsame und spannende Reise mitgenommen. Ich vergebe gute vier Sterne!

Veröffentlicht am 15.11.2017

Endlich besser!

Die Gabe der Auserwählten
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Die Gabe der Auserwählten von Mary E.. Pearson

Lia und Rafe ist die Flucht aus Venda gelungen. Doch Lia ist schwer verletzt und Rafe hin und her gerissen zwischen der Pflicht, sein Volk zu führen und ...

Die Gabe der Auserwählten von Mary E.. Pearson

Lia und Rafe ist die Flucht aus Venda gelungen. Doch Lia ist schwer verletzt und Rafe hin und her gerissen zwischen der Pflicht, sein Volk zu führen und Lias Wunsch, ihr Land vor der Invasion zu warnen.

Zunächst muss ich sagen, dass mir dieser Band wesentlich besser gefallen hat als die letzten Bände in der Serie, allen Göttern sei Dank. Ich habe nur ein- bis dreimal die Augen verdreht - und war weitaus besserer Laune bei der Lektüre des Bandes als das letzte Mal.

Doch beginnen wir am Anfang. Der zweite Band der „Chronik der Verbliebenen“ hat uns mit einem fiesen Cliffhanger zurück gelassen, Lias Leben am seidenen Faden. Trotz dessen, das mich der erste und zweite Band nicht begeistern konnten, hat mich doch interessiert, wie der Cliff aufgelöst wird und was weiter geschieht.
Wie auch schon in den letzten beiden Bänden muss ich den schönen Stil hervorheben, der mich diesmal auf spannende Art und Weise ins Geschehen hinein getragen hat. Ich fand es schön zu sehen, dass die Autorin Rafe und Lia Raum gegeben hat, und damit ihrer Beziehung ein bisschen Authentizität und Glaubwürdigkeit verliehen hat. Das hat mir zuvor ein wenig gefehlt. Aber wer solch eine Flucht gemeinsam durchsteht, der muss den jeweils anderen lieben - trotz aller Widrigkeiten. Das habe ich Rafe und Lia emotional zum ersten Mal seit drei Büchern wirklich abgekauft. Und dieses Gefühl hat mich auch über das Buch getragen.

(Kaden ignorieren wir jetzt einfach mal. Er war wie immer da, wenn es zwischen Lia und Rafe gekriselt hat - und hat mich genervt. Schlicht und einfach weil für mich diese gesamte Dreiecksgeschichte von Beginn an falsch aufgezogen worden ist.)

Insgesamt hatte ich das Gefühl, Lia ist gewachsen - vom jungen Mädchen, zu einer verantwortungsbewussten jungen Frau. Und sie handelt auch so - das ist mir in dem Buch besonders aufgefallen und hat dem Roman sehr gut getan.

Der Roman wurde aufgrund der Dicke zweigeteilt - ich habe also nur die erste Hälfte zu lesen bekommen. Dass da der Spannungsaufbau ein wenig hinkt, versteht sich beinahe von selbst. Eigentlich geht es in diesem (halben) Band nur um eine Entscheidung, die getroffen wird. Der Leser wird quasi zurückgelassen - hibbelig darauf, was danach geschehen wird. Die Spannung flacht also nach dem bombastischen Anfang ab - aber der Roman bleibt trotzdem interessant, da die Fragen, die in den letzten Bänden aufgekommen sind, nicht beantwortet werden. Das hebt sich die Autorin (und in dem Fall der Verlag) bis zum Schluss auf.

Mein Fazit? Dieser Band hat mir deutlich besser gefallen als die letzten! Die Dreiecksgeschichte wurde allen Göttern sei Dank nicht so stark in den Vordergrund gestellt und man hatte dadurch das Gefühl, dass die Charaktere an Tiefe gewonnen haben. Kaden mag ich jedoch immer noch nicht sonderlich - Ich vergebe gute vier Sterne - und bin gespannt auf den finalen Band.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Toller Auftakt, der hungrig auf mehr macht!

Ein Reif von Eisen
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Im Kaiserreich der Esche herrschen unruhige und düstere Zeiten. Eine Hand voll junger Menschen versuchen das Land aus der Dunkelheit zu führen und sind sich ihren einzelnen Rollen noch nicht in voller ...

Im Kaiserreich der Esche herrschen unruhige und düstere Zeiten. Eine Hand voll junger Menschen versuchen das Land aus der Dunkelheit zu führen und sind sich ihren einzelnen Rollen noch nicht in voller Gänze bewusst. Der Stammesfürst Morwa grübelt, welchem seiner Söhne er den Reif des Anführers anvertrauen soll? Und dann ist da noch Sölva, Morwas Tochter - Leyken, die ihre Schwester sucht und Pol, ein junger Dieb ...

Zunächst sei einmal angemerkt, dass der Rückentext meiner Meinung nach viel zu viel verrät. Nehmt das Buch zur Hand, lest es an, und wenn euch der Schreibstil zusagt, dann inhaliert es. Der Info-Text nimmt einen großen Teil der Spannung vorweg. Aber das nur am Rande. Als ich das Buch aufschlug wurde ich zunächst mal von einer schönen, informativen Karte begrüßt (ich liebe Karten! Ich bin von der Fraktion, die sie immer mal wieder aufschlägt um zu sehen, wo sich die Protagonisten eigentlich zur Zeit herumtreiben). Dann fiel mir die lose Karte in die Hand, auf der sich eine Art Stammtafel befindet. Gemeinsam mit dem Glossar ist „Ein Reif von Eisen“ schon mal perfekt ausgestattet für eine hoffentlich lange gemeinsame Reise.

Ich wurde direkt von Sölva begrüßt, deren Erlebnisse und deren Kampf gegen den Hunger mich mitnahmen ins Kaiserreich. Das Setting war so schonungslos und kraftvoll beschrieben, dass ich gar nicht mitbekam, wie die Seiten verflogen. Ergo fand ich gut in das Buch hinein - wenn mich ein Charakter an der Hand nimmt, bin ich generell schnell im Roman drin. Was mir aufgefallen ist, ist der Schreibstil. Er ist sicher nicht jedermanns Sache. Doch ich mochte den Stil sehr. Wenn sich z.B. Sölva mit ihrer Freundin unterhielt oder Pol sich versteckte, ratterten bei mir die grauen Zellen, da ich immer das Gefühl hatte, eine Ebene höher geschieht noch etwas, das der Autor nur andeutet und das später noch einmal von Bedeutung sein wird. Ich habe also ein bisschen zwischen den Zeilen gelesen, doch diese Notwendigkeit war auf keinen Fall störend oder unterbrach den Lesefluss. Im Gegenteil - das wertete das Buch für mich noch ein bisschen auf.
Über meinen Lieblingscharakter muss ich etwas länger grübeln. Generell wird die Geschichte aus verschiedenen PoVs erzählt, was das ganze zu einem wirklich komplexen Gesamtwerk zusammenwachsen lässt. Und jeder Charakter hat etwas an sich, das ihn im Gedächtnis haften lässt. Da wäre zuerst mal Leyken, deren Suche nach ihrer Schwester gewaltig schief geht und die sich plötzlich im Intrigengeflecht der kaiserlichen Rabenstadt wieder. Pol, ein junger Dieb hatte mein Herz im Sturm erobert und Sölva hatte Führungsqualitäten, die ich ihr nicht zugetraut hätte zu Beginn der Reise. Um ehrlich zu sein hatte jeder Charakter etwas für sich und mal lag Pol vor, dann hat mich Sölva überrascht und dann war Leyken so entschlossen, dass ich ganz perplex war. Nur eines hat mir in diesem Buch gefehlt. Die einzelnen Handlungsstränge wuchsen leider noch nicht zusammen und so ließ mich das Buch ein bisschen unzufrieden und hibbelig auf Band zwei zurück. Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass der Autor zuerst mal seine Schachfiguren in Position bringt und in die richtige emotionale Lage versetzt, um die Geschichte wirklich beginnen zu lassen. Ich hätte mir vielleicht noch hundert oder zweihundert Seiten mehr gewünscht!
Was ich im Gegensatz großartig fand, war die Art, wie es Stephan M. Rother fertig gebracht hat, meine Ansicht über verschiedene Charaktergruppen zu wandeln. Im ersten Moment hielt ich sie noch für Monster, dann kam ein Gespräch und ich verstand plötzlich die Emotion oder das Pflichtgefühl dahinter. Im Endeffekt habe ich über mich selbst gestaunt, da ich normalerweise nicht der Typ bin, der seine Zuneigung so wankelmütig verteilt.

Fazit? Ich hibbele auf den nächsten Band. Wer Charaktere zum Mitfiebern sucht und eine tolle Welt mit vielen fantastischen Elementen, dem lege ich „Die Königchroniken“ wärmstens ans Herz. Ich vergebe trotzdem vier glitzernde Sterne, weil mir das Zusammengehörigkeitsgefühl der Plotstränge noch ein bisschen fehlt. Ich hoffe auf den nächsten Teil!