Profilbild von girasole

girasole

Lesejury Star
offline

girasole ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit girasole über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2024

Spannender Regio-Krimi, der starke Nerven erfordert

Steirerzorn
0

In ihrem 14. Fall werden die Abteilungsinspektorin Sandra Mohr und Chefinspektor Sascha Bergmann ins Schilderland zum Reinischkogel gerufen. Dort wurde an einem Lost Place ein schwer verletzter Mann geborgen, ...

In ihrem 14. Fall werden die Abteilungsinspektorin Sandra Mohr und Chefinspektor Sascha Bergmann ins Schilderland zum Reinischkogel gerufen. Dort wurde an einem Lost Place ein schwer verletzter Mann geborgen, neben ihm lag eine Leiche. Der Hobbyfotograf Christian Zwettler stürzte durch eine morsche Falltür in die Tiefe und konnte sich aufgrund seiner Verletzungen nicht mehr selbst befreien, nur durch Hilferufe konnte er sich bemerkbar machen.

Das verfallene Haus gehört einer Familie Leinzinger, die schon vor langer Zeit nach Amerika ausgewandert ist. Der Förster Georg Steinbauer hat die Schlüssel und schaut ab und zu vorbei.

Zur Leiche selbst – weiblich, sie wurde nackt aufgefunden, hatte multiple Verletzungen und Tierfraßspuren, ist 2-3 Wochen vor dem Tod mißhandelt worden, der Fundort und Tatort sind identisch. Einzige vermißte Person in der Umgebung ist die geistig verwirrte, demente Elisabeth Fleischanderl, 83 Jahre, abgängig aus einem Seniorenheim. Der Zahnarzt bestätigt die Identität.

Bei den Nachforschungen kommen grausame Dinge zum Vorschein. Das verfallene Haus war in früheren Jahren ein Gasthaus mit Fremdenzimmern und später Kinderheim für schwer erziehbare Mädchen, das in den 80er Jahren wegen technischer Mängel geschlossen wurde. In einem zweiten Strang erfährt man durch das Tagebuch von Gitti über die Leiden der Mädchen, die sie dort ertragen mußten.


Ich kenne die Vorgängerbände und wußte was mich erwartet. Die Autorin schreibt spannend, flüssig und ihre Dialekteinschübe geben der Story Authentizität. Auch die Liebe und die Verbundenheit zur Steiermark spürt man. Das Glossar am Ende kann manchem Leser helfen, als Süddeutsche hatte ich damit keine Probleme.

Was in diesem Fall zu Tage gefördert wird, ist unglaublich. Ich finde es sehr gut gelungen, das Thema in einen Krimi zu verpacken. Es ist richtig, es öffentlich zu machen und anzuprangern. Die Tagebücher haben in diesem Fall entscheidende Informationen gebracht. Es war nicht einfach zu lesen. I hatte des Öfteren einen Kloß im Hals, war wütend, aber natürlich auch traurig, so etwas lesen zu müssen. Mehr möchte ich hierzu nicht schreiben, das sollte jeder selbst lesen.

Natürlich kann der Mord am Ende von Sandra und Sascha gelöst werden. Sie sind ein eingespieltes Team, das konstruktiv zusammen arbeitet, sich genau kennt, vertraut und auch Humor einfließen läßt. Daneben kommt bei Sandra immer mal wieder das Privatleben ins Spiel und man darf abwarten, wie es hier weitergeht.

Das Cover ist bei dieser Reihe wirklich ausgesprochen toll gewählt, stimmig und treffend. Das könnte man nach meinem Dafürhalten nicht besser machen – Chapeau!

Von mir gibt für diesen Band natürlich wieder eine unbedingte Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.09.2024

Spannende Ermittlungen in Oberbayern

Moorlichter
0

Die Kitzretter mit ihrer Drohne entdecken eine Leiche in einem Feld. Es handelt sich um Sebastian Adam Mair, 79 Jahre, Hausname Mahrer. Er war bei fast allen unbeliebt, ein Choleriker, Stänkerer im Kleintierzuchtverein, ...

Die Kitzretter mit ihrer Drohne entdecken eine Leiche in einem Feld. Es handelt sich um Sebastian Adam Mair, 79 Jahre, Hausname Mahrer. Er war bei fast allen unbeliebt, ein Choleriker, Stänkerer im Kleintierzuchtverein, Jäger und Rehhasser. Er wurde mit einem Saufänger getötet, sein Fahrrad und sein Rucksack fehlen.

Kommissar Gerhard Weinzirl und seine Kollegin Evi Straßgütl aus Weilheim haben es nicht leicht, denn es gibt einfach viele Verdächtige und deren Alibi muß überprüft werden. Einzig der Sohn Hansi und Schwiegertochter Nika haben ihn so genommen wie er war. Der Vater fand zwar das Landwirtschaftsstudium seines Sohnes für überflüssig, ebenso die Umstellung auf einen Demeter-Hof. Als Leser lernt man die Dorfgemeinschaft kennen von der Biologin, über die Jagd-Influencerin, über die Pferdeostheopathin, über den durchgefallenen Prüfling bei der Jagdprüfung bis hin zu einem alten Jäger, der mit Sebi einer Meinung war bezüglich der neuen Generation mit ihrer Nobelmarken-Ausrüstung. Und dann taucht eine Tagebuch auf, das aufhorchen läßt. Am Ende erwartet den Leser noch eine überraschende Wende und die Ermittler können den Fall erfolgreich beenden.

Die Autorin hat einen spannenden, flüssig zu lesenden Schreibstil, der Plot war sehr gut durchdacht. Sie streut immer wieder Dialekt ein, was dem Ganzen viel Authentizität gibt. Sehr gut recherchiert und interessant fand ich ihre Informationen über die Jagd, die Forst- und Waldwirtschaft sowie die Biber. Dieses Wissen wurde nebenbei eingestreut ohne oberlehrerhaft zu sein. Das Ermittlerduo war menschlich und sehr sympathisch. Die zahlreichen Verdächtigen wurden sehr gut charakterisiert und beschrieben, so daß man sich als Leser ein sehr gutes Bild von ihnen und dem Geschehen machen konnte.

Ich hatte absolut unterhaltsame Lesestunden und empfehle diesen Regio-Krimi gerne weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.09.2024

Was verbirgt sich hinter dem streng gehüteten Geheimnis?

Der Steg
0

Priska Jansen und ihr Ehemann Flo haben sich am Plöner See ein Haus mit eigenem Steg gekauft und es renoviert. Heute sollen nun ihr Halbbruder Moritz mit seiner Freundin Anna über das Wochenende zu Besuch ...

Priska Jansen und ihr Ehemann Flo haben sich am Plöner See ein Haus mit eigenem Steg gekauft und es renoviert. Heute sollen nun ihr Halbbruder Moritz mit seiner Freundin Anna über das Wochenende zu Besuch kommen. Kurz vor der Ankunft der Beiden begegnet Priska am Steg einer Person, die am Ende tot im See liegt. Nicht ganz einfach dieses Treffen, denn die Geschwister haben ihr Leben getrennt verbracht und sich erst im Teeniealter kennengelernt. Bei der Begrüßung stehen sich die beiden Frauen etwas distanziert und abwartend gegenüber. Herzlichkeit oder Sympathie sind Fehlanzeige. Die beiden Pärchen lernen sich über das Wochenende näher kennen. Priska ist innerlich aufgewühlt wegen der Sache am Steg und ihre Stimmungsschwankungen sind oft unerklärlich für ihr Umfeld. Anna macht sich zu den diversen Ausflüchten und Lügen von Priska ihre eigenen Gedanken. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Priska und Anna erzählt. Die Polizei aus Kiel stellt erste Ermittlungen im örtlichen Umfeld an. Und hier enden meine Ausführungen zum Inhalt, mehr MUSS man selbst lesen! Soviel sei gesagt, am Ende wird der Fall gelöst und es gibt noch eine große Überraschung.


Ich habe alle Bücher der Autorin gelesen und sie haben mich wirklich begeistert. Dieser neue Thriller steht denen in nichts nach. Der Plot ist raffiniert durchdacht und von der ersten Seite an ist es unglaublich spannend. Hervorragend packend und fesselnd beschreibt sie diese Psycho-Spielchen der Figuren. Als Leser kann man mitfühlen und vor allem das Wichtigste - mit rätseln. Was ist das Geheimnis von Priska? Wer ist der Tote? Aber auch, was ist das Geheimnis von Anna? Hier verschweigen viele etwas. Es nützt nichts, am Ende kommt es doch anders. Petra Johann beschreibt und charakterisiert unglaublich bildhaft die einzelnen Figuren, man sieht sie vor sich, ebenso die Schauplätze. Und das alles ohne großes Blutvergießen.


Von mir eine absolute Leseempfehlung und am besten gleich Zeit einplanen, denn man legt das Buch nicht mehr aus der Hand!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.09.2024

Alarmstufe Rot für Albin

Finstere Provence
0

Zusammen mit seiner Tochter Manon und deren Freund Christian Papillon unternimmt Albin eine Wanderung an den Lac du Paty. Mit dem Fernglas entdeckt er einen Auflauf am See und seine früheren Kollegen Caterine ...

Zusammen mit seiner Tochter Manon und deren Freund Christian Papillon unternimmt Albin eine Wanderung an den Lac du Paty. Mit dem Fernglas entdeckt er einen Auflauf am See und seine früheren Kollegen Caterine Castel sowie Alain Theroux. Und Albin wäre nicht Albin, wenn er der Sache nicht nachgehen würde. Olivier Poinas von der Forstverwaltung hatte die Leiche des Immobilienmaklers René Valois entdeckt. Er war bekannt dafür, daß er gerne Immobilien von alten Leuten verkaufte und vom Notar hierbei „unterstützt“ wurde. Hat man in diesem Umfeld vielleicht den Mörder zu suchen? Im Folgenden lernt der Leser viele Figuren kennen, die alle miteinander in irgendeiner Weise verbandelt sind. Natürlich macht sich Albin dazu seine speziellen Gedanken, die er vertrauensvoll mit Tyson teilt. Es kommt zu einem zweiten Mord, Albin bekommt einen sehr persönlichen Brief von Ténèbres (Finsternis) und gerät damit unter Zeitdruck. Handelt es sich womöglich um einen Serientäter?


Ich kenne alle bisherigen Bände und immer wieder kann der Autor überraschen, indem er Themen aufgreift, die über den Urlaubskrimi hinausgehen. Der Autor kennt und liebt Südfrankreich, das merkt man daran, wie er das Leben, die Bewohner und die Atmosphäre schildert. Albin ist inzwischen schon Kult, vor allem seine Zwiesprache mit Tyson und seine Barbesuche bei Matteo. Interessant und gut charakterisiert wurden die zahlreichen Figuren, von denen jede ihre eigene Story bekam. Der Plot war gut ausgearbeitet, spannend und flüssig zu lesen. Er lädt wieder einmal zum Miträtseln ein. Der Fall kann natürlich gelöst werden und am Ende „greift“ sogar Tyson noch ein.

Ich hatte unterhaltsame und vergnügliche Lesestunden. Von mir gibt es eindeutig eine Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.09.2024

Frauen können doch auch Helden sein

Die Frauen jenseits des Flusses
0

1966 - Die 20jährige Frances (Frankie) McGrath macht eine Ausbildung zur Krankenschwester. Sie kommt aus einem reichen Elternhaus und hat zum Ziel, ihrem Bruder in den Krieg nach Vietnam zu folgen. Und ...

1966 - Die 20jährige Frances (Frankie) McGrath macht eine Ausbildung zur Krankenschwester. Sie kommt aus einem reichen Elternhaus und hat zum Ziel, ihrem Bruder in den Krieg nach Vietnam zu folgen. Und doch kommt alles anders als geplant. Ihr Bruder stirbt, die Eltern müssen den Tod von Finely verkraften und sind deshalb gegen ihren Einsatz. Von verschiedenen Organisationen erhält sie Absagen bis die Army sie als Second Lieutenant einstellt. An ihrem Einsatzort angekommen wird sie schnell desillusioniert und erkennt, welch hartes Leben sie hier erwartet. In ihren Zimmergenossinnen Ethel und Barb findet sie echte Mitstreiterinnen in dem Männer beherrschenden Leben. Sie durchlebt gemeinsam mit ihnen eine Achterbahn der Gefühle, sie lernt die Liebe und die Lügen kennen sowie die Verluste von Freunden und Patienten. Währenddessen kommen aus USA Nachrichten über Anti-Kriegs-Demos, der Black Panther-Bewegung und sie bekommen auch die politischen Lügen mit. Bei ihrer Rückkehr nach USA erfährt sie am eigenen Leib, wie ungeliebt die Kriegsveteranen sind. Vor allem, sie wird als Frau nicht einmal als solcher anerkannt und muß für alles kämpfen. Dies und noch andere Erlebnisse stürzen sie in eine echte Lebenskrise.


Ich hatte schon einige tolle Bücher der Autorin gelesen und bin auch von diesem absolut begeistert. Ein schwieriges Thema, das sie zu einer flüssig zu lesenden Geschichte gemacht hat. Sie hat den mutigen Frauen damit eine Stimme gegeben. Es ist in zwei Teile gegliedert – einmal die Kriegsjahre, hier beschreibt sehr genau und bildhaft die Atmosphäre des Krieges, das tägliche, harte Leben im Krankenhaus mit Triage-Situationen, schweren Kriegsverletzungen etc. Dies schildert die Autorin sehr genau. Unter diesen Voraussetzungen, wird das unzertrennbare Band mit ihren Freundinnen Ethel und Barb nochmals verstärkt. Im zweiten Teil wird über die Rückkehr von Frankie erzählt, vor allem ihre Alpträume, ihre Krisen und die Schwierigkeiten beim Hineinfinden in ein „normales“ Leben. Besonders beeindruckend, wie sie als Frau für alles kämpfen muß, um als Kriegsveteranin anerkannt zu werden. Das Schlimmste ist allerdings, daß ihre Eltern gegenüber Bekannten ihren Kriegseinsatz verleugnet haben und stattdessen angaben, sie studiere in Florenz. Aber auch bei dem neuerlichen Liebeskummer sind ihre Freundinnen an ihrer Seite und fangen sie auf und stehen treu an ihrer Seite.

Es ist ein bewegendes, bedrückendes, eindringliches und emotionales Buch, das aber auch wütend macht und bei mir nach dem Ende des Romans noch lange nachhallt. Für mich ein Jahreshighlight, das ich mit Sicherheit weiter empfehle!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere