„Zwischen Satire und Ernst: ein Spagat mit Wacklern“
»Wenn Ende gut, dann alles«Volker Klüpfel wagt mit Wenn Ende gut, dann alles den Schritt in ein Solo-Projekt und präsentiert eine neue Krimi-Reihe mit einem ungewöhnlichen Ermittlerduo.
Leider bleibt der Roman hinter meinen Erwartungen ...
Volker Klüpfel wagt mit Wenn Ende gut, dann alles den Schritt in ein Solo-Projekt und präsentiert eine neue Krimi-Reihe mit einem ungewöhnlichen Ermittlerduo.
Leider bleibt der Roman hinter meinen Erwartungen zurück.
Das Cover des Buches ist ein echter Hingucker – farbenfroh, leicht überdreht und dabei trotzdem passend zur Geschichte. Ein bisschen wie der Roman selbst: auffällig, laut, manchmal charmant – und dann wieder etwas zu viel von allem.
Die Grundidee klingt vielversprechend: Svetlana, eine ukrainische Putzfrau mit einer Vorliebe für russische Literatur und Detektivgeschichten, besticht durch ihre eigenwillige Art und ihre markanten Sprachfehler und ein orientierungsloser Autor stolpern über ein Kind mit „Mondscheingesicht“ und einem „Hilf mir“-Zettel im Rucksack – und geraten in eine Geschichte, die sich irgendwo zwischen Gesellschaftssatire, Kriminalfall , tragikomischer Selbstfindung und politischen Machenschaften ansiedelt.
Das Mädchen stammt aus der Ukraine, ihre Mutter ist verschwunden – und bald darauf tot. Hier öffnet sich - neben dem flapsigen klaumaukigen , ein zweiter, ernsterer Erzählstrang: Die Mutter war Journalistin, mutig, unbequem und auf der Spur eines Korruptionsskandals in ihrer Heimat. Leider verliert sich Klüpfel in seiner Solo-Erzählung oft im Dickicht aus Klischees und bewusst schrägen Figuren.
Thommie – Thomas Mann (ja, wirklich) – ist Möchtegern-Autor, Schlaftablette und Ausredenkönig in einem. Nach drei Monaten bringt er es auf stolze 15 Seiten, inklusive Vorwort und großzügigem Zeilenabstand. Seine Schreibblockade wird zur Dauerpose, sein Charakter bleibt trotz zahlreicher Slapstick-Momente erstaunlich blass.
Svetlana hingegen, die wortgewandte Putzfrau mit ihrem dialektgefärbten Deutsch, stiehlt Thommi mühelos die Show. Ob als menschlicher Lügendetektor oder als Undercover Ermittlerin in der Flüchtlingsunterkunft – sie ist das eigentliche Herzstück des Romans. Doch auch hier gilt: Weniger wäre manchmal mehr. Der Sprachwitz wirkt mitunter aufgesetzt, wiederholt sich und nutzt sich ab – deshalb wirkte es teilweise anstrengend statt amüsant.
Auch die Nebenfiguren bedienen so ziemlich jedes Klischee, das man aus dem Fernseh-Sonntagabend kennt:
Die gemobbte „dicke“ Poliziei Kollegin, der lüsterne Altvater im schicken Heim (der Thommes Erbe fröhlich auf den Kopf haut) und natürlich der tätowierte, fremdenfeindliche Muskelproll, der wie aus der Vorurteilsschublade gezogen scheint.
Auch wenn Klüpfel sich stellenweise bemüht, differenzierte Töne gegenüber ukrainischen Geflüchteten anzuschlagen – die Tendenz zur Einseitigkeit bleibt für mich leider bestehen.
Erzählerisch lebt das Buch von seinen kurzen Kapiteln und dem Wechselspiel zwischen Thommes Schreibkrise und Svetlanas Undercovereinsätzen und Unterstützungen . Das liest sich flüssig, unterhaltsam – aber oft auch vorhersehbar. .
Einige Figuren wie Manns Freunde Laura und Max bleiben für meinen Geschmack etwas zu unterentwickelt, obwohl gerade Laura meiner Ansicht nach mehr Raum verdient hätte.
Der Showdown bringt dann noch einmal Bewegung in die Geschichte, auch wenn der „Backup Plan“ gründlich schiefgeht und es eher die lila Haare und der BH von Gerlinde und die überraschende Tatkraft des Vaters sind, die den Karren ein Stück weit aus dem Dreck ziehen.
Der Schluss ist vergleichsweise stimmig – politisch und menschlich gesehen versöhnt mich das ein Stück weit.
Doch das Gefühl bleibt: Hier wäre mehr drin gewesen. Weniger Schablonen, mehr Tiefe – dann hätte die schräge Grundidee ihr volles Potenzial entfalten können.
Ich hoffe auf den Nachfolgeband, welchen der Autor bereits angekündigt hat.
Mein Fazit:
Ein Roman mit Witz, aber auch mit Übertreibungen.
Wer Lust auf schräge Figuren, Putzfrauenpower und eine Prise Gesellschaftskritik hat, kann reinschauen – man sollte aber bei all dem Humor nicht zu viel Tiefgang und Krimi erwarten.