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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.11.2017

Viel Zeit für Raum und Zeit

Paradox 2
1

Meine spoilerfreien Eindrücke:
Der Handlung konnte ich gut folgen, ohne Paradox 1 gelesen zu haben, denn Ausgangslage und Mission sind neu und Informationsdefizite werden zu Beginn ausgeräumt.
Da ich von ...

Meine spoilerfreien Eindrücke:
Der Handlung konnte ich gut folgen, ohne Paradox 1 gelesen zu haben, denn Ausgangslage und Mission sind neu und Informationsdefizite werden zu Beginn ausgeräumt.
Da ich von P. P. Peterson Flug 39 und Rezensionen zu weiteren Werken gelesen hatte, vermutete ich, Paradox 2 würde einen Schwerpunkt darauf legen, vielfältige Kenntnisse zu Raumfahrttechnik und wissenschaftlichen Theorien in der Astrophysik zu vermitteln. Damit lag ich richtig.
Von den Figuren konnte ich mir ein Bild machen und habe ihr Handeln und ihre differenzierten Gedankengänge mit Interesse verfolgt, ohne sie ins Herz zu schließen und so richtig gefesselt zu sein. Das wäre aber auch viel verlangt angesichts dessen, dass ich den Vorgängerroman nicht kenne. Zwischenmenschliche Beziehungen spielen eine Rolle, aber keine große. Die neckischen Frotzeleien haben die dominierende melancholische Stimmung angenehm aufgelockert.
Nebenschauplätze gibt es keine. Überraschungen und klassische Action sind rar.
Stattdessen wird viel im Stillen sinniert und die Wissensvermittlung in den Vordergrund gerückt. Diese läuft so ab, dass ein Teil der Weltraummannschaft den geistigen Offenbarungseid leistet, damit die Physiker in Dialogform Naturwissenschaft an den Mann bringen können. Was im ersten Moment befremdlich wirkt, hat mir dann immer besser gefallen. Denn die Erläuterungen sind so anschaulich, dass man als Laie tatsächlich eine Chance hat, zusätzliche Kenntnisse zu diesen anspuchsvollen Fachinhalten im Gedächtnis abzuspeichern. Im Vergleich zu Flug 39, wo alle Vollprofis zu Angsthasen mutieren und die Hauptfigur allein schnell die Welt retten und parallel störende Fragen beantworten muss, ist hier auch der Kontext passender, da ansonsten ohnehin viel Langeweile an Bord herrscht. Und was liegt da näher als zu erläutern, was gerade im Weltall geschieht und in den nächsten Tagen geschehen könnte?! Zugegeben, ich habe vieles nicht auf Anhieb verstanden. Aber doch ein bisschen. Und weiß, wo ich nochmal nachschlagen kann, ohne mich zu einem komplexen Fachbuch aufraffen zu müssen.
Auch wenn die Figuren (besonders die weiblichen) noch vielschichtiger und sympathischer und das Leben an Bord noch spannender hätte sein können, habe ich doch fasziniert gelesen und freue mich in Summe, meine Zeit auf diese Weise nachhaltiger investiert zu haben als mit kurzweiligen Krimis oder Belletristik.
Das Ende polarisiert. Wie es mir gefällt, kann ich unmittelbar nach dem Lesen noch gar nicht ausdrücken. Wahrscheinlich werde ich ergänzend noch Paradox 1 lesen, sozusagen als Prequel.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Vielfältiger Stoff zum Gruseln und Nachdenken, auch für Sci-Fi-Neulinge geeignet

Gebete an die Cloud
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Hier wird Nahe-Zukunft-Sci-Fi in komprimierter Form geboten. Dabei könnten einige dieser „Was wäre, wenn …“-Szenarien Wirklichkeit werden, einige enthalten (auch zur besseren Veranschaulichung) fiktive ...

Hier wird Nahe-Zukunft-Sci-Fi in komprimierter Form geboten. Dabei könnten einige dieser „Was wäre, wenn …“-Szenarien Wirklichkeit werden, einige enthalten (auch zur besseren Veranschaulichung) fiktive Elemente. Erfrischend, wie dabei Erzählweise und Atmosphäre differenzieren. Naturgemäß bleibt bei Kurzgeschichten nicht viel Raum für eine tiefgründige Charakterzeichnung. Im Fokus stehen Gefahrenlagen, die sich vorrangig aus einem zu wenig bedachten Umgang mit der digitalen Zukunft ergeben. Jede Geschichte lässt ihre Leser über mögliche Entwicklungen grübeln und hält einen Wow-Effekt mit offenem Ende bereit, der nachhallt und zum Nachdenken animiert.
Ich mag es, wenn Fragestellungen aufgeworfen werden, die polarisieren; insbesondere die dritte Geschichte bietet hier viel Potenzial. In Bezug auf innovative Ideen ist die vierte Geschichte, die obendrein viel Witz versprüht, mein Favorit. Insgesamt war ich nicht vollends gefesselt, da ich mich mit einigen Themenfeldern bereits auseinandergesetzt hatte, aber ich habe mich super unterhalten und von Wendungen überrascht gefühlt. Aus zusätzlichen Denkanstößen und der Debatte in der Leserunde, bei der ich dieses Werk kennenlernen durfte, habe ich für mich etwas Bleibendes mitgenommen.
Adressatenkreis: Besonders gut geeignet für Leser, die sich gern gruseln und Sci-Fi mit wenig Zeitaufwand antesten möchten. Eine schöne Werbung für komplexere Sci-Fi also. Die wertig verarbeitete und mit einem auffälligen und stimmigen Cover versehene Taschenbuchausgabe eignet sich auch gut als Geschenk. Da in der zweiten Geschichte ein bisschen Fachjargon aus dem Hacker-Milieu auftaucht, ist Technikaffinität von Vorteil, aber keine Bedingung, um das Werk zu verstehen. Außerdem bestens geeignet für solche, die gern vielfältige Denkanstöße mitnehmen, aber nicht viel Zeit zum Lesen haben.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Dramatisch-düstere Fantasy-Liebesgeschichte in bildmalerischer Sprache für Frauen

Sonnenblut
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Mein erstes Buch von Michelle Natascha Weber. Das Cover und die Leseprobe haben mein Interesse geweckt. Dies ist der erste von zwei Bänden. Zunächst erstmal toll, für regulär 2,99 € einen so langen Lesespaß ...

Mein erstes Buch von Michelle Natascha Weber. Das Cover und die Leseprobe haben mein Interesse geweckt. Dies ist der erste von zwei Bänden. Zunächst erstmal toll, für regulär 2,99 € einen so langen Lesespaß (mehr als 10 Stunden) bei perfektem Korrektorat zu bekommen.

Mit einer bildmalerischen Sprache wird die jeweils passende magische Atmosphäre geschaffen, mal märchenhaft-romantisch, mal düster-bedrohlich oder richtig gefährlich.
In den Weltenbau rund um Hexen, Schattenwandler und Dämonen habe ich leicht hineingefunden. Dieser wird gut nebenher vermittelt und überzeugt in neuartigen und liebevollen Details, wobei die Komplexität im Laufe der Handlung zunimmt, ohne Logikfehler zu offenbaren.

Figuren und Grundhandlung: Junger, gutaussehender Fürst (Schattenwandler Dameo) mit Beschützerinstinkt und tiefsitzenden Ängsten wird gebunden an junge, intelligente und herzensgute Fürstentochter (Hexe Alysea vom Sonnenhof), mit deren Fürstentum man seit Jahrhunderten im Clinch liegt. Kulturen krachen aufeinander und es gilt, komplexe Rätsel zu lösen und teils noch unbekannte Hindernisse und Gegenspieler zu überwinden, um das eigene Leben, die schnell entfachte unsterbliche Liebe und den wackeligen Frieden im ganzen Fantasiereich zu retten. Als Nebenfiguren finden sich treue Seelen und intrigante Gegenspieler.
Das wirkt erstmal nicht megainnovativ, hat mir in der Umsetzung aber durchaus gefallen. Dem Schwarz-Weiß-Muster wird vorgebeugt, indem man als Leser in Hintergrundgeschichten eingeweiht wird, die so manche Verhaltensweise schlüssig begründen. Zwar habe ich in der Charakterzeichnung zunächst vergeblich auf einen Wow-Moment gehofft, aber da kann ja im zweiten Band noch einiges passieren.
Besonders mag ich die Bösewichte, die vielen dramatischen Szenen und die noch mysteriös gebliebenen Figuren und deren Motive, die zum Miträtseln animieren.

Adressatenkreis: Für Jugendliche und Erwachsene, die düster-romantische Fantasy mögen, gut geeignet, wobei sich Frauen tendenziell wohl eher angesprochen fühlen werden als Männer, da Bekundungen von Liebe, Vertrauen und Hingabe oft vorkommen und sicherlich so manche persönliche Kitschgrenze überschreiten.

Einen Stern ziehe ich ab, weil ich über weite Strecken interessierte Beobachterin geblieben bin. Bei anderen Fantasy-Werken war einfach der Mitfühlfaktor und das Interesse am Fortgang der Geschichte noch höher. Schwer zu sagen, warum. Vielleicht weil ich mich nicht optimal mit den Figuren identifizieren konnte. Vielleicht wäre etwas mehr Tempo in der Handlung und weniger Liebesschnulze besser gewesen. Vielleicht hat die Sprache nicht ganz den richtigen Nerv bei mir getroffen. Auf jeden Fall hat es mir gut genug gefallen, um mich auf den Abschlussband zu freuen.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Gut zum Hineinschnuppern oder als schöne Ergänzung

Nachtschwärmer
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Mit Detective Max Wolfe von der Londoner Polizei ist man gut bedient, wenn man eine tiefgründige, sympathische Hauptfigur und gut recherchierte, vergleichsweise realistische Polizeiarbeit, aufgepeppt mit ...

Mit Detective Max Wolfe von der Londoner Polizei ist man gut bedient, wenn man eine tiefgründige, sympathische Hauptfigur und gut recherchierte, vergleichsweise realistische Polizeiarbeit, aufgepeppt mit einigen spannenden Alleingängen des Serienhelden, sucht.
Wir begleiten Max bei Höhen und Tiefen, wenn er versucht, ein effektiver und einfühlsamer Mordermittler zu sein und parallel als alleinerziehender Vater und Besitzer eines kleinen Hundes ein halbwegs heiles Familienleben zu etablieren.
Sein Umgang mit der süßen 5-jährigen Tochter Scout hat ihn für mich zur Sympathiefigur werden lassen. Solche berührenden Szenen bilden für mich Anlass, die Reihe zu lesen.

Auch in dieser Kurzgeschichte kommen schöne Ausschnitte aus dem Familienleben vor.
Der hier dargestellte Kriminalfall lässt durchaus Dramatik, Tragik und Spannung aufkommen, gerät aber wenig komplex, eine Kurzgeschichte eben. Hier lassen sich wesentliche Figuren, Sprache, Erzählstil und vorherrschende Stimmung kennenlernen. Man kann dann für sich entscheiden, ob es sich lohnt, für die echten Bände mehr Geld auszugeben. Kleines Ärgernis: Die Kurzgeschichte spielt nach dem ersten Band und es wird mehrfach ein aufgetretener Todesfall erwähnt. Kein schlimmer Spoiler, aber unnötig.
Als Fan der Reihe verpasst man keine wesentlichen Informationen, wenn man diese Kurzgeschichte nicht gelesen hat. Sie bildet eine gelungene Ergänzung.

Veröffentlicht am 25.05.2022

Science-Fiction-Kammerspiel mit viel Empathie, aber wenig Spannung

Die Galaxie und das Licht darin
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In einer Art interstellarem Truck Stop werden verschiedene Aliens durch äußere Umstände an einer schnellen Abreise gehindert. Es kommt über mehrere Tage zu interspeziären Begegnungen zwischen drei Reisenden, ...

In einer Art interstellarem Truck Stop werden verschiedene Aliens durch äußere Umstände an einer schnellen Abreise gehindert. Es kommt über mehrere Tage zu interspeziären Begegnungen zwischen drei Reisenden, der engagierten Hotelbetreiberin und ihrem pubertierenden Kind. Die Reisenden bergen Geheimnisse, die es zu ergründen gilt. Auf einfühlsame Weise wird vermittelt, was die Außerirdischen verbindet und trennt und was sie im Notfall zusammen leisten können. Interspeziäre Konflikte schließen dabei persönliche Sympathie nicht aus.
Es herrscht eine positive Grundstimmung. Diversität, Inklusion und Toleranz werden groß geschrieben, sowohl inhaltlich (z. B. verschiedenste Formen der Elternschaft und Familien) als auch sprachlich.
Meine Lieblingsperspektive ist die von Pei, auch weil ich die Kultur ihrer Spezies besonders faszinierend finde, zudem sind die Szenen mit dem Kind Tupo herzig.
Die Handlung lebt von Monologen und Dialogen (charmant, augenzwinkernd, flapsig, tiefsinnig), ist arm an Action und Dramatik. Es fehlt ein Spannungsbogen und fühlt sich nicht wie ein Serienfinale an. Band 4 ist für mich nach einem grandiosen Auftaktband und zwei starken Fortsetzungen der schwächste Teil. Lose angebunden an Band 1, indem mit Pei eine dortige Nebenfigur mitspielt. Vieles ist bekannt, es gibt keinen Wow-Effekt. Band 4 könnte auch Band 2, 3 oder 10 sein. Ich bin traurig, die Crew der Wayfarer nicht wiedergetroffen zu haben und auch ansonsten keinen Bogen zu den anderen Handlungssträngen bemerkt zu haben.
Weil ich es aber doch gerne gelesen habe und das Wayfarer-Universum insgesamt komplex durchdacht und warmherzig geschrieben ist, vergebe ich für den Abschlussband drei Sterne mit Tendenz zu vier Sternen.
Wer eine leicht lesbare SF-Utopie rund um Selbstfindung und Völkerverständigung sucht, ist hier richtig.

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