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Bianste

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.12.2017

Kraftvoll

Max
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Sechs Frauen bestimmen das Leben von Max Ernst – oder bestimmt er ihres? Jedenfalls hat Markus Orths das Leben des genialen Malers und Bildhauers, das er in seinem Roman erzählt, nach ihnen gegliedert. ...

Sechs Frauen bestimmen das Leben von Max Ernst – oder bestimmt er ihres? Jedenfalls hat Markus Orths das Leben des genialen Malers und Bildhauers, das er in seinem Roman erzählt, nach ihnen gegliedert. Es dauert lange, bis Max seine „Stimme“ und die endgültige Frau als Begleiterin findet. Doch den Weg dahin beschreibt Orths mit Verve und Leidenschaft, anhand zahlreicher Episoden, die Verständnis erzeugen, gleichzeitig aber auch Fragen stellen, denn es hätte alles auch ganz anders ausgehen können, wenn die Zeitumstände andere gewesen wären.
So entsteht aus den zahlreichen Puzzlesteinen ein spannendes Bild der Entwicklung Max Ernsts, aber auch der Zeitgeschichte.
Man taucht in das Buch ein treibt bis zum Ende, einziger Wermutstropfen, das Ende kommt – und das ein bisschen ruckartig. Gerne hätte man mehr erfahren über Ernsts letzte Station.

Veröffentlicht am 29.11.2017

Empathisch

Die Stille zwischen Himmel und Meer
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Edda war viele Jahre lang eingesperrt, von einer fremden Frau, die zu ihrer einzigen Bezugsperson wurde, werden musste. Nun ist sie frei und möchte ein eigenes Leben beginnen. Doch es plagen sie zu viele ...

Edda war viele Jahre lang eingesperrt, von einer fremden Frau, die zu ihrer einzigen Bezugsperson wurde, werden musste. Nun ist sie frei und möchte ein eigenes Leben beginnen. Doch es plagen sie zu viele Ängste.
Nun macht sie einen Urlaub an der Nordsee, will sich der Weite stellen.
Unglücklicherweise wird das Ferienhaus doppelt vergeben. Der zweite Mieter ist Sebastian aus Bayern, auch er hadert nach dem Tod seiner Frau mit dem Leben.
Die beiden arrangieren sich, jeder mit seiner Vergangenheit kämpfend. Langsame, vorsichtige Annäherung wechselt sich mit Zurückweisung und erneuten Angstattacken ab.
Der Tonfall des Romans ist sehr mitfühlend, empathisch, wirkt dadurch sehr authentisch und lässt die Figuren zum Leben erwachen.
Gleichzeitig verbiegt die Autorin die Figuren nicht – das Ende passt ausgezeichnet zu Ton, Stil und Geschichte.

Veröffentlicht am 22.11.2017

Tote stören

Umkehrschuss
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Martina Kempff lädt erneut in die Eifel, genauer in die Schneifel, ein Stück Eifel, das sich eng an Belgien schmiegt und vielfältige Verbindungen dahin hat, genau wie die Protagonistin der Kehr-Krimis, ...

Martina Kempff lädt erneut in die Eifel, genauer in die Schneifel, ein Stück Eifel, das sich eng an Belgien schmiegt und vielfältige Verbindungen dahin hat, genau wie die Protagonistin der Kehr-Krimis, Katja, Ex-Berlinerin, jetzt Leiterin eines Gasthauses, mit vielen skurrilen Freunden und einer langen Vorgeschichte (mindestens 6 Vorgängerbände).
Diesmal finden sie den Toten, der alle Ereignisse startet auf dem Friedhof, allerdings überirdisch und mit einer Schusswunde.
Katja hat eigentlich keine Zeit, einen Mordfall zu lösen, da sie eine Goldene Hochzeit ausrichten muss, doch – wie immer – bleibt ihr schlussendlich nichts anderes übrig.
Der Schreibstil der Autorin ist locker, sodass sich das Buch in Nullkommanichts weglesen lässt und dabei ein angenehmes Gefühl hinterlässt, beinahe so, als wäre man bei alten Freunden zu Besuch, denn beim sechsten Band sind die Macken, Problemchen und Vorlieben der Nebenfiguren bereits bekannt und werden auch erwartet.
Der Krimi ist humorvoll, trotzdem ist die Handlung interessant und spannend, und auch dieses Mal mit einem durchaus ernsten Hintergrund verknüpft, immer ein bisschen historisch und ein bisschen sozialkritisch.
Eine Leseempfehlung für alle, die solide Regionalkrimis mit Humor, Herz und Köpfchen lesen wollen.

Veröffentlicht am 08.11.2017

Speziell

The Romantics, oder wie Gael das mit der Liebe lernte
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Bei Gael läuft es gerade gar nicht rund. Seine Eltern lassen sich scheiden. Seine kleine Schwester weigert sich, diese Information zur Kenntnis zu nehmen und dann macht auch noch seine Freundin Anika mit ...

Bei Gael läuft es gerade gar nicht rund. Seine Eltern lassen sich scheiden. Seine kleine Schwester weigert sich, diese Information zur Kenntnis zu nehmen und dann macht auch noch seine Freundin Anika mit ihm Schluss, weil sie nun mit seinem besten Freund Mason zusammen ist.

Erzählt wird uns diese Geschichte von der Liebe selbst. Sie betrachtet es als ihre Aufgabe, möglichst vielen Menschen zu einem erfüllten und glücklichen Liebesleben zu führen. Damit hat sie natürlich sehr viel zu tun und so kann es geschehen, dass sie manchmal etwas übersieht – wie z.B. die Scheidung von Gaels Eltern, die eigentlich füreinander geschaffen sein sollten – aber eben auch Gaels Problem mit Anika.
Um ihre Aufgabe erfüllen zu können, hat die Liebe Kategorien geschaffen, in die sie die Menschen eingeteilt hat. Gael ist ein Romantiker und all seine Probleme rühren daher, dass er eben ist, wie er ist, die Welt sieht, wie er sie sieht und immer zweifelt.
Die ganze Geschichte ist sehr humorvoll erzählt. Die Leserinnen und Leser sind immer nahe an Gael dran, wissen zu jeder Zeit, was er denkt und fühlt. Gelegentlich tauchen wir auch in andere Figuren ein, aber dann berichtet die Liebe darüber. Sie schaltet sich fast nach jedem Kapitel ein und ordnet ein oder kommentiert.
Eigentlich weiß man von Anfang an, worauf es hinauslaufen wird (das steht im Prinzip schon auf der Rückseite im Klappentext), trotzdem ist der Weg dorthin äußerst amüsant.
Das Buch liest sich sehr flüssig, die einzelnen Kapitel sind recht kurz und erzählen immer eine Episode aus Gaels Leben und Lieben.
Ein weiteres Thema des Romans sind Filme. Gael liebt Filme, und ein großer Teil seiner Beziehungen findet im Kino, im Gespräch über Filme oder im „Heimkino“ statt.
Außerdem geht es zusätzlich um Gaels Verhältnis zu seinen Freunden, vor allem zu seinem besten Freund, Mason, der ihn betrogen hat. Doch Mason liebt Anika aus tiefstem Herzen, und so kann Gael ihm irgendwann verzeihen, auch wenn der Weg dorthin schwierig ist.
Das Titelbild/der Umschlag präsentiert sich so, dass weder Mädchen noch Jungen explizit angesprochen werden, trotzdem ist das Thema vermutlich eher bei Mädchen beliebt, obwohl die Hauptfigur ein Junge ist.
Insgesamt liegt hier ein großartiges Buch vor, das mit seiner besonderen Perspektive überzeugt und ein amüsantes Leseerlebnis bietet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Gefühl
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 27.10.2017

Nichts für Ängstliche?

Talisman und die blauen Rätsel
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Das Islandpferd Talisman ist gutmütig, feinfühlig, schlau und hat so seine eigenen Vorstellungen von der Welt. Er lebt auf dem Hof Jansen im Emsland und hilft den Hofbesitzern, Britta und Sören, die Mutmach-Ferien ...

Das Islandpferd Talisman ist gutmütig, feinfühlig, schlau und hat so seine eigenen Vorstellungen von der Welt. Er lebt auf dem Hof Jansen im Emsland und hilft den Hofbesitzern, Britta und Sören, die Mutmach-Ferien für Kinder anbieten. Doch dafür gibt es einen ganz besonderen Grund.

In dieser Geschichte kommen die Kinder Cordula, Lars-Olaf, Katla, Tilly und Henriette für die Osterferien ins Emsland. Sie können sich zu Beginn nicht so richtig leiden, schließen sich in den nächsten Tagen aber zu zwei Gruppen zusammen – etwas anderes bleibt ihnen gar nicht übrig, da es hier sonst niemanden gibt.
Cordula ist die Hauptfigur, ihre Angst besteht vor großen Gruppen, einem öffentlichen Auftritt, sie zieht sich immer weiter zurück, deswegen schicken ihre Eltern sie ins Emsland. Bei den anderen Kindern handelt es sich jeweils um andere Phobien, sodass da schon ein ganz schön anstrengender Haufen zusammenkommt. Doch schnell wird bei der Lektüre klar, dass jeder zwar seine „Macken“ hat, aber trotzdem liebenswert ist, Zuneigung braucht und auch Stärken hat.
Denn die Kinder stoßen schnell auf ein Geheimnis. Sie befürchten, dass jemand im Keller des Hofes gefangen gehalten wird.
Gleichzeitig versteht Talisman nicht, dass man ihn nicht versteht, außerdem könnte er mehr von den leckeren Äpfeln vertragen. Er kennt alle Geheimnisse des Jansenhofes und könnte auch bei der Lösung der Probleme helfen, aber leider kann er nicht sprechen. Trotzdem beobachtet er alles sehr aufmerksam.
Die Geschichte ist als Pferdegeschichte aufgemacht, durchaus als Reihe gedacht, denn das erste Geheimnis ist nicht das letzte.
Es gibt einige wenige Schwarz-Weiß-Illustrationen, die Szenen einfangen. Am unteren Rand galoppiert ein „Talisman“ als Daumenkino neben den Seitenzahlen her.
Die Geschichte an sich greift das Thema Ängste auf und integriert es in die Handlung. Nur, indem die Kinder, zumutbar, über sich hinauswachsen, überwinden sie ihre Ängste, gewinnen Selbstvertrauen und werden damit zu glücklicheren Kindern. Dazu trägt das Pferd bei, aber auch der Umgang mit anderen Kindern, die Tatsache, auf dem Hof stärker auf sich allein gestellt zu sein.
Das Buch zeigt auch, dass eine Angststörung keine Sackgasse ist, dass Ängste sich überwinden oder zumindest reduzieren lassen.
Ein Buch, das z.B. als Klassenlektüre zahlreiche Redeanlässen bietet.