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Veröffentlicht am 04.11.2024

Ein Bilderbuch über Selbstfindung, Heimat und Liebe!

Boris und der Ruf des Wassers
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Von Davide Calì habe ich bereits zwei wunderschöne Bilderbücher kennenlernen dürfen. Mit "Herr Elch" erschuf er eine herzerwärmende Geschichte über eine unerwartete und von tiefer Akzeptanz geprägten Freundschaft. ...

Von Davide Calì habe ich bereits zwei wunderschöne Bilderbücher kennenlernen dürfen. Mit "Herr Elch" erschuf er eine herzerwärmende Geschichte über eine unerwartete und von tiefer Akzeptanz geprägten Freundschaft. "Der Glücksverkäufer" ist eine spannende Entdeckungsreise für Leser wie auch Nicht-Leser. Schon lange bin ich daher um das Buch "Boris und der Ruf des Meeres" von ihm geschrieben und Illustriert von Marco Somà herumgeschlichen. Jetzt war es endlich soweit und ich konnte mich dieser außergewöhnlichen und auch etwas speziellen Geschichte annehmen. Hier geht es um Fragen, die sich viele Heranwachsende stellen. Wer bin ich? Wo komme ich her? Wo gehöre ich hin? Und wo möchte ich gerne dazugehören? Einfühlsam wird die Geschichte von Boris einem Kind, welches nicht der Norm entspricht, dargestellt.

Der Autor und der Illustrator:

Davide Calì (geboren 1972 in der Schweiz) ist ein italienischer Autor und Illustrator von verschiedenen Bilderbüchern, Comics und Graphic Novels. Er schreibt vorwiegend für Kinder und Jugendliche. Seine Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt und feiern weltweit große Erfolge.

Marco Somà studierte Malerei und Illustration. Danach unterrichtete er Techniken der Malerei und Comiczeichnung an einer italienischen Kunsthochschule. Nun arbeitet er freiberuflich als Illustrator.

Inhalt:

„Boris war noch ganz klein, als seine Eltern ihn am Rande eines Teiches entdeckten und mit nach Hause nahmen. Eines Tages folgt er dem Ruf des Wassers und kehrt dorthin zurück. Aber ist er jetzt da, wo er wirklich sein will? Als Parabel auf das Wesen und die Bedeutung von Familie stellt diese Geschichte auch die Frage: „Wie sehr müssen uns die Menschen gleichen, die wir lieben?“ Ein Buch über Integration, Selbstfindung, Identität, Heimat, Angst vor Fremden, Loslassen, Festhalten, Verlassen und Verlassenwerden und … Liebe.“ (Produktbeschreibung)

Gedanken zum Bilderbuch:

Viele werden dieses wunderliche Tier auf dem Cover vielleicht nicht kennen, ich jedoch habe zwei Axolotl zu Hause in meinem Aquarium sitzen. Und so war ich natürlich auch schnell von dieser Illustration fasziniert, denn es zeigt ein Kind mit Axolotl-Kopf, welches sich hinter einem Baum zu verstecken scheint und dabei bis zum Bauchnabel im Wasser steht. Es beschreibt hier schon ganz wunderbar die Idee, dass Boris in zwei Welten zu Hause ist. An der Luft und unter Wasser.

Auf den Doppelseiten, welche meist ganzflächige Illustrationen beherbergen finden wir mal kürzere und mal längere Textpassagen, die die Geschichte des kleinen und ungewöhnlichen Jungen namens Boris erzählt. Er wurde von einem kinderlosen Paar gefunden und aufgezogen, als sei es das eigene Kind. Boris kennt nur die Welt an Land und fühlt sich hier auch sehr wohl, hat Freunde, lernt in der Schule und wird nicht mal aufgrund seines anderen Aussehens (Kiemen-Ästchen am Kopf anstatt einer Nase) anders behandelt. Und doch merkt er irgendwann, dass er anders ist. Er riecht sein altes zu Hause, den Teich. Und so verschlägt es ihn für eine Weile dorthin. Doch auch das scheint nicht sein Ort für immer zu sein. Er stellt sich viele Fragen. Möchte wissen, wer seine Familie ist, wo er herkommt und wo er in Zukunft bleiben möchte. All das sind wichtige Fragen in seinem Leben und die Antworten findet er ganz tief am Grund des Teiches. Und diese werden wohl jedes Herz zum Schmelzen bringen.

Die Zeichnungen von Marco Somà sind dabei sehr phantasievoll. Nicht immer ist alles so, wie in der wahren Welt. Da fliegen Fische am Himmel. Ein Haus steckt in einer Flaschenpost, ein Baum wächst in einem Glasgefäß mit langem Hals. Es ist eine wundersame Welt, die hier geschaffen wurde, wie sie auch durch den Autoren beschrieben wird.

Fazit:

"Boris und der Ruf des Wassers" ist eine phantasievolle Geschichte über die Selbstfindung eines Kindes, welches die Welt mit Interesse, Staunen und all seinen Sinnen wahrnimmt. Es stellt sich dabei allerhand Fragen, die nicht immer leicht zu beantworten sind. Und so begibt sich Boris auf seinen ganz individuellen Weg, um seine Identität zu erfahren und seine Heimat zu finden. Am Ende stellt er fest, dass Gleich sein kein Muss ist, um zu etwas dazuzugehören.

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Veröffentlicht am 04.11.2024

Bildreiche Darstellung der Vögel der Nacht!

WAS IST WAS Eulen. Jäger mit Supersinnen
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"Eulen – Jäger mit Supersinnen" von Tanja Brandt bietet eine Vielzahl an Informationen zu diesen außergewöhnlichen Tieren. Das Buch zeigt außerdem einige beeindruckende Fotografien, die die Leser:innen ...

"Eulen – Jäger mit Supersinnen" von Tanja Brandt bietet eine Vielzahl an Informationen zu diesen außergewöhnlichen Tieren. Das Buch zeigt außerdem einige beeindruckende Fotografien, die die Leser:innen staunen lassen.

Die Autorin:

Tanja Brandt ist Fotografin sowie Falknerin. Sie lebt mit ihren vielen Tieren in Remscheidt. Bilder ihrer Eulen, Greifvögel und Hunde Uschi, Phönix, Ingo, Klaus-Bärbel und Poldi eroberten die Herzen zahlreicher Leser.

Inhalt:

„Wir hören sie nicht. Wir sehen sie nur ganz selten. Aber sie sehen uns – mit ihren großen leuchtenden Augen. Einigen von ihnen jagen tagsüber, andere nachts. Nur wenige Hinweise lassen die Anwesenheit von Eulen erahnen. Die Autorin, Tanja Brandt, ist auch Tierfotografin und Falknerin. Sie kennt diese Spuren, weil sie seit vielen Jahren inmitten von Eulen lebt und sie aufzieht. Sie lüftet die spannendsten Geheimnisse und zeigt den Leserinnen und Lesern den verborgenen Lebensraum der Eulen. Wie sieht der Speiseplan der Eulen aus? Wie gehen sie auf Jagd? Welche besonderen Körperteile besitzt die Eule? Diese und ganz viele weitere Fragen beantwortet der Band mit beeindruckenden Fotos, mit cleveren Super-Fakten, Checker-Karten und mit ganz viel Sachwissen über die faszinierenden Vögel. Ein Standardwerk für alle Eulen-Fans ab 8 Jahren.“ (Produktbeschreibung)

Gedanken zum Sachbuch:

Das Cover zeigt eine Eule mitten im Flug. Mit ihren großen Augen scheint sie uns direkt ins Visier genommen zu haben. Der Hintergrund aus Grüntönen nimmt die Farben des Waldes auf, in welchem diese Tiere oft zu finden sind.

Die neue Gestaltung der Was ist Was Reihe ist farbenfroh und übersichtlich. Text und Bild stehen sich in nichts nach und die Seiten sind nicht zu überladen, sodass das Lesen großen Spaß machte. Der Informationsgehalt ist gut auf die Zielgruppe von Kindern ab acht Jahren angepasst und gibt viele Fakten zu diesen majestätischen Tieren wider. Dabei wird man aber auch nicht zu sehr mit Details überschüttet, sondern kann allem gut folgen.

Wir erfahren etwas über den Körper und dessen Beschaffenheit, die Art zu jagen, die Entwicklung des Nachwuchses sowie wie man verletzten Tieren helfen kann – beispielsweise was zu tun ist oder an wen man sich wenden kann. Über die Autorin und ihr ungewöhnliches Leben mit den Wildtieren wird auch zwischendurch kurz berichtet. Hier bin ich ein wenig zurückhaltend in meiner Euphorie, denn es ist in jeden Fall nicht nachahmenswert, sich Wildtiere ins Haus zu holen. In ihrem Fall, hat sich Tanja Brandt um verletzte Tiere gekümmert, einige wildert sie aus, anderen blieben aber bei ihr zu Hause. Wieso das so ist, wird nicht genau beschrieben. Ich hätte es schöner gefunden, hier nochmals ganz klar darzustellen, wie wichtig es ist, dass Wildtiere in der freien Wildbahn leben sollten und nicht in Käfigen oder generell direkt unter uns Menschen.

Fazit:

"Eulen – Jäger mit Supersinnen" ist wieder einmal ein gelungenes Sachbuch für Kinder ab acht Jahren, welches den Leser:innen Eulen, ihre Lebensweise und ihren Lebensraum näher bringt. Man lernt unheimlich viel, gleichzeitig aber auch nicht so viel, dass es den kindlichen Leser überfordern könnte. Ich freue mich schon darauf, weitere Bücher der neu aufgelegten Reihe zu entdecken.

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Veröffentlicht am 31.10.2024

Herzzerreißend tragisch und schön!

Alles, was ich geben kann – The Last Letter
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Rebecca Yarros habe ich zunächst durch ihre "Flammengeküsst"-Reihe kennengelernt. Mit ihren Fantasybüchern hat sie bei mir für Lesehighlights gesorgt und so war ich sehr neugierig darauf, ein Buch in einer ...

Rebecca Yarros habe ich zunächst durch ihre "Flammengeküsst"-Reihe kennengelernt. Mit ihren Fantasybüchern hat sie bei mir für Lesehighlights gesorgt und so war ich sehr neugierig darauf, ein Buch in einer realen Welt von ihr zu lesen. "Alles, was ich geben kann" ist genau so eines. Es spielt im Hier und Jetzt und behandelt viele wichtige Themen. Doch das Buch ist nichts für zarte Gemüter. Es beherbergt eine Schwere, die ich oftmals kaum ertragen konnte und die mich immer wieder zu Tränen rührte. Dennoch und genau deswegen ein weiteres Meisterwerk aus der Feder der Autorin.

Zitat: „Wenn ich mich schon nicht um ihr Herz kümmern durfte, konnte ich wenigstens ihren Körper versorgen.“ (Rebecca Yarros: Alles, was ich geben kann – The Last Letter. Seite 148)

Die Autorin:

Rebecca Yarros erhielt mehrfach Auszeichnungen von der „New York Times“, dem „Wall Street Journal“ und der „USA Today“. So ist sie inzwischen eine international gefeierte Bestsellerautorin unter anderem für ihre "Flammengeküsst"-Reihe. Sie liebt Schokolade und Kaffee und ist eine hoffnungslose Romantikerin. Die Autorin setzt sich besonders für Kinder in staatlichen Pflegesystemen ein und gründete hierfür die Non-Profit-Organisation „One October“. Sie ist Mutter von sechs Kindern und lebt mit ihrer Familie und zahlreichen Tieren in Colorado.

Inhalt:

„Ella hätte nie gedacht, dass sie als Brieffreundin eines anonymen Soldaten in diesem einen wahren Freund finden würde. Dennoch entwickelt sich eine tiefe Zuneigung zwischen ihr und ›Chaos‹ – vielleicht sogar mehr. Dann treffen Ella mehrere schwere Schicksalsschläge und als auch die Briefe von ›Chaos‹ ausbleiben, muss sie glauben, dass sie allein auf der Welt ist.
Obwohl er sie nicht persönlich kennt, hat Beckett alias ›Chaos‹ sich in die Frau hinter den Briefen verliebt. Ella, die Schwester seines besten Freundes. Als dieser stirbt, bittet er Beckett in einem letzten Brief, Ella beizustehen. Beckett wird alles tun, um Ella zu unterstützen, aber er wird ihr niemals sagen können, wer er wirklich ist, und Ella hasst nichts mehr als Lügen.“ (Produktbeschreibung)

Gedanken zum Roman:

Wir haben hier ein hübsches Cover, welches nicht viel auf den Inhalt dieses Buches schließen lässt. Die Rosenblätter repräsentieren vermutlich die romantische Seite der Geschichte, während diese auf einem Wasser ähnlichen, türkisfarbenen Hintergrund zu schwimmen scheinen. Doch dieser Hintergrund wirkt aufgewühlt und zeigt, was wir in der Geschichte zu erwarten haben. Nämlich viele schwierige Emotionen und einige vergossene Tränen.

Zitat: „Es war wirklich die Hölle, sich in das Kind einer Mutter zu verlieben, deren Liebe man nicht für sich beanspruchen konnte.“ (Rebecca Yarros: Alles, was ich geben kann – The Last Letter. Seite 193)

Rebecca Yarros hat eine unheimlich einfühlsame Art, ihre Geschichten zu erzählen. So war ich von der ersten Seit e an immer wieder zu Tränen gerührt und mein Herz wurde so so schwer. Irgendwann lag es quasi zerfetzt am Boden und es dauerte so lange, bis es wieder zusammengeflickt war. Aber Narben bleiben, wie auch bei dieser Geschichte. Ich war emotional so mitgenommen, dass ich beschlossen habe, keine weiteren Real-Life Romane der Autorin lesen zu können, einfach weil es mein Herz und meine Seele nicht ertragen können. Was aber nicht an einem Mangel der Autorin liegt. Sie hat ein großartiges Werk erschaffen.

Die Protagonisten gefielen mir allesamt gut und ich finde die Autorin hat ein ganz tolles Setting geschaffen. Die Idee mit den vorangestellten Briefen vor fast jedem Kapitel, die beide Protagonisten sich vor dem ersten Zusammentreffen geschrieben haben, finde ich wirklich gut umgesetzt, so erfahren wir Stück für Stück was in den vergangenen Monaten bei den Protagonisten so passiert ist und wie die beiden sich auf schriftlichem Wege angenähert haben, was sie einander bedeuteten.

Zitat: „Doch da waren keine Tränen, nur ein so tiefer Schmerz, dass die meisten Seelen darin ertrunken wären. Aber Ella hatte keine gewöhnliche Seele.“ (Rebecca Yarros: Alles, was ich geben kann – The Last Letter. Seite 202)

Für mich als Mutter zweier Kinder war es unheimlich Kräfte zehrend, mitzuerleben, wie Ellas Tochter Maisie erkrankt und die ganze Situation Ella in ein tiefes Loch reißt, aus welchem sie nur herauskommt, weil sie eben funktionieren muss. Also hat sie ihre Gefühle weggesperrt und lebt, um ihre Tochter am Leben zu halten. Dabei muss Colt (Maisies Zwillingsbruder) unheimlich stark sein und viel zurückstecken, was er aber wie ein wahrer Held meistert.

Zitat: „Solange diese Option nicht beinhaltet, dass Mac von den Toten aufersteht, ist es mir egal. Was ich will, zählt nicht mehr.“ (Rebecca Yarros: Alles, was ich geben kann – The Last Letter. Seite 131)

Beckett ist ein äußerst tragischer Charakter und ich habe ihn trotz seiner eher emotionsarmen Art nach außen hin schnell ins Herz geschlossen. Er gibt sich die Schuld am Tod Ryans (Ellas Bruder und sein bester Freund) und lange Zeit erfahren wir nicht, was wirklich im Kriegseinsatz passiert ist. Und so möchte Beckett also Ryans letzten Wunsch an ihn erfüllen. Er befindet sich emotional so sehr darin verstrickt, dass er Ella nicht die ganze Wahrheit sagt, aus Angst, sie würde ihn von sich stoßen, wie er es in seiner Kindheit immer wieder bei anderen Personen erleben musste. Und so ist der Konflikt vorprogrammiert. An dieser Stelle muss ich aber hervorheben, dass dieser Konflikt überhaupt nicht konstruiert erschien (wie es bei anderen Romanen des Genres doch häufiger der Fall ist), sondern wirklich nachvollziehbar war.


Zitat: „»Wieso glaubst du, dass du keine Liebe verdienst? Oder eine Familie? Jeder hat eine Familie verdient.« […] Was war diesem Mann passiert, dass er das nicht hatte?“ (Rebecca Yarros: Alles, was ich geben kann – The Last Letter. Seite 122)

Neben den zutiefst erschütternden Momenten in Ellas Leben war es aber super schön zu sehen, wie Beckett so einfühlsam mit den Kindern umgeht – ganz intuitiv, sanft aber bestimmt und besonders ehrlich.

Zitat: „Ich hinterlasse nichts als Zerstörung. Ich war dir noch nicht mal begegnet und hatte dir schon Ryan genommen.“ (Rebecca Yarros: Alles, was ich geben kann – The Last Letter. Seite 401)

Ein kleines bisschen hat mich zwischendurch das vermittelte Frauenbild erschüttert, als sich Ella in der Schule selbst betrachtet und denkt sie ließe sich gehen, nur weil sie kein Make-Up trägt und keine teuren Klamotten. Die Autorin nimmt sich im Verlauf der Geschichte genau dieser Thematik wieder an, denn es ist ein super Beispiel, aufzuzeigen, welche Ansprüche an Frauen gestellt werden im Gegensatz zu Männern. Läuft eine Frau in Jogginghose und ohne Make-Up herum, gilt sie als schlampig. Tut ein Mann es, ist das natürlich immer sexy anzusehen, oder es wird ihm eben uneingeschränkt zu Gute gehalten, weil er sich lieber um seine Familie als um sein Äußeres kümmert.

Fazit:

"Alles, was ich geben kann" ist für mich ein Roman, welcher schön und anstrengend zugleich ist. Entweder weinte ich aufgrund der tragischen Ereignisse oder erfreute mich an dem Umgang von Ella und Beckett miteinander und weil Beckett sich so toll und immer richtig verhält. Zwischen dem emotionalen Beginn und dem nicht weniger emotionalen Ende der Geschichte hatte mein Herz zum Glück etwas Zeit, sich in ruhigeren Abschnitten zusammenzuflicken und meine Seele bekam eine Verschnaufpause. Rebecca Yarros ist ein emotionaler und authentischer Roman gelungen und man merkt ihm an, dass die Autorin selbst mit den beschriebenen Themen (Militär, Krebs, schwere Erkrankungen) Berührungspunkte hatte. Definitiv ist das Buch aber nur etwas für starke Nerven, die mit emotionalen Tiefschlägen zurechtkommen können.

Aber ich muss auch sagen, dass mich das Buch wirklich unheimlich fertig gemacht hat. Ich glaube ich werde mich nie wieder trauen ein Buch der Autorin in die Hand zu nehmen, welches die Geschichte in einer realen Welt beschreibt. Es ist mir einfach zu nah dran, zu „das könnte genau so passiert sein“. Das macht mein Herz nicht mit. Ich bleibe bei ihr dann wohl einfach die Fantasyleserin.

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Veröffentlicht am 28.10.2024

Zwischen Wahrheit und Lügen

Ein Sommer, drei Monde
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Dieses Buch ist perfekt für Leser, die gerne auch mal etwas Ruhigeres und Melancholisches lesen. Ich gehöre definitiv zu der Kategorie und so konnte mich "Ein Sommer, drei Monde" von Silke Sutcliffe aus ...

Dieses Buch ist perfekt für Leser, die gerne auch mal etwas Ruhigeres und Melancholisches lesen. Ich gehöre definitiv zu der Kategorie und so konnte mich "Ein Sommer, drei Monde" von Silke Sutcliffe aus dem kleinen und unabhängigen Verlag Monika Fuchs voll und ganz überzeugen. Die Geschichte um Alice, Jule und Bastian ist fesselnd, Nerven aufreibend und emotional, sodass man dieses Buch nur sehr sehr schwer aus den Händen legen kann. Es ist eine Geschichte, die mir lange im Gedächtnis bleiben wird.

Zitat: „Unsere Lügen sind ein Labyrinth. Dauernd tut sich eine Tür auf oder eine neue Wand steht uns im Weg. Ich muss es mit der Wahrheit versuchen.“ (Silke Sutcliffe: Ein Sommer, drei Monde Seite 171)

Die Autorin:

Silke Sutcliffe (geboren 1985) studierte Germanistik und Latein. Seit 2012 ist sie als Gymnasiallehrerin tätig. Außerdem schreibt sie für den Blog "Other writers need to concentrate", in dem es um die Vereinbarkeit von Autoren- sowie Elternschaft geht. Sie war Stipendiatin der Kölner Schmiede, welche die Arbeit an ihrem ersten Roman förderte. 2023 erhielt ihr Werk "Eberhard" den Barnimer Preis für Kinder- und Jugendliteratur. Mit ihrem Mann und ihren Kindern lebt sie in Weinheim.

Inhalt:

„Alice: fast 16. Kreativtalent. Schlägt sich allein mit ihrem Vater durch. Fahrradfan. Beste Freundin: Jule.
Jule: fast 16. Mondexpertin. Wohnt mit ihren reichen Eltern in einem Designerhaus. Fahrradfan. Beste Freundin: Alice. Verliebt sich in Bastian.
Bastian: Kommt neu in die Klasse von Alice und Jule.
Hat vorher an der Ostsee gelebt. – Oder doch nicht?
Vater: berühmter Meeresbiologe. – Oder doch nicht?
Ist schwer krank. – Oder doch nicht?
Ist mit Jule zusammen. – Oder doch nicht?
Alice wird misstrauisch. Warum lügt Bastian sie an? Warum riskiert er immer wieder sein Leben? Warum reagiert er oft extrem? Als Alice merkt, dass Bastian ihr nicht egal ist, wird ihre Freundschaft mit Jule auf eine harte Probe gestellt.“
(Produktbeschreibung)

Gedanken zum Buch:

Auf dem Cover sehen wir drei Silhouetten. Unter dem Titel – der von drei Monden in verschiedenen Mondphasen unterbrochen wird – radeln ein Mädchen und ein Junge von rechts nach links. Über dem Titel streckt sich ein Kranarm, auf welchem eine weitere menschliche Silhouette zu erkennen ist. Die Farben sind eher dunkel gehalten und erinnern an nächtliche Abenteuer, die wir auch im Buch erleben werden. Ein rundum gelungenes Cover, welches mir außerordentlich gut gefällt.

Zitat: „Im Großen und Ganzen warte ich darauf, dass das Leben weitergeht. Nicht darauf, ob das Leben weitergeht.“ (Silke Sutcliffe: Ein Sommer, drei Monde Seite 94)

Der Auftakt der Geschichte ist recht melancholisch. Die Autorin nutzt dabei eine äußerst poetische Sprache. Wir bekommen aus Alice‘ Sicht die Geschichte um sie, ihre beste Freundin Jule und den neuen Mitschüler Bastian erzählt. Vieles liegt dabei im Nebel. Was ist beispielsweise mit Alice‘ Mutter geschehen? Wieso ist sie nicht mehr Teil ihres Lebens? Was genau verbirgt Bastian. Und wieso verhält sich Jule auf einmal nicht mehr wie die beste Freundin, die sie seit fast 16 Jahren war? Hier werden typische Gedanken und Erfahrungen Jugendlicher beschrieben und es wird sehr einfühlsam mit all den Emotionen umgegangen. So schloss ich alle Charaktere schnell in mein Herz.

Zitat: „Ohne Jule bleibt die Nacht schwarz.“ (Silke Sutcliffe: Ein Sommer, drei Monde Seite 106)

Eigentlich ist recht schnell klar, dass Alice und Bastian auf einer Wellenlänge sind. Doch er entscheidet sich zu Beginn der Geschichte für Jule und so werden die beiden ein Paar. Alice ist am Anfang noch sehr skeptisch Bastian gegenüber, was daher rührt, dass sie ihm genau zuhört, ihn genau beobachtet, seine Gesten analysiert und eben genau hinschaut, um sich eine Meinung zu bilden. Kommt ihr Bastian zunächst noch unsympathisch vor, so wird er von Treffen zu Treffen sympathischer, da er sehr interessiert an allem und vor allem an Alice‘ Gedanken und Gefühlen ist. Gleichzeitig macht er aber auch immer wieder gefährliche Dinge, die besonders Alice den letzten Nerv rauben.

Zitat: „Weil etwas anfängt, das ich nicht aufhalten kann. Weil etwas aufhört, das ich nicht festhalten kann.“ (Silke Sutcliffe: Ein Sommer, drei Monde Seite 188)

Es war außerdem schön zu erleben, wie ehrlich Alice und Bastian miteinander umgehen. Alice öffnet sich ihm immer weiter, obwohl Bastian im Kern ein Mysterium bleibt. Doch irgend etwas an ihm gibt Alice so viel Vertrauen, auch über die schwarzen Momente ihrer Vergangenheit zu sprechen. Die Handlung wird dabei immer mal wieder durch Träume und Erinnerungen von Alice unterbrochen. Das bringt Tiefe und gibt weitere Einblicke in Alice‘ Gefühlswelt.

Fazit:

Ein Sommer, drei Monde ist ein außergewöhnlicher Roman voller Tiefe, Emotionen und Spannung. Die melancholische Stimmung, der Handlungsaufbau, die Lösung am Ende, als das ist authentisch und eben nicht immer ganz einfach. So wie das Leben, so steckt auch dieses Buch voller Wendungen. Spätestens ab dem zweiten Drittel konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen und war glücklich über die lange Bahnfahrt zwischen Frankfurt und Berlin.

Zitat: „Die Vergangenheit ist eine Zauberkiste. Sie hat seit unserem Gespräch auf dem Kran einen doppelten Boden bekommen. Ich steige nicht mehr dahinter.“ (Silke Sutcliffe: Ein Sommer, drei Monde Seite 211)

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Veröffentlicht am 15.10.2024

Ein Tabuthema wird offengelegt!

Die Nacht der Bärin
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Kira Mohn hat bereits in ihren bisher erschienen Büchern bewiesen, wie emotional und zart sie ihre Leser in ihre Geschichten ziehen kann. Sie gehört inzwischen zu den Autoren, zu deren Bücher ich blind ...

Kira Mohn hat bereits in ihren bisher erschienen Büchern bewiesen, wie emotional und zart sie ihre Leser in ihre Geschichten ziehen kann. Sie gehört inzwischen zu den Autoren, zu deren Bücher ich blind greifen würde, da ich bisher kein einziges Mal enttäuscht wurde. So verhält es sich auch mit "Die Nacht der Bärin", ihrem zuletzt erschienenen Buch (diesmal in einem anderen Verlag). Es geht um häusliche Gewalt, den Umgang damit, wie es heute ist und wie es in früheren Zeiten war. Welche Möglichkeiten haben Betroffene und vor allem, welche Gedanken gehen ihnen durch den Kopf? Wieso bleiben so viele und wieso haben so oft Menschen Gewalt über andere? Kira Mohns setzt sich damit ergreifend und authentisch auseinander, ohne mit der Lösung für alle daher zu kommen. Denn so einfach ist das eben nicht.

Zitat: „Könnte ich jemals für immer und ewig denken, nachdem nun klar ist, dass ich mich damit an einen Mann binde, vor dem ich Angst haben muss, wenn er wütend ist?“ (Kira Mohn: Die Nacht der Bärin. Seite 191)

Die Autorin:

Kira Mohn hat vielseitige Talente. Sie gründete eine Musikfachzeitschrift, veröffentlichte unter dem Namen Kira Minttu vier Bücher im Verlag ink rebels, deren Mitbegründerin sie ist. Sowie bei Kyss ihre Leuchtturm-Trilogie, die Kanada-Reihe, außerdem die Island-Reihe. "Du irgendwo" ist ein weiterer Reihenauftakt, welcher mit der kürzeren Vorgeschichte "Ein einziges Versprechen" geteasert wurde. "Wir irgendwann" ist der zweite Teil. Inzwischen lebt die Autorin mit ihrer Familie in München.

Inhalt:

„Die sechsundzwanzigjährige Jule flüchtet sich nach einem heftigen Streit mit ihrem Freund zu ihren Eltern. Niemals hätte geschehen dürfen, was geschehen ist. In dem Haus am Dorfrand will sie jetzt bleiben und in Ruhe entscheiden, wie es weitergehen soll. Doch dann ereilt die Nachricht vom Tod ihrer Großmutter die Familie, und Jule stutzt. Warum hat ihre Mutter nie von der Großmutter oder der eigenen Kindheit erzählt? Als sie gemeinsam das Haus der Großmutter aufräumen, findet Jule Hinweise auf lang zurückliegende Ereignisse, die bis in die Gegenwart hinein ihre zerstörerische Macht entfalten.
Es wird Zeit, dass die Heilung beginnt – für alle Frauen der Familie.“ (Produktbeschreibung)

Gedanken zum Roman:

Ich muss gestehen, das Cover gefällt mir nicht so recht. Im Buch wird einmal kurz eine Vase mit Trockenblumen erwähnt, welche hier dargestellt wird. Zwar hübsch, aber nicht wirklich aussagekräftig. In einer Buchhandlung wäre ich an dem Buch vermutlich einfach vorbei geschlendert, wenn ich nicht gerade den Autorennamen entdeckt hätte, der neben dem Titel auch nicht so stark aus dem Cover hervorsticht.

Zitat: „Man wirft doch nicht alles weg, nur wegen eines einzigen Vorfalls. […] Ich will mir nicht anhören, dass es nie wieder vorkommen wird. […] Ich will nicht ständig darauf warten, dass es sich vielleicht doch als Lüge herausstellt. Denn genau das würde ich tun, darauf warten.“ (Kira Mohn: Die Nacht der Bärin. Seite 254)

Das Buch erzählt mehrere Stränge und den Kapiteln sind einzelne Sätze vorangestellt, die Vorwürfe, Drohungen oder Floskeln wiedergeben, die Täter ihren Opfern an den Kopf werfen und mit welchen sie ihre Opfer weiter demütigen und klein halten. Aus zwei Perspektiven wird die Geschichte um Jule und ihre Familie aufgerollte. Jule bekommt ihre Stimme in der Gegenwart, beschreibt ihr Verhältnis zu ihrem Partner, der ganz plötzlich ihr gegenüber gewalttätig wurde. Doch es zeigt sich, dass dieser körperlichen Gewalt bereits zuvor psychische Gewalt in dezenten Dosen vorangegangen sind. Die zweite Perspektive ist die des jungen Mädchens Maja, die Dinge aus ihrer Vergangenheit in einem Tagebuch festhielt. Denn Maja (Jules Tante) und Anna (Jules Mutter) stammen aus einer Familie mit einem gewalttätigen Vater. Dass hier Schlimmes vorgefallen ist, wird aus der etwas kindlichen Perspektive der jüngeren Schwester geschildert und somit ist es zwar schlimm, was man erfährt, jedoch bleiben die Details aus, sodass es gut zu verkraften ist, der Geschichte zu folgen. Was genau vor dreißig Jahren passiert ist, und wieso die Familie auseinander gedriftet ist, kommt Stück für Stück ans Licht.

Zitat: „Du willst mit ihm reden, weil du hoffst, dass es dir danach besser geht. Aber es wird nur ihm besser gehen, weil du dir seine Entschuldigungen angehört hast.“ (Kira Mohn: Die Nacht der Bärin. Seite 79)

Ich habe in der ein oder anderen Rezension gelesen, dass eine fehlende Triggerwarnung bemängelt wurde. Das mag vielleicht sein, allerdings geht bereits aus der Produktbeschreibung hervor, dass es sich hierbei um Themen wie häusliche Gewalt und zerstörerische Macht handelt.

Fazit:

"Die Nacht der Bärin" behandelt eine düstere und unbequeme Thematik. Die beschriebene Geschichte ist tragisch schlimm, aber dennoch erträglich zu lesen. Da es zum Einen durch die naive Sicht eines Kindes geschildert wird, das noch nicht die Tragweite der Misshandlung versteht. Zum Anderen aus Jules Sicht, die verstehen will, warum ihre Mutter nie von der Großmutter erzählt hat. Jule will verstehen und drückt sich durch ihre Nachforschungen gleichzeitig davor, selbst eine Entscheidung zu treffen. Doch all die Erkenntnisse werden ihr später helfen, mit ihrer eigenen Situation umzugehen.

Zitat: „Du verdienst es, geliebt zu werden.“ (Kira Mohn: Die Nacht der Bärin. Seite 285)

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