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Veröffentlicht am 15.09.2016

Besser als erwartet

Emba - Bittersüße Lüge
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Beinahe hätte ich mich durch das dümmliche Cover und den abgehackten Klappentext abschrecken lassen. Ich möchte nicht behaupten, dass ich dann einen Meilenstein der Literatur verpasst hätte, aber mir wäre ...

Beinahe hätte ich mich durch das dümmliche Cover und den abgehackten Klappentext abschrecken lassen. Ich möchte nicht behaupten, dass ich dann einen Meilenstein der Literatur verpasst hätte, aber mir wäre doch glatt gute Fantasy einer jungen Autorin entgangen, die sich einige originelle Sachen hat einfallen lassen.

Wie man sich unschwer denken kann, heißt die Hauptperson des Buches Emba. Sie ist eine verwöhnte Achtzehnjährige, die Tochter des reichsten und gleichzeitig mächtigsten Mannes ihrer Welt. Ihr Vater ist der Boss des Energiekonzerns, der dafür sorgt, dass das moderne und zivilisierte Leben funktioniert. Ihre Energie erhalten die Menschen aus sogenannten Runaren - Wesen, die aus reiner Energie bestehen. Emba, die Prinzessin, die alles hätte werden können, wollte immer nur eines: an der Jägerschule aufgenommen werden. Die Jäger sind es, welche die Runare fangen, ein gefährlicher Job, der Gesundheit und Leben kosten kann. Sie schafft es auch tatsächlich, die Aufnahmeprüfung an der Jägerschule zu bestehen, doch immer wieder kommt es zu Vorfällen, welche beweisen, dass irgendwer das System der Schule manipuliert und Emba in Gefahr bringt. Doch viel wichtiger ist, dass sie einer Sache auf die Spur kommt, welche ihr gesamtes Weltbild zum Einstürzen bringt.

Zacharias hat eine Welt erschaffen, in die ich gern ein wenig tiefer eingetaucht wäre. Es gibt interessante technische Errungenschaften, die auf ein Sci-Fi-Szenario deuten, doch der Verlauf der Handlung richtet sich eindeutig an den Fantasysektor. Mir persönlich hat das eher gut gefallen, andere wird es am Ende wahrscheinlich ein wenig vor den Kopf stoßen, wenn sich herausstellt, was die Energie der Runare wirklich ist. Manche Erklärungen sind auch ein bisschen schwammig und nicht wirklich ausgearbeitet und es gibt eine typische Teenagerromanze inklusive Zickenkrieg, aber beruhigenderweise scheint das anders zu gehen als in den meisten Jugendromanen, das wird der zweite Teil erweisen. Bei den Protagonisten wird viel mit Klischees gearbeitet, und manche Sachen waren arg vorhersehbar, doch im Großen und Ganzen haben der gute Schreibstil und interessante Ideen Spaß gemacht zu lesen. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Von verschwundenen Jungs und Rabenfedern

Rabenherz
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June ist ein intelligentes Mädchen, das seit Jahren ein Stipendium für die St. Gilberts High School besitzt; eine Tatsache, über die sie nicht sprechen darf, ebenso wie über ihre (Top-)Ergebnisse. Jahr ...

June ist ein intelligentes Mädchen, das seit Jahren ein Stipendium für die St. Gilberts High School besitzt; eine Tatsache, über die sie nicht sprechen darf, ebenso wie über ihre (Top-)Ergebnisse. Jahr für Jahr muss sie also zusehen, wie die Zweitbeste ihre Auszeichnung entgegen nimmt. Diese ist außerdem die Schulzicke und Tochter eines Oberhaus-Mitglieds. St. Gilbert ist eine seltsame Schule, in der seit Jahrhunderten Jungs verschwinden. Zurück bleiben an deren Stellen Rabenfedern. Es ist daher verboten, zwischen Sonnenunter- und -aufgang den Park zu betreten. Das neue Jahr wird für June ereignisreich. Zuerst wird ihr mitgeteilt, dass sie vielleicht in irgendeiner Gefahr ist, über die nicht gesprochen wird, ihre hellsichtige Tante ist der Meinung, sie sei auserwählt, den Fluch der verschwundenen Jungen zu brechen, sie kann Geister sehen und dann kommen auch noch ein gutaussehender junger Lehrer und drei gutaussehende Jungs neu an ihre Schule.

Das Positive an diesem Buch ist der Schreibstil. Schreiben kann die Autorin und sie ist auch nicht der Meinung, dass man Jugendlichen einen einfachen und naiven Schreibstil vorsetzen muss. June ist ein typisches Teenagermädchen, meistens sympathisch, wobei ich nicht weiß, ob es wirklich notwendig ist, im Teenageralter alle Nase lang in so viel Tränen auszubrechen, dass man hunderte Taschentücher braucht. Sie hat eine coole, reiche, bayerische Freundin, die zu ihr hält, eine cool-verrückte Tante und jede Menge Geheimnisse, die ihre Schule umgeben und die sie lüften soll oder kann oder muss. Und eine Stimme im Kopf, die ihr erzählt, dass sie ihr gehört. Zwischendurch gibt es Tagebuchauszüge von jemandem, der sich Rabenlord nennt, und der wahrscheinlich hunderte von Jahren überlebt hat - die Stimme in ihrem Kopf wahrscheinlich. An und für sich ist das eine spannende Geschichte, die sich jedoch gerade zum Ende hin mit den ganzen (selbstverständlich sehr gut aussehenden) Jungs und dem (verbotenen) Ball im Kreis dreht und die vor allem ein sehr unbefriedigendes Ende hat. Es sollen noch Nachfolger kommen, aber das ist kein Grund, nicht einen gewissen Abschluss des ersten Bandes zu bringen. Man stelle sich vor, Harry Potter endete im ersten Band an der Stelle, wo er mit seinen Freunden Fluffy gegenübersteht und dann kommt ein Epilog, der sich mit Dumbledore und Grindelwald beschäftigt, dann hat man eine gute Vorstellung von der Sache. Mir hat die Geschichte selbst auch gefallen, werde auch die Nachfolger lesen, aber dafür gibt es Abzüge. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Dämonen und Geister

Sunshine Girl - Die Heimsuchung
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Sunshine ist ein unangepasstes, oft tollpatschiges Mädchen (Pluspunkte allein dafür, dass das auch so bleibt und sie nicht über Nacht zu einem Bella-Swan-Girl mutiert!). Mit ihrer (Adoptiv)-Mutter Kat ...

Sunshine ist ein unangepasstes, oft tollpatschiges Mädchen (Pluspunkte allein dafür, dass das auch so bleibt und sie nicht über Nacht zu einem Bella-Swan-Girl mutiert!). Mit ihrer (Adoptiv)-Mutter Kat zieht sie aus dem heißen Texas nach Washington (dem Staat, nicht der Stadt), in eine Gegend, in der es immer kalt und nass ist. Sobald sie ihr neues Haus betritt, wird ihr sogar noch kälter und nass ist es auch ständig. Als sie anfängt, Stimmen und Schritte zu hören, zweifelt sie erst an sich selbst, doch dann begegnet ihr in ihrer neuen Schule Nolan, ein Außenseiter, und gemeinsam finden sie heraus, warum Sunshine so anders ist und warum sich ihre Mutter nach und nach zum Negativen verändert. Zusammen geraten sie in Geschehnisse, die sie mit Geistern und Dämonen konfrontiert und nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch ihre Leben bedrohen.

Richtig, richtig gut gefallen hat mir, dass sich die Autorin verkniffen hat, die gängigen Klischees zu bedienen. Sunshine ist trotz ihres Namens kein wunderschönes Mädchen mit alabasterweißer Haut, nach der sich alle Jungs umdrehen und die stets und ständig Aufmerksamkeit erregt. Obwohl sie irgendwann weiß, dass sie besondere Fähigkeiten hat, gelingt es ihr kaum, sich darauf einzustellen oder sie gar mit Leichtigkeit abzurufen - eine typische Auserwählte ist sie schon mal nicht. Und auch Nolan ist nicht der Bad Boy der Schule, nicht der schönste Junge der Weltgeschichte und trotz seiner coolen Lederjacke eher ein Nerd als ein Superheld. Trotzdem ist er äußerst sympathisch, schon allein deshalb, weil er nicht einmal an Sunshine zweifelt, ihr immer zur Seite steht und selbst in Lebensgefahr nicht wankt und weicht. Abzug von meiner Seite aus gibt es eigentlich nur, weil es ein paar Wiederholungen zu viel waren (immer wieder "gruselig" zu erwähnen, macht eine Situation nicht gruseliger und dass Nolan "straßenköterblond" war, wusste ich auch nach den ersten drei Erwähnungen. Auch der Showdown war ein bisschen zu kurz angebunden, doch der Gesamteindruck der Geschichte passt hervorragend und ich habe das Buch gern gelesen. Empfehlung von mir.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Fataler Fanatismus

Denn mir entkommst du nicht
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Eine Frauenleiche wird gefunden: am Aasee in Münster, dort, wo viele ihre Freizeit verbringen. Die Obduktion ergibt, dass sie gegen 19 Uhr ermordet wurde, und nicht nur ermordet. Jemand hat ihren Unterleib ...

Eine Frauenleiche wird gefunden: am Aasee in Münster, dort, wo viele ihre Freizeit verbringen. Die Obduktion ergibt, dass sie gegen 19 Uhr ermordet wurde, und nicht nur ermordet. Jemand hat ihren Unterleib grausam verstümmelt - wieso hat keiner der Spaziergänger oder Jogger etwas mitbekommen? War es ein Sexualtäter? Schneidmann und Käfer ermitteln, doch bevor sie ernsthafte Anhaltspunkte haben, findet sich eine zweite Frauenleiche, genauso brutal zugerichtet. In einem zweiten Erzählstrang lernt man Antonio kennen, der vor Jahren aus dem Millieu ausgestiegen ist. Jetzt ist er rechtschaffend und verheiratet, weshalb er seiner Frau auch nicht erzählen kann, dass er die erste Leiche gefunden hat, denn er kannte sie ...

Das ist ein routiniert geschriebener Krimi mit sympathisch gezeichneten Protagonisten. Das Hauptthema ist Abtreibung und wie Frauen damit umgehen, doch es geht auch viel um Prostitution und Konditionierung im Kindesalter. Die Ermittlungen verlaufen geradlinig, ein paar raffinierte Abweichungen oder falsche Spuren wären vielleicht spannender gewesen. Und leider tappt Drews in dieselbe Falle wie viele ihrer Kollegen vor ihr, sie muss Täter und Ermittler zu einem Showdown bringen, der für den Ermittler tödlich ausgehen könnte. Da man solche Sachen schon so oft gelesen hat, beibt in der Hinsicht ein kleiner schaler Nachgeschmack, aber das Rundumpaket ist durchaus lesenswert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der erste Ermittler der Weltgeschichte

Steinroller
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Tote hat Steinroller schon viele gesehen. Doch so plattgewalzt wie seinen Vetter noch keinen. Was ist da geschehen? Ist er von einem Mammut zertrampelt worden? Eher nicht, erkennt er, denn Mammute können ...

Tote hat Steinroller schon viele gesehen. Doch so plattgewalzt wie seinen Vetter noch keinen. Was ist da geschehen? Ist er von einem Mammut zertrampelt worden? Eher nicht, erkennt er, denn Mammute können nicht fliegen und würden von daher Spuren hinterlassen. Es war also Mord. Was tun? Da Sherlock Holmes erst in etwa 30.000 Jahren geboren wird, bleibt dem jungen Urmenschen mit dem großen Gehirn wohl nichts anderes übrig, als den Fall selbst zu klären. Zum Glück ist sein Vater der Anführer der Urmenschensippe, so dass er ihn zum Kommissar (das Wort hat Steinroller natürlich selbst erfunden, weil es so wichtig klingt) ernennt und ihm außerdem gleich eine Frau und einen Assistenten an die Seite stellt. So ausgerüstet macht sich Steinroller daran, einem Mörder das Handwerk zu legen. Nebenbei macht seine Frau einige dramatische, lebenserhaltende Erfindungen und Steinroller lernt äußerst geschäftstüchtige Nachbarn kennen ...

Das ist ja mal eine außergewöhnliche Idee. Ermittler kennen wir ja schon zu allen Zeiten, seien es viktorianische oder mittelalterliche oder sogar welche im Alten Rom. Aber Steinroller ist sicherlich mit Fug und Recht der Erste seiner Zunft. Lassberg hat einen locker-leichten Ton angeschlagen, er berichtet mit einem Augenzwinkern von einer Zeit, in der eigentlich keiner was zu lachen hatte. Dabei nimmt er durchaus Bezug zur heutigen Zeit und man kann problemlos vieles wiedererkennen, das uns heute vertraut ist. Ob das Amtsmissbrauch ist oder Habgier, Steuerabgaben, Geschäftstüchtigkeit, Erfindergeist, es ist alles dabei. Amüsant sind dabei typische Stereotypen wie der Handtaschenfimmel von Frauen oder alternde Sexprotze, die noch immer versuchen, alles flachzulegen, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Und als Erkenntnis konnte man dann schon in der Urzeit mitnehmen: Drogen zerstören die Gesundheit!