Sich lösen lernen
Hot Mess„Warum geht es in all den Filmen und Songs eigentlich immer um gescheiterte Liebe? Zerbrochene Freundschaften waren weitaus schmerzhafter und komplizierter“ (S. 489).
Sophie White nimmt uns in dieser Geschichte ...
„Warum geht es in all den Filmen und Songs eigentlich immer um gescheiterte Liebe? Zerbrochene Freundschaften waren weitaus schmerzhafter und komplizierter“ (S. 489).
Sophie White nimmt uns in dieser Geschichte mit nach Dublin und schreibt über die Bedeutung von Freundschaft und wie sich diese verändern kann, wenn sich das Leben in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und in unterschiedliche Richtungen entwickelt.
Es geht um Claire, die sich zunehmend von ihren Freundinnen ausgeschlossen fühlt und die Vermutung hat, dass diese mittlerweile in einer separaten WhatsApp Gruppe ohne sie schreiben. Lexi führt mit ihrer besten Freundin Amanda einen sehr erfolgreichen Podcast und mit ihrem Freund ist sie auf der Suche nach einem Haus. Und doch stellt sie sich die Frage, ob dieses Leben überhaupt zu ihr passt. Joanne ist Mutter geworden und fühlt sich zunehmend von ihren Freundinnen allein gelassen, die scheinbar nicht verstehen, dass sie nicht mehr regelmäßig feiern gehen kann.
Durch die 570 Seiten führt Sophie White mit einem sehr angenehmen und flüssig zu lesenden Schreibstil. Entsprechend der drei Protagonistinnen wechseln die Perspektiven in jedem Kapitel, sodass die drei ganz unterschiedlichen Leben beleuchtet werden können. Auf diese Weise werden in der ersten Hälfte des Buches tiefe Einblicke in die aktuellen Lebenswirklichkeiten gegeben. Andere vorkommende Figuren wirkten in ihrer Art teilweise recht stereotypisch und wurden dadurch recht berechenbar. Ebenfalls wird ein Spannungsbogen deutlich, bei dem sich ein Zusammentreffen der Frauen abzeichnet.
Sophie White erzählt mit einer ab und an sehr überzogenen Art und Weise, die zwar eine gewisse Komik hervorruft, für meinen Geschmack aber oft dafür gesorgt hat, die Geschichte nicht ganz ernst nehmen zu können. Nichts desto trotz versteht es die Autorin von toxischen Freundschaften zu erzählen, zeigt auf inwiefern diese nicht gut für das eigene wohlbefinden sind und versucht in Ansätzen zu reflektieren, wie man sich davon lösen kann.
Und damit folgt hier für die weitere Rezension zum einen eine SPOILERWARNUNG und zum anderen eine TRIGGERWARNUNG zu den Themen: psychische Erkrankung und Suizid.
Mit dem Fortgang der Handlung wird nach und nach deutlich, dass Claire eine psychische Erkrankung hat. Dahingehend stand sie auch mit der Zeit zwar eher im Fokus und trotzdem bekommt man als Lesende ebenfalls die Eindrücke von Lexi und Joanne bezüglich Claire mit. Und anhand von Claire vermittelt die Autorin, wie Menschen mit psychischen Erkrankungen oft von Außenstehenden wahrgenommen werden und macht die hilflose Betroffenheit geradezu spürbar. Umso mehr zeigt sie damit wie wichtig es ist sich mich dem Thema auseinanderzusetzen und zuletzt, dass sich Hilfe holen oder auch Hilfe zulassen kein Zeichen von Schwäche ist.