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Veröffentlicht am 17.11.2024

Sich lösen lernen

Hot Mess
1

„Warum geht es in all den Filmen und Songs eigentlich immer um gescheiterte Liebe? Zerbrochene Freundschaften waren weitaus schmerzhafter und komplizierter“ (S. 489).
Sophie White nimmt uns in dieser Geschichte ...

„Warum geht es in all den Filmen und Songs eigentlich immer um gescheiterte Liebe? Zerbrochene Freundschaften waren weitaus schmerzhafter und komplizierter“ (S. 489).
Sophie White nimmt uns in dieser Geschichte mit nach Dublin und schreibt über die Bedeutung von Freundschaft und wie sich diese verändern kann, wenn sich das Leben in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und in unterschiedliche Richtungen entwickelt.
Es geht um Claire, die sich zunehmend von ihren Freundinnen ausgeschlossen fühlt und die Vermutung hat, dass diese mittlerweile in einer separaten WhatsApp Gruppe ohne sie schreiben. Lexi führt mit ihrer besten Freundin Amanda einen sehr erfolgreichen Podcast und mit ihrem Freund ist sie auf der Suche nach einem Haus. Und doch stellt sie sich die Frage, ob dieses Leben überhaupt zu ihr passt. Joanne ist Mutter geworden und fühlt sich zunehmend von ihren Freundinnen allein gelassen, die scheinbar nicht verstehen, dass sie nicht mehr regelmäßig feiern gehen kann.
Durch die 570 Seiten führt Sophie White mit einem sehr angenehmen und flüssig zu lesenden Schreibstil. Entsprechend der drei Protagonistinnen wechseln die Perspektiven in jedem Kapitel, sodass die drei ganz unterschiedlichen Leben beleuchtet werden können. Auf diese Weise werden in der ersten Hälfte des Buches tiefe Einblicke in die aktuellen Lebenswirklichkeiten gegeben. Andere vorkommende Figuren wirkten in ihrer Art teilweise recht stereotypisch und wurden dadurch recht berechenbar. Ebenfalls wird ein Spannungsbogen deutlich, bei dem sich ein Zusammentreffen der Frauen abzeichnet.
Sophie White erzählt mit einer ab und an sehr überzogenen Art und Weise, die zwar eine gewisse Komik hervorruft, für meinen Geschmack aber oft dafür gesorgt hat, die Geschichte nicht ganz ernst nehmen zu können. Nichts desto trotz versteht es die Autorin von toxischen Freundschaften zu erzählen, zeigt auf inwiefern diese nicht gut für das eigene wohlbefinden sind und versucht in Ansätzen zu reflektieren, wie man sich davon lösen kann.
Und damit folgt hier für die weitere Rezension zum einen eine SPOILERWARNUNG und zum anderen eine TRIGGERWARNUNG zu den Themen: psychische Erkrankung und Suizid.
Mit dem Fortgang der Handlung wird nach und nach deutlich, dass Claire eine psychische Erkrankung hat. Dahingehend stand sie auch mit der Zeit zwar eher im Fokus und trotzdem bekommt man als Lesende ebenfalls die Eindrücke von Lexi und Joanne bezüglich Claire mit. Und anhand von Claire vermittelt die Autorin, wie Menschen mit psychischen Erkrankungen oft von Außenstehenden wahrgenommen werden und macht die hilflose Betroffenheit geradezu spürbar. Umso mehr zeigt sie damit wie wichtig es ist sich mich dem Thema auseinanderzusetzen und zuletzt, dass sich Hilfe holen oder auch Hilfe zulassen kein Zeichen von Schwäche ist.

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Veröffentlicht am 07.11.2024

Zuversicht über Generationen hinweg

Ein Funke nur, ein kleines Licht - Eine Geschichte über Liebe und Mut
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Der kleine Mäuserich bekommt ein Mantra seines Opas ans Herz gelegt, ohne zunächst zu wissen, was dies bedeutet. Über die Zeit seines Lebens macht der Mäuserich aber immer wieder in unterschiedlichen Situationen ...

Der kleine Mäuserich bekommt ein Mantra seines Opas ans Herz gelegt, ohne zunächst zu wissen, was dies bedeutet. Über die Zeit seines Lebens macht der Mäuserich aber immer wieder in unterschiedlichen Situationen gebrauch von dem Spruch, der ihm Zuversicht und Mut gibt.

Bereits das Cover verströmt eine gewisse Gemütlichkeit durch die dunkle Farbgebung, bei der die kleinen funkelnden Sterne und der Titel gut zur Geltung kommen. Das kleine Mäusekind scheint die kleinen Funken auszusenden, die in die dunkle Nacht aufsteigen und vorerst können nur Vermutungen anstellen, was es mit diesen Funken auf sich hat.
Milla Shan steigt direkt in die Geschichte ein, die sich in Reimform entfaltet. Opa Maus und Mäuserich stehen in der Nacht zusammen, schauen in den Sternenhimmel und der Großvater gibt das Mantra "Ein Funke nur, ein kleines Licht. Liebe und Mut, mehr braucht es nicht" an seinen Enkel weiter. Und so sehen wir das Mäusekind in kleinen Ausschnitten anderen helfen und dies stetig mit der Affirmation seines Großvaters begleitet. Diese lädt geradezu dazu ein sie immer gemeinsam aufzusagen. Der Mäuserich lernt kurz darauf eine Mäusedame kennen, mit der er nun sein Leben teilt, sich gemeinsam mit ihr Gefahren stellt und erschafft ebenso mit ihr kleine neue Leben. Das Mäusepaar lebt glücklich bis ins hohe Alter hinein, doch die Mäusepartnerin stirbt, was zunächst etwas bedrückend wird. Doch der - einst Mäuserich- nun Mäuseopa, gibt die Worte, die er selbst damals von seinem Opa bekommen hat an seine Enkel weiter. Und so ist der Beginn des Buches ebenfalls das Ende und es entsteht die Idee eines wunderbaren Kreislaufs, der über Generationen hinweg Liebe und Mut weiter gibt.

Als erwachsene Person hatte ich keine Probleme damit die Geschichte zu verfolgen. Doch aus Kinderaugen betrachtet erscheinen die Metaphern und Redewendungen doch recht schwer zu verstehen (online wird das Buch ab 4 Jahren empfohlen). Und auch manche Abläufe in der Geschichte scheinen recht schwer nachzuvollziehen, wenn diese nicht von einem Erwachsenen erklärt und begleitet werden. So werden sowohl die Themen Sexualität und Tod nur kurz auf jeweils einer Seite angerissen und hätte eventuell etwas ausführlicher behandelt werden können. Insbesondere das Kennenlernen und die Familiengründung mit dem Mäusemädchen. Insgesamt erscheint das Buch aber als ein sehr liebevoll gestaltetes Buch zum Vorlesen an dunklen Tagen. Ganz hinten ist dann sogar noch eine Bastelanleitung für ein herbstliches Windlicht, um selbst einen kleinen Funken in die Welt tragen zu können.

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Das ewige Leben: Traum oder Fluch?

Die Abschaffung des Todes
3

Andreas Eschbach lässt in seinem neuen Werk James Windover eine Art investigativen Bericht schreiben. James ist Journalist einer wohl utopischen Zeitung. Diese ist zum einen nur Personen zugänglich, die ...

Andreas Eschbach lässt in seinem neuen Werk James Windover eine Art investigativen Bericht schreiben. James ist Journalist einer wohl utopischen Zeitung. Diese ist zum einen nur Personen zugänglich, die pro Jahr einen Millionen Betrag überweisen können und die Redaktion legt besonderen Wert darauf lediglich Fakten des Weltgeschehens ohne jede Wertung darzulegen und mögliche Entwicklungen abzuleiten.
Von einer seiner Leserinnen wird James schließlich beauftragt eine Veranstaltung eines neuen Milliarden-Projektes von drei hoch angesehenen Unternehmenden zu besuchen und diesen auf den Zahn zu fühlen. Denn bei der Idee und potentiellen Investition handelt es sich um keine andere als dem Tod den Kampf anzusagen. Doch bei der Recherche dazu entdeckt James ebenso, dass scheinbar versucht wird die Story eines Schriftstellers zu vertuschen und am Ende bleibt die Frage: machen die Reichen und Mächtigen nicht sowieso, was sie wollen?

Zunächst ist es beeindruckend, welche Recherche in diesem Buch steckt und wie das Thema rund um die Hirnforschung aufbereitet wird. Hierbei lassen insbesondere die Aspekte, welche noch nicht genau erforscht sind, sehr interessante und philosophische Leerstellen. Das Werk zeichnet sich ganz klar durch spannende Gedankenspiele aus und der Frage, ob ein unsterbliches Leben wirklich erstrebenswert ist.
Auch die Charaktere haben sowohl sympathische sowie weniger sympathische Eigenschaften inne, so ist James beispielsweise der englische Gentleman in Person. Dies macht ebenso seinen Erzählstil aus, der sich durch einen trockenen Humor auszeichnet. Generell ist seine Art und Weise zu Erzählen zum einen geprägt durch seine Rolle als Journalist aber ebenso geprägt durch seinen inneren Konflikt nach dem Wunsch nicht sterben zu müssen. Dahingehend findet er sich nach einiger Zeit in einem Interessenkonflikt wieder. Hinter ihm steht seine sehr bunt zusammengewürfelte Redaktion, wo der ein oder anderen Figur etwas mehr Aufmerksamkeit hätte zukommen können. Der Spannungsbogen entsteht zwar zunächst durch die bereits erwähnten Gedankenspiele und Ideen der Unternehmenden. Durch die umfangreiche Thematik entstehen aber auch entsprechende Längen und vermitteln das Gefühl, dass die Geschichte nicht richtig von der Stelle kommt. Und auch Nebenhandlungen bleiben das, was sie sind: eine Nebensache. Beispielsweise hätte die Handlung um seinen Vater sowie seiner Freundin mehr zum Plot beitragen können. So lässt die für einen Thriller typischen Konfrontation mit einer akuten Gefahr sehr lange auf sich warten. Auch der Höhepunkt und weitere Auflösungen hätten definitiv mehr Potential gehabt und verliefen sich leider in einem Gefühl der Gleichgültigkeit.

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Veröffentlicht am 07.08.2023

Wissenschaft spannend aufbereitet

Toxin
9

Was passiert, wenn mit einem tödlichen Erreger, der durch das Auftauen des Permafrostbodens freigesetzt wurde, experimentiert wird?
Die Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg ist zunehmendes besorgt, ...

Was passiert, wenn mit einem tödlichen Erreger, der durch das Auftauen des Permafrostbodens freigesetzt wurde, experimentiert wird?
Die Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg ist zunehmendes besorgt, dass der Tod von zwei Obdachlosen in Berlin, die an Milzbrand gestorben sind, mit dem Verschwinden von ihrem Freund Gereon Kirchner zu tun hat. Er ist als Milzbrand-Forscher in Alaska unterwegs und dabei ein neues Medikament zu entwickeln. Ninas Bekannter Tom Morell ist ebenso in Alaska, weshalb sie ihn bittet ihr bei der Suche nach Gereon zu helfen.

Kathrin Lange und Susanne Thiele beschreiben eine vielleicht nicht ganz so ferne Zukunft, in der die Folgen der Klimakatastrophe deutlich zu spüren sind. In Verbindung mit Verstorbenen an einer eigentlich ausgestorbenen Krankheit und einem weiteren Mord hat sich hier ein spannender Plot ergeben. Den Schreibstil habe ich als sehr angenehm empfunden und grade bei den eher wissenschaftlichen und medizinischen Stellen haben die Autorinnen ihr Können bewiesen, da ich dem Ganzen gut folgen konnte.
Die Kapitel waren sehr kurz gehalten und haben aus der Sicht einiger unterschiedlicher Charaktere berichtet. Dadurch fiel es mir hier manchmal schwer den Überblick zu behalten. Und ja - hier geht es um unsere Klimakatastrophe - jedoch wurden mir in diesem Zuge teilweise zu viele Themen auf einmal angeschnitten, die damit zwar in Verbindung stehen aber mit dem eigentlichen Fall nicht unbedingt etwas zu tun hatten.
Sehr interessant und facettenreich fand ich die unterschiedlichen Charaktere, zu denen ich im Laufe des Lesens meine Meinung auch mal geändert habe.
Die Erzählung fing für mich super spannend an, ist dann allerdings etwas abgeflacht und hat zum Ende hin aber nochmal an Fahrt aufgenommen mit dem ein oder anderen Aspekt, mit dem ich nicht gerechnet habe.
Alles in allem habe ich mich ganz gut unterhalten gefühlt und bin dazu geneigt ebenso „Probe 12“ zu lesen.

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Veröffentlicht am 12.03.2023

"Irgendwie anders spannend"

Das erbarmungslos ehrliche Tagebuch der Rebella Rosin - Retterin der Seepferdchen
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Rebella sieht ihre Sommerferien in Gefahr, denn sie soll ganze sechs Wochen bei ihrer Oma verbringen, die in Wellenstadt wohnt. Dabei hatte sie sich schon darauf gefreut einen neuen Rekord in ihrem Lieblingscomputerspiel ...

Rebella sieht ihre Sommerferien in Gefahr, denn sie soll ganze sechs Wochen bei ihrer Oma verbringen, die in Wellenstadt wohnt. Dabei hatte sie sich schon darauf gefreut einen neuen Rekord in ihrem Lieblingscomputerspiel zu knacken. Daraus wird wohl nichts. Obendrauf wird Rebellin die Pflicht genommen, ihrer Oma bei der Gartenarbeit zu helfen. Damit auch wirklich jede:r über die schlimmsten Sommerferien ihres Lebens lesen kann beginnt sie, ein Tagebuch zu schreiben, das jedoch mit ganz anderen Geschichten gefüllt wird, die Rebella erwartet hat.

Meine jüngeren Mitleserinnen waren von dem bunt gestalteten Cover sehr angetan und insbesondere der Kapitalband mit einer detaillierten Karte von Wellenstadt hat es uns angetan.
Die typische Erzählperspektive des Ich-Erzählers bzw. Rebella wird hier unglaublich authentisch, indem mit unterschiedlichen Schriftarten gespielt wird. Weiterhin passen die kleinen Zeichnungen sehr gut zu dem Tagebuch-Stil, unterstützen die unterschiedlichen Tagebuchabschnitte und sorgen ebenso für Abwechslung.
Rebella lässt mit ihrer Geschichte, den Erlebnissen und Emotionen bei den Leser:innen ein Gefühl von Sommerferien aufkommen und weckt die Lust darauf, ans Meer zu fahren.
Wie ihr Name schon sagt, nimmt Rebella kein Blatt vor den Mund. Sie vertritt sehr stark ihre Meinung und macht deutlich, wenn ihr etwas nicht passt - meine Mitleserinnen haben sogar bei der ein oder anderen Aussage kommentiert, dass sie sowas nicht sagen würden und als gemein empfunden. Rebella fällt es aber trotzdem noch schwer ihre Gefühle zu äußern. Wohingegen sie zu Beginn ihre Sommerferien bedroht sieht und alles, was mit Wellenstadt zu tun hat, ablehnt, beginnt sie doch nach und nach die Sachen garnicht mehr so schlimm zu finden.
Der Untertitel lautet zwar "Retterin der Seepferdchen" und die Entdeckung dieser lässt auch nicht lange auf sich warten, jedoch sind sie dann wieder längere Zeit für die Handlung nicht mehr von Bedeutung. Von da an hat der rote Faden der Geschichte gefehlt und auch die anderen Erlebnisse haben die Handlung nicht so ganz vorangetrieben.
Die Idee des Algengartens empfanden ich und ebenso meine jüngeren Mitleserinnen als unglaublich interessant, da wir von so etwas noch nie gehört hatten. Generell hat eine meiner Mitleserinnen dazu gesagt, dass sie die Geschichte "irgendwie anders spannend" findet. Damit meinte sie nicht unbedingt den Spannungsaufbau, sondern vielmehr die neuen Themen, von denen sie noch nicht viel gehört hat.
Die Charaktere wurden alle liebevoll ausgeschmückt und haben alle ganz unterschiedliche Eigenschaften. So ist Rebella sehr stürmisch, Bolle manchmal ängstlich, Bas immer locker, nur Cheesy hat neben den anderen etwas Blass ausgesehen. Auch die erwachsenen Charaktere hatten so ihre Besonderheiten und Geheimnisse. Hier hat mir vor allem die Kommunikation zwischen den Kindern und Erwachsenen bei der Problemlösung und Frage nach der Rettung der Seepferdchen gefallen.
Außerdem werden als Bonus die am Rande erwähnten Themen Müll und Nachhaltigkeit mit anschließendem Material im Buch weiter behandelt.
Insgesamt eine unterhaltsame Lektüre, die Spaß macht zu lesen und bei der auch Erwachsene etwas neues lernen können.

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