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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.12.2024

Grandiose Märchenadaption

Rapunzels finsterer Turm
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Zitat:

„Die zweite Fratze erschien, als sie sich wieder aufrichtete. Es war ein menschliches Gesicht, einige Nuancen heller als die Umgebung, aber so grauenhaft verzerrt, dass sie nicht sagen konnte, ...

Zitat:

„Die zweite Fratze erschien, als sie sich wieder aufrichtete. Es war ein menschliches Gesicht, einige Nuancen heller als die Umgebung, aber so grauenhaft verzerrt, dass sie nicht sagen konnte, ob männlich oder weiblich.“

So hat es mir gefallen:

Zugegeben, ich gehöre zu denjenigen unter uns, die mit Märchen recht wenig anfangen können. Sie haben mich nie interessiert, und das wird sich so schnell wohl auch nicht ändern. Stefanie Lasthaus gelingt mit „Rapunzels finsterer Turm“ aber ein spannender Balanceakt zwischen eingestaubter Märchenadaption und modernem Gruselroman. Und das passt am Ende so gut zusammen, dass ich unbedingt mehr von solchen Geschichten lesen will.

Die Handlung beginnt mit der Tätowiererin Flo, die mit einer Reihe von Schicksalsschlägen klarkommen muss. Der Neuanfang im abgelegenen Hotel „Tanglewood“ kommt da gerade recht. Doch schnell verzieht sich die Euphorie und macht Platz für seltsame Gesänge im Wald und unheimliche Visionen. Die Begegnung mit der mysteriösen Frau Gothel lässt das schaurige Abenteuer endgültig beginnen.

Lasthaus schafft es, wie oben erwähnt, das klassische Märchengenre zu entstauben und mit moderneren Elementen der Literatur, insbesondere der Grusel- und Horrorliteratur, anzureichern. Das macht alles ein wenig frischer. Besonders beeindruckt war ich von den Figuren, sowohl den Vorlagen aus dem Märchen als auch den neuen Charakteren. Die Figuren sind gut gelungen. Zwar ist Flo zu Beginn der Geschichte arg naiv, aber im Verlauf bessert sich das, und sie wirkt zum Ende hin mutiger und tougher als am Anfang.

Die Story weiß zu überzeugen, und die Autorin hält die Spannung hier auch gekonnt hoch. Zusätzlich überrascht sie mit der ein oder anderen unerwarteten Wendung. Der Horror- und Gruselaspekt ist dabei gut dosiert und fügt sich wunderbar ins Setting ein. Damit schafft Lasthaus eine wohlig-schaurige Stimmung, die definitiv Lust auf mehr macht.

Insgesamt ist „Rapunzels finsterer Turm“ eine stimmige und schaurige Märchenadaption, die nicht nur Fans der düsteren Literatur begeistern dürfte, sondern auch Leser, die nach etwas frischeren Geschichten suchen. Der Genremix funktioniert nämlich wunderbar, und ich hoffe auf weitere Adaptionen in diesem Stil.

9/10 Leseempfehlung

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.12.2024

Spannender Krimi

Louis und die Hexe von Nordstrand
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Zitat:

„Jahrelang hatte mich ihre Existenz im Schlaf verfolgt. Doch obwohl ich sie nie aus den Augen ließ, gab mir die Hexe keinen Hinweis, dass sie um ihre Abstammung wusste.“

So hat es mir gefallen:

Timo ...

Zitat:

„Jahrelang hatte mich ihre Existenz im Schlaf verfolgt. Doch obwohl ich sie nie aus den Augen ließ, gab mir die Hexe keinen Hinweis, dass sie um ihre Abstammung wusste.“

So hat es mir gefallen:

Timo Vega entführt uns in seinem Buch in ein mysteriöses Abenteuer an der rauen Nordsee, wo sich eine spannende Ermittlung, düstere Legenden und eine zarte Romanze entspinnen. Die Geschichte weiß schon auf dem Klappentext zu überzeugen: Ein verschwundener Leuchtturmwärter, Gerüchte um eine Hexe und ein makabres Geschenk an den Protagonisten machen Lust auf mehr. Besonders positiv ist hier, dass mich die Handlung direkt von Anfang an mitnimmt und mich auch im weiteren Verlauf in ihren Bann zieht. Vega versteht es sehr gut, Spannung aufzubauen, ohne zu früh zu viel zu verraten. Die mysteriöse Atmosphäre des kleinen Dorfes, die Landschaft und die Geheimnisse der Vergangenheit werden detailliert beschrieben und verleihen der Story eine besondere Dichte.

Die Figuren sind gut gelungen. Louis, der sympathische Protagonist, ist authentisch beschrieben, ebenso wie der hübsche Nachbarsjunge Pascal. Die vorsichtige queere Romanze zwischen beiden ist charmant und unaufdringlich erzählt, wodurch sie sich organisch in die Handlung einfügt, ohne den Krimiplot zu überlagern. Auch die Nebenfiguren, wie die schrulligen, aber liebenswürdigen Tanten, sind liebevoll gezeichnet. Inhaltlich punktet der Krimi mit einer Mischung aus spannender Detektivarbeit und kleineren, überraschenden Wendungen. Die Auflösung ist gut gelungen und zeigt auch, dass die Vergangenheit immer noch Schatten auf die Gegenwart werfen kann.

Insgesamt ein rundum gelungener Krimi, der queere Themen unaufgeregt und selbstverständlich integriert. Wer spannende Geschichten mit sympathischen Figuren und einer Prise Romantik sucht, wird an diesem Buch viel Freude haben. Timo Vega beweist, dass er sowohl Atmosphäre als auch Figurenentwicklung beherrscht. Ein Autor, von dem ich gerne mehr lesen möchte.

9/10

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.12.2024

Meisterwerk

Haus voller Wolken
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Zitat:

„Dass er diese Demenz bekommen hat. Er hätte noch so viele Jahre vor sich haben können. Ich meine … klar im Kopf. Sie hat ihm sein Alter gestohlen. Einen Teil seines Lebens.“

So hat es mir gefallen:

„Haus ...

Zitat:

„Dass er diese Demenz bekommen hat. Er hätte noch so viele Jahre vor sich haben können. Ich meine … klar im Kopf. Sie hat ihm sein Alter gestohlen. Einen Teil seines Lebens.“

So hat es mir gefallen:

„Haus voller Wolken“ liegt schon eine sehr lange Zeit auf meinem SuB. Ich konnte erahnen, wie heftig die Thematik in diesem Buch sein wird. Und genau davor hatte ich Angst. Angst davor, was diese Geschichte mit mir machen würde. Jetzt, als ich das Buch gelesen habe, muss ich sagen, dass diese Angst nicht unbegründet war. Es gibt Bücher, die bleiben einfach in Erinnerung. Und dann gibt es solche, die Spuren hinterlassen. Die einen lange beschäftigen werden – Haus voller Wolken gehört ohne Zweifel in diese letzte Kategorie. Es fällt mir schwer, Worte für dieses Buch zu finden, und auch jetzt, während ich diese Zeilen ergänze, glaube ich nicht, dass sie der Geschichte gerecht werden können. Dennoch möchte ich es versuchen.

Schon die Ausgangslage dieses Romans lässt einen mit einem schweren Gefühl beginnen. Karsten, bei dem Alzheimer diagnostiziert wird, und sein Partner Roman, die gemeinsam versuchen, der Krankheit die Stirn zu bieten – das allein ist schon eine emotionale Achterbahnfahrt. Doch Jan Stressenreuter nimmt uns mit einer solchen Intensität auf diese Reise, dass es fast unmöglich ist, unberührt zu bleiben. Von Anfang an spürt man die ehrliche, rohe Emotion, die in jeder Zeile steckt. Es ist keine leichte Lektüre. Die Verzweiflung, die Verluste und die schmerzhafte Realität einer unheilbaren Krankheit sind nur schwer auszuhalten. Es gab Momente, in denen ich das Buch weglegen musste, weil die Gefühle, die es in mir auslöste, einfach überwältigend waren. Und trotzdem – oder gerade deshalb – konnte ich die Geschichte nicht loslassen.

Was das Buch besonders macht, ist die unbändige Liebe zwischen Karsten und Roman. Ihre Beziehung ist nicht nur ergreifend, sondern auch inspirierend. Trotz der unermesslichen Belastungen zeigt Jan Stressenreuter, was es bedeutet, für jemanden da zu sein – bedingungslos, bis an die Grenzen der eigenen Kraft und meist darüber hinaus. Die Sprache ist schnörkellos und unglaublich einfühlsam. Mit berührenden Bildern und leisen, humorvollen Momenten schafft es der Autor, das Unaussprechliche greifbar zu machen. Die Figuren sind authentisch, voller Tiefe und Emotionen, sodass man mit ihnen leidet, hofft, lacht und weint. Für mich, der ohnehin schon nah am Wasser gebaut ist, war dieses Buch eine echte Herausforderung. Ich habe geweint, so wie ich selten bei einem Buch geweint habe. Aber das alles spricht für den Autor. Für diese herausragende Geschichte. Diese Emotionen sind die größte Stärke des Romans.

Es ist tragisch, dass Jan Stressenreuter nicht mehr unter uns ist, denn seine Werke sind ein Geschenk. Haus voller Wolken ist nicht nur eine Geschichte über eine Krankheit, sondern auch über Menschlichkeit, Liebe und den unermüdlichen Kampf, niemals aufzugeben.

Es gehört zweifellos zu den besten Büchern, die ich je gelesen habe – zum Besten, was die Literatur zu bieten hat. Ein Meisterwerk der Gefühle, das mich gebrochen hat und auch in Zukunft noch lange begleiten wird.

Dieses Buch ist ein absolutes Muss, für alle, die Literatur lieben, die bewegt, fordert und nachklingt. Es ist nicht nur eine Hommage an die Liebe, sondern auch ans Leben – selbst dann, wenn es zum Greifen schwer wird.

10/10 unbedingte Leseempfehlung

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  • Erzählstil
  • Handlung
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Veröffentlicht am 06.12.2024

Cozy Crime

Mord im Himmelreich
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Zitat:

„Thinking outside the box, hab ich schon immer gesagt, aber it doesn’t work in good old Germany.“

So hat es mir gefallen:

Das ist tatsächlich mein erstes Buch von Andreas Winkelmann – Asche auf ...

Zitat:

„Thinking outside the box, hab ich schon immer gesagt, aber it doesn’t work in good old Germany.“

So hat es mir gefallen:

Das ist tatsächlich mein erstes Buch von Andreas Winkelmann – Asche auf mein Haupt! Zugegeben, Camping ist jetzt nicht unbedingt meine Traumvorstellung von Urlaub, aber das Buch hat mich trotzdem überrascht: stimmungsvoll, cozy und herrlich unterhaltsam. Kaum hat sich Björn Kupernikus, der ehemalige Schauspieler, auf dem Campingplatz „Himmelreich“ eingerichtet, wird er schon in ein skurriles Abenteuer verwickelt. Was als idyllischer Ruhestand beginnt, nimmt eine unerwartete Wendung, als er einen kleinen Hund rettet – und mit ihm eine Leiche, die unter einem Paddelboard festgeschnallt wurde. Ab diesem Moment ist es vorbei mit der Ruhe.

Das absolute Highlight sind ganz klar die Figuren. Allen voran der schrullige, aber unglaublich charmante Kupernikus hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Seine humorvolle und gleichzeitig liebenswürdige Art macht ihn zu einem tollen Protagonisten. Besonders in Kombination mit Annabelle, der weitgereisten Künstlerin, die mit ihrem Wissen über die kuriosesten Dinge immer wieder punktet, entsteht ein herrlich lustiges und unschlagbares Duo. Die Chemie zwischen den beiden passt einfach und trägt die Geschichte fast im Alleingang.

Knallharte Wendungen oder spannende Thriller-Momente, die Winkelmann normalerweise liefert – ja, ich habe mich informiert –, gibt’s hier natürlich nicht. Und das ist auch gut so, immerhin sind wir hier cozy unterwegs. Dafür liegt die Stärke des Buches in der gemütlichen Atmosphäre, den charmanten Figuren und dem Humor. Das reicht mir völlig aus, um ein paar wunderbare Lesestunden zu genießen.

Einzig die gelegentliche Jugendsprache ging mir hin und wieder auf den Keks – vielleicht werde ich aber auch nur alt. Insgesamt ein rundum gelungenes Buch, das gehörig Lust auf mehr macht!

10/10 Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 29.11.2024

Grandios

#MaspalomasPride
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Zitat:

„Von außen will unsere Community immer akzeptiert werden, Akzeptanz von innen gibt es kaum.“

So hat es mir gefallen:

Es ist schon lange her, dass ich beim Lesen so herzhaft gelacht habe wie bei ...

Zitat:

„Von außen will unsere Community immer akzeptiert werden, Akzeptanz von innen gibt es kaum.“

So hat es mir gefallen:

Es ist schon lange her, dass ich beim Lesen so herzhaft gelacht habe wie bei diesem Buch.

MaspalomasPride ist ein urkomischer und farbenfroher Einblick in unsere queere Welt, der mich nicht nur zum Lachen gebracht hat, sondern auch zum Nachdenken.

Das Buch ist eine wilde Mischung aus schrillen und abgedrehten Erlebnissen, pointiertem Humor und sogar nachdenklicheren Momenten, die zwischen den Zeilen mitschwingen. Die Geschichte rund um vier Freunde, die zum Maspalomas Pride aufbrechen, sprüht geradezu vor Lebensfreude und Energie. Von absurden Missgeschicken bis hin zu herzerwärmenden Momenten der Freundschaft ist alles dabei.

Was dem Autor hierbei besonders gut gelingt, ist, Klischees und Stereotypen gekonnt und immer mit einem Augenzwinkern einzusetzen, um sie gleichzeitig zu bestätigen oder zu hinterfragen. Die Figuren sind zwar skurril, aber authentisch und liebenswert. Jede:r von ihnen bringt ganz eigene Stärken, Schwächen und Eigenheiten mit, die sie zu einem unverwechselbaren Teil des chaotischen Abenteuers machen.

Hinter all dem Glitzer und dem Drama verbirgt sich aber eine tiefere Botschaft, nämlich die der Akzeptanz, Zugehörigkeit und die Bedeutung von echter Freundschaft. Von Genster schafft es, die ernsten Themen in einem witzigen Kontext anzusprechen, ohne die Wichtigkeit dahinter aus den Augen zu verlieren. Diese Balance hat mich sehr beeindruckt und zeigt, dass der Autor sein Handwerk versteht.

Der Schreibstil ist frisch, spritzig und voller Witz. Der Autor setzt die Pointen perfekt, gleichzeitig transportiert er eine spürbare Leidenschaft für unsere queere Community, die dem Roman einen authentischen Touch verleiht.

MaspalomasPride ist ein Muss für alle, die sich beim Lesen mal wieder köstlich amüsieren wollen, ohne aber auf Tiefe zu verzichten. Egal ob queer oder nicht: Dieses Buch bringt alle zum Lachen. Wer sich auf die Reise voller Glitzer, Drama und skurriler Momente traut, sollte unbedingt zugreifen. Ich persönlich freue mich schon auf das nächste Werk von Maximillian von Genster.

10/10 Leseempfehlung

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