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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.02.2018

Liebe und Abenteuer

Die Tochter der Toskana
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Karin Seemayer versetzt uns mit ihrem historischen Roman "Die Tochter der Toskana" in den Beginn des 19.Jahrhunderts zurück. Schauplatz ist zunächst ein abgelegenes Bergdorf in der Toskana. Das Leben ist ...

Karin Seemayer versetzt uns mit ihrem historischen Roman "Die Tochter der Toskana" in den Beginn des 19.Jahrhunderts zurück. Schauplatz ist zunächst ein abgelegenes Bergdorf in der Toskana. Das Leben ist hart. Darum scheint es ein richtiger Glückstreffer zu sein, als sich der Sohn des reichen Müllers mit der armen Antonella verloben will. Gerade noch rechtzeitig erkennt sie sein wahres Gesicht, und da sie kein Verständnis von ihrer Familie erwarten kann, flieht sie mit einem Unbekannten, Marco, nach Genua, wo sie auf eine Anstellung als Küchenhilfe hofft.
Natürlich entwickelt sich hier eine Romanze mit all ihren Höhen und Tiefen, die einen Roman spannend machen, aber weil die Autorin auch sehr authentisch das damalige bäuerliche Leben beschreibt, wird dadurch die Geschichte erst richtig rund. Das ganze ist eingebettet in den ewigen Freiheitskampf der Südtiroler gegen die Habsburger, gegen die Allmacht des Adels generell. Abenteuer und Kampf sind somit das letzte Quäntchen, das dieses Buch für mich zu einem Highlight werden läßt und es wohltuend von anderen historischen Liebesromanen abhebt.

Veröffentlicht am 09.02.2018

Rätselhafter Schlüssel

Schlüssel 17
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Tom Babylon ist Ermittler beim LKA Berlin. Er ist gut in seinem Job, aber auch sehr eigenwillig. Als er noch ein Teenager war, verschwand seine kleine Schwester Viola, und bis heute sucht er in jeder freien ...

Tom Babylon ist Ermittler beim LKA Berlin. Er ist gut in seinem Job, aber auch sehr eigenwillig. Als er noch ein Teenager war, verschwand seine kleine Schwester Viola, und bis heute sucht er in jeder freien Minute nach ihr.

Der neueste Mordfall bringt ihm nach all den Jahren die allererste heiße Spur: eine Pfarrerin ist brutal ermordet worden und ihre Leiche hängt bizarr unter der Kuppel des Doms. An ihrem Hals baumelt ein Schlüssel mit der eingeritzten Zahl 17. Mit exakt dem gleichen Schlüssel ist Viola damals verschwunden. Tom Babylon ermittelt nun fieberhaft, verschweigt allerdings sein privates Wissen. Quasi als Aufpasserin wird ihm die Psychologin Sita an die Seite gestellt, und diese merkt schnell, dass Tom in Bezug auf Viola nicht mehr rational handelt.

Es gibt viele Spuren, alle haben ihren Ursprung in der Vergangenheit, als eine kleine Gruppe Heranwachsender eine Leiche findet und den dabei liegenden Schlüssel unterschlägt. Nun stehen sie auf der Todesliste. Es gibt Spuren, die auf die nicht mehr existierende Stasi hinweisen, scheinbar gibt es auch eine Einflussnahme auf die Polizei, kurz gesagt: Tom kann sich auf keine Richtung festlegen. Auch die Beziehung zu seiner Lebensgefährtin Anna steckt in einer tiefen Krise.

"Schlüssel 17" ist ein dickes Buch, viele Seiten voller atemloser Spannung. Ich hoffe, es ist ein Auftakt einer Serie mit weiteren Abenteuern von Tom Babylon.

Veröffentlicht am 02.02.2018

1947

Echo der Toten. Ein Fall für Friederike Matthée (Friederike Matthée ermittelt 1)
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Beate Sauer hat mit Echo der Toten einen historischen Kriminalroman geschrieben, angesiedelt kurz nach Ende des 2.Weltkrieges. Es ist sowohl ein Krimi um einen Mordfall in der Eifel, als auch ein Roman ...

Beate Sauer hat mit Echo der Toten einen historischen Kriminalroman geschrieben, angesiedelt kurz nach Ende des 2.Weltkrieges. Es ist sowohl ein Krimi um einen Mordfall in der Eifel, als auch ein Roman um das Schicksal einer kriegstraumatisierten jungen Frau. Friederike Matthée hatte eine sorgenfreie Jugend auf dem Landgut ihrer Eltern in Ostpreußen. Mit ihrer Mutter flieht sie nach Köln. Beide Frauen wurden mehrfach von russischen Soldaten vergewaltigt. Jede verarbeitet die Vergangenheit anders. Die Mutter verliert den Bezug zur Realität, wohingegen Friederike sich ihr stellt. Mit ihrer Anstellung bei der weiblichen Polizei sichert sie ihnen das Überleben unter widrigen Umständen. Nahrung und Wohnraum sind knapp, der Hunger stets gegenwärtig und im Januar sorgt die anhaltende Kälte für einen weiteren Tiefpunkt. Man mag es kaum glauben, dass die Autorin diese schlimme Zeit nicht selbst erlebt hat, denn als Leser leidet man mit, so eindringlich wird die Situation dargestellt. Friederikes Wille ist immer noch stark, deswegen hat sie Schwierigkeiten, sich in den dumpfen Polizeidrill einzufügen. Ihre Vorgesetzte ist sehr mit ihr unzufrieden, und der Verlust der Arbeit hängt ständig als Damoklesschwert über ihr. Das würde Verlust von Unterkunft und regelmäßigen Mahlzeiten bedeuten. Friederike hat aber auch Talente: neben Englischkenntnissen besitzt sie ein gutes psychologisches Einfühlungsvermögen, besonders gut kann sie mit Kindern umgehen. Deswegen wird sie Richard Davies von der britischen Militärpolizei bald unentbehrlich bei der Morduntersuchung an einem Kölner Schwarzhändler. Ein verstummter kleiner Junge ist der einzige Augenzeuge. Sicher, das Buch ist ein Krimi, aber diese Mordermittlung hat mich weniger gefesselt als die Darstellung der ganzen Umstände. Nicht nur das Schicksal von Friederike, sondern auch wie schwer die braune Gesinnung aus den Köpfen der Bevölkerung zu tilgen ist. Fremdarbeiter sind immer noch nichts wert, werden behandelt wie Dreck. Aber auch die Einstellung der englischen Besatzer ist erschreckend vorurteilsbehaftet: jeder Deutsche steht erst einmal unter Generalverdacht, eine Nahrungsmittelzuteilung von 800 Kalorien am Tag hat auszureichen, die Deutschen haben ihr Elend verdient. Besonders gut gefallen haben mir aber die Beispiele von Personen, die sich wie Friederike nichts haben zu schulden kommen lassen. - Ein Priester, den die Lagerhaft nicht beugen konnte und der auch nach Kriegsende unmissverständlich zeigt, wen er verachtet. - ja, auch der ermordetet Schwarzhändler, der nicht in erster Linie in die eigene Tasche gewirtschaftet hat, sondern eigentlich durch den Schwarzhandel vielen Menschen das Überleben ermöglichen konnte. Aber auch Richard Davies wird als zerrissene Persönlichkeit ausgezeichnet charakterisiert. Nach und nach bekommt der Leser Einblicke in seine Jugend und versteht, welche Schuld auf ihm lastet und ihn zu dem Menschen hat werden lassen, der er nun ist. Friederike und Richard, vielleicht zeigt eine Fortsetzung, ob ihre Gefühle zueinander eine Zukunft haben. Mich würde das sehr interessieren, eben weil Echo der Toten so ein vielschichtiger, tiefgründiger Roman ist, der sich nicht auf Schwarz-Weiß-Malerei beschränkt, sondern das Leben im Nachkriegsdeutschland aus den verschiedensten Perspektiven ausleuchtet.

Veröffentlicht am 20.12.2017

Auch für linke Hände geeignet

Weihnachten kommt immer so plötzlich!
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Mit " Weihnachten kommt immer so plötzlich! " von Marielle Enders hat man ein ganz zauberhaftes Buch in Händen, das auf moderne Art und Weise ein Adventsfeeling ins Haus zaubert und dabei völlig frei von ...

Mit " Weihnachten kommt immer so plötzlich! " von Marielle Enders hat man ein ganz zauberhaftes Buch in Händen, das auf moderne Art und Weise ein Adventsfeeling ins Haus zaubert und dabei völlig frei von Kitsch ist. Die Autorin zeigt wirkungsvolle, leicht auszuführende Bastelideen mit einfachen Materialen. Mein Highlight ist ein wunderschöner Stern aus Butterbrottüten! Für die etwas anspruchsvolleren Sachen gibt es im Anhang einen Bastelbogen, den man einfach nur auszuschneiden braucht.

Neben den tolle Vorschlägen hat mir auch das Schriftbild sehr gefallen und ganz besonders die Farbgestaltung. Alles ist in sanften, aber wenigen Pastelltönen gehalten. Sehr geschmackvoll.

Ein rundum schönes Weihnachtsbastelbuch!

Veröffentlicht am 09.12.2017

Hochspannung

Der Zerberus-Schlüssel
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Zum vierten Mal schickt uns der Autor Gerd Schilddorfer auf eine rasante Schatzsuche quer durch die Weltgeschichte. Johns Freund Llewellyn Thomas möchte sich eigentlich eine Auszeit im tiefsten Schottland ...

Zum vierten Mal schickt uns der Autor Gerd Schilddorfer auf eine rasante Schatzsuche quer durch die Weltgeschichte. Johns Freund Llewellyn Thomas möchte sich eigentlich eine Auszeit im tiefsten Schottland gönnen, als ihm ein mysteriöses Päckchen in die Finger gerät. Die Recherche führt zu einer Agentenliste, die Agentenliste passt zu diversen Morden......nein, mehr sollte man wirklich nicht spoilern, An verschiedenen Orten in Europa sind unsere Freunde, die wir schon aus den Vorgängerbänden kennen, fieberhaft auf der Suche nach den Mosaiksteinchen, die letztendlich zu einem lange verschollenen Schatz führen sollen. Allerdings gibt es gezieltes Störfeuer von Seiten gut ausgerüsteter Triaden.....

Einmal mehr stellt Gerd Schilddorfer unter Beweis, wie gut er sich in der Weltgeschichte auskennt und wie kunstvoll er Wahrheit und Fiktion zu einem mitreissenden Abenteuer verweben kann. Er charakterisiert seine Helden mit feinem Humor und läßt sie an authentischen Schauplätzen agieren. Zudem gibt es atemberaubende Action zu Wasser, zu Land und in den Lüften (klar, John Finch kann wieder in einem Luftkampf seine Fähigkeiten zeigen und die Kommentare seines Papageis sind herrlich)

Man kann den Zerberus-Schlüssel völlig ohne Kenntnis der früheren Bücher lesen, trotzdem verfällt man sofort der Schilddorferschen Erzählkunst, die einen mit hohem Spannungsfaktor in das Abenteuer hineinzieht und dabei auch ein Auge auf feine Details hat.

"Der Zerberus-Schlüssel" konnte mich wieder völlig begeistern und lässt mich dem nächsten Band ungeduldig entgegenfiebern.