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Veröffentlicht am 09.12.2017

Mehr Wirtschaftskrimi

Stimme der Toten
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Von Elisabeth Herrmann kenne ich bereits den Jugendthriller "Schattengrund", der mich absolut begeistern konnte, obwohl mir sonst Thriller für Jugendliche zu harmlos sind. Dieser war großartig! Gelesen ...

Von Elisabeth Herrmann kenne ich bereits den Jugendthriller "Schattengrund", der mich absolut begeistern konnte, obwohl mir sonst Thriller für Jugendliche zu harmlos sind. Dieser war großartig! Gelesen habe ich außerdem noch die beiden Krimis der "Sanela Beara" Reihe ("Das Dorf der Mörder" und "Der Schneegänger"), einen weiteren Jugendthriller ("Seefeuer"), de rmir nicht so gut gefiel und "Versunkene Gräber" aus der Joachim Vernau Reihe - also bereits jede Menge! Ich denke ich kenne kaum eine Autorin oder einen Autor, der so unterschiedliche Themen hat und bei dem man nicht sofort am Schreibstil erkennt, wer dieses Buch geschrieben hat. Jeder Krimi ist anders!

Den ersten Band um Tatortreinigerin Judith Kepler ("Zeugin der Toten") habe ich leider nicht gelesen, aber nachdem ich bereits in die Leseprobe (Prolog) reingeschnuppert hatte, musste ich mir den Krimi in der Bücherei reservieren lassen.
Dieser Prolog führt den Leser 6 Jahre zurück und offenbart einen kleinen Einblick in Judiths Vergangenheit. Danach geht es zurück in die Gegenwart. Judith, die als Cleanerin arbeitet, wird zu einem Toten in der CHL Bank gerufen. Dieser ist von der Galerie gestürzt und alles deutet auf Selbstmord hin. Beim Reinigen findet Judith jedoch einen blutigen Fingerabdruck im Waschraum und meldet dies der Polizei. Ab diesen Zeitpunkt gerät Judiths Leben aus dem Fugen.....

Mit "Stimme der Toten" hat die Autorin einen vielschichtigen Krimi geschrieben, der auch als Wirtschafts- oder Agentenkrimi durchgehen könnte. Neben der Cyberkriminalität werden auch die Themen Stasivergangenheit und Rechtsradikalismus angesprochen. Somit haben wir es mit mehreren Handlungssträngen zu tun, die einiges an Konzentration erfordern! Perfekt hat die Autorin diese verknüpft, was sicher keine leichte Aufgabe war. In allen davon verstrickt sich Judith Kepler, die eigentlich nichts anderes möchte, als so wenig wie möglich aufzufallen. Denn bald weiß sie nicht mehr, wer hier Freund und wer Feind ist...

Die Charaktere sind facettenreich, eben Menschen mit Ecken und Kanten. Richtig sympathisch ist mir irgendwie keiner, nicht einmal Judith selbst. Dazu ist sie zu eigenwillig und ruppig. Denn Judith ist gezeichnet durch ihre Vergangenheit. Nach dem Fall der Mauer und dem Tod des Vaters, der ein erfolgreicher Agent der DDR war, wurde sie ins Heim gesteckt. Ihr Name wurde in Judith Kepler umgeändert. Noch heute versucht sie ihr Leben zu leben und kommt aus ihrer Negativspirale nicht wirklich heraus. Denn noch immer rätselt sie, was damals genau geschehen ist. Alte Seilschaften, Erpressungen, Verschwörungen und eine Portion Cyberkriminalität sorgen für Spannung. Trotz der vielen Perspektiven-, Zeit- und Handlungswechsel hat die Autorin einen komplexen und packenden Thriller im Agentenmilieu mit einiger Portion Sozialkritik abgeliefert.

Schreibstil:
Elisabeth Herrmann schreibt flüssig und ansprechend. Die Autorin hat viele Dialoge eingebaut, die die Handlung auflockern. Obwohl man sich bei ihrem aktuellen Buch doch etwas mehr konzentrieren muss, kann man dem Inhalt leicht folgen. Die Charaktere sind facettenreich. Die Atmosphäre ist düster und bedrückt.

Fazit:
Ein vielschichter Krimi, der mehr wie ein Spionage- und Wirtschaftskrimi daherkommt. Viele Themen wie Cyberkriminalität, der kalte Krieg, Stasivergangenheit und Rechtsradikalismus werden in doch einigen Handlungssträngen verarbeitet und verlangen etwas Konzentration. Aktuell und spannend....

Veröffentlicht am 09.12.2017

Rassismus in kleinen und großen Dosen

Kleine große Schritte
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Jodie Picoult gehört bereits seit Jahrzehnten zu meinen Lieblingsautorinnen. Ihre letzten Romane konnten mich allerdings nicht mehr ganz so überzeugen, wie etwa meine Lieblingsromane "19 Minuten" und "Beim ...

Jodie Picoult gehört bereits seit Jahrzehnten zu meinen Lieblingsautorinnen. Ihre letzten Romane konnten mich allerdings nicht mehr ganz so überzeugen, wie etwa meine Lieblingsromane "19 Minuten" und "Beim Leben meiner Schwester".
Mit "Kleine große Schritte" hat fast zu ihrer alten Form zurückgefunden, auch wenn ich dafür keine 5, sondern 4 Sterne vergeben kann. Dafür hat mir doch noch einiges gefehlt...
Bei ihrem neuen Roman hat Picoult teilweise wieder zu altbewährtem gegriffen: Ein kontroverses Thema, das selten von anderen Autoren aufgegriffen wird. Teilweise deshalb, weil es hier um Rassismus in kleinen und großen Dosen geht und dieser doch immer wieder in Büchern verwendet wird. So haben wir diesmal also keine Thematik wie Organspende, Glasknochenkrankheit oder Amoklauf, sondern ein seit Ewigkeiten andauerndes Problem: Rassismus. Zu diesem Thema hatte ich dieses Jahr schon das Jugendbuch "The Hate U Give" gelesen, das aber nicht vergleichbar ist, weil es ein anderes Zielpublikum anspricht und auch die Sprache dementsprechend angepasst ist. Wer Jodie Picoult kennt, der weiß, dass sie sich gerne schwierigen Themen annimmt und diese aus verschiedenen Blickwinkel beschreibt. Auch diesmal legt die Autorin sehr viel Wert auf ihre Charakterbeschreibungen und lässt uns in die Köpfe ihrer sehr unterschiedlichen Figuren blicken.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Ruth, Kennedy und Turk in der Ich-Form erzählt. Zuerst begegnen wir Ruth Jefferson. Sie ist Mitte Vierzig, Witwe, Mutter eines 16-jährigen Sohnes und arbeitet als Hebamme und Säuglingsschwester. Sie liebt ihren Beruf, in dem sie auch sehr gut ist. Nicht umsonst ist sie die einzige farbige Schwester im Mercy West Haven Hospital. Bis zu ihrem Aufeinandertreffen mit dem Ehepaar Bauer hatte sie keine offensichtlichen Probleme wegen ihrer Hautfarbe. Doch die Bauers untersagen ihr deswegen jeglichen Kontakt zu ihrem Baby. Als der kleine Davis nach einem harmlosen Eingriff plötzlich Atemnot bekommt, ist Ruth die Einzige auf der Station, da ihre Kolleginnen zu einer Not-OP gerufen wurden. Soll sie sich der Anweisung beugen und sich wirklich von Davis fernhalten oder soll sie eingreifen? Ruth gerät in einen Gewissenskonflikt. Als das Baby stirbt, schiebt das Krankenhaus die alleinige Verantwortung auf Ruth, die des Mordes angeklagt wird.

Mir tat Ruth leid, aber ich konnte nicht immer ihre Gedanken nachvollziehen und auch keine wirkliche Nähe zu ihr aufbauen. Es blieb eine Distanz, dessen Ursprung ich nicht genau benennen kann. Ähnlich erging es mir bei Kennedy, ihre Pflichtverteidigerin. Diese ist eine priviligierte weiße Frau, die sich selbst nicht als rassistisch beschreibt. Durch diesen Fall erfährt sie allerdings einen Wandel, der auch bei ihr Umdenken hervorbringt. Doch auch bei ihr spürte ich eine Distanz beim Lesen. Einzig bei Turk konnte Picoult Emotionen bei mir hervorrufen. Normaler Weise versteht es die Autorin beide Seiten so darzustellen, dass man sich schwer auf nur eine Seite schlagen kann und sich in einer Zwickmühle befindet, da man beide Ansichten mehr oder weniger verstehen kann. Hier war das für mich kaum durchführbar. Den Schmerz, den Turk durch den Tod seines Sohnes erfährt, kann man irgednwie nachvollziehen, aber nicht wie er damit umging. Von seinen radikalen Ansichten war ich geschockt. Bei Turk konnte ich die meisten Emotionen freilassen, auch wenn es fast nur negative waren. Hier konnte mich die Autorin wirklich packen und die Darstellung des jungen Rechtsradikalen ist ihr sehr gut gelungen. Es gab auch interessante Einblicke in die rechtsradikale Szene. Interessant fand ich noch, dass Turk Bauer eine farbige Staatsanwältin zugesprochen bekam, was noch etwas mehr Pfeffer in die Geschichte bringt.

Mit viel Fingerspitzengefühl wird der Gerichtsprozess erzählt, der erst im letzten Drittel zu tragen kommt. Wie gewohnt steckt hier sehr viel Enthusiasmus drinnen und man verfolgt gebannt die verschiedenen Zeugenaussagen. Dieser Teil ist mit Abstand der Beste des Romans.

Auch wenn es für die Autorin laut ihrem Nachwort ihr wichtigstes Buch war, konnte es mich nicht gänzlich überzeugen. Picoult schreibt aus ihrer eigenen Sicht, wie sie im letzten Teil des Romans erklärt. In der Figur der Verteidierin Kennedy beschreibt sie eine weiße priviligierte Frau, wie sich selbst und erklärt, dass Rassismus in verschiedenen Bereichen gelebt werden kann. Manche davon sind uns Weißen gar nicht bewusst und dieser bereits in kleinen alltäglichen Dingen beginnt. Die Welt ist noch immer für Weiße "aufgebaut". Picoult versucht den Leser mit für uns unwesentlichen Dingen auf die Diskriminerung hinzuweisen: Wie viele Bilderbücher gibt es mit farbigen Kindern? Wo sind die Werbespots mit farbigen Frauen? Hier könnte man allerdings auch gleich hinzufügen, wo eigentlich die weiblichen Wesen mit normalen Körpermaßen sind.... Das ist zwar eine andere Geschichte - jedoch genauso eine Diskriminierung, finde ich.
Man sieht, man begegnet Ausgrenzung und Rassismus eigentlich jeden Tag auf unterschiedlichste Weise. Genau darauf geht die Autorin ein und nicht nur auf die rechtsradikalen Werte eines Turk Bauer, der einer farbigen Säuglingsschwester verbietet sein Baby anzufassen.
Das Ende hat mich ebenfalls nicht ganz zufrieden gestellt. Dazu kann ich aber nicht mehr sagen, da ich sonst spoilern würde...
Das hört sich jetzt alles eigentlich viel negativer an, als ich es empfunden habe, denn Picoult gehört weiterhin zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Vielleicht bin ich deswegen umso kritischer...?
Insgesamt hat mir der Roman nämlich sehr gut gefallen und Picoult hat es wieder geschafft, dass man sich auch nach dem Beenden des Buches noch weiter mit der Geschichte auseinandersetzt und diese einem nicht so schnell loslässt...

Fazit:
"Kleine große Schritte" ist ein weiterer Roman von Jodi Picoult, der unter die Haut geht und der sich mit unangenehmen Themen auseinandersetzt. Diesmal gelang es mir aber nicht ganz, ihren Figuren näher zu kommen. Ich hatte immer ein Gefühl von Distanz. Trotzdem bleibt der Roman auch noch Tage nach dem Beenden im Gedächtnis und regt zum Nachdenken an. Für Picoult Fans wie mich, aber auf jeden Fall ein Must-Read.

Veröffentlicht am 09.12.2017

Drama mit einem Schuss Gefühl

Unsere Tage am Ende des Sees
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Hanna fällt in ein tiefes Loch nachdem ihr Mann Maurice vor ein paar Monaten tödlich verunglückt ist und nun Tochter Christina für ein Auslandsjahr in die USA geht. Das gemeinsame Haus in Hamburg steht ...

Hanna fällt in ein tiefes Loch nachdem ihr Mann Maurice vor ein paar Monaten tödlich verunglückt ist und nun Tochter Christina für ein Auslandsjahr in die USA geht. Das gemeinsame Haus in Hamburg steht zum Verkauf, da es für Hanna zu viele Erinnerungen birgt. Sie bringt auch die Kraft nicht auf, zurück in ihren Job zu gehen und überlegt, wie ihr zukünftiges Leben aussehen soll. Da erhält sie nach 25 Jahren eine Nachricht von ihrer Mutter auf ihrer Mailbox. Soll sie zurückrufen und sich bei ihr melden? Damals hat Hanna jeglichen Kontakt zu ihr abgebrochen. Ungern erinnert sie sich an ihre Jugendzeit zurück. Wie es zu diesem großen Bruch kommen konnte wird im zweiten Erzählstrang, der im Jahre 1990 spielt, erzählt.

"Unsere Tage am See" ist das erste Buch von Nicole Steyer, die hier unter ihrem Pseudonym Linda Winterberg schreibt, das in der Gegenwart spielt bzw. im Vergangenheitsstrang nur 25 Jahre zurück, in die Neunziger Jahre, geht. Die damals 16jährige Hanna erlebt zu dieser Zeit ihre erste große Liebe, die ihr Halt gibt. Ihre Mutter Gabi ist seit der Trennung von ihrem Vater in eine tiefe Depression verfallen und greift immer mehr zur Flasche. In der Folge verliert sie ihre Arbeit und gerät in eine teuflische Spirale, aus der sie sich nicht mehr befreien kann. Hanna ist vollkommen auf sich gestellt und trägt eine sehr schwere Last auf ihren Schultern. Als Tochter einer Alkoholikerin ist sie im kleinen Dorf schnell ausgegrenzt. Statt dem Teenager und der Mutter zu helfen, erleben die Beiden nur Gehässigkeiten. Bis auf ihre Nachbarin Erna, ihrem Onkel Max und ihrer großen Liebe Alex hat Hanna keinerlei Unterstützung....

Bei mir dauerte ein bisschen, bis ich richtig in die Geschichte hineinfinden konnte, doch dann ist man wirklich mitten drin. Anfangs erlebt man Hanna in der Gegenwart. Durch die Rückkehr ins kleine Dorf bei München Verfolgt der Leser die ersten zaghaften Annäherungsversuche. Beide versuchen ihre schwierige Mutter-Tochter Beziehung aufzuarbeiten. Immer wieder denkt Hanna auch an ihre verlorene Liebe von damals. In ihrer Einsamkeit beherrscht Alex noch immer ihre Gedanken, besonders seit sie wieder zurück in München in ihrem ehemaligen Elternhaus ist. Als sie im Briefkasten beim Bauwagen am See Briefe von Alex findet, die er ihre jahrelang geschrieben hat, hofft sie auf ein Wiedersehen...

Die Autorin hat eine sehr bewegende Geschichte geschrieben, die sich näher mit der Krankheit des Alkoholimus auseinandersetzt. Dabei erzählt Winterberg sehr offen und ohne Beschönigung über die Suchtkrankheit. Man spürt die Verzweiflung der jungen Hanna, die ihrer Mutter beisteht, zwischen den Zeilen. Immer wieder keimt Hoffnung auf, doch die Enttäuschung folgt schon kurz hinterher. Die ganze Verwantwortung liegt auf ihren jungen Schultern. Nur ihre junge Liebe zu Alex, den sie regelmäßig am nahegelegenen See trifft, ist ihr einziger Lichtblick und gibt ihr Kraft.

Die Charaktere sind sehr lebendig. Die Gefühlswelt von Hanna wird in beiden Handlungssträngen sehr realistisch dargestellt. Sowohl Gabi, als auch Hanna, stellen sich nicht ihren Problemen, sondern flüchten vor ihnen. Die Versuche, sich damit auseinanderzusetzen, scheitern. Das Lügengebäude wird immer höher und droht zusammenzubrechen.....
Auch die wenigen Nebencharaktere waren überzeugend dargestellt. Mit der liebenswürdigen, aber auch sehr neugierigen Nachbarin Erna, hat die Autorin einen zusätzlichen tollen Charakter erschaffen.

Den Schluss fand ich etwas abrupt und hier hätte ich mir gerne noch ein paar mehr Erklärungen gewünscht. Auf der anderen Seite kann man sich als Leser auch sehr in die Geschichte und die Emotionen hineinversetzen und kann seine eigenen Spekulationen über das Ende anstellen. Es ist kein vollständiges offenes Ende, sondern die Autorin lässt nur einen kleinen Teil unbeantwortet. Damit kann ich leben!

Schreibstil:
Linda Winterberg schreibt sehr flüssig und einnehmend. Die Autorin konnte mich mit ihrer emotionalen Erzählweise an die Seiten fesseln. Die Charaktere sind authentisch und wurden sehr realistisch dargestellt. Die beiden Erzählsträngefinden in der Folge perfekt zueinander.

Fazit:
Eine bittersüße und bewegende Geschichte um Problembewältigung, Sucht und eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung. Die angesprochene Liebesgeschichte bildet den roten Fanden im Buch, bleibt aber sehr im Hintergrund. Kein Heile-Welt-Roman, sondern mehr Drama mit einem Schuss Gefühl.

Veröffentlicht am 23.11.2017

Schnitzeljagd in Barcelona

Origin
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Worum geht es in "Origin"?
Der Zukunftsforscher und Atheist Emund Kirsch hat eine bahnbrechende Entdeckung gemacht, die die Welt erschüttern soll und die er in einem Livestream präsentieren will. Zuvor ...

Worum geht es in "Origin"?
Der Zukunftsforscher und Atheist Emund Kirsch hat eine bahnbrechende Entdeckung gemacht, die die Welt erschüttern soll und die er in einem Livestream präsentieren will. Zuvor hat er jedoch den drei wichtigsten Kirchenmännern das Ergebnis seiner wissenschaftlichen Studien vorgeführt. Danach herrscht bei den Vertretern der drei Weltreligionen blankes Entsetzen und sie sind einer Meinung: Die Vorführung muss mit allen Mitteln verhindert werden.
Die Kuratorin des Guggenheim-Museums und Verlobte des zukünftigen spanischen Königs, Ambra Vidal, soll gemeinsam mit Kirsch die spektakuläre Liveshow, die die Menschheit erschüttern soll, präsentieren.
Auch Symbolforscher Robert Langdon, ein guter Freund von Kirsch und sein ehemaliger Lehrer in Harvard ist eingeladen. Doch die versprochenen Enthüllung wird mutwilig gestoppt und im Tumult gelingt es Langdon mit Ambra Vidal zu fliehen. Er möchte unbedingt das große Geheimnis lüften und macht sich auf die Suche nach Kirsch Entdeckung....

Wie bei Dan Brown gewohnt, begleiten wir nun Robert Langdon bei seiner Schnitzeljagd durch Bilbao und Barcelona. Natürlich darf auch die schöne Frau an seiner Seite nicht fehlen. Mit Ambra Vidal hat der Autor diesmal aber einen nicht wirklich greifbaren Charakter erschaffen, der auch nicht unbedingt symapthisch wirkt. Trotzden ist man sehr schnell mitten im Geschehen und die Seiten fliegen nur so dahin.

Die Themen, die diesmal aufgegriffen werden, sind brisant. Trotzdem sind es Dinge, die sich die Menschheit schon seit Jahrhunderten fragt: "Woher kommen wir?" und "Wohin gehen wir"? Diese Fragen bilden den roten Faden der Geschichte.
Die Religion und der Symbolismus stehen diesmal nicht im Mittelpunkt, sondern es geht vielmehr um neue Technologien, Kunst und Architektur. Die spanische Stadt Barcelona eignet sich dafür hervorragend. Mit den Bauten eines Antoni Gaudi und einem Zukunftsforscher, der den Architekten und seine Werke liebt und bewundert, wandeln wir in den Straßen der katalanischen Stadt. Besonders gefallen hat mir dabei der Besuch der Casa Milà und ihren Räumlichkeiten, die eine Ausstellung über Gaudi beherbergen. Diese habe ich selbst schon besucht. Da macht das Lesen gleich noch viel mehr Spaß, wenn man durch Städte wandelt, die man kennt. Wer noch nicht in Barcelona war, nimmt Freund Google zu Hilfe und sieht sich die wunderschönen und interessanten Plätze und Bauten im Internet an. Generell sind die Bücher des Autoren dafür sehr gut geeignet sich selbst schlau zu machen. Dan Brown versteht es beim Leser Interesse an diversen Themen zu erwecken, die man sonst eher außen vor lassen würde. Auf jeden Fall ist der Roman aber eine kostenlose Tourismuswerbung für Barcelona.

Spannung und Nervenkitzel kommen nicht zu kurz, obwohl es im Mittelteil auch kleine Längen gibt. Was mich ein bisschen gestört hat ist, dass Robert Langdon diesmal etwas zu wenig Raum bekommen hat. Er ist nicht der eigentliche Hauptprotagonist und hätte durch jeden x-beliebigen ersetzt werden können.
Auch das Ende fand ich etwas enttäuschend. Man fiebert die ganzen 600 Seiten darauf hin, was diese bahnbrechende Entdeckung wohl sein wird und dann denkt man unweigerlich: "Das war alles?"

Im Vergleich zu "Sakrileg" und "Illuminati" schwach, aber auf jeden Fall besser als "Diabulus". Einen Vergleich zu seinen letzten beiden Büchern kann ich nicht ziehen, da ich diese nicht gelesen habe.
"Origin" ist auf jeden Fall ein typischer Dan Brown Thriller nach altbewährtem Schema, der diesmal sehr aktuell und modern ist.

Wegen des Preises will ich hier jetzt nicht meckern...das haben schon andere getan und ich konnte das Buch ja aus der Bücherei mitnehmen, aber ein Lesebändchen habe ich bei den mehr als 660 Seiten doch vermisst.

Schreibstil:
Dan Browns Schreibstil lässt sich flüssig weglesen. Er schreibt detailliert, die Handlung ist komplex, seine kniffligen Rätsel sind trotzdem verständlich. Im Buch sind diesmal auch Zeichnungen enthalten, die de, Leser einzelne Begriffe und Zusammenhänge erleichtern sollen.
Besonders hervorheben möchte ich die gelungenen bildhaften Beschreibungen seiner Schauplätze.

Fazit :
Ein typischer Dan Brown, der mich gut unterhalten und mich vorallem mit der wunderschönen Stadt Barcelona geködert hat. Gut geschrieben und recherchiert, großteils spannend, aber trotzdem fehlte mit hier das gewisse Etwas. Vielleicht wird es Zeit, dass Dan Brown sich einmal einem neuem Konzept widmet...

Veröffentlicht am 23.11.2017

Mörderische Vorweihnachtszeit

Tannenglühen
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Nach einer überstanden Krebserkrankung kehrt die Strafverteidigerin Franziska Ferstl in ihre Gemeinschaftspraxis zurück. Die fast 60-jährige Anwältin steht kurz vor der Pensionierung und möchte in der ...

Nach einer überstanden Krebserkrankung kehrt die Strafverteidigerin Franziska Ferstl in ihre Gemeinschaftspraxis zurück. Die fast 60-jährige Anwältin steht kurz vor der Pensionierung und möchte in der ihr noch verbleibenden Zeit in der Kanzlei einige Dinge ordnen, bevor sie sich zu einer Urlaubsreise in den Süden aufmachen will. Doch als Franziska ankommt, befindet sich die Polizei im Haus. Ihr Kollege Siegfried Fürstenstein wurde mit einer Lichterkette erdrosselt, mit der er den Christbaum im Foyer schmücken wollte. Gefunden hat den Toten ausgerechnet seine Geliebte, Samira Dinic, die in der Kanzlei als Sekretärin arbeitet. Unter Mordverdacht steht jedoch Franziskas langjähriger Freund und Kanzleikollege Dr. Maximillian Frank.

Franziska, genannt Ziska, ist eine flotte Endfünfzigerin, die kein Blatt vor den Mund nimmt und selbst im kalten Dezember auf ihrer Harley "Rosinante" durch Wien braust. Ihre direkte Art kommt nicht bei Jedermann an, aber ich fand sie erfrischend und sympathisch. Ziska hält auch loyal zu ihrem langjährigen Partner in der Kanzlei, als er unter Mordverdacht in Gewahrsam genommen wird. Ohne lange nachzudenken überlegt sie, wie sie Max rausholen kann. Vergessen sind die Rente und die körperliche Erholung, die sie nach ihrer schweren Krankheit bitter nötig hätte. Bei ihren Nachforschungen stößt Ziska auf dubiose Offshore Geschäfte mit der Russenmafia, die der Verstorbene anscheinend während ihrer krankheitsbedingten Abwesenheit abgeschlossen hat. Auch Max scheint involviert zu sein. Auf der anderen Seite hatte Siegfried Fürstenstein nicht wirklich viele Freunde, war im rechtsradikalen Umfeld tätig und betrog seine Frau....mehr als genug Tatmotive.....

Nicht nur Franziska ist ein überaus sympathischer Charakter, sondern auch der junge Anwalt Kurt Thesch, der Ziska hilfreich unter die Arme greift und auf den die junge Sekretärin Nathalie ein Auge geworfen hat.
Privat ist Franziska lieber unabhängig, hat jedoch engen Kontakt zu ihrer jüngeren Schwester Gerti und deren Kindern Nikolas und Martina, genannt Tinchen.
Den sympathischen Charakteren stehen auch jede Menge "Unsympathler" entgegen: Fürstensteins Ehefrau Hannelore, die am liebsten noch in der Monarchie leben würde und sich keine Blöße gibt; seine Geliebte Samira, die in der Psychatrie besser aufgehoben wäre; Bianca, die Ehefrau von Maximilian, die ihre Pferde mehr zu lieben scheint, als ihren Mann, sowie sie russische Mafia und einige Freunde aus der rechtsradikalen Verbindung, bei der Fürstenstein seit seinem Studium Mitglied ist.

Die Ermittlungen rund um den Mord werden spannend dargestellt. Man merkt, dass die Autorin selbst promovierte Juristin ist. Der Spannungsbogen bleibt die ganzen vierhundert Seiten aufrecht und steigt zum Ende hin durch einige überraschende Wendungen an. Die Auflösung ist überraschend, aber logisch.

Die Titulierung "Weihnachtskrimi" finde ich jedoch nicht ganz passend. Der Mord passiert zwar in der Vorweihnachtszeit, aber außer ein paar Szenen beim Kekse backen bei Gerti und ihrer Familie, kommt kein wirkliches Weihnachtsfeeling auf.
Am Ende des Buches findet man noch ein paar weihnachtliche Keks- und Punschrezepte. Die leckeren Eierlikörkugeln werde ich wohl demnächst ausprobieren...

Gerne würde ich noch weitere Krimis mit der charismatischen Hauptprotagonistin lesen....

Schreibstil:
Der Schreibstil von Petra K. Gunkl lässt sich wunderbar lesen. Der Wiener Schmäh läuft, Lokalkolorit ist vorhanden und die Ermittlungsarbeiten kommen ebenfalls nicht zu kurz. Die Charaktere sind wunderbar beschrieben und haben Wiedererkennungswert. Die Kapitel sind sehr lang und gehen um die hundert Seiten, was etwas mühsam ist, besonders wenn man sich denkt: "Ach, nur noch schnell ein Kapitel."

Fazit:
Ein gelungener Krimi mit etwas Lokalkolorit, einer wunderbar charismatischen Protagonistin und einem ungewöhnlichen Fall, der mir gut gefallen hat. Gerne würde ich eine Fortsetzung rund um Franziska lesen.