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Veröffentlicht am 17.04.2025

Typischer Leky-Roman, aber kein besonders starker

Erste Hilfe
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Ich habe von Mariana Leky bereits "Kummer aller Art" und "Was wir von hier aus sehen können" gelesen und fand beide auf jeden Fall stärker als "Erste Hilfe". Den Schreibstil finde ich sehr vergleichbar, ...

Ich habe von Mariana Leky bereits "Kummer aller Art" und "Was wir von hier aus sehen können" gelesen und fand beide auf jeden Fall stärker als "Erste Hilfe". Den Schreibstil finde ich sehr vergleichbar, wer also den etwas tapsigen, unverstellten Ton Lekys mag, wird dahingehend auch hier zufrieden sein. Ich bin jetzt kein absolut überzeugter Fan der Sprache, finde sie in der richtigen Stimmung aber durchaus auch lieb.

Vielleicht passte dieser Roman also gerade einfach nicht zu meiner Stimmung. Dazu kam aber auch, dass es mir hier auf Handlungs- und Personenebene zu lange zu banal, durcheinander und oberflächlich blieb. Deshalb habe ich nicht versucht, mich weiter durchzukämpfen und das Buch nach etwa einem Viertel abgebrochen.

Diese Rezension ist also kein Verriss und Fans der Autorin kommen hier wahrscheinlich auch eher auf ihre Kosten als ich. Unter den richtigen Umständen kann ich mir den Roman als kleine Alltagsflucht vorstellen, mich hat er aktuell nur einfach eher genervt, sodass ich halb-versöhnliche 2 Sterne vergebe.

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Veröffentlicht am 29.03.2025

Sprunghafte, um sich selbst kreisende Protagonistin - leider kein Buch für mich

Nowhere Heart Land
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Ich schätze den Ansatz und das Verlagsprogramm des Pola-Verlags wirklich sehr, aber die erste Direktveröffentlichung war für mich leider eine herbe Enttäuschung. Das liegt zum einen am Schreibstil, für ...

Ich schätze den Ansatz und das Verlagsprogramm des Pola-Verlags wirklich sehr, aber die erste Direktveröffentlichung war für mich leider eine herbe Enttäuschung. Das liegt zum einen am Schreibstil, für den mensch wohl einfach gemacht sein muss, und zum anderen an der Hauptfigur, die im Zentrum der Handlung steht. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, andere Figuren erscheinen nur am Rand. In solchen Fällen brauche ich entweder eine handlungsgetriebene Erzählung oder eine emotional vielschichtige, nahbare Protagonistin. Beides ist in meinen Augen nicht geglückt.

Rosa ist einfach (und damit steht und fällt meine Bewertung) eine mir unglaublich unsympathische Protagonistin. Sie dreht sich eigentlich die ganze Zeit nur um sich selbst, ihre Vergangenheit und irgendwelche Fantasien zu bereits vergangenen Freundinnenschaften, ohne sich aber auch nur in irgendeiner Form um diese zu bemühen. Sie ist absolut grenzüberschreitend und stalkt so zum Beispiel ihre ehemalige Freundin Leni, verfolgt diese und deren Kinder sogar bei einem privaten Ausflug. Gleichzeitig interessiert sie sich dann aber auch überhaupt nicht für Leni, sondern will nur die eigene Wahrnehmung schildern. Wie kann eine Figur denn so egozentrisch sein und sich dann fragen, warum sich Menschen von ihr abgewendet haben? Auch ihre kurzen Treffen mit Männern sind immer kühl, distanziert und einfach komplett uninteressiert von ihrer Seite aus. Nicht, dass sie irgendwem irgendetwas schuldig wäre, aber wer Beziehungen haben möchte, muss halt auch in sie investieren. Sie hat mich einfach die ganze Zeit nur genervt. Selbst, als sie später im Buch mit Konsequenzen für ihr Handeln bedacht wird, denkt sie noch, dass sie einfach missverstanden ist. Meine Güte! 😠

Rosa ist auch regelrecht besessen von ihrer Vergangenheit im Kloster, was ich in dieser Intensität einfach nicht nachvollziehen konnte. Klar, sie hat ihre Mutter Conny jung verloren, was eine traumatische Erfahrung sein kann. Aber die Beziehung zu Conny wird an keiner Stelle so wirklich emotional beschrieben, sodass ich sie nicht greifen kann und mir das Verständnis für Rosas kindliches Festhalten an allem Alten fehlt. Es findet kein Wachstum statt, keine Selbstreflexion (bis auf wenige Momente), stattdessen säuft sie sich regelmäßig halb in die Bewusstlosigkeit und raucht maßlos. Der Trope ist ja leider noch immer ein zweifelhafter Standard, hier hat er meiner Genervtheit die Krone aufgesetzt. Progressiv finde ich diese Darstellung wirklich nicht.

Als Tag zum Buch wurde auch Klassismus angegeben, was ich für eine fehlleitende Angabe halte. Leni und ihr erfahrener Klassismus sowie die frühere Armut kommen nur in wenigen Sätzen vor, ohne dass es irgendeine Relevanz für die Handlung hat oder Reflexionsprozesse bei mir angestoßen hätte.

Der Schreibstil hat mir leider auch gar nicht zugesagt. Die eingestreuten englischen Phrasen sollen sicherlich Rosas Entfremdung zur Muttersprache und auch zu den deutschen Wurzeln abbilden, ich fand sie aber äußerst unauthentisch gesetzt. Es wird mit einer poetischen, sprunghaften, emotional wenig tiefen Sprache gearbeitet, die mir einfach nicht gefällt. Zu oft war ich nach 3 Sätzen raus aus dem Lesefluss, weil Rosa schon wieder zum nächsten Gedanken springt, bei dem dann manchmal nicht einmal klar ist, ob er der Realität oder ihrer Fantasie entspringt. Teilweise verschwimmen auch die Erzählperspektiven, sodass es sich im späteren Verlauf des Buches irgendwie so anfühlte, wie ich mir eine Psychose vorstelle. Mein Lesefluss wurde zum Ende hin etwas besser, aber bis zum Schluss fehlte mir jeglicher emotionaler Tiefgang und ich behalte das Buch in erschöpfender Erinnerung.

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Veröffentlicht am 18.02.2025

Große Hoffnungen, die leider nicht annähernd erfüllt wurden

Es geht mir gut
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Fast immer habe ich mit dem Kein&Aber Verlag gute Lesestunden, dieses Mal wollte es aber irgendwie nicht sein. Vielschichtige, ambivalente Beziehungsporträts sind eigentlich genau mein Ding und deshalb ...

Fast immer habe ich mit dem Kein&Aber Verlag gute Lesestunden, dieses Mal wollte es aber irgendwie nicht sein. Vielschichtige, ambivalente Beziehungsporträts sind eigentlich genau mein Ding und deshalb habe ich auch große Hoffnungen in dieses Buch gesteckt. Und beim Lesen der überwiegend guten Rezensionen frage ich mich auch ehrlich, was genau nicht gepasst hat.

Ich denke, zum einen stößt mich irgendwie das Flair der 1950er ab. Meine Abneigung ist schwer zu greifen und ich meine das auch nicht abwertend dieser Zeit gegenüber, aber irgendetwas hindert mich an einem echten Hineinfallen in die Geschichte. Dabei muss aber klar gesagt werden, dass das eine individuelle Präferenz ist und das Setting hier meiner Einschätzung nach wirklich sehr präzise gezeichnet wurde. Die Erzählweise wirkte auf mich fast wie eine Art Kammerspiel, obwohl natürlich viel mit Rückblenden und auch verschiedenen Orten gespielt wird. Das ist nie wirklich klar gekennzeichnet und erfordert beim Lesen ein gutes Maß an Konzentration, um zwischen den verschiedenen Zeitebenen und Erzählperspektiven nicht verloren zu gehen.

Vor allem auf Figurenebene hat es einfach nicht geklappt mit mir, Kathleen und Virgil. Beide fand ich irgendwie grundlegend unsympathisch und - für mich viel gravierender - emotional wenig greifbar. Die Autorin schreibt einerseits extrem nah an den Figuren und ich fand die Gedanken beider durchaus spannend. Doch trotzdem blieb ich die meiste Zeit lang emotional distanziert. Virgils Verzweiflung besonders am Ende war dagegen eindrücklich beschrieben, aber da war ich in meinem Urteil wahrscheinlich schon zu gefestigt. Im Gegensatz zu ihm hatte Kathleen eindeutig die spannendere Geschichte und phasenweise bin ich ihren Erinnerungen an die frühere Liebe sowie ihrer Tennis-Karriere gern gefolgt. Doch auch an dieser Stelle fehlten mir so oft die Emotionen. Ist sie wütend, verzweifelt oder motiviert, etwas zu verändern? Ich kann es einfach nicht sagen und obwohl die Geschichte als Rebellion angekündigt wurde, war sie für mich vor allem von Lethargie geprägt. Das einzig Rebellierende war für mich Kathleens Ignoranz gegenüber dem Gaffen der Nachbar*innen und dem Insistieren ihres Mannes, während sie im Pool verweilt. Weitere zukünftige Rebellion innerhalb ihrer Ehe wird am Ende zwar angedeutet, aber meiner Meinung nach erneut recht leidenschaftslos transportiert.

Ich bleibe wirklich aufrichtig traurig zurück, denn ich hätte die Geschichte gern gemocht. Vielleicht ist genau die lethargische, frustrierte Stimmung das, was das Buch erreichen möchte. Und einige Gedankengänge lassen sich frustrierenderweise recht genau auf die Gegenwart übertragen (Schönheitsideale, Mutterschaft, Geschlechterrollen). Doch ingesamt konnte ich einfach zu wenig mitnehmen.

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Veröffentlicht am 27.01.2025

Toller Ansatz, aber was für eine schlechte Übersetzung!

Death. Life. Repeat.
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Ich lese gerne hin und wieder Jugendliteratur bzw. Young/New Adult, habe also kein grundsätzliches Problem mit einer gewissen jungen Sprache sowie jugendlichen Protas. Aber bei diesem Buch hat mir der ...

Ich lese gerne hin und wieder Jugendliteratur bzw. Young/New Adult, habe also kein grundsätzliches Problem mit einer gewissen jungen Sprache sowie jugendlichen Protas. Aber bei diesem Buch hat mir der Erzählstil das Lesen doch sehr schwer gemacht und ich denke, dass das vor allem an der unglaublich schlechten Übersetzung lag.

Der Aufhänger dieser Geschichte ist innovativ und greift ein sensibles Thema auf. Nur deshalb und weil ich doch wissen wollte, wie die Zeitschleife am Ende aufgelöst wird, habe ich nicht abgebrochen. Die Übersetzung ist einfach so lieblos gemacht, dass Spencers Sätze über weite Strecken abgehackt und unzusammenhängend wirken, auch die Dialoge lesen sich oft völlig unharmonisch und eine emotionale Tiefe kann kaum erreicht werden. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass das im Original auch so geschrieben ist und das tut mir einfach nur leid für den Roman!

Denn sexualisierte Gewalt, Misogynie und bedingungsloser "Bro-Code" sind Themen, die unbedingt in Jugendbücher gehören und ich finde auch, dass sie hier in einer altersgerechten Form behandelt wurden. Dass hier auch Nietzsche aufgegriffen wird und Spencer darüber seine eigene Verantwortung hinterfragt bzw. entsprechend anerkennt, fand ich spannend gemacht. Auch toll, dass romantisches Begehren dann wiederum nicht das Schlüsselelement ist, sondern freundschaftlicher Zusammenhalt mehr zählt.

Aber ich habe mich einfach so durch den Text gequält. Völlig unnatürliche Formulierungen, etliche Rechtschreibfehler, fehlende Leerzeichen - das hat für mich jegliches akzeptables Maß überschritten und ich konnte dem Protagonisten durch die hölzerne Sprache kaum folgen. So schade, aber der Übersetzung kann ich daher nur 2 Sterne geben. Vielleicht ist das Original besser, aber das ist natürlich alles andere als zugänglich.

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Veröffentlicht am 29.12.2024

Leider ziemlich anstrengend und wenig greifbar geschrieben

Bei aller Liebe
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Ich habe "Kleine Kratzer" bereits gelesen und auch, wenn das keines meiner Lieblingsbücher war, fand ich die moralisch grauen Figuren darin sehr interessant. Deshalb wollte ich auch gern den Roman der ...

Ich habe "Kleine Kratzer" bereits gelesen und auch, wenn das keines meiner Lieblingsbücher war, fand ich die moralisch grauen Figuren darin sehr interessant. Deshalb wollte ich auch gern den Roman der Autorin lesen, bleibe aber angestrengt und irgendwie gleichgültig nach der Lektüre zurück.

Grundsätzlich fand ich den Aufhänger der Geschichte spannend und hätte da viel Potenzial für eine Familiengeschichte voller Ambivalenz gesehen. Doch vor allem der Schreibstil hat bei mir dafür gesorgt, dass ich die Lektüre fast ausschließlich anstrengend fand. Es ist meiner Meinung nach deutlich spürbar, dass Jane Campbell selbst Psychoanalytikerin war, denn die Gedanken der drei Hauptfiguren sind von langatmigen, analytischen und philosophischen Sequenzen geprägt. Und obwohl sie durch einen Schicksalsschlag miteinander verbunden und sich grundsätzlich liebevoll gesinnt sind, habe ich wenig Gefühl für ihre Emotionen bekommen.

Ich hatte insgesamt den Eindruck, dass sich Vieles in der Geschichte wiederholt und zu keinem klaren Ende kommt. Was ich allerdings wieder stark fand, ist Campbells Talent für moralisch fragwürdige und ambivalente Figuren. Das finde ich zwar auch herausfordernd, aber eben in der richtigen Stimmung wirklich spannend. Doch darüber hinaus habe ich mich leider wirklich ziemlich durch das Buch gequält.

Wer Lust hat auf eine sehr anspruchsvolle, philosophische und gedankengetriebene Sprache, wird hier vielleicht ein gutes Leseerlebnis haben. Ich brauche in Geschichten vor allem emotionale Tiefe und zwar gern auch ambivalente Figuren, doch wenn ersteres gänzlich fehlt, tue ich mich schwer.

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