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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2025

Gelungenes Sachbuch

Warum noch lernen?
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Diese Frage stellt Bob Blume vor allem auch im Kontext unserer aktuellen Zeit und deren Herausforderungen. Denn das System Schule existiert nicht im luftleeren Raum, sondern ist eine Sozialisationsinstanz ...

Diese Frage stellt Bob Blume vor allem auch im Kontext unserer aktuellen Zeit und deren Herausforderungen. Denn das System Schule existiert nicht im luftleeren Raum, sondern ist eine Sozialisationsinstanz innerhalb unserer Gesellschaft, wird aber auch gleichzeitig massiv von dieser beeinflusst.

Das veranschaulicht der Autor an genügend Beispielen, in denen er klar aufzeigt, wie wenig Spielraum den Lehrkräften und Schüler:innen bleibt aus der Reihe zu tanzen und wie bestimmend immer noch die soziale Herkunft für den Lernerfolg ist.
Zu eng gestrickt sind die zeitlichen Vorgaben, zu voll gepackt der Lehrplan und zu „alt“ die herrschenden Strukturen.
Somit ist der Rahmen, in dem Unterricht stattfindet bei weitem nicht optimal und lernfördern. Was wohl inzwischen zu genüge bekannt sein dürfte.

Bob Blume hört mit diesem Buch allerdings nicht bei der Bestandsaufnahme auf, sondern gibt Denkanstöße und Handlungsempfehlungen, wie sich diese Situation ändern lässt. Dabei führt er verschiedenste wissenschaftliche Erkenntnisse zur Untermauerung und Erklärung seiner Überlegungen an. Diese reichen von Lernmethoden für zu Hause, wie die „Growth Mindset“, über die Bedeutung und Stellung der Lehrkräfte, bis hin zur Modernisierung des Lehrplans von „innen heraus“.

Er nimmt somit alle Akteure dieses Systems in die Pflicht an der Veränderung mitzuwirken, damit Lernen in den Fokus von Bildung rücken kann. Denn hierin liegt der Schlüssel, um den Schüler:innen einen tatsächlichen Mehrwert bieten zu können.
 
„Warum noch lernen?“ ist ein Sachbuch, dass mir, berufsbedingt, in vielen Lesemomenten aus der Seele gesprochen hat und gleichzeitig meinen Blick auf dieses Thema erweitert hat. Es veranschaulicht Zusammenhänge, zeigt Missstände auf und macht Hoffnung, dass wir es besser machen können.
Sprachlich lässt es sich flüssig lesen, wobei die Theorieteile selbstverständlich etwas anspruchsvoller sind als die alltäglichen Beispielsituationen, anhand derer Blume die Fakten veranschaulicht.
 
Von mir gibt es eine Leseempfehlung für alle, die wissen wollen, warum Schule heute weder für Schüler:innen noch für Lehrkräfte ein befriedigender und passender Lernort ist und wie es besser gehen könnte.

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Veröffentlicht am 08.12.2024

Gelungener Sammelband

Schaurige Nächte
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Bevor ich auf den Inhalt eingehe, will ich erst einmal das wunderschöne und stimmungsvolle Cover erwähnen. Es passt einfach hervorragend zum Inhalt.

Die acht Geschichten in diesem Sammelband spielen alle ...

Bevor ich auf den Inhalt eingehe, will ich erst einmal das wunderschöne und stimmungsvolle Cover erwähnen. Es passt einfach hervorragend zum Inhalt.

Die acht Geschichten in diesem Sammelband spielen alle in England des viktorianischen Zeitalters, mal auf dem Land, mal in London und jahreszeitlich im Winter. Somit passt das Buch perfekt in die jetzige Zeit.
Wie der Titel bereits verspricht, sind es düstere, schaurige Geschichte, die aber nicht zu gruselig werden. Leichte Gänsehautmomente sind bei der einen oder anderen, aber definitiv dabei.
Manche der Autorinnen waren mir vorher bereits bekannt und stellten für mich einen zusätzlichen Anreiz dar, die Sammlung zu lesen. Allen voran Laura Purcell und Jess Kidd. Aber auch die Geschichten der anderen Schriftstellerinnen ließen sich gut lesen. Dabei konnten mich nicht alle gleichermaßen begeistern, aber das versteht sich für mich von selbst, bei so einem Band.
Besonders gefallen haben mir „Chillinghams Rollstuhl“ und „Gefangen“.
Wenn Ihr also Lust habt auf Geistergeschichten, Stühle, in denen sich Körperformen abdrücken oder auch wissen wollt, was es mit den hypnotischen Aal-Sängern auf sich hat.
Dann kann ich Euch diesen Band guten Gewissens empfehlen.
Für mich war es definitiv ein stimmiges Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 05.12.2024

Aktueller Roman über Freundinnenschaft

Hot Mess
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Warum geht es in all den traurigen Filmen und Songs eigentlich immer um gescheiterte Liebe? Zerbrochene Freundschaften waren weitaus schmerzhafter und komplizierter.“ S. 489

Freundschaft ist somit das ...

Warum geht es in all den traurigen Filmen und Songs eigentlich immer um gescheiterte Liebe? Zerbrochene Freundschaften waren weitaus schmerzhafter und komplizierter.“ S. 489

Freundschaft ist somit das zentrale Thema dieses Romans. Er erzählt die Geschichte von drei Frauen, die sich erst im Verlauf der Handlung kennenlernen. Zum einen gibt es Joanne, frisch Mutter und die erste mit Baby im Freundinnenkreis. Somit fühlt sie sich nicht nur mit der neuen Situation überfordert, sondern auch von ihren Mädels nicht verstanden.
Die zweite ist Lexi, eine Influencerin, die mit ihrer besten Freundin im gemeinsamen Podcast ihr Leben und ihre Freundschaft vermarktet und merkt, dass sich das nicht mehr richtig anfühlt.
Und die dritte ist Claire, die das Gefühl hat, dass ihre Freundinnen sie ausschließen und ihr gegenüber nicht mehr ehrlich sind.
Alle drei sind Anfang dreißig, erleben einschneidende Momente in ihrer momentanen Situation und sind gezwungen zu entscheiden, welche Freundschaften echt sind. Dabei lernen sie nicht nur neue Menschen, sondern auch sich ganz anders kennen.

Es ist ein Roman, der in einem locker, flockigen und modernen Sprech geschrieben ist. Es ist leicht in die Handlung einzusteigen und den drei Frauen zu folgen, immer wieder gibt es Szenen, die mich schmunzeln lassen. Gleichzeitig veranschaulicht er gut, wie auch Freundschaften dem Lebenswandel unterworfen sein können und dass nicht alle Kindheitsfreundschaften Bestand haben können. Zusätzlich befasst sich die Geschichte ab einem späteren Punkt sehr intensiv mit dem Thema psychischer Gesundheit/Krankheit und veranschaulicht die Auswirkungen für Betroffene und ihr Umfeld sehr plastisch.

Mit der Figur Claire hatte ich zu Beginn etwas Mühe, schien sie mir, für ihr Alter, doch recht naiv. Das konnte ich gegen Ende dann aber in einen anderen Kontext setzen und somit fühlte es sich dann stimmiger an.

Allerdings gibt es auch immer wieder Szenen, die mir einfach „too much“ waren, wo ich nicht ganz mitgehen konnte. Beispielsweise Joanne in den Aussagen ihrem Partner gegenüber. Oder auch Situationen, die mir dann doch zu oberflächlich und konstruiert gehandhabt wurden. Aber das ist mein persönliches Empfinden.

Insgesamt ist es ein gut zu lesender Roman zum Thema Freundinnenschaft, der mich, in Kombination mit dem herausfordernden Thema psychische Krankheit, überrascht hat.

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Veröffentlicht am 22.09.2024

Jeder nimmt das Leben anders wahr

Ein anderes Leben
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Wie objektiv sind unsere Erinnerung? Oder anders gefragt, wie sehr weichen die eigenen Erinnerungen von denen unseres Gegenüber ab, obwohl es um die selbe Situation geht?
An der Beerdigung ihres Vaters ...

Wie objektiv sind unsere Erinnerung? Oder anders gefragt, wie sehr weichen die eigenen Erinnerungen von denen unseres Gegenüber ab, obwohl es um die selbe Situation geht?
An der Beerdigung ihres Vaters Bow treffen die drei Schwestern aufeinander und schnell geht es maßgeblich um die bereits verstorbene Mutter Hanna. Wer war sie als Mutter und wer als Frau? Wie nahmen Lotta und Laura, die beiden größeren Schwestern ihr Familienleben und Hanna wahr, im Vergleich zur Ich-Erzählerin?
Die Handlung des Romans in der Echtzeit umfasst nur wenige Tage und wir Lesenden erfahren sie immer aus der Warte der jüngsten Schwester. Der weit größere Teil der Geschichte sind allerdings deren Erinnerungen über ihre Kindheit und ihre Mutter. Insofern lesen wir somit ihre Sicht der Dinge und lernen Hanna als Paradiesvogel kennen. Regeln und Normen unterwirft sie sich ungern und auch das behütende Mutterbild verkörpert sie eher selten. In vielen Momenten wirkte sie auf mich unkonventionell und ihrer Zeit voraus. Aber dann gibt es die dunklen Momente, in denen sie mit den gesellschaftlichen Erwartungen ringt und nicht immer gewinnt.
Die Autorin schafft hier ein sehr ehrliches und ungeschöntes Bild einer Frau, die es mit der Zeit schafft, ihren Weg zu gehen. Sie befreit sich von den Erwartungen anderer und stellt ihre Bedürfnisse vorne an, mit allen daraus resultierenden Konsequenzen.
Spannend empfand ich dabei, wie das Leben von Hanna von den drei Schwestern unterschiedlich aufgenommen und erlebt wurde. Denn immer, wenn die drei Schwestern ihre Erinnerungen übereinanderlegen, stellt sich die Frage, wer sich jetzt richtig erinnert. Das lässt mich auch als Leserin nachdenklich werden.
Der Schreibstil ist dabei locker, öfter auch humorvoll und gleichzeitig treffend in seinem Ausdruck. Es wird spürbar, wie sich das Leben für die Protagonistin angefühlt hat. Egal ob ihre Erinnerungen die gefühlte Wahrheit oder die tatsächliche Realität widerspiegeln.

Von mir gibt es eine Leseempfehlung für dieses Debüt.

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Veröffentlicht am 11.09.2024

Was wir aus Liebe tun?!

Mein Mann
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Eine namenlose Ich-Erzählerin, die von außen betrachtet, das perfekte Leben führt. Erfüllender Beruf, glückliche Ehe, genügend me-time, Haus und zwei gesunde Kinder.
Aber selbstverständlich gibt es „perfekt“ ...

Eine namenlose Ich-Erzählerin, die von außen betrachtet, das perfekte Leben führt. Erfüllender Beruf, glückliche Ehe, genügend me-time, Haus und zwei gesunde Kinder.
Aber selbstverständlich gibt es „perfekt“ nicht, auch für die Erzählerin nicht. Denn sie ist beständig auf der Such nach dem Haar in der Suppe, vor allem, was ihren Mann und die gemeinsame Beziehung betreffen.
Für uns Lesende wirkt ihr Verhalten immer wieder äußerst skurril und ihre Erklärungen sind zunehmend realitätsfern, was mich häufiger schmunzeln, aber manchmal auch den Kopf schütteln ließ.
Der Autorin gelingt ein tiefgehender Einblick in die Persönlichkeit der Protagonistin und ihre Gedankenwelt. Die große Angst, die Liebe ihres Mannes oder gar ihren Mann zu verlieren, hat nachvollziehbare Gründe. Ich empfand es als eine tragisch-komische Geschichte, denn auch wenn mir die Hauptfigur nicht immer sympathisch oder nahe war, offenbart die plastisch dargestellte Innenansicht eine zutiefst unsichere Person, die wohl gar nicht anders handeln kann.
Für mich eine Geschichte, die aus der Masse heraussticht und mich mit ihrem Ende wirklich überrascht hat.

Eine Leseempfehlung an alle, die gerade keinen Liebesroman lesen möchten.

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