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Veröffentlicht am 16.02.2025

Willkommen im Reich der Toten

The North Wind – Reich aus Eis und Schatten (The Four Winds 1)
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Einst lag das kleine Dorf Edgewood in den Grünlanden, doch seitdem der Frostkönig den Schattenwall erhöht hat, herrscht Finsternis dort. Nun sind die Grün- die Graulande geworden und Wren kämpft täglich ...

Einst lag das kleine Dorf Edgewood in den Grünlanden, doch seitdem der Frostkönig den Schattenwall erhöht hat, herrscht Finsternis dort. Nun sind die Grün- die Graulande geworden und Wren kämpft täglich gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester ums Überleben. Heute jedoch ist es soweit, der Frostkönig wird nach Edgewood kehren und einen der jungen Frauen mit in sein Reich der Toten mitnehmen. Als seine Wahl auf Wrens Schwester fällt, zögert Wren nicht, sie gibt ihrer Schwester ein Schlafmittel und begleitet heimlich den Frostkönig in sein Reich. Dieser ist alles andere als begeistert, als er den Betrug bemerkt, doch schon am nächsten Tag nimmt er Wren zu seiner Frau, denn er braucht Wren, um die Kraft des Schattenwalls aufrecht zu halten.
Dieser Romantasy Roman ist in jeder Hinsicht eine absolute Schönheit und weckt natürlich sofort die Aufmerksamkeit. Da sich das Buch an Hades und Persephone aber auch an die Schöne und das Biest anlehnen sollte, war ich unglaublich neugierig.
Zugegeben, der Einstieg zog sich ein kleines bisschen und ich musste hier auch an das Reich der sieben Höfe denken, doch ab dem Moment, in dem Wren mit ihrer Schwester die Rollen tauscht und mit dem Frostkönig mitgeht, wird die Geschichte zum Pageturner.
Das Worldbuilding war genau mein Ding, kalt und sehr düster, wirkt es auf dem ersten Blick absolut hoffnungslos. Die einzige noch wirklich lebende Person ist Wren, die sich nun mitten im Reich der Toten befindet. Der Frostkönig richtet über diese nach ihrem Ableben und natürlich mussten sie vorher auch über einen Fluss. Für mich war dies soweit der einzige Aspekt, der an Hades denken ließ. Was ich aber nicht weiter schlimm fand. Auch die Schöne und das Biest bleiben hier nur am Rande erwähnenswert, denn die Autorin erzählt hier für mich eine ganz eigene Geschichte, die nur minimal an Bekanntes erinnert.
Die Handlung beinhaltet von allem etwas, Intrigen, Betrug, Kämpfe, Hass, aber auch Liebe. All das erzählt die Autorin mit ganz viel Emotionen, so dass man das Buch nur ungern auf Seite legt. Hin und wieder fehlte mir die ein oder andere Erklärung, zb warum Boreas mit seinen Brüdern im Zwist liegt und wie es möglich ist, das Wren den Schutzwall wieder herstellen kann, wer solche Details liebt, könnte es kritisch sehen.
Die Lovestory zwischen Wren und Boreas, dem Frostkönig, ist wirklich slow Burn und Enemies to Lovers at its best. Sie verlieben sich nicht schon auf den ersten 40 Seiten ineinander, sondern die Mauern, die sie aus unterschiedlichen Gründen um sich errichtet haben, reißen nur ganz langsam ein. Diese Umsetzung ist wirklich absolut gelungen und genau so auch glaubwürdig.
Erzählt wird die Handlung in der Ich-Form durch Protagonistin Wren. Diese hat mir so unglaublich gut gefallen. Sie hat eine überaus große Klappe und lässt sich durch nichts so leicht einschüchtern. Doch sie hat auch definitiv mit sich selbst zu kämpfen, ist alles andere als ein Engel, schafft es aber selbst, sich weiterzuentwickeln und auch ihre Fehler einzugestehen. Sie ist eine Protagonistin, die ich wirklich bewundert habe und mit der ich auch mitfiebern konnte.
Der Frostkönig, Herrgott, wie oft ich hier Froschkönig gelesen habe, wirkt kalt und unnahbar, doch natürlich steckt auch hinter seinem Verhalten eine Geschichte, die Verständnis für ihn im Leser weckt.
Doch nicht nur diese beiden Protagonisten haben mich überzeugen können, sondern auch die vielen Nebenfiguren, von denen zwar die meisten eine Randfigur bleiben, aber von denen mir auch vor allem die Zofe Orla schnell ans Herz gewachsen ist.
Mein Fazit: Eine lebendige Geschichte, die mich ganz schnell in ihren Bann ziehen konnte, die voller Gefühl, aber auch mit ganz viel Spannung erzählt wird und die den Leser einfach mitten ins Geschehen zieht. Gerade die Protagonistin fand ich unglaublich gelungen, aber auch der Frostkönig wurde schnell lebendig. Wer Geschichten voller Fantasie, Liebe und Action mag, wird hier auf seine Kosten kommen. Ich habe die Welt geliebt und das Buch in kürzester Zeit verschlungen.

Veröffentlicht am 15.02.2025

Reality TV mal anders

One Perfect Couple
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Als Wissenschaftlerin steht Lyla mit beiden Beinen fest auf dem Boden, ganz im Gegensatz zu ihrem Lebensgefährten Nico. Dieser träumt von einer Karriere als Schauspieler und hält sich mit Jobs als Barista ...

Als Wissenschaftlerin steht Lyla mit beiden Beinen fest auf dem Boden, ganz im Gegensatz zu ihrem Lebensgefährten Nico. Dieser träumt von einer Karriere als Schauspieler und hält sich mit Jobs als Barista über Wasser. Doch als Nicos Manager Ari mit einem Casting zu einer Reality TV Show kommt, setzt Nico alles daran, Lyla zu überreden, denn die Show ist nur für Paare und soll auf einer einsamen Insel stattfinden. Die beiden werden genommen und ziehen mit vier weiteren Paaren auf die Insel Ever After. Allerdings gibt es hier nur wenige Hütten und keinerlei Hotel, denn das ist noch nicht gebaut. Zum Glück hat Lyla sich geschworen, schon schnell auszuscheiden, doch bereits am ersten Abend kommt alles anders als gedacht, Lyla gewinnt die erste Runde, während Nico ausscheidet. Als dann noch ein gefährlicher Sturm aufzieht und das Boot, das sie zur Insel gebracht hat, nicht zurückkommt, wird Lyla klar, sie und die anderen befinden sich in Lebensgefahr.
Ruth Ware ist mittlerweile seit einigen Jahren ein Garant für spannende Unterhaltungsliteratur und sie schafft es immer wieder mit ihrem sehr lebendigen Schreibstil, den Leser mitten in die Geschichte zu ziehen. Auch dieses Mal hat man sofort den Eindruck, genau so könnte das alles passiert sein.
Der Einstieg ist eher ruhig, dafür bekommt man einen ersten Blick auf Lyla und Nico und spürt, wie Lyla mit der TV-Show hadert und letzten Endes nur daran teilnimmt, um Nico einen Gefallen zu tun.
Die Geschichte spielt sich zum großen Teil auf der einsamen Insel ab und die Einsamkeit und auch die sich langsam steigernde Panik wird hervorragend transportiert.
Die Handlung ist recht spannend, auch wenn es einfach Zeit benötigt, bis diese in Fahrt kommt. So manchen Moment habe ich so nicht vorausgesehen und so manches war wirklich erschreckend. Erst so nach und nach stellten sich immer mehr Aha-Momente ein und das Ende war wirklich richtig stark.
Im Vordergrund steht Lyla, durch und durch Wissenschaftlerin und aus ihrer Sicht erleben wir die gesamte Handlung. Allerdings gibt es auch hin und wieder Einschübe, z. B. Hilferufe über das Funkgerät, später auch Tagebucheinträge. Diese sorgen für zusätzliche Spannung, denn so weiß man als Leser immer kleinere Bruchteile mehr, als die Charaktere und das lässt ordentlich miträtseln.
Lyla fand ich zunächst noch recht unspektakulär, doch in ihr steckt so einiges mehr und sie wächst immer mehr im Laufe der Handlung. Auch die Nebencharaktere sind wirklich stark gezeichnet, da sie überschaubar bleiben, bekommt man doch von den meisten einen sehr guten Eindruck, doch dass einer von ihnen etwas verbirgt, kristallisiert sich erst nach und nach heraus. Wirklich eine sehr gelungene Charakterzeichnung, die ich absolut vorstellbar und authentisch fand. Ich hätte mit keinem auf der Insel tauschen wollen.
Mein Fazit: Auch wenn der Thriller eher etwas ruhiger bleibt, so ist die Spannung so geschickt konstruiert, dass man sie permanent spüren kann. Sehr subtil und wirklich gekonnt. Dabei schreibt Ware, wie immer, sehr fesselnd und glaubhaft und ich habe das Buch an nur einem Tag verschlungen. Absolute Leseempfehlung für alle, die auch gerne Reality-TV schauen, denn das hier ist Reality-TV der anderen Art.

Veröffentlicht am 06.02.2025

Wundervoll und emotional

Last Call for Love
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Lorraine Hart, kurz Raine, hat ihr Studium in Boston geschmissen, nur um mit ihrer Gitarre als Streetmusikerin durch Irland zu reisen. Doch als sie nach einem Auftritt in Cobh sie zusammenpackt, wird ihr ...

Lorraine Hart, kurz Raine, hat ihr Studium in Boston geschmissen, nur um mit ihrer Gitarre als Streetmusikerin durch Irland zu reisen. Doch als sie nach einem Auftritt in Cobh sie zusammenpackt, wird ihr ihr ganzes Hab und Gut gestohlen. In ihrer letzten Verzweiflung geht sie in einen Pub und während sie grübelt, ob sie nun doch nach Hause zurückkehren und ihren Eltern eingestehen muss, dass es doch nicht geklappt hat, lernt sie Jack kennen. Die beiden verstehen sich auf Anhieb und als Raine Jack erzählt, was passiert ist, bietet dieser ihr kurzerhand einen Job im Pub an, denn dieser gehört zufällig ihm und seinem Bruder. Das Raine sich allerdings zum ersten Mal richtig zu Hause fühlt und sich auch in Jacks blauen Augen verlieren kann, hätte sie nicht erwartet.
Ich fand dieses Cover so unheimlich schön und der Klappentext versprach eine leichte Liebesgeschichte, doch was sich hinter diesem Cover verbarg, damit hätte ich nicht gerechnet.
Autorin Sarah Grunder Ruiz erzählt mit unheimlich viel Gefühl eine Geschichte voller Tiefgang und erweckt zwei wundervolle Charaktere dadurch regelrecht zum Leben. Auch ihr Setting, das irische Städtchen Cobh, aber auch der Pub, von dem man deutlich mehr noch zu „sehen“ bekommt, wurden beim Lesen lebendig und passen wie die Faust aufs Auge zur Geschichte. Der Pub spielt hier auf jeden Fall eine ganz zentrale Rolle und ist ein wenig der Mittelpunkt der Geschichte. bzw. der Dreh- und Angelpunkt.
Die Handlung zieht sich hin und wieder ein wenig, zumindest für meinen Geschmack, denn im Grunde liegt der Fokus hier ganz klar auf den Charakteren, dadurch erleben wir vieles, was sie tun, sehr detailliert. Dafür kann man sich aber recht gut in die beiden Protagonisten versetzen, die beiden mit einer psychischen Krankheit zu kämpfen haben. Wer also von solchen Themen schnell getriggert wird oder selbst betroffen ist, sollte die Triggerwarnung unbedingt beachten.
Aus dem Dual Point of View erleben wir die Geschichte abwechselnd durch Jack und Raine jeweils in der Ich-Perspektive. Wir erhalten dadurch einen tiefen Einblick in ihre Gefühle und Gedanken, inwieweit diese hier realistisch dargestellt sind, kann ich allerdings nicht beurteilen, da ich weder betroffen bin noch jemanden kennen mit diesen Erkrankungen. Vom reinen Gefühl her würde ich durchaus sagen, dass es hervorragend gezeichnet wurde.
Raine war mir auf den ersten Blick sehr sympathisch. Sie ist lebendig, quirlig und chaotisch und zwar nicht nur nach außen hin, sondern auch mit ihren Gedanken. Ich denke, dass dies auch wirklich richtig gut Raines Psyche widerspiegelt. Nichtsdestotrotz ist sie ein unheimlich toller Herzmensch, den man einfach mögen muss. Aber auch Jack ist vom ersten Moment an umwerfend und auch ihn mag man sofort. Dabei kämpft er noch mit viel dunkleren Dämonen, die ihn immer wieder ausbremsen.
Die Nebencharaktere, von denen man viele in Verbindung mit dem Pub kennenlernen, fand ich ebenfalls sehr gut gezeichnet und vorstellbar.
Mein Fazit: Ein wundervolles, sehr emotionales Buch, dass aber trotz Ernsthaftigkeit einen gewissen Humor beinhaltet. Der Schreibstil ist absolut einnehmend und wundervoll und man hat hier direkt das Gefühl mittendrin zu sein. Insgesamt eine wundervolle Geschichte.

Veröffentlicht am 06.02.2025

Guter erster Band mit ein paar Längen

Thrones and Curses – Von den Sternen berührt
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Zeit ihres Lebens wurden die Drillinge Sophronia, Daphne und Beatriz darauf vorbereitet, dem Plan ihrer Mutter zu dienen. Denn die drei Schwestern sollen Königinnen der Nachbarreiche werden und dort mit ...

Zeit ihres Lebens wurden die Drillinge Sophronia, Daphne und Beatriz darauf vorbereitet, dem Plan ihrer Mutter zu dienen. Denn die drei Schwestern sollen Königinnen der Nachbarreiche werden und dort mit geschickten Intrigen die Herrschaft an sich reißen. Das Ziel: ihre Mutter zur Kaiserin über das gesamte Reich werden zu lassen. Nun sind die Drillinge alt genug, um in die benachbarten Königreiche zu ziehen und dort die Prinzen zu heiraten. Doch so leicht, wie es gedacht war, wird es nicht, als sich die Schwestern fern der Heimat in einem neuen Reich behaupten müssen. Sie stehen vor schwierigen Entscheidungen, auch der, wem sie nun wirklich noch vertrauen können.
Laura Sebastian ist mir aus ihrer Ash Princess Trilogie bereits bekannt und ich war neugierig auf ihre neue Reihe.
Allerdings fiel mir der Einstieg zunächst sehr schwer, denn ohne jegliches Hintergrundwissen wird man hier mitten in die Handlung geworfen. Auch der Schreibstil war über einen längeren Zeitraum etwas gewöhnungsbedürftig, denn die Handlung wird in drei Perspektiven immer in der dritten Person und in der Gegenwart erzählt. Das ließ mich eine ganze Weile beobachten, ohne wirklich zu wissen, was hier gespielt wird und ohne dass ich die drei Schwestern richtig auseinander halten konnte.
Doch keine Sorge, das alles gibt sich im Laufe des Lesens und Durchhalten wird hier durchaus mit einer völlig neuen und interessanten Idee belohnt. Zwar ist es hier über weite Teile recht politisch, da hier auch einige Intrigen und Ränke geschmiedet werden, doch je mehr ich durch die Vorhaben blickte, desto spannender wurde es.
Das Worldbuilding blieb noch ein wenig zurück, ich habe zwar erfahren, wer im welchen Reich regiert und wer aus den jeweiligen Königshäusern lebt und wer nicht, aber die eigentlich Welt bleibt noch ein wenig im Hintergrund, vielmehr begleiten wird die Schwestern an die jeweiligen Königshöfe.
Zunächst hatte ich überlegt, ob es nicht besser gewesen wäre, jedes Buch einer Schwester zu widmen, doch die Pläne der drei hängen nun mal sehr eng zusammen und ergeben dann auch ein gelungenes Bild.
Das Magiesystem, das auf den Umgang mit Sternenstaub basiert, fand ich ebenfalls interessant und neu, hier bin ich gespannt, ob wir in weiteren Bänden mehr erfahren werden.
Die drei Reiche sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht und die Schwestern müssen sich nicht nur an die äußeren Umstände sondern auch an die Gepflogenheiten gewöhnen. Auch die Hochzeiten mit den drei Prinzen stellen jede vor eine andere Herausforderung. All das dauert und macht das Geschehen langsam und ruhig.
Die Schwestern sind alle sehr gut ausgearbeitet, schön, clever und zunächst nur ihrem eigenen Ziel bedacht. Doch das ändert ich im Laufe der Handlung. Auch die weiteren Charaktere bieten ganz viel Abwechslung und haben sehr viel Tiefgang. Trotzdem kamen die jeweiligen Emotionen für mich nicht richtig durch, blieben für mich hier auf Distanz, was allerdings auch mit dem Schreibstil in Verbindung steht.
Mein Fazit: Ein sehr ruhiger, manchmal auch langatmiger Einstieg, der aber vor allem die Charaktere und deren Absichten in den Mittelpunkt rückt. Auch wirkte alles sehr distanziert zu Beginn, doch je mehr ich über die Schwestern und die Welt erfuhr, desto mehr kam ich auch in die Geschichte. Die Grundidee finde ich spannend und anders und das Ende lässt auf eine wendungsreiche Fortsetzung hoffen. Für mich zwar nicht ganz so actionreich wie erhofft, aber trotzdem sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 02.02.2025

Spannend, aber eher ein Familiendrama

Die Frau des Serienkillers
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Seit sieben Jahren sind Beth und Tom Hardcastle ein Traumpaar und gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter Poppy leben sie in einem idyllischen Vorort Londons. Beth hat sich ihren Traum eines Cafés erfüllt ...

Seit sieben Jahren sind Beth und Tom Hardcastle ein Traumpaar und gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter Poppy leben sie in einem idyllischen Vorort Londons. Beth hat sich ihren Traum eines Cafés erfüllt und Tom arbeitet tagsüber als Banker in London. Es könnte eigentlich nicht besser sein, bis eines Abends die Polizei vor der Tür steht und Tom bittet, ihnen auf das Präsidium zu folgen. Denn Tom steht in Verdacht, seine Exfreundin Katie getötet zu haben, allerdings fehlt den Ermittlern noch Katies Leiche. Doch nicht nur Tom gerät in Schwierigkeiten, sondern auch Beth, denn diese steht nun vor einem regelrechten Spießrutenlauf in dem kleinen Ort. Kaum jemand glaubt, dass Beth nichts von der Vergangenheit ihres Mannes wusste. Aber nicht nur Tom hat Geheimnisse.

Das klang mal nach einem richtig spannenden Thriller und nach einer mehr als interessanten Idee, mal das Geschehen aus der Sicht der Ehefrau eines Killers zu erleben. Ich war hier auf jeden Fall sehr neugierig auf die Umsetzung, da man ja eigentlich von Beginn an wusste, wer der Täter ist.
Der Einstieg fällt leicht und auch sonst ist es nicht schwer, den Ereignissen im Buch zu folgen, denn Autorin Alice Hunter hat einen wirklich sehr flüssigen und leichten Schreibstil.
Die Spannung ist für mich hier eher subtil und die Handlung ist weder blutig noch brutal. Die Überraschungen kommen vielmehr durch die ungewöhnliche Perspektive und als Leser fragt man sich ständig, was Beth denn nun wirklich weiß. Die Kapitel sind kurz und sorgen dafür, dass man immer noch ein Kapitel lesen möchte. Im Mittelteil kommt es zu kleineren Längen, denen man aber relativ gut wieder entkommt.
Erzählt wird das Geschehen dann nicht nur aus Beths Perspektive, sondern auch durch Tom und die Rückblicke erleben wir aus Katies Perspektive und hin und wieder kommt es zu kleinen Kapiteln aus der Sicht einer uns noch unbekannten Person. All das sorgt dafür, dass man mehr wissen möchte, trotzdem würde ich das Buch eher als spannenden Roman oder Familiendrama denn als Thriller bezeichnen.
Die Handlung findet in erster Linie im kleinen Londoner Vorort Lower Tew statt, zwar gibt es hier Getuschel und misstrauische Blicke, aber ich hätte mir hier auch durchaus eine intensivere Hexenjagd vorstellen können. Wobei darauf auch keinerlei Fokus gelegt wurde. Vielmehr werden wir immer wieder Zeuge von Beths Zerrissenheit und die Sorge um ihre kleine Tochter.
Beth ist Protagonistin und Ich-Erzählerin und wir dürfen hier einige ihrer Gedanken miterleben. Genau das gibt einem auch das Gefühl, dass hier noch das ein oder andere Geheimnis auf den Leser wartet, dass zu überraschen weiß. Das gibt dem Buch ebenfalls mehr Spannung.
Nebencharaktere bleiben relativ überschaubar und selbst Tom lernt man nicht allzu intensiv kennen, auch wenn man hin und wieder Kapitel aus seiner Sicht erhält. Das sorgt ein wenig dafür, dass man die einzelnen Charaktere mit leichtem Misstrauen begegnet.
Mein Fazit: Insgesamt bot mir das Buch sehr gute Unterhaltung und ich habe es an einem freien Nachmittag weggelesen. Zwar ist es kein temporeicher und blutiger Thriller, doch auf jeden Fall ein spannendes Familiendrama, dass vor allem am Ende einen großen Überraschungsmoment bietet. Geheimnisse, undurchschaubare Momente und eine Protagonistin, die man mit leichtem Misstrauen begegnet, sorgen für ein rasches Vorankommen. Gute Unterhaltung.