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Veröffentlicht am 01.03.2018

Langatmiges Durcheinander

Ein Hauch von Mord
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"Ein Hauch von Mord“ ist der erste Teil der Krimi-Reihe von Merete Junker, in dem die Journalistin Mette Minden ermittelt.

In ihrem Wohnort in Norwegen wird eine Frauenleiche im Wald gefunden. Mette kannte ...

"Ein Hauch von Mord“ ist der erste Teil der Krimi-Reihe von Merete Junker, in dem die Journalistin Mette Minden ermittelt.

In ihrem Wohnort in Norwegen wird eine Frauenleiche im Wald gefunden. Mette kannte sie und vor allem ihre Schwester noch aus Schulzeiten und beginnt deshalb eigene Nachforschungen anzustellen. Dabei merkt sie schnell, dass viele Menschen aus dem Bekanntenkreis der Toten das ein oder andere Geheimnis hüten – und nicht alle sind mit den Recherchen der Journalistin einverstanden.

Der Schreibstil ist sehr langatmig und detailreich. Allein die Szene, wie ein normaler Arbeitstag abläuft oder eine Pilzpfanne zubereitet wird (beides unerheblich für die Kriminalgeschichte) wird so ausführlich beschrieben, dass es auch eine Arbeitsanweisung bzw. ein Kochbuchrezept sein könnte. Davon gibt es sehr viele Stellen, welche die Geschichte entschleunigen. Dies kann allgemein für einen Leser angenehm sein, passt aber absolut nicht in einen Krimi, da dadurch keine Spannung aufkommt.

Das Buch setzt sich aus vielen kleinen Abschnitten zusammen, die scheinbar willkürlich aus den Perspektiven von hauptsächlich vier verschiedenen Personen geschildert werden – noch kleinere Abschnitte von Nebencharakteren mal außen vor gelassen. Aber auch die Textstellen der Hauptpersonen sind sehr kurz (mehr als zwei Seiten ist schon außergewöhnlich) und so reich an Pronomen, dass der Leser nicht nur verwirrt ist, aus wessen Perspektive er die Geschichte gerade erlebt, sondern auch kein Lesefluss entstehen kann.

Die Autorin versucht den Leser natürlich auf falsche Fährten zu führen, wie es bei einem Krimi sein muss. Dabei bringt sie mehrere verschiedene Handlungsstränge ins Spiel, deren Verknüpfung am Ende leider gar nicht gelingt. Das Finale wirkt etwas erzwungen und die Motive weithergeholt. Vor allem ganz am Ende kommt noch eine kleine Überraschung zu einem privaten Schicksal, die sehr künstlich ist, fast schon lächerlich, und auf die man gut hätte verzichten können.

Was mir hingegen sehr gefallen hat, war, dass hier eine Journalistin ermittelt. Es ist kein Polizist oder Detektiv, wie im klassischen Krimi, und auch kein gänzlich unqualifizierter Bürger. Sie hat ein gewisses Talent, Durchhaltevermögen, die richtigen Kontakte, eine gute Auffassungsgabe und die nötige Abgebrühtheit um den Fall erfolgreich zu verfolgen.

Zusammenfassend war mir Mette sehr sympathisch und die Story hatte Potenzial. Da man sie meiner Meinung nach allerdings ganz anders hätte schreiben müssen, gibt es von mir nur 2 von 5 Sternen. Auch wenn die Bewertungen für Teil zwei und drei der Reihe im Durchschnitt besser sind, werde ich diese nicht lesen – das ist verschwendete Lesezeit.

Veröffentlicht am 12.12.2017

Kleiner Gruselfaktor trotz unglaubwürdiger Charaktere

Tochter der Flut
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Auf der Insel, auf der Marin lebt, wechseln sich immer 14 Jahre des Tages mit 14 Jahren pechschwarzer Nacht ab. Wenn Letztere eintritt, müssen alle Häuser des Dorfes auf eine bestimmte Art hergerichtet ...

Auf der Insel, auf der Marin lebt, wechseln sich immer 14 Jahre des Tages mit 14 Jahren pechschwarzer Nacht ab. Wenn Letztere eintritt, müssen alle Häuser des Dorfes auf eine bestimmte Art hergerichtet werden, die Bewohner ihre Sachen packen und auf Schiffen in das Wüstenland reisen, bis sie nach 14 Jahren zurückkehren können. Genau diese Abfahrt verpassen Marin und ihr Bruder Kana, da sie ihren Freund Line suchen, der vermisst wird. Doch die hereinbrechende Nacht bringt neben Dunkelheit auch unheimliche Wesen hervor.

Der Klappentext mit seinen sechs kurzen Sätzen hat ganz eindrücklich vermittelt, was für ein spannendes Buch und eine mitreißende Liebesgeschichte mich erwarten würde. Doch es zeigte sich schnell, dass er nicht nur in dieser Hinsicht in eine falsche Richtung führte, sondern auch inhaltliche Fehler aufwies.

Zunächst bleiben nicht nur Marin und Line zurück, sondern auch Kana, was sehr relevant für die Geschichte ist. Dann finde ich es – nach eingehender Betrachtung der Umstände – ungeheuerlich zu sagen, dass Marin daran Schuld wäre. Sie denkt es vielleicht selbst, aber jüngeren Menschen (Zielgruppe würde ich bei 12-14 Jahren ansetzen) dieses Verständnis von Schuld zu vermitteln, ist meiner Meinung nach falsch. Zumal auch zu keiner Zeit im Buch aufgeklärt wird, dass es definitiv nicht Marins Schuld ist. Was zuletzt noch völlig fehlt, ist die angekündigte Liebesgeschichte. Marin und Line sind lediglich sehr gute Freunde, aber es knistert zu keinem Zeitpunkt zwischen ihnen und eine Liebe, die über das platonische hinausgeht ist nicht erkennbar. Lediglich ein Satz gegen Ende, dass Marin sich vorstellt, mit Line verheiratet zu sein, reicht dafür nicht aus.

Auf den ersten 120 Seiten des Buches passiert nichts. Es ist lediglich die Einleitung, die die Menschen auf der Insel beschreibt und wie es zu der Situation kommt, dass die 3 Protagonisten plötzlich alleine dort sind. Eine gute Erklärung und Einleitung ist wichtig, gerade für Fantasy Stories, daher wäre dies ja gar nicht so schlimm, ….. wenn es nicht circa 32% der gesamten Seitenzahl umfassen würde!

Bei den verbleibenden Seiten kann ich aber nicht leugnen, dass sich eine spannende Geschichte entwickelt, durchaus mit Grusel-Potenzial, was ich nicht erwartet hätte. Gerade jetzt, kurz vor der Wintersonnenwende, wenn es so dunkel draußen ist, will man sich lieber nicht vorstellen, wie es ohne elektrisches Licht wäre. Da muss ich zugeben, dass ich Zuhause schon die Festbeleuchtung eingeschaltet habe, um Gedanken an die dunklen Wesen zu vertreiben.

Dieser Grundspannung haben allerdings mehrere Komponenten geschadet.
Zunächst wechselt die Perspektive im Buch dauernd zwischen den drei Personen hin und her. Dies geschieht komplett unsystematisch (zumindest wäre mir kein System aufgefallen), häufig innerhalb eines Kapitels. Manchmal musste ich einen Absatz auf der vorherigen Seite nochmal lesen, um mir klar zu werden, in wessen Kopf ich mich gerade befinde. Das hindert den Lesefluss sehr stark.

Mein größter Kritikpunkt ist allerdings, dass die Aktionen der Protagonisten zum Teil absolut unglaubwürdig sind.

ACHTUNG, SPOILERALARM.

Die drei glauben sich alleine auf der Insel, finden einen Zettel auf dem es heißt „Versteckt euch“ und die allererste Frage, die sie sich stellen ist „Wo?“. Erst an zweiter Stelle kommt „Vor wem?“ und zu keinem Zeitpunkt wird gefragt, wer den Zettel geschrieben hat und der Schluss gezogen, dass sie doch nicht alleine auf der Insel sind und sogar jemand da ist, der ihnen helfen will.

Zweite Situation: Jemand/etwas versucht in den Raum zukommen, um mich – sehr wahrscheinlich - zu töten. Wenn das Geräusch weg ist, gucke ich in den Flur, sehe niemanden, gehe in den Flur, immer noch niemand – ach, dann können wir ja draußen rumlaufen ohne Waffen oder ähnliches und wenn wir das schon machen, teilen wir uns auch noch direkt auf! Das ist doch keine glaubwürdige Reaktion!

SPOILERALARM ENDE.

Zusammenfassend bin ich nicht besonders begeistert. Der Klappentext ist inhaltlich nicht korrekt und vermittelt auch bezogen auf das Genre falsche Erwartungen an das Buch. Durch die unglaubwürdigen Handlungen kommt gar keine Identifikation mit den Charakteren auf, da sie sehr gestellt und unnatürlich wirken. Dass ich mich trotz allem etwas gegruselt habe, ist entweder meiner Fantasie geschuldet, oder dass die Autoren zumindest einen Teil ihrer doch sehr guten Idee auf das Papier übertragen konnten. Daher noch 2 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 15.12.2017

Langweilige Story, flache Charaktere

Die Täuferin
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„Die Täuferin“ ist Band 1 der Freiheitsbund-Saga von Jeremiah Pearson über eine Gruppe der Böhmischen Brüder zu Beginn der Reformation. Zu ihren Grundsätzen gehören die Ablehnung der Kindstaufe und die ...

„Die Täuferin“ ist Band 1 der Freiheitsbund-Saga von Jeremiah Pearson über eine Gruppe der Böhmischen Brüder zu Beginn der Reformation. Zu ihren Grundsätzen gehören die Ablehnung der Kindstaufe und die Glaubensfreiheit generell. Im Buch heißt es außerdem, dass sie vor allem den Menschen niederer Stände das Lesen beibringen, damit jeder selbst in der Bibel lesen kann. Für die katholische Kirche handelt es sich um Ketzerei, welche Verfolgung, Folter und den Tod durch den Scheiterhaufen nach sich zieht. Zu der Gruppe der Böhmischen Brüder gehört unter anderem Kristina, die eine der zwei Protagonisten des Buches ist.
Der andere ist Lud, ein Höriger, der, obwohl er Analphabet ist, einen wachen Verstand besitzt. Er ist seelisch und körperlich von den Pocken gezeichnet, verlor durch sie seine ganze Familie. Der einzige Mensch, der noch eine Bedeutung für ihn hat ist sein Ritter Dietrich Geyer, dem er mit einigen anderen Hörigen zu Beginn des Romans in den Krieg gegen das Osmanische Reich im Donautal folgt. Währenddessen verlässt Kristina mit einigen Glaubensbrüdern und –schwestern ihren Zufluchtsort in dieselbe Richtung, um der Bevölkerung ihre Glaubensgrundsätze näher zu bringen und sie im Lesen zu unterrichten. So kreuzen sich die Wege der beiden.

Zu Anfang möchte ich unbedingt folgende Passage hervorheben, die ich seitdem jedem Buchliebhaber unter die Nase halte:

„Sind Bücher teuer?“
„Ein gutes Buch kostet so viel wie ein guter Dolch.“
Lud blickte seinen Ritter überrascht an. „Nur dass ein Dolch ein Leben wert sein kann.“
„Oh, ein Buch kann viel mehr wert sein als ein Leben. Es kann ein Königreich wert sein. Oder eine neue Welt.“

Das war es dann leider auch schon mit den positiven Aspekten.

Zu Beginn wird der Leser direkt vom Personenverzeichnis erschlagen. Es ist absolut unnötig zum einen so viele Charaktere aufzuzählen, die für die Story insgesamt von untergeordneter Bedeutung sind und zum anderen dann noch für beinahe jeden das Alter und die Familienverhältnisse zu erläutern. Hier hätte sich der Autor gerne auf die wesentlichen Charaktere und ihre relevanten Merkmale beschränken können. Die Charaktere, die eine größere Rolle spielen, entfalten zudem keine wirklich einzigartige Persönlichkeit, sondern bleiben eher flach.

Selten habe ich mich bei einer Rezension bereits mit der Inhaltsangabe so schwer getan, denn es passiert sehr wenig in diesem Buch. Seitenweise werden hingegen die Vergangenheit, sowie die Gedanken der einzelnen Personen beleuchtet. Das geschieht aus kapitelweise wechselnden Perspektiven und nicht nur bei den beiden Protagonisten. Dieses Mittel ist sehr gut geeignet, Einblick in verschiedene Bevölkerungsschichten und deren Motive zu erlangen und daher durchaus gelungen. Es passiert allerdings mehr als einmal, dass ein Kapitel ausnahmsweise spannend endet, das neue Kapitel aber mit weitschweifigen Erinnerungen beginnt. Der zarte Spannungsbogen, der gerade im Entstehen begriffen war, stürzt dabei ins Bodenlose. Vielleicht hat der Autor gehofft, dass der Leser dann umso begieriger weiterlesen würde, um zur Auflösung zu gelangen – zumindest bei mir hat das allerdings gar nicht funktioniert. Als ich endlich erfuhr, wie es weiterging, habe ich mich nicht mehr wirklich gut in die Situation hineinversetzen können. Somit waren die wenigen spannenden Stellen vergeudet. Auf den letzten paar Seiten nimmt die Handlung noch einmal Fahrt auf, vor allem vermutlich um den Grundstein für den 2. Band zu legen. Allerdings reicht das nicht aus, um das Buch insgesamt positiv zu bewerten.

Eine kleine sachliche Anmerkung noch: entgegen des Buchtitels war „Täufer“ zur damaligen Zeit nicht die korrekte Bezeichnung, sondern „Wiedertäufer“. In einer anderen Rezension habe ich aber auch gelesen, dass die Gruppe um Kristina gar keine Täufer/Wiedertäufer sind. Bei dieser Beurteilung muss ich leider mangels Wissen passen.

Zusammenfassend fehlt es einfach an allem, was ich an einem historischen Roman schätze: historische Korrektheit, tolle Persönlichkeiten, eine mitreißende Story. Der Vergleich mit Ken Follett und Noah Gordon ist schlicht eine Frechheit! Eine persönliche Meinung soll natürlich jeder haben, aber wer darf so eine Aussage an so prominenter Stelle schreiben? Zu neu-deutsch würde ich das wohl „Clickbait“ nennen. Wäre das nicht gewesen, würde ich wohl noch 2 Sterne vergeben, jetzt ist es aber nur 1 von 5 Sternen. Ich werde Teil 2 auf keinen Fall kaufen.