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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2018

Weltraumabenteuer

Gambler-Zyklus I
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Danny Sims ist ein Gambler. Zu Beginn des Romans tritt er in einem Zirkus auf. Es dauert eine Weile, bis die Leserinnen und Leser erfahren, was es mit den Gamblern auf sich hat. Sie sind Mutanten mit besonderen ...

Danny Sims ist ein Gambler. Zu Beginn des Romans tritt er in einem Zirkus auf. Es dauert eine Weile, bis die Leserinnen und Leser erfahren, was es mit den Gamblern auf sich hat. Sie sind Mutanten mit besonderen Fähigkeiten und werden wegen ihrer Überlegenheit gehasst und gejagt. Als gefährliche Außerirdische auftauchen, braucht die Welt plötzlich die Hilfe der Gambler.
Lange Abschnitte des Romans, der der erste Teil eines ursprünglich vierbändigen Werkes ist, widmen sich der Darstellung der Figuren. Vieles bleibt lange im Dunkel, die Autorin legt großen Wert auf die Charakterdarstellung und möchte die plausible Entwicklung ihres Helden darstellen. Dabei bleibt meines Erachtens die Spannung ein wenig zurück. Erst im letzten Teil nimmt die Handlung Fahrt auf und erzählt ein echtes Weltraumabenteuer.

Veröffentlicht am 06.02.2018

Derb und munter

Rotzhase & Schnarchnase - Möhrenklau im Bärenbau
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Hase hat Bär beklaut. Deshalb unterbricht dieser seinen Winterschlaf, bzw. ihren Winterschlaf, denn Bär ist eigentlich eine Sie, sodass die Bär verwendet wird (aber nicht immer). Wie es sich für weibliche ...

Hase hat Bär beklaut. Deshalb unterbricht dieser seinen Winterschlaf, bzw. ihren Winterschlaf, denn Bär ist eigentlich eine Sie, sodass die Bär verwendet wird (aber nicht immer). Wie es sich für weibliche Figuren gehört, ist Bär sehr mütterlich, sorgt sich um Hase, will mit ihm spielen und ahnt nicht, dass er sie beklaut und betrogen hat.
Doch dann kommt der Wolf ins Spiel, und für Hase wird es wirklich gefährlich. Jetzt ist es gut, dass Bär ihm hilft und das bringt ihn zum Umdenken.
An vielen Stellen ist die Sprache sehr pointiert, witzig, clever genutzt und erzählt eine rasante Geschichten, getrieben von Missverständnissen und Verrat. Andererseits wird seitenlang auf den Köteln herumgeritten, die Hase vertilgt, was ein witziger Nebenschauplatz sein könnte, bekommt so viel zu viel Gewicht, obwohl es zur eigentlichen Geschichte nichts beiträgt.
Sehr ansprechend finde ich die Illustrationen, die mit Blau als einziger Farbe auskommen und eine ganz eigene Atmosphäre schaffen. Die Tiere sind weder süßlich noch disneyartig dargestellt und bekommen so einen ganz eigenen Charakter. Auf den Bildern ist so einiges zu entdecken.
Vermutlich ist die Übersetzung an der seltsamen Die-Bär-Konstruktion verantwortlich, es fragt sich nur, welchen Mehrwert das für den Text bietet.
Schon der Titel lässt auf eine freche Geschichte hoffe: „Rotzhase und Schnarchnase“ und bietet damit auch gleich einen Interpretationsansatz. Der rotzfreche Hasenlöffel amüsiert sich auf Kosten des schnarchnasigen Bären, soweit so gut, so ansprechend. Dazu passen der Schreibstil und die Illustrationen wie die Faust aufs Auge. Sehr schön auch der Versuch, einen Schneemann zu bauen, weil sich hieran gut zeigen lässt, wie sich Hase im Laufe der Geschichte verändert. Für die jungen Leserinnen und Leser – das Buch ist für Sechsjährige konzipiert – ist sicher auch die Geschichte mit der schlappen Möhre (die Hase Bär erst geklaut hat und ihr dann schenkt) ziemlich witzig. Leider wird das nicht durchgehalten.
Trotzdem handelt es sich um ein lesenswertes Buch, das der Zielgruppe sicher das eine oder andere Kichern abluchsen wird.

Veröffentlicht am 11.01.2018

Shakespeare sei Dank

Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand
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Glenn Dixon fährt nach Verona, um als Sekretär Julias Briefe zu beantworten. Seit vielen Jahren trudeln aus aller Welt Briefe an Romeos Julia in Verona ein. Daraufhin hat sich ein Verein gegründet, der ...

Glenn Dixon fährt nach Verona, um als Sekretär Julias Briefe zu beantworten. Seit vielen Jahren trudeln aus aller Welt Briefe an Romeos Julia in Verona ein. Daraufhin hat sich ein Verein gegründet, der versucht, all diese Briefe aufbauend, ermutigend, einfühlsam zu beantworten.
Glenn kommt aber auch nach Verona, um selbst Antworten zu erhalten. Er ist seit vielen Jahren in eine Frau verliebt, die ihn nicht liebt und betrachtet sein Liebesleben als eher erfolglos. Während seines Besuchs in Verona erinnert er sich immer wieder an das letzte Mal, als er Romeo und Julia mit einer Klasse behandelt hat, eine besondere Klasse, ein besonderes Leseabenteuer.
So erfährt der Leser zugleich ganz viel – teilweise in Originalzitaten – über Shakespeares Drama, ein wenig über die Entstehungsgeschichte, vor allem aber auch über die Hintergründe und die Diskussion um die historische Authentizität. Hat es die Familien Capulet und Montague in Verona jemals gegeben? Und wenn, hatten sie einen entsprechenden Streit? Weist eine Stelle in Dantes Werk daraufhin? Welche historischen Stätten in Verona sind wirklich historisch belegt und könnten einen Zusammenhang mit Shakespeares Liebesdrama haben? Welche Figuren sind historisch belegt?
Dies alles diskutiert Dixon in seinem Roman, teilweise ein wenig belehrend, zum größten Teil aber eingebettet in die Handlung der Story, sodass man es gut lesen kann. Wichtig ist auch, dass er an vielen Stellen die Bedeutung bestimmter Textaussagen erläutert und sie in Zusammenhang stellt mit der Liebe und dem Lebensgefühl seiner Schülerinnen und Schüler, die dadurch die Chance haben, den alten Text für sich zu entdecken und ihn sich anzueignen.
Als weiteres Thema hat sich Dixon ausführlich mit der Forschung rund um das Thema Liebe beschäftigt. Auch diese Informationen fließen in das Buch ein, dazu italienische Lebensart, Aufführungen von Opern und natürlich die Liebe – in all ihren Formen und Spielarten.
Insgesamt kann dieses Buch gut dazu beitragen, einen Zugang zu Shakespeares „Romeo und Julia“ zu gewinnen, ganz abgesehen davon, dass dieser Verein, der die Briefe an Juli beantwortet, eine wunderbare Idee ist und viel mehr Beachtung erfahren sollte.

Veröffentlicht am 08.01.2018

Gemächlich

Lied der Weite
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Auch dieser Haruf-Roman entführt die Leser nach Holt, in die vom Autor für seine Romane erfundene Kleinstadt. Diesmal stehen der Lehrer Guthrie und seine Familie, vor allem die beiden Jungs Bob und Ike, ...

Auch dieser Haruf-Roman entführt die Leser nach Holt, in die vom Autor für seine Romane erfundene Kleinstadt. Diesmal stehen der Lehrer Guthrie und seine Familie, vor allem die beiden Jungs Bob und Ike, die schwangere Schülerin Victoria, Guthries Kollegin Maggie, die sich um Victiora kümmert, die MacPheron-Brüder und Iva Stearns, ein alte Dame, im Mittelpunkt.
Sie alle werden relativ ausführlich vorgestellt, bevor die Handlung beginnt, sich zu entfalten.
Das tut sie gemächlich, so wie in Holt alle noch viel Zeit haben, nimmt sich auch das Buch Zeit, seine Geschichte zu erzählen, die nicht spektakulär ist, in der kein Mord geschieht, in der einfach ganz normale Menschen ganz normale Dinge tun und dabei – trotz allem – ein klein wenig über sich hinauswachsen, lernen, sich verändern. Das geschieht lautlos und macht den Reiz dieses Romans aus.
Gleichzeitig bleiben die Figuren seltsam unzugänglich, wirken eindimensional.
Warum Haruf auf Anführungszeichen verzichtet, erschließt sich mir nicht. So kommen die Leser nicht in den Genuss von Gedanken der Figuren. Vielleicht hätte das etwas mehr Nähe erzeugt. Trotzdem verlebt man eine angenehme Zeit mit den Protagonisten und taucht ein wenig in das Lebensgefühl jener Jahre ein.
„Unsere Seelen bei Nacht“ desselben Autors hat eigentlich nur zwei Figuren, vielleicht gelingt es deshalb in diesem Buch besser, mit ihnen warm zu werden.

Veröffentlicht am 13.12.2017

Vorgeschichte und Fortsetzung

Das Vermächtnis der Spione
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Ich musste den Vorgängerband heraussuchen und noch einmal lesen, um alle Aspekte des neuen Buches besser verstehen zu können.
Guillaume soll aussagen, was sich damals an der Grenze im Kalten Krieg abgespielt ...

Ich musste den Vorgängerband heraussuchen und noch einmal lesen, um alle Aspekte des neuen Buches besser verstehen zu können.
Guillaume soll aussagen, was sich damals an der Grenze im Kalten Krieg abgespielt hat, weil es eine Anzeige von zwei Nachfahren damals Gestorbener gibt. Smiley selbst ist lange Zeit nicht auffindbar. Und Guillaume denkt nach, erinnert sich.
So ist dieses Buch beides, eine Fortsetzung und die Vorgeschichte, was mehrere weitere Ebenen in die Handlung einzieht und die damaligen Geschehnisse immer wieder in einem anderen Licht erscheinen lässt. Nichts bleibt wie erwartet, alles wird in Frage gestellt und auch die moralische Frage nach Gut und Böse wird erneut gestellt und sehr gespalten beantwortet.
Le Carré ist ein begnadeter Erzähler, doch hier hat er einen anspruchsvollen Roman geschrieben, der manchmal zäh ist, wenn z.B. aus den Geheimdienstdossiers berichtet wird und der eigentlich auch voraussetzt, dass man den ersten Teil kennt.
Untersuchungsausschüsse sind heute ja öfter mal an der Tagesordnung, sodass das ganze Hin und Her in diesem Zusammenhang schon sehr aufschlussreich war.
Fazit: Lesenswert, aber eher etwas für Fans.