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Veröffentlicht am 11.02.2025

Super zu lesen, angenehm differenziert

Toxisch Reich
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Sebastian Klein dürfte den meisten Menschen bekannt sein als einer der Gründer der App Blinkist. Der Verkauf seiner Anteile an der App hat ihn reich gemacht. Zudem engagiert er sich zum Beispiel über taxmenow ...

Sebastian Klein dürfte den meisten Menschen bekannt sein als einer der Gründer der App Blinkist. Der Verkauf seiner Anteile an der App hat ihn reich gemacht. Zudem engagiert er sich zum Beispiel über taxmenow für einen gerechteren Umgang mit Vermögen. Ähnlich wie Marlene Engelhorn widmet er sich entschlossen für eine gerechtere Gesellschaft und dafür, überreiche Menschen stärker zu besteuern, um deren Macht und schlechten Einfluss auf die Gesellschaft einzudämmen.

Mit seinem Buch "Toxisch reich - Warum extremer Reichtum unsere Demokratie gefährdet" erläutert er zum einen seine Beweggründe, einen Großteil seines Vermögens zu spenden, zum anderen, warum extremer Reichtum eine Gefahr für gesellschaftlichen Zusammenhalt und damit Demokratien darstellt.

Aufgeteilt ist das Buch im Wesentlichen in zwei Abschnitte, die in mehrere Kapitel unterteilt sind. Der erste Abschnitt behandelt das "Heute", als den Ist-Zustand. Der zweite Abschnitt widmet sich dem "Morgen", als unserer Zukunft bzw. einer wünschenswerten Zukunft.

Um es vorwegzunehmen: Mir hat das Buch gefallen. Das liegt zum einen an dem angenehmen Schreibstil von Sebastian Klein, der keine abgehobenes Fachvokabular verwendet, sondern sich allgemeinverständlich ausdrückt. Zum anderen argumentiert er differenziert. Soll heißen: Er wettert nicht gegen Reichtum an sich, sondern gegen Überreichtum, wie er von Elon Musk, Marc Zuckerberg, Bill Gates, aber auch Susanne Klatten, die Oetker-Familie und so weiter angehäuft wurde und wird.

An lebensnahen und gut verständlichen Beispielen zeigt er auf, dass diese Überreichen in vielerlei Hinsicht eine Gefahr nicht nur für unsere Gesellschaft und das Gemeinwohl darstellen, sondern auch für unsere Demokratie. Er zeigt auf, dass keiner (oder kaum einer) von den Überreichen ihren Reichtum allein durch eigene Arbeit/Leistung erschaffen hatte, sondern sie alle entweder durch Erbschaft (prominentestes Beispiel ist sicherlich Susanne Klatten) oder wohlhabendes Elternhaus (Gates, Musk, Zuckerberg etc.) Startbedingungen hatten, die der Mehrheit nicht zur Verfügung stehen.

Er beschreibt auch, dass arme Menschen bei weitem nicht die gleichen Chancen haben wie Kinder aus wohlhabendem Haus. Er führt aus - und belegt dies -, dass arme Menschen nicht nur bei der Bildung, bei Jobchancen, sondern auch vor Gericht benachteiligt werden.

Vor allem aber zeigt er auf, wie viel Macht extrem reiche Menschen angehäuft haben - nicht nur in den USA, wo es besonders auffällig ist, sondern auch in Deutschland.

Das alles belegt Sebastian Klein sehr gut anhand von Fußnoten und Interviews. Einige Thesen spiegeln seine eigene Meinung wider - und das ist okay, denn der Großteil dessen, was er anführt, belegt er. Ich persönlich hätte mir bei einigen Meinungspassagen bzw. Rückschlüssen gewünscht, sie wären etwas deutlicher als solche gekennzeichnet gewesen, statt sie wie Fakten zu präsentieren.

Der zweite Teil, "Morgen", ist ein Blick in die Zukunft wie Sebastian Klein sie sich wünscht, ohne ins Utopische abzugleiten. Er stellt Mittel und Wege vor, wie die extremen Ungleichheiten, die derzeit vorherrschen, seiner Meinung nach beseitigt werden können. Das fängt damit an, zum Beispiel mit dem gängigen "Leistungs"begriff aufzuräumen und Leistung nicht allein über die Anhäufung von Vermögen zu definieren, sondern darüber, welchen gesellschaftlichen Mehrwert Leistung erbringt. Es geht weiter mit einer echten progressiven Besteuerung. Auch hier bringt er sehr gute Beispiele, bezieht sich unter anderem auf Vorschläge der OECD und so weiter.

Ich kann und will nicht jede Einzelheit des Buches wiedergeben, das würde den Rahmen der Rezension sprengen, aber "Toxisch reich" ist ein alles in allem sehr erhellendes Buch. Man muss nicht mit allem einverstanden sein, was Sebastian Klein schreibt, aber er schreibt und argumentiert sehr gut und ich persönlich stimme ihm in den meisten Punkten zu.

Ich habe unglaublich viele Passagen markiert, beenden möchte ich meinen Text zu dem Buch aber mit folgendem Zitat aus "Toxisch reich", das im Prinzip die beste Zusammenfassung des Buches liefert, die möglich ist:

"In unserer hyperindividualisierten Gesellschaft wird gern ausgeblendet, dass Menschen mit viel Geld auch eine besonders hohe Verantwortung für das Wohl der ganzen Gesellschaft tragen. Es ist an der Zeit, von ihnen zu fordern, sich endlich dieser Verantwortung zu stellen."

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Veröffentlicht am 22.01.2025

Ein tolles Kinderbuch!

Mein Freund Otto, das große Geheimnis und ich
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"Mein Freund Otto, das große Geheimnis und ich" von Silke Lambeck hat meinem Sohn und mir sehr gut gefallen. Das Buch wird ab einem Alter von 9 Jahren empfohlen. Dieser Empfehlung schließe ich mich an.

Es ...

"Mein Freund Otto, das große Geheimnis und ich" von Silke Lambeck hat meinem Sohn und mir sehr gut gefallen. Das Buch wird ab einem Alter von 9 Jahren empfohlen. Dieser Empfehlung schließe ich mich an.

Es handelt sich bei diesem Buch um einen zweiten Teil. Allerdings ist Silke Lambeck so geschickt vorgegangen, dass man es gut lesen kann, ohne den Vorgänger-Band zu kennen.

Besonders gut hat mir gefallen, dass Silke Lambeck es schafft, in diesem Buch schwierige Themen kindgerecht zu verarbeiten. Das gelingt ihr zu allem Überfluss auch noch auf ausgesprochen charmant-humorige Weise. Mein Sohn jedenfalls hat die Mischung aus Witz, flotten Sprüchen, Spannung und Drama sehr genossen. Ich übrigens auch.

Garniert werden Silke Lambecks wunderbare Ideen mit Bildern von Barbara Jung, die das Buch optisch auflockern. Ich erwähnte das deshalb, weil zum Beispiel mein Sohn Bücher komplett ohne Bilder (noch) total langweilig findet. Dieses hier fand er also nicht nur wegen der Geschichte, sondern auch wegen der Illustrationen klasse.

Ich hatte bereits erwähnt, dass in dem Buch nicht nur eitel Sonnenschein herrscht. Zum einen streiten sich die Eltern von Otto zwar immer, diesmal aber so heftig, dass Otto Mutter sogar auszieht! Außerdem haben Matti und Otto eine neue Mitschülerin, Mina, die bei Matti ÜBERmäßige Gefühle auslöst. Und dann gibt's noch das Thema Gewalt in der Familie - und ich hätte nicht gedacht, dass man dieses Thema derart gut in einer Geschichte für Kinder einweben kann, ohne dass es Kinder überfordert oder ihnen schlaflose Nächte bereitet. Dafür ziehe ich meinen Hut vor Silke Lambeck.

Silke Lambeck erzählt ihre Geschichte mit viel Herz, Humor und vor allem kindgerecht, ohne dass es jemals langweilig oder nervend wird. Alle Handlungsstränge ergeben Sinn und auch wenn schwierige Themen ihren Eingang gefunden haben, ist das Buch vor allem unterhaltsam und zeugt von Respekt der jungen Leserschaft gegenüber.

Von mir gibt's eine klare Kaufempfehlung. Das Buch ist super!

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Veröffentlicht am 20.01.2025

Sehr breit gefächerter, schön gestalteter Garten-Ratgeber

Slow Gardening
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Ich bin durch Zufall auf "Slow Gardening" von Elisabeth Grindmayer und Stephanie Haßelbeck gestoßen. Meine Familie und ich haben einen großen Garten und um dem gerecht zu werden, bin ich immer an Büchern ...

Ich bin durch Zufall auf "Slow Gardening" von Elisabeth Grindmayer und Stephanie Haßelbeck gestoßen. Meine Familie und ich haben einen großen Garten und um dem gerecht zu werden, bin ich immer an Büchern interessiert, die versprechen, dass ich einigermaßen entspannt durch die Garten-Jahre komme und nicht Sklavin meines Gartens werde.

"Slow Gardening" ist ein sehr schön gestaltetes Buch. Die Fotos darin sind sehr ansprechend und machen Lust, das Gelesene möglichst sofort umzusetzen. Abgesehen davon macht es dadurch unglaublich viel Spaß, nicht nur zu lesen, sondern auch einfach mal so durch das Buch zu blättern und die Bilder zu genießen. So ist "Slow Gardening" nicht nur ein Ratgeber, sondern bildet einen Bogen zu einem Coffee-Table-Buch, was ich persönlich gut finde - zumal das Buch dadurch auch super als Geschenk geeignet ist.

Die Inhalte des Buches sind sehr umfassend: Neben allgemeineren Texten gibt es viele Tipps zum mehr oder weniger entspannten Gärtnern, welche Pflanzen sich für AnfängerInnen eignen, welche pflegeleicht sind und so weiter. Es gibt Ausführungen zur Anlage eines Gartens, einen kleinen Kräuter-Ratgeber, Rezepte, Tipps zur Haltbarmachung und so weiter und so fort. Es werden unglaublich viele Garten-Themen angesprochen.

Meiner Meinung nach lohnt sich das Buch vor allem für AnfängerInnen. Auch Fortgeschrittene werden sicher ihre Freude an dem Buch haben, vieles aber vielleicht zu oberflächlich finden. Diese Oberflächlichkeit ist vor allem darauf zurückzuführen, dass so viele unterschiedliche Themen ihren Eingang in diesen Ratgeber gefunden haben. So kann nicht jedes Thema so sehr in die Tiefe gehen, dass man als fortgeschrittene GärtnerIn allzu viel Neues erfährt.

Trotzdem taugt "Slow Gardening" dank seiner Vielseitigkeit und dem bereits erwähnten Bogen zum Coffee-Table-Buch durchaus nicht nur für AnfängerInnen - als Geschenkbuch ist es sogar sehr empfehlenswert.

Ich bin irgendwo zwischen Garten-Anfängerin und -Fortgeschrittene angesiedelt, so dass ich ein paar interessante Informationen für mich herausziehen konnte. Am meisten haben mich aber die Rezepte und Fotos angesprochen.

Fazit: Ein wunderschön gestaltetes Buch, das sich vor allem für Garten-AnfängerInnen lohnt.

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Veröffentlicht am 08.01.2025

Sehr unterhaltsam und informativ

Leuchten am Meeresgrund
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Es gibt sie immer wieder, Bücher, die mich überraschen. Diesmal ist das "Leuchten am Meeresgrund: Aus dem Logbuch der ersten Tiefsee-Expedition" von Brad Fox gelungen.

Wer - anders als ich - die Inhaltsangabe ...

Es gibt sie immer wieder, Bücher, die mich überraschen. Diesmal ist das "Leuchten am Meeresgrund: Aus dem Logbuch der ersten Tiefsee-Expedition" von Brad Fox gelungen.

Wer - anders als ich - die Inhaltsangabe aufmerksam liest, erfährt bereits dort, dass das Buch nicht allein die erste Tiefsee-Expedition behandelt. So war dies also die erste Überraschung für mich: dass ich nicht nur über diese eine Expedition lese, sondern auch einiges über die daran beteiligten Menschen erfahre. Dabei geraten zudem immer wieder insbesondere William Beebes Unterstützer und Freunde, Bekannte und so weiter in den Fokus.

"Leuchten am Meeresgrund: Aus dem Logbuch der ersten Tiefsee-Expedition" hat mich während der Lektüre an ein Schnipselalbum erinnert. Es gibt viele Sprünge, immer wieder Fragmentarisches (oder zumindest fragmentarisch Wirkendes) und es werden unzählige Themen scheinbar ohne Zusammenhang eingebunden (King Kong, Faschismus und so weiter). Allerdings ergibt sich am Ende ein wunderbares Gesamtbild, so dass ich diese Herangehensweise statt einer rein chronologischen und fokussierten Niederschrift am Ende als in sich schlüssig empfunden habe.

So erfahren wir einerseits viel über die Hintergründe dieser Expedition, aber auch über William Beebe und seine Einflüsse, aber eben auch einiges sehr interessantes über seine WegbegleiterInnen - allen voran Gloria Hollister. Wir erfahren zudem, wie sich die Tiefsee-Forschung im Lauf der Jahrzehnte weiter entwickelte und zu welchen Erkenntnissen sie kam. Alles in allem wird rein erzählerisch also ganz schön viel geboten.

Dank dieser Herangehensweise lässt sich das Buch dank vieler kurzer Kapitel aber nicht nebenbei lesen. Tatsächlich ist "Leuchten am Meeresgrund" kein Buch für den schnellen Konsum. Die Kürze der Kapitel eignet sich vielmehr, um kurz durchzuatmen und die Informationen zu verdauen und - wenn möglich - für sich abzuspeichern.

Auch die für ein Sachbuch erstaunlich poetisch gewählte Sprache verlangsamt das Lesetempo. Mir hat das gefallen.

Das Buch ist außerdem reich bebildert, was den Schnipselalbum-Charakter unterstreicht und das Beschriebene visuell unterstützt. Genug Raum für Phantasie bleibt dennoch.

"Leuchten am Meeresgrund: Aus dem Logbuch der ersten Tiefsse-Expedition" hat mich gefesselt und dank der Art und Weise wie Brad Fox die Fakten präsentiert wird mir als Leserin freigestellt, ob ich nach der Lektüre dieses Buchs einzelne Themen weiter verfolgen werde oder nicht.

Lange Rede, kurzer Sinn: Mich hat Brad Fox' Buch gepackt und die ungewöhnliche Art der Präsentation hat mich sehr angesprochen und bei der Stange gehalten. Allerdings erfordert das Buch Konzentration und ist nicht geeignet, es auf die Schnelle nebenbei zu lesen. Ein Vergnügen und informativ ist es allemal. Meiner Meinung nach ist das Buch sehr empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 31.12.2024

Blutig, witzig, sehr unterhaltsam

Kannibalen und Liebe
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Grandiose Mischung aus blutigem Horror und (schwarzem) Humor

Ich gebe zu: Ich hatte nicht erwartet, dermaßen gut unterhalten zu werden.

Die Kurzgeschichten dieser Sammlung bieten kurzweilige Unterhaltung. ...

Grandiose Mischung aus blutigem Horror und (schwarzem) Humor

Ich gebe zu: Ich hatte nicht erwartet, dermaßen gut unterhalten zu werden.

Die Kurzgeschichten dieser Sammlung bieten kurzweilige Unterhaltung. "Psycho" und "Die Verwandlung" werden ebenso kurz und knackig verpackt wie Nazi-Zombies, Lovecrafts Cthulhu und zahlreiche weitere bekannte und (mir) unbekannte Vertreter des Genres. Die Fusion von Horror und Humor funktioniert super, auch wenn nicht jeder Gag zündet.

Richtig gepackt hat mich aber die finale und längere Geschichte "Kannibalen und Liebe", die so abgefahren, witzig und blutig ist, dass mir das Herz aufging. Ich hatte lange nicht mehr das Vergnügen, eine solch wahnwitzig-blutige Mischung zu lesen.

Den Abschluss bildet ein ziemlich blutiges Gedicht, das wie der Rest des Buches herrlich zu lesen ist.

Der Vorteil von Kurzgeschichten ist, dass man sie relativ schnell lesen kann. So lässt sich das Buch gut einteilen und man muss nicht alles am Stück lesen. Noch besser ist, dass man das Buch immer wieder zur Hand nehmen kann, um nur noch die Geschichte(n), auf die man gerade Lust hat.

Großartig sind auch die Zeichnungen, die die Geschichten begleiten. Es sind nicht übermäßig viele, aber sie tragen viel zum Charme des Buches bei.

Alles in allem wurde ich prächtig unterhalten und empfehle dieses Büchlein allen, die Kannibalen, Zombies, Chtuluh, Hannibal Lecter und Co. sowie viel Blut und Witz nicht abgeneigt sind.

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