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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.12.2017

Ein Ermittlerduo, das sich gut ergänzt

Stille Zeugen: Friedelinde Engel ermittelt - Band 1
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Die Nachlasspflegerin Friedelinde Engel soll das Erbe regeln von Hannelore Weber, die anscheinend sehr zurückgezogen gelebt hat. Dabei findet Friedelinde in der Gefriertruhe der Verstorbenen einen weiteren ...

Die Nachlasspflegerin Friedelinde Engel soll das Erbe regeln von Hannelore Weber, die anscheinend sehr zurückgezogen gelebt hat. Dabei findet Friedelinde in der Gefriertruhe der Verstorbenen einen weiteren Toten. Bald ergibt sich eine Zusammenarbeit mit dem Kripo-Beamten Sander, der in kürzester Zeit einen zweiten Mordfall auf dem Tisch hat. Könnte es sein, dass die beiden Fälle miteinander zu tun haben? Welches Motiv könnte dahinterstecken? Die beiden werden die Lösung gemeinsam herausfinden, auch wenn die Ermittlung gefährlich werden könnte…

Mit dem Ermittlerduo Sander und Friedelinde Engel hat die Autorin Angela Lautenschläger ein Pärchen gefunden, das sich in seinen Gegensätzen wie auch in seinen Ähnlichkeiten wunderbar ergänzt. Als Gegenpunkt auch sehr gut entworfen: Sanders Kollege, ein weiterer Kontrapunkt zu dem aufbrausenden Sander. Und natürlich zwischen den Zeilen das Prickeln zwischen Sander und Engel, die sich nur scheinbar wie Katz und Maus vertragen… Der Fall selbst arbeitet ein dunkles Kapitel der Kriegs- und Nachkriegszeit auf, denn bis dahin reichen die Wurzeln des Konflikts, der zu den tragischen Ereignissen um die aktuellen Mordfälle führt. Nur nach und nach werden die geschichtlichen Hintergründe freigelegt, ergeben sich die Verbindungen in den verschiedenen Fällen, während die Identität des Mörders lange unklar bleibt, genauso wie sein Motiv. Dadurch bleibt der Spannungsbogen bis zur Auflösung gut erhalten. Ich selbst musste mich überraschen lassen und habe erst auf den letzten Seiten die richtigen Schlüsse gezogen.

Das Buch hat mir einige spannende Lesestunden geschenkt, die geschichtlichen Hintergründe in Zusammenhang mit der Bank sind glaubhaft dargestellt, so dass ich dem Buch gerne vier von fünf Sternen gebe, verbunden mit einer Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 18.12.2017

Interessanter Ermittler mit manchmal ausgefallenen Methoden

Jeremias Voss und die Spur ins Nichts - Der dritte Fall
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Jeremias Voss, Privatdetektiv in Hamburg mit ehemaliger Karriere bei der Polizei, wird zu einem Fall hinzugezogen, der ihn bis nach Miami schickt: Die Tochter eines russischen Oligarchen wurde entführt, ...

Jeremias Voss, Privatdetektiv in Hamburg mit ehemaliger Karriere bei der Polizei, wird zu einem Fall hinzugezogen, der ihn bis nach Miami schickt: Die Tochter eines russischen Oligarchen wurde entführt, sie war zuletzt mit ihrem Mann auf einem Segeltörn in der Karibik, als sich ihre Spuren völlig verloren. Voss muss mit einigen Widrigkeiten kämpfen, darunter auch eine kurze Haft im Gefängnis, dennoch schafft er es, zusammen mit den Kollegen aus Jamaika und Miami den Fall zu lösen.

Dies ist bereits der dritte Fall mit Jeremias Voss, die Vorgängerbände kenne ich nicht. Dennoch gelang mir der Einstieg sehr gut, da der Fall in sich abgeschlossen ist. Der Privatdetektiv ist hier ein bisschen in James-Bond-Manier aktiv, er hat viele hilfreiche Verbindungen, muss einiges an Misserfolgen in Kauf nehmen und verliebt sich in die Kollegin aus Jamaika. Das liegt mir selbst nicht so sehr, und auch die Auflösung des Falles war für mich schnell vorhersehbar. Dennoch ist das Buch spannend geschrieben, vielleicht färbt auch die exklusive Gesellschaft etwas ab, in der er in diesem Band ermitteln muss: unter Reichens, bei Lords und mit vielen Bediensteten, standesgemäß mit Butler. Vor allem aber sind es Voss‘ Ermittlungsmethoden, die viel Farbe in das Geschehen bringen, sowie sein brillanter Verstand.

Alles in allem ein Buch mit einem interessanten Ermittler und seinen auch mal ausgefallenen Ermittlungsmethoden, das sich schnell liest. Deshalb gibt es von mir eine Leseempfehlung sowie vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 16.12.2017

Ein wichtiges Thema spannend verpackt

Das Wüten der Stille
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DI Collin Brown ermittelt im Fall einer verschwundenen Jugendlichen. Es gibt Parallelen zu einem Fall, der die Ermittler bereits vor acht Jahren beschäftigte. Während Herbststürme über Cornwalls Küste ...

DI Collin Brown ermittelt im Fall einer verschwundenen Jugendlichen. Es gibt Parallelen zu einem Fall, der die Ermittler bereits vor acht Jahren beschäftigte. Während Herbststürme über Cornwalls Küste jagen, muss Collin sich damit auseinandersetzen, dass sich die Umwelt der vermissten Carla erst nach einigem Nachfragen wirklich für ihr Verschwinden interessiert… Wird er sie noch rechtzeitig finden können? Wird er dabei auch den früheren Fall lösen können?

Der Einstieg in die Geschichte ist äußerst bedrückend. Die Autorin beschäftigt das Thema Vernachlässigung bei Jugendlichen, und die Erwachsenen kommen fast alle schlecht weg in ihrer Erzählung. Deren Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen der jungen Menschen ist dabei kaum auszuhalten. Diese genaue Beobachtung der Autorin zeigt die Stärke dieses Buches. Einerseits konnte ich deshalb kaum weiterlesen, so sehr hat mich die Geschichte berührt, andererseits wollte ich aber auch unbedingt wissen, wie es weitergeht.

Dies ist wahrlich keine Geschichte, die man so zwischendurch mal liest, sie fordert den Leser und weist auf eine Schwachstelle in unserer Gesellschaft hin. Dabei aber wird die Spannung nie aus den Augen verloren, und auch die Auflösung zum Schluss ist stimmig und nachvollziehbar. Dass die Erzählung der dritte Band der Reihe um DI Collin Brown ist, fällt dabei nicht so sehr ins Gewicht, das Buch lässt sich gut ohne Kenntnisse aus den Vorgängerbänden lesen.

Die Autorin hat ein wichtiges Thema so spannend wie nur möglich verpackt, so dass ich das Buch unbedingt weiter empfehle.

Veröffentlicht am 08.12.2017

Interessantes Ermittlerduo

Dunkel Land
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Verena Hofer soll sich für drei Monate um den Neffen der Hausherrin auf Gut Wuthenow kümmern. Überraschenderweise ist der Neffe bereits erwachsen und geht seinem Beruf als Profiler nach; er ist jedoch ...

Verena Hofer soll sich für drei Monate um den Neffen der Hausherrin auf Gut Wuthenow kümmern. Überraschenderweise ist der Neffe bereits erwachsen und geht seinem Beruf als Profiler nach; er ist jedoch gehandicapped nach einem Schuss in den Kopf und sein Kurzzeitgedächtnis funktioniert nicht. Verena schafft es dennoch, sich auf diese andersartigen Gegebenheiten anzupassen, und bald sind die beiden ein gutes Team, in dem sie sich gut ergänzen. Sie helfen der Polizei bei den Ermittlungen um einen eiskalten Serientäter, der junge Männer verschleppt, foltert und schließlich tötet.

Diese Geschichte hat alles, was ein guter Kriminalroman braucht. Schon der Prolog zeigt klar und deutlich, um was es geht, sofort ist der Leser im Geschehen drin. Die Spannung ist zumindest unterschwellig immer vorhanden, um an verschiedenen Punkten der Erzählung hochzukochen, bis zum rasanten Show-Down. Da mag man kaum das Buch aus den Händen legen. Unerwartete Wendungen lassen immer wieder neue Rätseleien über den Täter aufkommen, die Auflösung ist erst im Nachhinein gut nachzuvollziehen. Das Ermittlerduo ist sehr gut aufeinander abgestimmt und so wirkt die Erzählung sehr glaubwürdig.

Während der Fall in sich geklärt wird, bleiben andere Handlungsfäden noch offen, so dass ich auf eine Fortsetzung hoffe. Da bin ich dann auf jeden Fall mit dabei!

Veröffentlicht am 07.12.2017

Zwölf Jahre und ein Mörder

Drei Tage und ein Leben
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Der zwölfjährige Antoine wohnt bei seiner alleinerziehenden Mutter und hat es nicht leicht im Leben. Eher vergebens bemüht er sich um seine Freunde und um die Liebe von Émilie. Und dann wird auch noch ...

Der zwölfjährige Antoine wohnt bei seiner alleinerziehenden Mutter und hat es nicht leicht im Leben. Eher vergebens bemüht er sich um seine Freunde und um die Liebe von Émilie. Und dann wird auch noch der Hund des Nachbarn angefahren, Antoines treu ergebener Freund. In einem tragischen Moment höchster Frustration und Überforderung wird er zum Mörder am Nachbarssohn, dem kleinen Rémi. Ab diesem Zeitpunkt lebt Antoine in der Angst, überführt zu werden. Doch jede Spur zu ihm wird durch einen Jahrhundertsturm verhindert. Dennoch muss Antoine immer mit der Angst leben, dass der Leichnam des kleinen Jungen irgendwann gefunden wird.

Sehr einfühlsam stellt der Autor Pierre Lemaitre die Frustrationen und Überlegungen des zwölfjährigen Antoine dar. Gespannt habe ich gelesen, wie Antoine sich mit der beängstigenden Situation auseinandersetzen muss. Ein Zeitsprung zeigt ihn zwölf Jahre später, ein weiterer 16 Jahre nach dem Tod des kleinen Jungen. Das Ende ist völlig überraschend, und doch ist es auf seine Art ein äußerst passender Abschluss für diese Geschichte.

Doch während der erste, umfangreichste Anteil des Buches völlig überzeugend ist, habe ich die beiden letzten Teile als bedeutend schwächer empfunden. Für den erwachsenen Antoine kann ich keine Sympathie mehr empfinden, seine Handlungen kann ich oft nicht nachvollziehen, seine Gedanken lassen mich eher unberührt. Der Schwerpunkt des Buches verlagert sich weg von der Gefühlswelt des Menschen Antoine, er wird für mich seltsam blass.

Damit hinterlässt mich das Buch recht zwiespältig, die anfängliche 5-Sterne-Wertung muss ich leider in vier Sterne umändern. Lesenswert bleibt das Buch aber auf jeden Fall.