Ganz großes Kino!
Der letzte Mord am Ende der Welt"Der letzte Mord am Ende der Welt" ist der erste Roman, den ich von Stuart Turton gelesen habe und ich bin begeistert!
Zwar steht auf dem Cover, dass es sich um einen Kriminalroman handelt - und es ist ...
"Der letzte Mord am Ende der Welt" ist der erste Roman, den ich von Stuart Turton gelesen habe und ich bin begeistert!
Zwar steht auf dem Cover, dass es sich um einen Kriminalroman handelt - und es ist ein Kriminalroman, ohne Frage -, er ist allerdings genau genommen ein Sci-Fi-Apokalypse-Krimi. Mir hat die Mischung sehr gefallen, zumal Stuart Turton die postapokalyptische Atmosphäre und Welt gut beschreibt und ordentlich ausgearbeitet hat.
"Das wirklich Furchteinflößende an dem Nebel war, wie schnell er als Rechtfertigung für sämtliche Abscheulichkeiten diente, zu denen das menschliche Herz fähig ist."
Stuart Turton nimmt sich Zeit, zunächst die Hauptfiguren nach und nach in die Geschichte einzuführen und zugleich das Leben auf der Insel sowie fragmentarisch die Geschehnisse, die zum Zusammenbruch der Welt geführt haben, zu beschreiben. Man erhält schnell genug Informationen, um sich gut zurechtzufinden. Mir hat sehr gefallen, wie Turton in aller Ruhe die Geschichte ausbreitet und insbesondere Emorys Charakter und ihre damit einhergehenden Probleme in der Gemeinschaft nachvollziehbar beschreibt.
Bis der im Titel genannte Mord geschieht, vergeht reichlich Zeit. Trotzdem konnte ich das Buch nicht beiseite legen. Es ist Wahnsinn, wie der Autor es geschafft hat, mich derart zu fesseln, dass ich gar nicht mehr aufhören wollte zu lesen. Ich konnte schlicht und ergreifend nicht abwarten zu erfahren, wie alles zusammenhängt.
Im Lauf der Handlung verändern sich die Beziehungen. Die vormals mit Misstrauen bedachte Emory wird zur einzigen Hoffnung für die Inselgemeinschaft, denn nur wenn der Mord aufgeklärt wird - so der Deal zwischen den so genannten "Ältesten" und "Abi" -, wird die tödliche Nebelwand gestoppt werden. Und plötzlich ist Emorys Hang, (kritische) Fragen zu stellen, von großer Bedeutung. Wie sich dadurch die Wahrnehmung ihrer Person durch die Dorfgemeinschaft ändert - vor allem auch durch ihre Tochter und ihrem Vater -, wird sehr schön herausgearbeitet.
Vieles ist bereits nach ungefähr der Hälfte des Romans klar. Tatsächlich kann man sich sehr schnell denken, was es mit der Insel auf sich hat. Man kann sich sogar relativ früh denken, was es mit der Dorfgemeinschaft auf sich hat und viele Motive für den Mord liegen auf der Hand. Ich hatte den Eindruck, dass das vom Autor durchaus so gewollt war. Die echten Überraschungen hebt er sich für das Finale auf und sind zugleich eher Feinheiten.
So sehr ich den Roman verschlungen habe - ich habe ihn komplett an einem Tag gelesen und bin dafür trotz Kind extra lange wach geblieben -, so sehr ich den Roman toll finde, Schwachpunkt ist für mich ausgerechnet das Finale. Das allerdings auf hohem Niveau, muss ich zugeben. Es gibt einige Aspekte, die im Finale aufgeklärt und angesprochen werden, die für mich keinen Sinn ergeben. Hinzu kommt, dass mir schlicht zu viel erklärt wird. Am Ende bleibt praktisch keine Frage, die sich womöglich im Lauf der Lektüre ergeben hat, unbeantwortet. Das wirkt dann aufgrund der Fülle dessen, was in kürzester Zeit alles erklärt wird, gekünstelt.
Abgesehen davon bin ich aber froh, dass ich "Der letzte Mord am Ende der Welt" gelesen habe und es stört mich nicht im geringsten, dass ich heute komplett übermüdet bin, nur weil ich ihn UNBEDINGT zu Ende lesen musste. Der Roman liefert ganz großes Kino und ich wurde super unterhalten!