Vexierbild
Hinter den Mauern der OzeanEin bekannter Ort. Berlin. Die Museumsinsel. Aber doch ganz anders. In dem dystopischen Roman von Anne Reinecke ist die Welt eine andere, denn sie wurde geflutet. Ausgerechnet eine Mauer ist es, die Berlin ...
Ein bekannter Ort. Berlin. Die Museumsinsel. Aber doch ganz anders. In dem dystopischen Roman von Anne Reinecke ist die Welt eine andere, denn sie wurde geflutet. Ausgerechnet eine Mauer ist es, die Berlin vor den Wassermassen schützt, welche Ironie. Und in der Stadt nur fünf Menschen, zwei Frauen und drei Männer. Auf ewig die gleichen, denn diese fünf Ewigen werden nach einigen Zyklen nach und nach durch Kinder ersetzt, die dann wieder ihre Position einnehmen. Bis einige von ihnen beschließen, auszubrechen. Aus Berlin. Aus dem ewigen Kreislauf.
Es sind vertraute Orte, auf denen die fünf Ewigen im Roman wandeln. Ich habe diese Orte schon selbst besucht, den Pergamonaltar und das Ishtar-Tor. Und doch verbirgt sich hinter diesen anscheinend bekannten Orten eine zweite Bedeutungsebene, ein Vexierbild, dessen Bedeutung sich beim Lesen kaum erschließt, uns aber auf traumwandelnde Pfade entführt. Vieles bleibt unklar und verschwommen, Figuren wie die Übersetzer rätselhaft und im Dunst. Aber die Atmosphäre verzaubert mich dennoch, auch ohne dass ich die Essenz begreife. Motive jedenfalls wie die ewige Wiederholung oder die Flucht aus der ummauerten Stadt, Rückblicke lassen mich den Roman zumindest ansatzweise erfassen.
Eine flirrende Geschichte, die sich dem vollständigen Verständnis entzieht, aber dennoch fasziniert.