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Veröffentlicht am 18.02.2024

Büchermenschen sind überall.

Büchermenschen
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Dieses Buch hat mich beim Stöbern in der Kinderbuch-Abteilung unserer Bücherei im Ort direkt angesprochen. Die farbenfrohe Gestaltung erinnerte mich an ein Wimmelbuch, in dem es immer viel zu entdecken ...

Dieses Buch hat mich beim Stöbern in der Kinderbuch-Abteilung unserer Bücherei im Ort direkt angesprochen. Die farbenfrohe Gestaltung erinnerte mich an ein Wimmelbuch, in dem es immer viel zu entdecken und - wie in diesem Fall - viel zu lernen gibt!

Beim Aufschlagen fällt einem gleich die unglaublich liebevolle Gestaltung des Buches auf. Kleine Pfeile, Hinweise und Zeichnungen sind gleich auf den Vorsatzseiten zu finden und erklären die Papierauswahl, die Bindetechnik, die Schriftart und den Coverschnitt. Danach geht es weiter mit jeweils 2 Doppelseiten für so ziemlich jede Berufssparte, die im Buchbereich tätig ist und mit dafür sorgt, dass wir ein fertiges Buch in Händen halten können. Vom Autor, über die Illustratorin, den Gestalter, die Vertreterin und und und. Ein wenig irritiert hat mich die Tatsache, dass den Übersetzer*innen kein eigenes Kapitel gewidmet wurde. Sie werden zwar kurz erwähnt, aber diese äußerst wichtige Rolle (!) mal wieder ein wenig unter den Tisch gekehrt - schade! Sehr schön hingehen fand ich die Doppelseiten über Buchhandlungen und Bibliotheken als Treffpunkt für kleine und große Buchliebhaber und als Ort für Events rund ums Buch.

Insgesamt ein wirklich gelungenes und liebevoll gestaltetes Kindersachbuch, das auch Erwachsene begeistern kann!

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Veröffentlicht am 19.01.2024

Chemie und Feminismus.

Eine Frage der Chemie
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Chemie und Feminismus in den 60ern, das hat mich sofort angesprochen! Das Buch war plötzlich in aller Munde und entgegen meiner sonstigen Abneigung zu sogenannten "Hype-Büchern" musste ich dieses hier ...

Chemie und Feminismus in den 60ern, das hat mich sofort angesprochen! Das Buch war plötzlich in aller Munde und entgegen meiner sonstigen Abneigung zu sogenannten "Hype-Büchern" musste ich dieses hier tatsächlich direkt lesen und ich habe es nicht bereut.

Elizabeth Zott ist eine wirklich taffe Frau! Wenn man sich die Strukturen der damaligen Zeit vor Augen führt, die im Roman auch schonungslos aufgezeigt werden, ist sie eine absolute Vorreiterin gewesen. Ihre Kraft und ihre Sturheit haben mich wirklich beeindruckt. Sie gibt keinen Millimeter nach und kämpft für das, was ihr wichtig ist.
Leider plätschert der Roman im Mittelteil ein wenig vor sich hin und verliert sich in zu vielen Nebenhandlungen und nicht ganz so relevanten Details. Mir persönlich waren auch einige Wendungen ein wenig zu dick aufgetragen und möchtegern-dramatisch. Das hätte die Handlung meiner Meinung nach nicht gebraucht um spannend zu sein. Elizabeths mutigen Werdegang zu verfolgen, war spannend und unterhaltsam genug.

Insgesamt ein hübscher Unterhaltungsroman mit Tiefe, einer taffen Protagonistin, schlagfertigen Dialogen und einer ordentlichen Prise Humor. Manchmal ist das alles, was man braucht!

Das Hörbuch ist übrigens ganz fantastisch eingelesen von Luise Helm. Wer sich generell für den Roman interessiert, dem empfehle ich in diesem Fall dem Hörbuch den Vorzug zu geben!

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Veröffentlicht am 19.01.2024

Ein Fels als Ausgangspunkt einer intensiven Zeitreise.

Der weiße Fels
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"An diesem Ort verliebte sich die Formlosigkeit zum ersten Mal in die Form. Und so, genau so wurde die Welt geboren, an jenem Ort und zu jener Zeit." (S. 199)

Ein Fels als Ursprung der Welt. Weiß, zerklüftet, ...

"An diesem Ort verliebte sich die Formlosigkeit zum ersten Mal in die Form. Und so, genau so wurde die Welt geboren, an jenem Ort und zu jener Zeit." (S. 199)

Ein Fels als Ursprung der Welt. Weiß, zerklüftet, mystisch steht er am Strand von San Blas, einem kleinen Fischerdorf an der Pazifikküste Mexikos. Laut den Legenden der indigenen Ethnie Wixárika, ist er als erste feste Form aus dem Meer gestiegen und gilt seit jeher als besonderer und heiliger Ort.
In Anna Hopes neuem Roman bildet er den Ausgangspunkt für eine intensive Zeitreise, die beinahe 250 Jahre und vier auf den ersten Blick unabhängige Handlungsstränge umfasst.

Eine reisende Schriftstellerin 2020, ein desillusionierter Musiker 1969, zwei verschleppte Schwestern aus dem Yoeme-Stamm 1907 und ein verwirrter Kapitänsleutnant 1775 - sie alle treffen zu unterschiedlichen Zeiten auf diesen mystischen Ort, im Gepäck ihre ganz eigenen Ängste und Sorgen, Hoffnungen und Träume. Der weiße Fels ist das verbindende Element zwischen den nur lose zusammenhängenden Geschichten. Ruhig und unbeeindruckt steht er inmitten der (Gefühls-)Stürme, die seit Jahrhunderten um ihn herum toben. Menschen kommen und gehen, bringen Dankesopfer, erbitten Vergebung oder Errettung, suchen Schutz und Ruhe vor der Welt. Wieviel Leid hat der Fels schon gesehen? Wieviele Leben gerettet?

Anna Hopes neuer Roman benötigt Zeit und Aufmerksamkeit, denn der komplexe Aufbau mit den vier Handlungssträngen und vielen historischen Details wirkt anfangs verwirrend und überfordernd. Es bedarf einer gewissen Ruhe und Ausdauer, um sich in die verschiedenen Figuren und Zeitebenen einzulesen und gegenbenenfalls historische Hintergründe zu recherchieren. Dennoch haben mich die vier Geschichten von Beginn an sehr berührt und gefesselt. Mit ihrem einfühlsamen und präzisen Schreibstil erschafft Hope lebendige Figuren und schafft Sprachbilder voller Schönheit und Eindrücklichkeit. Ihr ist ein kluger und reflektierte Roman gelungen, der zeitlose Fragen aufwirft und die Aufarbeitung schwieriger Themen wie koloniale Verbrechen, kulturelle Aneignung und Klimakatastrophen nicht scheut.

Ihre Herangehensweise über ein gemeinsames Element - den weißen Felsen - finde ich sehr gelungen. Der Fels spielt in jeder der vier Geschichten eine andere Rolle und zeigt sich aus einer anderen Perspektive. Als Projektionsfläche für verschiedene Interessen bietet er viel Interpretationsspielraum. Er verdeutlicht durch seinen Status als heiliger Ursprung, dass der Blick des Einzelnen auf die Welt von der jeweiligen Perspektive und von vielen weiteren Faktoren wie individuellen oder gesellschaftlichen Privilegien und letztendlich dem Zufall abhängt. Wo werden wir geboren? In einem Land das erobert oder das ausgebeutet wird? Und sind letztendlich diese Grenzen nicht fließend?

"Und sie [die Schriftstellerin]? Was will sie hier, wenn nicht ebenfalls schürfen? Sich am Rohmaterial der Geschichte bedienen und aus den Schmerzen, der Mühsal und den unvorstellbaren Verlusten eine Geschichte formen, die sich verkaufen lässt. Sie ist genauso korrupt wie alle anderen. Genauso ausbeuterisch wie jene, die vor dreihundert, vierhundert oder fünfhundert Jahren auf der Suche nach Gold an diesen Ort kamen." (S. 59)

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Veröffentlicht am 26.02.2025

Konnte mich nicht berühren...

Hey guten Morgen, wie geht es dir?
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Wie sehr ich dieses Buch einfach mögen wollte! Das Thema ist unglaublich spannend - ältere Frau, wird nicht gesehen, verschwindet im grauen Alltag, ihr Partner ist lebensbedrohlich erkrankt und dann noch ...

Wie sehr ich dieses Buch einfach mögen wollte! Das Thema ist unglaublich spannend - ältere Frau, wird nicht gesehen, verschwindet im grauen Alltag, ihr Partner ist lebensbedrohlich erkrankt und dann noch das Thema Lovescamming - das ist so eine spannende Vorlage. Als das Buch den Deutschen Buchpreis gewann, war ich noch interessierter an der Lektüre und freut mich sehr für Martina Hefter.

Doch leider konnte der Roman meine Erwartungen nicht erfüllen und lässt mich darüber hinaus ziemlich ratlos zurück. Kluge Gedanken treffen auf unendlich zähe Passagen und so ganz weiß ich immer noch nicht, was mir Frau Hefter am Ende eigentlich sagen wollte. Ich habe mir mehr Tiefe erwartet, mehr Einblick in das Innenleben dieser Frau, die sich zerreißt, um sich selbst nicht zu verlieren in ihren verschiedenen Rollen. Um sich selbst nicht zu verlieren in all der Care-Arbeit und Sorge. Mir war Juno zu blass, zu ungreifbar, zu sprunghaft. Auch das Scamming wurde mir zu ungenau ausgebaut, die Botschaft dahinter nicht klar fassbar.

Hätte groß werden können mit Themen wie Einsamkeit, Krankheit &Pflege. Leider verwirrend, ohne roten Faden und Tiefe. Hat mich leider nicht berührt.

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Veröffentlicht am 18.02.2025

Historisch hochinteressant, aber sperriger Stil.

La Louisiane
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Julia Malye greift in "La Louisiane" ein dunkles Kapitel der französischen Kolonialgeschichte in Nordamerika auf. Zwischen 1720 und 1730 wurden gebärfähige Frauen aus Frankreich in die neue Kolonie "zwangsimportiert", ...

Julia Malye greift in "La Louisiane" ein dunkles Kapitel der französischen Kolonialgeschichte in Nordamerika auf. Zwischen 1720 und 1730 wurden gebärfähige Frauen aus Frankreich in die neue Kolonie "zwangsimportiert", weil es dort an gesundem Nachwuchs mangelte. Die Frauen kamen aus der Salpetrière in Paris, einer Stadt innerhalb der Stadt mit einem Waisenhaus, einem Gefängnis und einer psychiatrischen Anstalt. Dort landeten zu der Zeit Frauen, die scheinbar nicht in die Gesellschaft passten. Entweder weil sie angeblich "geisteskrank" oder "hysterisch" waren, als Engelmacherin anderen Frauen halfen oder lesbisch waren.

Der Roman begleitet vier Frauen auf dem Weg aus der Salpetrière in Richtung "Freiheit". Nach einer beschwerlichen Überfahrt erweist sich ihr oft einziger Weg zurück in die "Gesellschaftsfähigkeit" als Sackgasse, denn Louisiane ist mehr Sumpfgebiet als fruchtbares Land und die Männer dort sind, nunja, eben Männer. Untreue, häusliche Gewalt und Missbrauch prägen fortan den Alltag von Charlotte, Étiennette, Pétronille und Geneviève. Sie erleben aber auch Freundschaft, Zusammenhalt und Liebe untereinander.

Mich hat der Roman trotz seiner starken Bilder und der starken Charaktere leider nicht komplett erreicht. Bemerkenswert ist, wie intensiv sich Julia Malye mit diesem dunklen Kapitel der französischen Geschichte befasst und sehr genau recherchiert hat. Mit ihrem Roman hat sie ein komplexes Sittengemälde der damaligen Zeit geschaffen, das vielen Perspektiven Raum gibt und einem dunklen historischen Kapitel mehr Sichtbarkeit verschafft.

Dennoch blieben mir die vier Frauen über die gesamte Handlung hinweg seltsam fremd und unnahbar. Dies liegt auch an dem abgehackten Schreibstil, mit dem ich einfach nicht warm wurde. Zwischen den oft sehr detailreichen Szenen stockten die Übergänge und wirkten seltsam hölzern. Ich konnte nicht immer folgen und musste einiges doppelt lesen, um Zusammenhänge zu verstehen. Das machte das Leseerlebnis eher mühsam.

Für historisch begeisterte Leser*innen, die über die eine oder andere Holprigkeit hinwegsehen können, ist dieser Roman sicherlich absolut lesenswert.

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