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Veröffentlicht am 01.03.2025

Geld und Intrigen!

To Die For
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Am Malibu Drive in Los Angeles steht ein luxuriöses Strandhaus, das verkauft werden soll. Diesen Exklusivauftrag, bei dem eine Menge Geld herausspringt, hat sich das Maklerbüro Saint Realty gesichert. ...

Am Malibu Drive in Los Angeles steht ein luxuriöses Strandhaus, das verkauft werden soll. Diesen Exklusivauftrag, bei dem eine Menge Geld herausspringt, hat sich das Maklerbüro Saint Realty gesichert. Chefin Diane und ihr Partner David setzen ihre besten Makler auf den Auftrag an, jeder soll potenzielle Kunden dafür gewinnen.

Andi Hart hat die grösste Erfolgsquote im Team. Aber ihre vier Kollegen lassen sich die Million, die dabei für den vermittelnden Makler rausspringt, nicht einfach vor der Nase wegschnappen. Am Tag der offenen Tür, bei dem sich 48 Anwesende im Haus aufhalten, wird eine Leiche im Pool gefunden...


Lisa Gray katapultiert die Leser mitten hinein in die Welt der Reichen, der Schönen und der Jagd nach Luxusvillen, komfortablen Strandhäusern und Wohnungen der oberen Preisklasse. Es geht elitär zu und her und Geld, Macht und Ansehen sind zentral. Dabei werden etliche Klischees bedient. Wie zum Beispiel die Maklerin, die sich für Aufträge auch schon mal mit einem Kunden einlässt oder Arbeitsessen, bei denen die Gäste den Kellner wie einen Leibeigenen behandeln.

Die Autorin hatte ein etwas unglückliches Händchen mit der Struktur der Geschichte. Die Kapitel wechseln nicht nur vom "Davor" (also vor dem Leichenfund) zum "Danach" (nach dem Ereignis), sondern enthalten auch sehr viele Perspektivwechsel. So kommen jeweils die fünf Makler/innen Andi, Miles, Verona, Jack und Krystal, sowie der Ermittler zu Wort. Dabei wird von jeder Person, in eigenen Kapiteln, ihre Lebensumstände aufgeführt und immer weitererzählt. Bei fünf Figuren habe ich öfters den Ueberblick verloren, wer denn wie lebt und welche Sorgen und Eigenheiten hat. Zudem wird eine breite Palette von Problemen abgedeckt. Von einem Geheimnis in der Vergangenheit über einen Knoten in der Brust bis zu Seitensprüngen, Spielsucht und Kinderlosigkeit ist fast alles dabei. Irgendwann hat jeder der fünf ein Motiv, für die Leiche im Pool verantwortlich zu sein. Und das, obwohl der Leser lange Zeit im Dunkeln tappt, wer denn der Unglückliche im Pool überhaupt ist.

Der Schreibstil ist amerikanisch angehaucht und auf das Maklermileu bezogen. Immer wieder wird erläutert, was für ein edles Tröpfchen Wein getrunken wird und wie die Inneneinrichtung der jeweiligen gerade besichtigen Immobilie aussieht. Eingeworfene Maklerausdrücke wie Home Staging oder Double Ending gibt es noch und noch. Szenen à la Denver-Clan sollen wohl die nötige Würze in diesem Thriller bringen. War auch nötig, denn auf dieser Ebene sieht es eher lauwarm aus. Es zieht sich ordentlich, bis man es mit dem Mordfall zu tun hat, davor liest man sich durch viele Intrigen, Eifersuchtsszenen, Beziehungsprobleme und Machthunger.

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Veröffentlicht am 24.01.2025

Zweigeteilt!

Niemand wird ihr glauben
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Eine Mutter ist mit ihren beiden Kindern, einem 5-jährigen Jungen und der 8 Jahre alten Tochter, nachts alleine zu Hause. Das Haus liegt sehr einsam, neben einem Friedhof und am Waldrand.

Ein Schneesturm ...

Eine Mutter ist mit ihren beiden Kindern, einem 5-jährigen Jungen und der 8 Jahre alten Tochter, nachts alleine zu Hause. Das Haus liegt sehr einsam, neben einem Friedhof und am Waldrand.

Ein Schneesturm lässt das alte Haus ächzen und stöhnen. Doch plötzlich ist da ein seltsames Geräusch, Schritte, die die Treppe hinauf schleichen. Ist es die kleine Tochter, die wieder schlafwandelt oder gar ein Einbrecher? Schnell versteckt die Mutter ihre Kinder in einem Geheimversteck, hinter einer Wand. Wird der Eindringling sie übersehen?




Die Besprechung dieses Buches fällt mir schwer. Denn auch nach Beendigung und reiflichem Nachdenken staune ich, wie zwei Hälften einer Geschichte so komplett unterschiedlich sein können.

In der ersten Hälfte der Geschichte geschieht nicht viel. Die Handlung einiger weniger Stunden wird aufsage und schreibe 180 Seiten erzählt. Die von der Autorin vermutlich beabsichtigte unheimliche Atmosphäre dort in dem Haus, nachts, während ein Eindringling die Mutter und die Kinder sucht, kam bedauerlicherweise bei mir nicht an. Ich empfand diese langwierige Passage als weit weg von Gänsehaut und unheimlichem Setting. Immer wieder liest man langatmige Beschreibungen über Mobiliar und bauliche Details des Hauses. Das war oft so unerträglich langweilig, dass ich ab und zu mal grosszügig überlesen habe. Glücklicherweise wurden ein paar Kapitel über die Vergangenheit der Protagonistin und ihrer Familie eingeschoben, die diese langfädigen Geschehnisse in der verhängnisvollen Nacht unterbrochen haben. In dieser ersten Hälfte ist der Schreibstil der Autorin oft wirr und seltsam konstruierte Sätze liessen keinen Lesefluss zu. Ich musste mich regelrecht durchbeissen und habe damit gerungen, das Buch abzubrechen.

Nach der ersten Hälfte ist dieser Spuk jedoch vorbei. Der Schreibstil wird gleichmässiger, flüssiger und der Leseflow stellte sich ein. Handlungswenden haben mich begeistert und Fragen über Fragen liessen mich das Buch kaum aus der Hand legen. Lange ist nämlich nicht klar, ob der Eindringling tatsächlich existierte oder der Einbruch der Einbildung der Mutter geschuldet war. Das hat mir gut gefallen und da zeigte die Debütautorin ihre starke Seite.

Die Autorin hat keinerlei Namen verwendet, nennt die Protagonistin durchwegs " die Frau" oder "die Mutter", die Kinder "der Junge" oder "mein Sohn" etc. Nicht mal der ermittelnde Polizist wird mit Namen genannt. Sehr ungewöhnlich und ich erinnere mich nicht, das schon mal so gelesen zu haben. Die Kehrseite ist, dass diese Form eine grosse Distanz zum Leser herstellt. Vielleicht konnte mich dieser Thriller auch deswegen nicht ganz erreichen?

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Veröffentlicht am 09.01.2025

Aufbau schwerfällig'

Deine dunkle Seele
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Esther erfüllt sich mit knapp 40 Jahren einen Traum: Sie reist nach Malaysia und geniesst dort einen Traumurlaub. Der gebuchte Ausflug mit anderen Touristen soll der Höhepunkt der drei Wochen werden. Mit ...

Esther erfüllt sich mit knapp 40 Jahren einen Traum: Sie reist nach Malaysia und geniesst dort einen Traumurlaub. Der gebuchte Ausflug mit anderen Touristen soll der Höhepunkt der drei Wochen werden. Mit einem Reiseführer fährt die abenteuerlustige Gruppe auf eine einsame Insel.

Als der Organisator der Tour mit dem einzigen Boot verschwindet, sitzen Esther und die sechs anderen Urlaubern fest. Es fehlt an Wasser, Nahrung und Verständnis. Denn in der Gruppe entstehen stressbedingt ungeheure Spannungen und jeder verdächtigt jeden für die Lage verantwortlich zu sein.


Dieser Roman, bei dem ich ganz sicher nicht von einem Psychothriller sprechen werde, beinhaltet eine Mischung aus Reisebericht, spirituellen Touch, Befreiung aus einer sektenähnlichen Gesellschaft und Survival auf einer einsamen Insel. Das erste Drittel des Buches, in dem Esther nach Malaysia fährt, liest sich wie ein Reisebericht. In Kuala Lumpur checkt die Protagonistin in einem Luxushotel ein und macht Ausflüge, die einem Reisebericht - ähnlich beschrieben werden. Gaunerische Taxifahrer und Gepflogenheiten bei einem Tempelbesuch inklusive. Die ganzen 120 Seiten lang habe ich gedacht, wann denn nun endlich die Geschichte beginnt? Endlich, nachdem das erste Drittel gelesen wurde und die Reisegruppe auf der einsamen Insel strandet, wurde der Inhalt endlich zur Handlung.

Sieben Menschen, die sich nicht kennen, müssen sich aufeinander einlassen und absprechen, damit sie überleben können. Die Angst steht immerzu im Raum und die wabert unterschwellig ständig mit. Ab und zu wird es in der Gestalt von Kathy, einer Leidensgenossin die mit der Gruppe auf der Insel festsitzt, spirituell. Der Sinn des Lebens wird hinterfragt und auch ob das Leben und das Schicksal eines jeden einzelnen vorbestimmt ist.

In einer dritten Passage wird die Flucht eines 16-jährigen Mädchens aus einer sektenähnlichen Gemeinschaft beschrieben. Wie die Verbindung zu der Hauptgeschichte ist ... darüber habe ich gerätselt und dies bot die Spannung, die der Rest der Geschichte hat vermissen lassen.

Gegen Schluss wird es doch noch spannend und die Autorin wartet mit einigen überraschenden Wendungen auf. Nun überschlagen sich die Ereignisse. Hier hätte man Tempo herausnehmen können und dieses Tempo dafür im ersten Drittel einsetzen dürfen. Alles in allem eine Geschichte, die ich nicht unter "Psychothriller" einordne, die aber einen soliden Plot hat, der mit einem anderen Aufbau mehr hätte punkten können.

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Veröffentlicht am 06.01.2025

Teilweise langatmig!

Aschezeichen
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Es soll gemeinsame Familienzeit werden! Ein Vater und seine zwei Kinder zelten auf einer einsamen Insel am jütländischen Fjord im westlichen Teil von Dänemark.

Als die 12-jährige Tochter Shirin morgens ...

Es soll gemeinsame Familienzeit werden! Ein Vater und seine zwei Kinder zelten auf einer einsamen Insel am jütländischen Fjord im westlichen Teil von Dänemark.

Als die 12-jährige Tochter Shirin morgens erwacht, ist ihr zwei Jahre älterer Bruder verschwunden und ihr Vater liegt ermordet im Zelt. Privatdetektivin Liv Jennsen versucht die beiden Jugendlichen zu finden, denn sie laufen Gefahr auch in die Fänge des Mörders zu geraten. Vieles deutet darauf hin, dass die beiden mehr gesehen haben, als gut für sie ist.



"Aschezeichen" ist der zweite Teil nach "Glutspur" mit der Privatdetektivin Liv Jennsen in der Hauptrolle. Wie auch im ersten Band wird auch dieser zweite Teil über weite Teile in verschiedenen Erzählsträngen geführt. Privatdetektivin Liv Jennsen versucht die Jugendlichen zu finden und entdeckt Verbindungen zu ihrem Automechaniker Nima Ansari. Hier wird den Lesern solide Ermittlungsarbeit präsentiert.

Daneben bekommt auch wieder Hannah Leon, eine alte Bekannte aus dem ersten Teil, ihre Kapitel. Als dritter Erzählstrang werden, in einem anderen Schriftbild, Rückblicke auf 1990 gegeben. Dieser Teil handelt vorwiegend in dem Erstauffanglager Sandholm. Diese Kapitel empfand ich als sehr eindrücklich, denn sie zeigen schonungslos die Situation geflüchteter Menschen. Hoffnungslosigkeit, Heimweh und das Gefühl Menschen zweiter Klasse zu sein, wechseln sich ab. Anhand des 15-jährigen Tami, der auf eine Aufenthaltsgenehmigung wartet, ist die oft langwierige und zermürbende Zerreissprobe sehr gut dokumentiert.

Es dauert und dauert, bis eine Verbindung zwischen den einzelnen Handlungssträngen entsteht. Hier hätte temporeicher erzählt werden dürfen. Oft hat sich durch die Langatmigkeit Langeweile bei mir eingeschlichen.

Katrine Engberg schreibt in einem eher sachlichen Stil. Weder werden grosse Gefühle der Figuren zelebriert, noch ausschweifende Landschaftsbeschreibungen eingesetzt. Dieser zweite Teil ist ein solider Krimi, dem bedauerlicherweise ein paar Gänsehaut-Passagen fehlen.

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Veröffentlicht am 21.12.2024

Wenn Mord und Kunst sich treffen!

Die blaue Stunde
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Fünf Jahre nach ihrem Tod werden die Kunstobjekte der berühmten Künstlerin Vanessa Chapman im Tate Modern in London ausgestellt. So auch ihr bekanntestes Objekt Division II.

Die Aufregung ist gross, ...

Fünf Jahre nach ihrem Tod werden die Kunstobjekte der berühmten Künstlerin Vanessa Chapman im Tate Modern in London ausgestellt. So auch ihr bekanntestes Objekt Division II.

Die Aufregung ist gross, als entdeckt wird, dass die Künstlerin in dieser Skulptur einen menschlichen Knochen verarbeitet hat.

Die Fairburn-Stiftung, die die Skulptur besitzt, schickt seinen Kurator James Becker nach Eris Island, wo die Künstlerin bis zuletzt mit ihrer Freundin Grace lebte.




Dreh- und Angelpunkt in diesem Roman von Paula Hawkins ist die Kunst. Skulpturen, Malerei und getöpferte Tonobjekte, die die verstorbene Künstlerin Vanessa Chapman gestaltet hat und nun eines ihrer Objekte im Mittelpunkt steht. Ausdrücke wie "Finissage" oder "figurative Malerei" machen diesen Teil der Handlung glaubwürdig. Unterschwellig schwebt ein mögliches Verbrechen mit, da in einer Skulptur ein menschlicher Knochen gefunden wird. Die Frage war dann auch sehr spannend, ob der Knochen menschlichen Ursprungs ist und von wem er stammen könnte.

Zu Beginn fiel mir der Einstieg in die Geschichte schwer, denn der Aufbau ist unruhig. Da gibt es Tagebucheinträge, Zeitungsartikel, Mails, Briefe und immer wieder Perspektivwechsel. Es wird aus der Sicht von Becker und aus der Sicht von Grace erzählt. Meist musste ich ein paar Sätze lesen um zu wissen, wer gerade im Fokus steht. Dieser Aufbau mit verschiedenen Elementen zieht sich durch das ganze Buch. Ebenso viele Nebenhandlungen, die nicht unbedingt alle relevant für die Hauptgeschichte sind, beschäftigen den Leser. Die Hauptgeschichte, der Fund von dem Knochen und die Frage nach dem Ursprung und Grund, ist nicht sehr gehaltvoll. Die Nebenhandlungen stellen sich zum Schluss als genau das heraus: Kleine Geschichtchen, die den Hauptstrang etwas aufpolstern und teilweise zum Schluss offen bleiben.

"Die blaue Stunde" wird reichlich beworben mit "Spitzentitel" und "Highlight der Spannung". Lee Childs Aussage im Innenteil des Umschlages verspricht auch einen grossen Wurf. Dem allem kann ich leider nicht zustimmen. Die Spannung ist minimal vorhanden, denn ich habe mich gefragt, wem der Knochen, der irgendwie in das Kunstwerk geraten ist, denn gehört. Darum geht es aber über weite Teile des Buches gar nicht mehr. Dafür bekommt man eine Charakterstudie wie aus dem Lehrbuch "Psychische Störung und ihre Auswirkungen".

Die Figuren sind durchwegs unsympathisch. Grace, die eine wichtige Rolle spielt, hat mich bedauerlicherweise nicht so richtig überzeugt. Sie gibt die ganze Bandbreite an Charaktereigenschaften wider, immer genau passend zum Plot und der Handlung.

Ich habe es, nach den Büchern "Into the Water" und "Girl on the train", noch einmal versucht mit einem Buch der Autorin. "Die blaue Stunde" hat mir bei weitem besser gefallen als die genannten Titel. Was Paula Hawkins sehr gut hingekriegt hat, ist die Stimmung dort auf der Insel und die Atmosphäre, wenn der Wind an den Fenstern rüttelt. Auch der Schreibstil habe ich als angenehm zu lesen empfunden.

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