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Veröffentlicht am 02.03.2025

Erfüllt leider nicht die Erwartungen

Ginsterburg
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Ginsterburg ist ein idyllisches kleines Städtchen. Nach der Machtergreifung wandelt sich nicht nur das Stadtbild, auch die Denkweisen in den Köpfen macht eine Kehrtwende nach rechts. Was für die einen ...

Ginsterburg ist ein idyllisches kleines Städtchen. Nach der Machtergreifung wandelt sich nicht nur das Stadtbild, auch die Denkweisen in den Köpfen macht eine Kehrtwende nach rechts. Was für die einen gut, ist für andere das Gegetneil. Das Miteinander ist plötzlich geprägt von Misstrauen, Gewalt und dem Gefühl, mächtiger zu sein als der Nachbar oder die Nachbarin. Der Krieg verändert alle und alles...ist das noch das Ginsterburg, in dem sie alle ihr Lebensglück gefunden haben ??

Arno Frank zeigt an seinem fiktiven Städtchen Ginsterburg, wie leicht es gewesen ist, Menschen wie du und ich mit den falschen Idealen und braunem Gedankengut zu infizieren, ihre Denkweise zu beeinflussen und auf die vermeitlich "richtige" Seite zu ziehen. Sein Roman ist von der Thematik her aktueller denn je, legt den Finger in die Wunde und rüttelt wach.

Die Geschichte an und für sich ist gut erdacht, jedoch ist die Umsetzung nicht wirklich gut gelunden. Der sperrige Schreibstil macht das Lesen sehr mühsam und es fällt schwer, im Lesefluss zu bleiben. Das Stadtbild wird von unzähligen Bewohner:innen belebt, die immer wieder einmal auf der Bildfläche escheinen, einen Teil ihrer Lebensgeschichte für die Lesenden zugänglich machen und dann im Nichts verschwinden.

Hier stellt sich die Frage, warum Figuren im ersten Drittel des Buches eine mehr als interessate Geschichte erzählen dürfen, einfach nicht mehr berücksichtigt werden, während widerum andere Charaktere deren Tun nichts zum dramaturgischen Verlauf des Romans beitragen, immer wieder eine Plattform erhalten.

Die Zeitleiste ist in drei Bereiche unterteilt und führt den Leser:innen vor Augen, was sich in Gisterburg in den Jahren 1935, 1940 und 1945 zugetragen hat. Sogar eine Geschäftsidee, die nach dem Krieg in der Realität zur Erfolgsgeschichte wird, wird im Buch "geboren". Sogenannte Gewinner und auch diejenigen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, werden vom Autor beleuchtet. Jedoch vergisst er, seinen Akteuren Herz und Seele mitzugeben, sodass viele Beteiligte einfach wie eine kalte Hülle oder gar als Statist:in in ihrer eigenen Geschichte wirken. So gehen viele Aussagen und Botschaften einfach im Gewirr des Krieges unter, dennoch bleibt eine sehr eindringlich haften: Ginsterburg könnte heute wieder genau so passieren und es ist an der Zeit, Hass, Hetze und Antisemtismus endlich Einhalt zu gebieten.

Schade, dass der Schreibstil dieses Buch ausbremst und ihm dadurch vieles an Emotionen und Atmospähre nimmt - es bleiben neutrale drei Sternchen übrig

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Veröffentlicht am 28.02.2025

Von allem zu viel und doch zu wenig

Vor hundert Sommern
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Anja und Tocher Lena stehen vor einer großen Herausforderung, denn das Ausräumen und Auflösen der Wohnung von Elisabeth, Anjas Mutter bringt so manche Erinnerung zum Vorschein. Dass sich beide Frauen jedoch ...

Anja und Tocher Lena stehen vor einer großen Herausforderung, denn das Ausräumen und Auflösen der Wohnung von Elisabeth, Anjas Mutter bringt so manche Erinnerung zum Vorschein. Dass sich beide Frauen jedoch mit einem Familiengeheimnis konfrontiert sehen, hätten sie zu Beginn nicht vermutet. Auf die bohrenden Fragen erhalten sie zunächst keine oder nur widerwillig Auskunft, bis Elisabeth endlich ihr Schweigen bricht. Für Lena beudetet das endlich, ihre Platz im Leben zu finden und auch bei Anja wird der Lebensweg noch einmal ganz neu beschritten. Mutter und Tochter können gemeinsam mit der Großmutter gedanklich zurückreisen und werden dabei Zeuginnen, wie sich Hass, Hetze und Antisemtismus in Köpfen und Herzen der Menschen festsetzen....bis heute.....


Der neue Generationenroman von Katharina Fuchs wird in einer Zeit veröffentlicht, die erneut einen deutlichen Rechtsruck erlebt und Menschen mit Migrationshintergrund oder jüdischen Glaubens regelrecht an den Pranger stellt. Fuchs versucht anahnd ihrer eigenen Famileingeschichte aufzuarbeiten, was die (Nach-)Kriegsgeneration durch Schweigen an Traumata an ihre Enkel:innen vererbt hat und geht der Frage nach, wie weit Schuld und das Gefühl des Ausgegreztseins vererbt werden kann.

Unterteilt in zwei Erzählstränge , folgen die Lesenden den Ereignissen der 1920er Jahre bis hin zum Kriegsende und erlbeen gleichzeitig in der Gegenwart, wie sich das Gehörte auf eigene Entscheidung auswirkt und mit den tagespolitischen Ereignissen verknüpft. Während die Geschichte von und mit Clara die Leser:innen an die Seiten bindet, kann das Heute mit seine Figuren leider überhaupt nicht überzeugen.

Elisabeth, Anja undL ena wirken wie Staitistinnen in ihrer eigenen Familiengescichte, sind unnahbar und Lena tritt sogar missionarisch auf, um nicht nur die Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld von ihren Einstellungen und Werten zu überzeugen. Das lässt sie belehrend erscheinen und macht nachvollziehbar, warum sie sich so oft ausgetrenz fühlt. Mutter Anja hingegen bewegt sich stocksteif durchs Leben und ihre Zukunfstgestaltung ist für die Lesenden all zu deutlich vorauszuahnen.

Auch das Überfrachten der allgegenwärtigen Themen trägt nicht dazu bei, dass die Handlungen der Gegenart fesselnd und begeisternd erzählt werden.

Das Aufarbeiten der Familiengeschichte, das Aufdecken des Geheimnisses wird hingegen sehr einfühlsam erzäht und lebt von den sepiafarben Bildern, die Fuchs für ihre Leser;innen aus dem imaginären Familienalbum zur Verfügung stellt. Ich hätte mir gewünscht, dass diese Erzählweise sich auf die Gegenwart überträgt und die Leser:innen somit die Möglichkeit haben, ein Teil der Nachforschungen zu sein, selbst auf Spurensuche zu gehen und sich den teilweise schmerzhaften Herausforderungen zu stellen, die mit diesen Ereignissen einhergehen.

Leider hat das Buch die Erwartungen nicht oder nur teilweise erfüllen können, daher neutrale 3 Sternchen

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Veröffentlicht am 26.02.2025

Ich werde leider nicht zu Wachs in den Händen der Autorin

Wachs
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Mit einem vielversprechenden Klappentext und einem kunstvoll gestalteten Cover weckt "Wachs" von Christine Wunnicke hohe Erwartungen. Der Roman verspricht eine gleichgeschlechtliche Liebesgeschichte, die ...

Mit einem vielversprechenden Klappentext und einem kunstvoll gestalteten Cover weckt "Wachs" von Christine Wunnicke hohe Erwartungen. Der Roman verspricht eine gleichgeschlechtliche Liebesgeschichte, die im Paris des 18. Jahrhunderts angesiedelt und mit zärtlichen und gefühlvollen Momenten durchzogen ist. Die Beschreibungen der Stadt, Gerüche und Geräusche und der botanischen Zeichnungen lassen die Kulisse lebendig werden und wecken den Eindruck eines sinnlichen Leseerlebnisses.

Leider kann jedoch das Buch die erhofften Erwartungen nicht ganz erfüllen. Die Verbindung von Geschichte und Emotionen wirkt auf den ersten Blick ansprechend, doch im Verlauf der Lektüre fehlt das gewisse Etwas, um die Geschichte zu einem wirklich fesselnden Leseerlebnis werden zu lassen. Die Mischung aus Patrick Süskinds "Das Parfüm" und den plastillierten Körperwelten von Gunther von Hagen könnte vielversprechend sein, jedoch gleiten die Sätze oft an den Lesenden vorbei, ohne das der Inhalt den Weg ins Herz findet.

Die Figuren sind zwar ansprechend gestaltet, allerdings bleibt deren Entwicklung auf den 185 Seiten des Buches eher begrenzt, sodass sie mitunter nicht nahbar erscheinen, sondern eher die Lesenden dazu verleiten, Abstand von ihnen zu nehmen und das Geschehen nur als Zuschauende, nicht aber als aktiver Part, warzunehmen.

Wunnicke hat ein Gespür für Ästhetik und Präzision, jedoch kann sie diese nicht immer umsetzen, um ein berauschendes Leseerlebnis daraus entstehen zu lassen. Während einige Leser:innen vielleicht dennoch in die Geschichte eintauchen und sie mit Begeisterung aufnehmen, bleibt bei mir das Gefühl zurück, dass ich nicht zu "Wachs" in den Händen der Autorin geworden bin - neutrale 3 Sternchen

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Veröffentlicht am 22.02.2025

Party-Stimmung mit Handbremse

Bakabu und die Kostüm-Party
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Eine kunterbunte Kostümparty mit jeder Menge guter Laune - ja, genau das ist es, was wir alle gerade wollen und brauchen. Das fröhlich-bunte Kinderbuch "Babaku und die Kostüm-Party" stimmt schon mit seinem ...

Eine kunterbunte Kostümparty mit jeder Menge guter Laune - ja, genau das ist es, was wir alle gerade wollen und brauchen. Das fröhlich-bunte Kinderbuch "Babaku und die Kostüm-Party" stimmt schon mit seinem wunderschönen Cover auf die fünfte Jahreszeit ein und verbreitet richtig gute Laune.

Leider zündet die Konfettikanone aber nur ganz verhalten und die Party-Stimmung fährt mit angezogener Handbremse, denn die Geschichte ruckelt an einigen Stellen und das ist so unglaublich schade. Die Grundidee des Buches gefällt und ist ein guter Ansatz, um Kindergartenkindern zu vermitteln, dass alle zusammen eine große Party feiern können, auch wenn der ein oder andere Unterschied oder Handicap vorhanden ist.

Kinder, die von Sprachschwierigkeiten betroffen sind, sollen im Buch die ein oder andere Identifikationsfigur vorfinden. Jedoch werden die zunächst als witzig empfundenen Sprachfehler auf Dauer nervig und die fehlerhafte Ausprache dient nicht zur Förderung der Sprachkompetenz, für die das Buch ja wirbt.

Die Anleitung zum Pfeifen hat leider zu Frustrationen und Tränen geführt, da die beschriebene Vorgehensweise nicht umsetzbar ist und zu keinen Erfolgdserlebnissen führt. Trotz dieser Kritikpunkte bietet die Geschichte eine positive Botschaft: Niemand wird ausgeschlossen und alle unterstützen sich gegenseitig. Auch die liebenswerte Auffirderung, Dinge einfach mal auszuprobieren ist ermutigend und kann Kindern helfen, Herausforderungen anzugehen.

Leider bleibt das Buch hinter unseren Erwartungen zurück - daher neutrale 3 Sternchen

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Veröffentlicht am 10.02.2025

Erfüllt nicht meine Erwartungen

Trauern braucht seine Zeit
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"Trauern braucht seine Zeit" ist ein Begleitbuch, das Trauernden in der schwierigen Phase des ersten Trauerjahres Unterstützung bieten möchte. Mit 366 kurzen, persönlichen Texten, die aus seelsorgerlicher ...

"Trauern braucht seine Zeit" ist ein Begleitbuch, das Trauernden in der schwierigen Phase des ersten Trauerjahres Unterstützung bieten möchte. Mit 366 kurzen, persönlichen Texten, die aus seelsorgerlicher und psychologischer Perspektive verfasst sind, zielt das Buch darauf ab, die komplexen Gefühle, die mit dem Verlust eines geliebten Menschen einhergehen, aufzugreifen und den Trauernden eine behutsame Begleitung zu bieten.

Das Autorenduo, das über langjährige Erfahrung in der Begleitung von Sterbenden und Trauernden verfügt, vermittelt in seinen Texten durchaus ein Verständnis für die Herausforderungen des Trauerprozesses. Die Themen reichen von Verzweiflung und Wut bis hin zu Einsamkeit und Ohnmacht. Diese ehrliche Auseinandersetzung mit den dunklen Seiten der Trauer kann für viele Leser;innen eine wichtige Validierung ihrer Gefühle darstellen.

Allerdings ist zu beachten, dass die Texte nicht für jede/n Trauernde/n gleichermaßen hilfreich sind. Einige Leser:innen könnten Schwierigkeiten haben, sich mit den angesprochenen Emotionen zu identifizieren oder empfinden die Darstellungen als zusätzliche Hürde, die es zu überwinden gilt. In einem Prozess, der oft von Schmerz und Unsicherheit geprägt ist, ist ein stärkerer Fokus auf positive Formulierungen und ermutigende Impulse wünschenswert. Es fehlt an konkreten Anregungen zur Selbstfürsorge und an positiven Affirmationen, die den Trauernden helfen, Kraft zu schöpfen und neue Perspektiven zu entwickeln.

Insgesamt bietet "Trauern braucht seine Zeit" durchaus eingie wertvolle Einsichten und eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Trauer, könnte jedoch durch mehr Einfühlungsvermögen und positive Unterstützung in der Formulierung der Texte profitieren. Für Trauernde, die sich in einer besonders schwierigen Phase befinden, könnte es hilfreich sein, das Buch als einen von vielen möglichen Begleitern zu betrachten und gegebenenfalls zusätzliche Ressourcen zur Unterstützung heranzuziehen.

Da es sich um eine überarbeitete Ausgabe handelt, wäre es auch schön geweswen, den "Hinweis zum Lesen" der sogenannten Leid-Sätze ebenfalls zu aktualisieren. Hier findet sich nämlich der Verweis auf die Buchseite 374, die es wohl irgendwann einmal gegeben hat. Die aktuelle Ausgabe des Buches verfügt - inklusive Stichwortverzeichnes - jedoch nur noch über 320 Seiten, sodass diese Angabe zusätzlich Verwirrung stiftet. Neutrale 3 Sternchen

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