Spannender Justizthriller
Die feindliche ZeuginRosa ist Prozessanwältin (Barrister) und bekommt ihren ersten Mordfall: die Aktenlage scheint ziemlich klar, wäre da nicht Rosas Bauchgefühl, das ihr sagt, der Junge ist unschuldig. Wird es ihr gelingen, ...
Rosa ist Prozessanwältin (Barrister) und bekommt ihren ersten Mordfall: die Aktenlage scheint ziemlich klar, wäre da nicht Rosas Bauchgefühl, das ihr sagt, der Junge ist unschuldig. Wird es ihr gelingen, seine Unschuld zu beweisen oder hat sie sich am Ende doch geirrt?
Mir hat bereits der Aufbau der Geschichte sehr gut gefallen. Es beginnt mit einem Ausschnitt über die Tat und steigt dann direkt in den Prozess ein. Als Lesende*r erhält man in meinen Augen einen sehr guten Überblick über das Britische Mordprozessverfahren, was für mich allein schon sehr interessant war. An manchen Stellen hat mich die Art des Verfahrens so wütend gemacht, immer wieder dachte ich, warum will niemand wissen, was wirklich passiert ist und da möchte ich auch mal ein Zitat herausgreifen, das mir nicht mehr aus dem Kopf geht:
„Das Justizsystem, hatte sie gelernt, war im Grunde nicht darauf ausgerichtet, die Wahrheit zu ermitteln und herauszufinden, was tatsächlich passiert war. Es ging lediglich darum, was bewiesen werden konnte und was nicht.“
Und genau das hat die Protagonistin in meinen Augen so sympathisch gemacht: Sie versucht alles, um die Unschuld des angeklagten Jungen zu beweisen und greift dafür auch zu ungewöhnlichen Mitteln. Sie zeigt, dass es für einen solchen Prozess essentiell ist, einen guten Rechtsbeistand zu haben. Generell sind die Personen im Buch sehr authentisch und echt. Sie sind nicht „perfekt“, an manchen Stellen empfand ich Rosa sogar als unsympathisch, aber genau das hat sie nahbar und menschlich gemacht. Allerdings hätte ich die private Geschichte von Rosa nicht unbedingt in der Ausführlichkeit gebraucht, das hat sich zeitweise für mich etwas gezogen.
Die Geschichte greift wichtige und aktuelle Themen wie Rassismus und Vorurteile auf und schildert den Tathergang und die Geschehnisse sehr realitätsnah.
Dieses Buch ist nichts für schwache Nerven. Ich habe so viele Emotionen durchlebt: ich war schockiert, ich war wütend, ich habe gezweifelt und gehofft. Ich konnte dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, wer es war. Wie alles zusammenhängt und ob es am Ende überhaupt gelingt, die Unschuld zu beweisen. Wer diesen typischen Thriller-Kick erwartet, der wird hier wahrscheinlich enttäuscht werden. Die Spannung liegt meines Erachtens im Prozess selbst. Für alle, die Lust auf einen spannenden Justizthriller haben, der einen Einblick in das britische Strafprozessrecht gibt.