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Veröffentlicht am 07.12.2016

Eine wundervolle Reise

Die Reise der Amy Snow
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Auf Die Reise der Amy Snow bin ich durch die vielen positiven Rezensionen aufmerksam geworden. Obwohl historische (Frauen-)Romane eher nicht so mein Fall sind, hörte sich die Geschichte um Amy, die nach ...

Auf Die Reise der Amy Snow bin ich durch die vielen positiven Rezensionen aufmerksam geworden. Obwohl historische (Frauen-)Romane eher nicht so mein Fall sind, hörte sich die Geschichte um Amy, die nach dem Tod ihrer einzigen Freundin von selbiger auf eine Reise voller Rätsel und Geheimnisse durch das viktorianische England geschickt wird, sehr spannend an.

Bereits nach wenigen Seiten hat mich Amys Geschichte in ihren Bann gezogen. Das Mädchen, das einst als Baby von der jungen Aurelia gefunden wurde und in ihrem herrschaftlichen Haus aufwuchs, war mir sofort sympathisch und nachdem sie den ersten Brief der verstorbenen Aurelia gelesen hat, wollte auch ich unbedingt wissen, wohin diese Reise Amy führt.

Mit seinen knapp 480 Seiten ist Die Reise der Amy Snow nicht gerade ein kleines Büchlein, doch der wunderbare Schreibstil, die vielen Rätsel und die grundverschiedenen Menschen, denen Amy im Laufe der Zeit begegnet, ließen meine Augen nur so über die Seiten fliegen. Ich habe jede Zeile genossen und einige Sätze haben mich zum Schmunzeln gebracht: "Mrs. Riverthorpe ist ein sturer alter Vogel und ein harter Brocken, aber ich bin verliebt und damit im Vorteil, wenn irrationale Ausdauer gefordert ist." Köstlich!

Mir gefiel die lebendige Art, wie Tracy Rees die vielen Charaktere beschrieben hat. Ich habe sie alle vor mir gesehen, von Amy und Henry, über die knurrige Mrs. Riverthorpe und die Vennaways bis zu Quentin Garland bis zu den warmherzigen Wisters, bei denen ich auch zu gerne gewohnt hätte.

Auch wenn das Ende der Reise nicht vollkommen überraschend ist, war ich doch froh, Amy bis dahin begleiten zu dürfen.

Die Reise der Amy Snow ist ein schöner Roman, den ich auch Menschen empfehlen kann, die mit historischen Romanen eher nichts anfangen können. Hier überwiegt die spannende Geschichte mit ihrem einnehmenden Erzählstil.

Veröffentlicht am 03.03.2025

Eine düstere Liebesgeschichte mit Twist

Love Letters to a Serial Killer
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„Love Letters to a Serial Killer“ bedient sich des Phänomens, dass (junge) Frauen, mutmaßlichen oder verurteilten Mördern Liebesbriefe schreiben, da von den Männern offenbar eine besondere Faszination ...

„Love Letters to a Serial Killer“ bedient sich des Phänomens, dass (junge) Frauen, mutmaßlichen oder verurteilten Mördern Liebesbriefe schreiben, da von den Männern offenbar eine besondere Faszination ausgeht. Vor kurzem habe ich eine Dokumentation gesehen, in dem dieses Thema aufgegriffen wird und es wird darüber spekuliert, dass die Frauen und Mädchen, die Serienmördern (in diesem Fall war es Ted Bundy) Liebesbriefe schreiben, oftmals psychische Probleme haben. Tasha Coryells Protagonistin Hannah fällt definitiv in diese Kategorie. Sie macht sich klein, will immer gefallen – vor allen Männern – und schreibt einem Mann, der im Gefängnis sitzt, weil der immerhin nicht weglaufen kann.

Hannah tritt als Ich-Erzählerin auf, weshalb ich tief in ihre Gedankenwelt eindringen kann. Ihre Briefe an William offenbaren eine tiefe Sehnsucht nach einer festen Verbindung, allerdings wird auch deutlich, dass die mitschwingende Gefahr einen besonderen Reiz auf Hannah ausübt. Die Grenze zwischen (vermeintlicher) Liebe und Obsession wird hier sehr oft übertreten. Als Williams Prozess beginnt, zieht es Hannah in den Gerichtssaal, um ihrem „Freund“ nahe zu sein. Doch sie will noch mehr, sie will auch seine Familie kennenlernen und aufgenommen werden. Ihre obsessive Art zieht sich durch die ganze Geschichte – bis zu einem brisanten Ende. Es ist eine Liebesgeschichte, wenn auch eine sehr düstere und spezielle. Und es ist eine Liebesgeschichte, die Fragen über Moral und Abgründe der menschlichen Seele aufwirft.

Abgesehen von den psychologischen Aspekten ist „Love Letters to a Serial Killer“ aber auch einfach eine spannende Geschichte. Tasha Coryell baut zudem einige Wendungen ein und das Ende ist nochmal ein (böses) Sahnehäubchen.

Hannah ist als Protagonistin sehr ambivalent. Ich wusste nie so richtig, wie ich sie einschätzen soll, was auch einen gewissen Reiz ausmacht. Das betrifft auch ihre Motive bezüglich ihres Briefwechsels mit William. Die anderen Charaktere bleiben im Vergleich eher blass, was in Ordnung ist, da es um Hannah geht. Insgesamt fühlte ich mich von Love Letters to a Serial Killer sehr gut unterhalten und habe es dank des flüssigen Stils sehr schnell durchgelesen.

Fazit: "Love Letters to a Serial Killer" ist eine düstere Liebesgeschichte, die Fragen über Moral und Abgründe der menschlichen Seele aufwirft. Eine ambivalente Protagonistin, einige Twists und eine gut geschriebene Geschichte machen den Roman von Tasha Coryell lesenswert.

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Veröffentlicht am 31.01.2025

Ein gelungener Mix aus Grusel-Fantasy und Humor,

The Hollow Places
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Schon auf den ersten Seiten wusste ich, dass mich T. Kingfishers Fantasy-Roman begeistern wird, denn der Tonfall hat genau meinen Geschmack getroffen. „The Hollow Places“ folgt der Protagonistin Kara, ...

Schon auf den ersten Seiten wusste ich, dass mich T. Kingfishers Fantasy-Roman begeistern wird, denn der Tonfall hat genau meinen Geschmack getroffen. „The Hollow Places“ folgt der Protagonistin Kara, die nach einem Beziehungsende von ihrem Onkel eingeladen wird, bei ihm zu wohnen. Er ist der Besitzer eines Wundermuseums, einem großartigen Ort voller skurriler Exponate und merkwürdiger Artefakte, die mir sofort Lust auf einen Besuch gemacht haben.

Kara zieht in eine kleine Kammer im Wundermuseum, erzählt ausgestopften Tieren von ihrem miesen Leben und hilft ihrem Onkel, der gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe ist. Als ihr Onkel ins Krankenhaus muss, entdeckt Kara einen Zugang zu einer Parallelwelt, einer Art Anti-Narnia, die den Besuchern an die Haut will. Zunächst erscheint die Welt recht schön. Wasser, Ruhe, kleine Inseln, auf denen viele Weiden stehen. Doch die Weiden sind nicht so freundlich, wie man annehmen sollte und dann gibt es auch noch ein unsichtbares Grauen, dass sich einen Spaß daraus macht, Menschen zu zerlegen und neu zusammenzusetzen – und das meine ich wortwörtlich.

Kingfisher hat mich in der Weidenwelt das Gruseln gelernt und ich war froh, dass Kara mich mit ihrem trockenen Humor durch die unheimlichen Ereignisse geführt hat. Dadurch konnte ich es ganz gut aushalten, wobei es wirklich ordentlich zur Sache geht. Ihr solltet über einen starken Magen verfügen. Zum Glück muss Kara nicht alleine in die fiese Weidenwelt. Ihr zur Seite steht der etwas schräge Simon, der Barista aus dem Nachbarcafé, den ich auch sofort mochte.

Karas Interaktion mit ihm sorgt für eine wunderbare Dynamik. Auf ihrem Feldzug gegen die wütenden Weiden bilden sie ein unschlagbares Team. Sie stellen sich ihren Ängsten, machen sich auch gerne mal über sie lustig und sind ein ungewöhnliches, aber letztlich stimmiges Team. Für einige Lacher sorgen die schlagfertigen Dialoge, was angesichts der bedrohlichen Schatten um die Protagonisten herum zu kleinen Verschnaufpausen führt. Ein tolles Buch zum Schaudern und Schmunzeln.

Fazit: „The Hollow Places“ ist ein gelungener Mix aus Grusel-Fantasy und Humor, angereichert mit großartigen Charakteren und einem faszinierenden Setting. Ich habe das Buch von der ersten Seite an geliebt und empfehle es sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 22.01.2025

Eine kraftvolle, berührende Geschichte

Bright Young Women
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Inspiriert von wahren Begebenheiten ist Jessica Knoll eine kraftvolle Geschichte gelungen. Das liegt vor allem an dem Fokus, den die Autorin gewählt hat. Sie hat sich dafür entschieden, einem weltweit ...

Inspiriert von wahren Begebenheiten ist Jessica Knoll eine kraftvolle Geschichte gelungen. Das liegt vor allem an dem Fokus, den die Autorin gewählt hat. Sie hat sich dafür entschieden, einem weltweit bekannten Serienmörder keine große Bühne zu bieten; sein Name fällt im gesamten Buch nicht ein einziges Mal. Stattdessen stellt die Autorin Frauen in den Mittelpunkt. Diese waren seine Opfer, wurden getötet oder haben überlebt, oder sie wurden auf andere Weise in den Dunstkreis seiner grausamen Taten gezogen. Die Protagonistinnen sind authentisch und vielschichtig. Sie zeigen die Herausforderungen, mit denen Frauen in einer von Männern dominierten Gesellschaft konfrontiert sind. Ihre Gefühle waren für mich immer greifbar.

„Bright Young Women“ hat mich durch seine vielfältigen Themen begeistert und sehr bewegt. Trauer und Verlust sind allgegenwärtig, und wie die Leben der Überlebenden aufgrund des Traumas belastet sind, war manchmal sehr bedrückend. Doch Jessica Knoll beschreibt die Trauer nicht nur als ein persönliches, sondern auch als kollektives Gefühl, dass die Frauen verbindet. Ganz stark zeigt die Autorin, wie die Geschichten von Frauen (gerade bei solchen Gewalttaten) ignoriert oder gar verzerrt werden (Stichwort: Ja warum hat sie sich auch so angezogen, kein Wunder, dass sie vergewaltigt/ermordet wurde.) Mich hat das Buch stellenweise so wütend gemacht. Der frauenhassende Mörder wird ins Rampenlicht gestellt und angehimmelt und die Frauen sehen sich teilweise extremen Anfeindungen entgegen. Ein doppeltes Leid. Furchtbar!

Jessica Knolls Umgang mit den wahren Ereignissen ist sehr gelungen. Sie schafft es, die Schwere dieser Taten zu vermitteln, gerät jedoch niemals in den Bereich der Sensationsgier. Zum Glück verzichtet die Autorin auch weitestgehend auf explizite Gewaltdarstellungen.

Das Ende hat mich noch einmal sehr berührt, und ich habe das Buch mit feuchten Augen beendet. „Bright Young Women“ ist ein großartiges Buch und ein absolutes Highlight.

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Veröffentlicht am 13.03.2025

Gelungener Debütroman

Middletide – Was die Gezeiten verbergen
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Die Geschichte springt in den Zeiten, wobei sich der Hauptstrang des Romans zwischen 1988 und 1994 abspielt. In immer enger werdenden Kreisen erzählt Sarah Crouch von Elijah und seiner Jugendliebe Nakita, ...

Die Geschichte springt in den Zeiten, wobei sich der Hauptstrang des Romans zwischen 1988 und 1994 abspielt. In immer enger werdenden Kreisen erzählt Sarah Crouch von Elijah und seiner Jugendliebe Nakita, die beide in einen Kriminalfall hineingezogen werden, der mit einem Buch namens „Middletide“ zu tun hat.

Denn „Middletide“ ist nicht nur der Titel des Romans von Sarah Crouch, sondern auch der Titel des Romans, den ihr Protagonist Elijah geschrieben hat. Dieser Roman bringt ihn im Laufe der Geschichte in arge Schwierigkeiten. Warum das so ist, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Spannend konstruiert war dieser Mordfall auf jeden Fall, wobei ich sagen muss, dass ich ein paar der Wendungen nicht ganz schlüssig fand.

„Middletide“ ist ein Roman, in dem die Natur nicht nur reine Kulisse ist. Ganz wunderbar hat Sarah Crouch die Schönheit der Küstenlandschaft eingefangen, in der ihr Buch spielt. Auch die Natur um Elijahs Haus herum ist wunderbare beschrieben. Ich habe den einsamen See vor mir gesehen, die wilden Hühner und die Rehe in den Büschen. Ich habe die Melodien der Vögel und das Platschen der Fische gehört, wenn sie kurz aus dem See aufspringen. Das alles hat mir sehr gut gefallen.

Fazit: „Middletide“ ist ein gut erzählter Roman um einen Mord, der viele Fragen aufwirft. Die Protagonisten waren mir teilweise zu kindisch, der Fall manchmal etwas verwirrend. Die wunderbaren Naturbeschreibungen sind hingegen ein Highlight. Ich habe Sarah Crouchs Debütroman trotz kleiner Mängel sehr gern gelesen.

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