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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2025

Von der Weimarer Republik bis ins Jahr 2024

Vor hundert Sommern
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Genau hundert Jahre lang haben hier die Leser*innen die Möglichkeit, eine Familie, bzw. deren Frauen zu begleiten. Man spürt das Engagement der Autorin Katharina Fuchs auf jeder einzelnen Seite, ...

Genau hundert Jahre lang haben hier die Leser*innen die Möglichkeit, eine Familie, bzw. deren Frauen zu begleiten. Man spürt das Engagement der Autorin Katharina Fuchs auf jeder einzelnen Seite, es scheint, als hätte sie ihr Herzblut in diesen Roman gesteckt. Es geht um drei Generationen einer Familie, die jeweils aus einer Perspektive erzählt werden, nämlich aus der von Urgroßtante Clara, Großmutter Mathilde, Mutter Anja und Tochter Lena. Die letzten beiden stoßen beim Ausräumen von Mathildes Wohnung auf interessante, ja skandalöse Schätze sowie auf Fotografien und Briefe. Warum ist so wenig über Clara bekannt?

Noch kann Mathilde, die inzwischen in einer Hamburger Seniorenresidenz untergebracht ist, sprechen und endlich ist sie auch bereit dazu!

Ein vielschichtiger Roman mit viel Gegenwarts- wie auch Vergangenheitskolorit, in dem herzzerreißende ebenso wie dramatische Familiengeheimnisse zutage gefördert werden.

Mir haben die Schilderungen aus der Vergangenheit am besten gefallen, aus meiner Sicht wäre der Roman runder geworden, wenn die Autorin sich mehr auf diese konzentriert hätte. Vor allem die Belange der jungen Lena erscheinen mir immer wieder nicht ganz passend und deutlich "too much", was Logik und auch die Relevanz im Vergleich zu den Themen früherer Generationen angeht.

Veröffentlicht am 11.03.2025

Raisa, Martha und die davor

Portrait meiner Mutter mit Geistern
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1980er Jahre in Norddeutschland: Raisa wächst recht isoliert bei ihrer Mutter auf, die sie zwar mit Liebe umgibt, aber keineswegs mit Informationen. Ihre Herkunft, weitere Verwandte, mögliche Tanten und ...

1980er Jahre in Norddeutschland: Raisa wächst recht isoliert bei ihrer Mutter auf, die sie zwar mit Liebe umgibt, aber keineswegs mit Informationen. Ihre Herkunft, weitere Verwandte, mögliche Tanten und Onkel - all das bleibt im Ungewissen. Zumindest für Raisa - denn uns Leserinnen bleibt ja zumindest die Funktion der zwar nicht all- aber doch vielwissenden Erzählerin, durch die wir in die vorherigen Generationen der Familie Einblick erhalten, vor allem in die Geschicke der Frauen, die es - wollen wir es mal zusammenfassend bewerten - allesamt nicht leicht hatten. Und ebensowenig haben.

Doch irgendwann findet Mutter Martha einen Ausweg in der sprechenden Zettelwand, an der sie häppchenweise alles befestigt, was nicht ausgesprochen werden kann und sagen wir es gleich: wenig ist das nicht.

Ein Roman, dessen Stil und Sprache mich begeisterten, der mir aber doch so einiges abverlangte: ich mag die klare Sprache ohne Geheimnisse und Aussparungen, die auch die Rezipient
innen des Romans treffen. Längst nicht in dem Maße wie Raisa, aber einiges mehr hätte ich zu gern gewusst!

Veröffentlicht am 01.03.2025

Luxusleben und der Traum davon

Ein ungezähmtes Tier
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Sophie und Arpad - ein strahlendes, glamuröses Paar; Greg und Karine - ein deutlich alltäglicheres, blasseres, was ihnen selbst am meisten bewusst ist. Wie hängen diese Protagonisten mit dem Juwelenraub ...

Sophie und Arpad - ein strahlendes, glamuröses Paar; Greg und Karine - ein deutlich alltäglicheres, blasseres, was ihnen selbst am meisten bewusst ist. Wie hängen diese Protagonisten mit dem Juwelenraub zusammen, von dem bereits ganz zu Beginn die Rede ist?

Es dauert eine ganze Weile, bis hier nähere Zusammenhänge zutage kommen, ebenso erfährt man erst spät, wer denn eigentlich das titelgebende ungezähmte Tier ist - ganz sicher ist es nicht der Hund der Nachbarn, mit dem ständig Gassi gegangen wird.

Wie immer bei Dicker finden sich die Puzzlesteine recht zögerlich zusammen, diesmal passt es nicht ganz so messerscharf wie in einigen der vorherigen Romane, sprich: sein bestes ist dies sicher nicht: eine ganze Ansammlung von Unsympathen; die Netteren werden nur kurz umrissen.

Wie so oft geht es um Leidenschaften verschiedener Art, den Drang, gewisse Dinge, teilweise mit gewissen Leuten zu tun, der aus ganz unterschiedlichen Beweggründen resultiert. Ich hatte ein bisschen den Eindruck, es eilte mit dem Abgabetermin, weswegen die Rafinesse, die ich bei Dicker bereits mehrfach kennengelernt habe, etwas zu kurz kam.

Dennoch lohnt die Lektüre, wenn auch mehr zur Unterhaltung mal so zwischendurch - 3,5 Sterne von mir!

Veröffentlicht am 30.01.2025

Männer sind Schweine!

Fun
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So heißt ein Lied der "Ärzte", deren Mitglied Bela B. Felsenheimer uns nun auf andere Art und Weise - nämlich in seiner Eigenschaft als Romanautor - von diesem Umstand zu überzeugen versucht.

Das tut ...

So heißt ein Lied der "Ärzte", deren Mitglied Bela B. Felsenheimer uns nun auf andere Art und Weise - nämlich in seiner Eigenschaft als Romanautor - von diesem Umstand zu überzeugen versucht.

Das tut er ausgesprochen gründlich: die in diesem Roman vorkommenden Männer - allen voran eine Deutschrock-Band, deren Charakter wahrscheinlich eher nicht von dem der "Ärzte" übernommen wurde, sind allesamt Schweine, einige davon sogar in mehrfacher Hinsicht.

Die Frauen sind zwar keine Engel, aber höchstens etwas bis sehr naiv und zu sehr den aktuellen Trends folgend, ansonsten haben sie keinen Dreck am Stecken. Der "Fun", den hier jeder haben will, unterscheidet sich ebenfalls geschlechterbedingt: die Männer wollen tatsächlich alle nur das Eine, vorzugsweise von blutjungen weiblichen Wesen, einige sind auch in anderer Hinsicht ausgesprochen schlimme Finger. Die Frauen hingegen haben deutlich Harmloseres im Sinne, wenn es um ihre Wünsche und deren Erfüllung geht. Der Autor steht hier also felsen(heimer)fest auf Seiten der Frauen.

So weit, so gut - in Genderangelegenheiten hat der Autor also das Herz auf dem rechten Fleck - es sei denn, man ist bedingungslos der Genderisierung der deutschen Sprache verpflichtet (was für mich nicht zutrifft). Aber im Hinblick auf eine geist- und spannungsreiche Lektüre ist mir das Ganze dann doch ein bisschen zu eindimensional - man merkt schon sehr früh, worauf das Ganze hinauslaufen wird, auch im Hinblick auf die abschließende Volte.

Veröffentlicht am 08.12.2024

Phyllida in ihrem Element!

Der Krimidinnermord
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Nämlich Mordermittlung, ein Genre, in dem die Haushälterin der Krimilegende Agatha Christie schon zweimal ausgesprochen erfolgreich war und sich inzwischen einen gewissen Ruf erarbeitet hat - wenn auch ...

Nämlich Mordermittlung, ein Genre, in dem die Haushälterin der Krimilegende Agatha Christie schon zweimal ausgesprochen erfolgreich war und sich inzwischen einen gewissen Ruf erarbeitet hat - wenn auch nur in dem kleinen Dorf, in dem sie lebt und - wie bereits erwähnt - als Haushälterin bei Agatha Christie und ihrem zweiten Ehemann beschäftigt ist. Das Zepter liegt sicher in ihrer Hand und Agatha kann sich voll auf sie verlassen - allerdings kennen sich beide auch seit dem großen Krieg und sind einander in Freundschaft verbunden. Phyllida ist nicht gerade auf den Mund gefallen und denkt so schnell, dass manch einer nicht mitkommt. Doch nicht nur das passt zu ihrem Familiennamen Bright, sondern auch ihre leuchtend roten Haare.

Diesmal vertritt Phyllida ihre Herrschaften bei einer Einladung neuer Dorfbewohner, wo ein Mord nachgestellt werden soll. Es sollte ein heiteres Spiel werden, nur dass das Opfer - der Hausherr - tatsächlich ermordet wird.

Ganz klar, dass Phyllida dem ermittelnden Polizisten - sein Chef befindet sich gerade auf Reisen - bei den Verhören gerne zur Seite steht.

Ein unterhaltsamer Krimi, wobei sich um die ermittelnde Haushälterin Phyllida auch so manches Geheimnis rankt. Es kommt eine ganze Armee von Charakteren vor - Gäste und Personal sowie noch einige mehr, aber es lohnt sich sehr, sich auf sie und auf die Erzählkunst der Autorin Colleen Cambridge einzulassen.

Die Handlung spielt irgendwann in der Zwischenkriegszeit und hat mir auch diesmal - dies ist bereits der dritte Fall, den ich genießen durfte - Freude bereitet, wenn auch nicht so sehr wie die beiden vorherigen. Denn leider empfand ich die Auflösung schon früh als absehbar und auch einiges andere passte nicht so ganz. Dennoch im Rahmen der gesamten Reihe eine angenehme Lektüre!

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