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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2025

Zurück geblieben?

Halbinsel
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Annett lebt auf einer Halbinsel gleich an der Ostsee; sie hat ihren Mann früh verloren. Ihre Tochter Linn ist erwachsen, erfolgreich in ihrem Beruf und braucht sie nicht mehr. Bis Annett eines Tages von ...

Annett lebt auf einer Halbinsel gleich an der Ostsee; sie hat ihren Mann früh verloren. Ihre Tochter Linn ist erwachsen, erfolgreich in ihrem Beruf und braucht sie nicht mehr. Bis Annett eines Tages von einem Krankenhaus benachrichtigt wird: Linn sei während ihrer Präsentation umgekippt und wird nun stabilisiert. Annett bricht gleich auf und nimmt Linn nach einer Woche mit nach Hause. Langsam wird deutlich, dass Linn doch nicht so selbständig ist, wie es scheint. Kann Annett ihr helfen?

Während der Lektüre gewährt Annett - bzw. Kristine Bilkau über diese Figur einen tiefen Einblick in ihre Gedanken-, Gefühls- und Alltagswelt. Wir erfahren viel über die Erfahrungen, die sie im Laufe ihres Lebens gemacht hat, über ihre Bedürfnisse und Ängste. Wie gut kennt Annett sich eigentlich selbst?

Ich empfinde diesen Roman überhaupt nicht, wie von zahlreichen Rezensenten geäußert, als langweilig, im Gegenteil passiert aus meiner Sicht eine ganze Menge. Wenn auch eher im Inneren der Figur Annett, die in dem kurzen Zeitraum, der hier geschildert wird, wächst und erkennt, dass manche Lasten auch weiterführen können. Auch solche, die sie eigentlich verunsichern. Sie ist in keiner Hinsicht zurück geblieben, sondern hat die Möglichkeit, neue Wege zu beschreiten.

Ein Roman, der mir gewissermaßen eine besondere Sicht auf das Leben vermittelt und zeigt, dass es manchmal hilfreich sein kann, sich auf sich selbst zu verlassen.

Veröffentlicht am 19.05.2025

Traurig (und) schön

Beeren pflücken
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Hier präsentiert uns Autorin Amanda Peters, selbst mit Mi'kmaq-Wurzeln, die dramatische Geschichte einer Familie aus den Kreisen der indigenen Bevölkerung Kanadas - eine Familie, die am unteren ...

Hier präsentiert uns Autorin Amanda Peters, selbst mit Mi'kmaq-Wurzeln, die dramatische Geschichte einer Familie aus den Kreisen der indigenen Bevölkerung Kanadas - eine Familie, die am unteren Ende der sozialen Pyramide und somit auch des Wohlstands, der für sie quasi nicht vorhanden ist, hängt. Im Sommer verdienen sie sich etwas dazu, indem sie in Maine Blaubeeren pflücken und zwar alle, auch die Kinder. Außer die vierjährige Ruthie, sie ist noch zu klein und läuft tagsüber quasi mit, weil weder Eltern noch Geschwister Zeit haben, sich um sie zu kümmern. Dann ist sie auf einmal weg und die Familie erfährt nicht die geringste Unterstützung, um das verlorene Kind wieder zu finden.

So ist dies eine Darstellung von Verlusten einerseits und dem Gefühl, nicht an der richtigen Stelle zu sein, andererseits: denn die Handlung wird aus zwei Perspektiven erzählt: aus der von Joe, dem zweitjüngsten Kind der indigenen Familie und aus der von Norma, die in Maine als Einzelkind aufwächst.

Ja, es ist durchgehend traurig-schön, vom Verschwinden der kleinen Ruthie zu lesen. Durch den empathischen Stil erlebt man förmlich mit, wie etwas innerhalb der Familie, in jedem einzelnen Mitglied zerbricht - oder eben auch zusammenfügt. Ein sehr stimmungsvolles und tragisches Buch, ein Roman der verpassten Gelegenheiten, der mich vor allem durch die besondere Art des Textes fasziniert. Gerne mehr davon!

Veröffentlicht am 25.04.2025

Auseinandergerissene Zwillinge

Maikäferjahre
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Anni und Tristan, Zwillinge aus einer Dresdner Musikerfamilie, werden im Krieg auseinandergerissen - sie bleibt bei den Eltern und überlebt die Bombennacht von Dresden, ist danach mit ihrer kleinen ...

Anni und Tristan, Zwillinge aus einer Dresdner Musikerfamilie, werden im Krieg auseinandergerissen - sie bleibt bei den Eltern und überlebt die Bombennacht von Dresden, ist danach mit ihrer kleinen Tochter, deren Vater an der Ostfront "gestrandet" ist, auf sich allein gestellt. Aber nicht ganz: Adam, ein jüdischer Ausnahmegeiger, den ihr Vater vor dem KZ bewahrt hat, ist an ihrer Seite - zusammen machen sie sich auf eine zunächst ziellose Reise durch das noch im Krieg befindliche Deutschland.

Tristan war Kampfpilot und ist in Gefangenschaft der britischen Armee geraten, wird dort allseits angefeindet - außer von der Krankenschwester Rosalie, die in ihm etwas ganz anderes sieht.

Ein Roman um Übergänge - vom Krieg in den Frieden, der alles andere als friedlich ist, vom privilegierten städtischen Leben ins Tiroler Dorfleben, um das als unmöglich scheinende (Ein)Leben in England.

Ich habe das Buch nicht aus der Hand legen können, so haben mich Anni und Tristan bewegt! Als die letzte Seite ausgelesen war, war ich richtig traurig. Eine sehr gefühlvolle Geschichte, dennoch keine Schmonzette, da Autorin Sarah Höflich an keiner Stelle den historischen Kontext außer Acht lässt. Außerdem geht es nicht nur um Liebe, sondern mehr noch um Vergebung, um den so notwendigen Blick in die Zukunft.

Gleichwohl gab es einige Kleinigkeiten, die mich störten und die möglicherweise vor allem dem Lektorat zuzuschreiben sind - Wiederholungen vor allem - auf ihrer Flucht übergibt sich Anni gefühlt auf jeder zweiten Seite. So hätte sie es nie von Dresden nach Tirol schaffen können!

Insgesamt jedoch ein Roman, den ich von Herzen weiterempfehle!

Veröffentlicht am 18.03.2025

Familiengeheimnisse und anderes

Stromlinien
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Töchter einer Delinquentin zu sein, die im Gefängnis sitzt, ist nicht gerade einfach. Die zweieiigen Zwillinge Enna und Jale haben nie etwas anderes gekannt, denn sie sind in diesem Gefängnis ...

Töchter einer Delinquentin zu sein, die im Gefängnis sitzt, ist nicht gerade einfach. Die zweieiigen Zwillinge Enna und Jale haben nie etwas anderes gekannt, denn sie sind in diesem Gefängnis geboren und wachsen bei der Großmutter, einer mehr als introvertierten Wissenschaftlerin auf.

Die Handlung ist auf mehreren Zeitebenen angesiedelt: wir lernen genauso ihre Mutter kennen, die früh den Vater verloren hat - es gibt wieder und wieder Hinweise, aber erst spät wird in Gänze klar, warum sie eingelocht wurde.

Wir erfahren weiteres über die Gefängnisinsel in den 1920er Jahren, teilweise Ungeheuerliches, das mit ihr in Zusammenhang steht und ebenso mit der Familie der Zwillinge.

Ein atmosphärischer und ungewöhnlicher Roman der ganz besonderen Art, den ich als ausgesprochen lesenswert empfehlen kann. Definitiv eine Lektüre, die man nicht so schnell vergisst!

Veröffentlicht am 15.03.2025

Wie schmeckt was und warum?

Schmeckt!
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Ein Buch über das Essen für Kinder - mit vielen Bildern und vielen Erklärungen: Über Farben und optischen Einfluss des Essens insgesamt über Geschmacksrichtungen und Nährstoffe zur (Ein)Wirkung ...

Ein Buch über das Essen für Kinder - mit vielen Bildern und vielen Erklärungen: Über Farben und optischen Einfluss des Essens insgesamt über Geschmacksrichtungen und Nährstoffe zur (Ein)Wirkung des Essens insgesamt auf unseren Organismus - beziehungsweise auf unsere Stimmung und unser körperliches und seelisches Wohlbefinden. Und - was mir sehr gefällt - zu internationalen Unterschieden in der Ernährung ebenso wie zu dem Umstand, warum sich die Nahrungsmittel auf diesem unseren Planeten so unterschiedlich verteilen, dass manche viel zu viel und andere viel zu wenig haben.

Klingt gut? Ist es auch, auch wenn Kinder ab 6 Jahren möglicherweise mit einigen Aspekten überfordert sind. Die Zeichnungen ergänzen die Inhalte sehr gut, es gibt auch Grafiken der kindgerechten Art bspw. zu Nährstoffen und zur internationalen Verteilung der Nahrungsmittel, die gerade im letzteren Fall doch ein wenig unübersichtlich sind.

Am Ende des Buchs gibt es sogar noch ein paar Rezepte, die Kinder nachkochen können (Hinweis: nur unter Aufsicht Erwachsener, da sie in den meisten Fällen an den Herd und in allen Fällen elektrische Geräte benutzen müssen.) Hierbei finde ich es nicht so toll, dass alle vier Rezepte süß sind - es wäre toll gewesen, wenn die Kinder nach der Lektüre in verschiedene Geschmacksrichtungen einführt worden wären!

Insgesamt jedoch ein spannendes und lehrreiches Buch, an dem man nicht vorbeigehen sollte!