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Veröffentlicht am 17.03.2025

Die Last der Größe

Das Erbe der Karolinger
9

Das Reich, das Karl der Große seinem Sohn Ludwig hinterließ, war riesig. Eine schwere Aufgabe für den jungen Kaiser, denn er musste die Grenzen gegen Feinde von außen absichern. Gegen Bretonen, Basken, ...

Das Reich, das Karl der Große seinem Sohn Ludwig hinterließ, war riesig. Eine schwere Aufgabe für den jungen Kaiser, denn er musste die Grenzen gegen Feinde von außen absichern. Gegen Bretonen, Basken, Mauren, Pannonier und Wikinger, um nur einige zu nennen. Aber auch im Innern eines so großen Reiches verhalten sich nicht alle Grafen loyal, das muss der Regent ebenfalls in den Griff bekommen. Ludwig war gottesfürchtig und eher ein Mann des Friedens als des Kampfes. Doch er hatte auch schon einige Schlachten als Unterkönig in Aquitanien geschlagen. Würde er das große Reich behaupten können?

Der Roman umfasst die Regierungszeit von Kaiser Ludwig von 817 bis 840. Er orientiert sich überwiegend an den historisch belegten Daten, allerdings gibt es einige Abweichungen. Da es sich um einen Roman handelt, ist das sicher vertretbar. Größere Abweichungen zu den bisher bekannten Charaktereigenschaften gibt es bei einigen Personen, doch der Autor hat das ausdrücklich so gewollt. So ist die Figur der Judith, Ludwigs zweiter Ehefrau, sehr positiv dargestellt. Sie ist hier eine liebevolle Ehefrau und fürsorgliche Mutter, die um das Wohl ihrer Familie und des Reiches sehr besorgt ist. Sie und ihre Schwester Emma sind in dieser Geschichte starke Sympathieträger. Das gilt auch für den Freund Judiths, Bernhard von Septimanien, der loyal und freundschaftlich zu Judith und seinem Patenonkel Ludwig steht. In vielen anderen Darstellungen kommt er nicht so gut weg.

Claudius Crönert schildert sehr eindrucksvoll das Leben, so wie es damals gewesen sein könnte. Das hat mir gut gefallen, man bekommt eine Vorstellung von Land und Leuten im Mittelalter, was in vielen historischen Romanen nicht so gut beschrieben ist.
Im Grunde begegnen sich hier zwei Dynastien: die der Karolinger, die schon etwas länger besteht und mit Karl dem Großen zweifellos ihren Höhepunkt erreicht hatte, und die der Welfen, die hier ihren Anfang nahm.

Ludwig der Fromme hatte drei Söhne aus erster Ehe. Lothar, der Älteste, ist ein selbstherrlicher Machtmensch, der nach Erfolg und Ruhm strebt. Mit seiner Einstellung von unnachgiebiger Härte stand er oft gegen seinen Vater. Pippin und der junge Ludwig waren deutlich ruhiger und weniger entschlossen. Ludwig hatte seinen Ältesten früh zum Mitkaiser erhoben, Pippin regierte in Aquitanien und der junge Ludwig in Bayern. Als Kaiser sollte Lothar später die Oberhoheit über das gesamte Reich erhalten. So hoffte Ludwig, sein Reich als Ganzes erhalten zu können. Das änderte sich, als Ludwig nach dem Tod seiner ersten Frau erneut heiratete. Judith aus dem Haus der Welfen, sie bekam von Ludwig eine Tochter und einen Sohn. Karl der Kahle (weil zunächst noch ohne jede Option auf Land und Besitz) sollte nicht leer ausgehen, darauf legte Judith großen Wert. Und als Ludwig auf Judiths Drängen hin seinen Reichsteilungsplan änderte, fing der Ärger an.

Der Autor beschreibt sehr anschaulich die Konflikte zwischen dem Kaiser und seinen Söhnen. Ludwig ist auf die Unterstützung seiner Söhne angewiesen, und die wird ihm nicht immer gewährt. Lothar steht gegen seinen Vater, er versucht, die Macht selbst zu übernehmen. Dafür sucht er die Unterstützung seiner Brüder, die er aber nicht immer bekommt. Anders sieht es bei einigen Würdenträgern und Grafen im Reich aus, einige schlagen sich auf Lothars Seite. Ludwig muss um seine Stellung kämpfen, Judith steht treu an seiner Seite.

Der Roman ist eine interessante Geschichte aus dem Mittelalter, die auch einige spannende Wendungen enthält. Gut geschrieben und gut zu lesen. Mir erschienen einige Charaktere etwas weichgespült gegenüber den Schilderungen, die ich bisher kannte. Wir können natürlich nicht wirklich wissen, wie genau die Leute sich damals verhalten haben, insofern könnte man sagen, es hätte vielleicht auch so sein können wie Crönert es beschrieben hat. In Judiths Fall würde ich das gern glauben, im Fall von Bernhard von Septimanien kann ich es nicht glauben. Ebenso wenig bei Matfried von Orléans. Aber das ist natürlich rein subjektiv.

Insgesamt halte ich das Buch für lesenswert, es bietet Spannung und gute Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Kirschblüte und Samurai

Invictum
0

Ein Wiedertreffen mit Mike Brink, dem besonders begabten Rätsellöser, der auch dieses Mal wieder vor einer sehr schwierigen Aufgabe steht: er soll in Japan die legendäre Drachenbox öffnen – ein Geheimkästchen, ...

Ein Wiedertreffen mit Mike Brink, dem besonders begabten Rätsellöser, der auch dieses Mal wieder vor einer sehr schwierigen Aufgabe steht: er soll in Japan die legendäre Drachenbox öffnen – ein Geheimkästchen, bei dem man nur durch Drücken, Schieben und Ziehen an verschiedenen Riegeln, Hebeln und Knöpfen an den wertvollen Inhalt kommen kann. Das Problem bei der Drachenbox: es sind sehr viele Aktionen dieser Art zu bewältigen, und ein Fehler kann tödlich sein. Wer es bisher versucht hat, weilt nicht mehr unter den Lebenden. Mike scheint der Einzige zu sein, der es möglicherweise schaffen könnte. Er wird unterstützt von Sakura (Kirschblüte), einer Japanerin mit guten Verbindungen zum Kaiserhaus, die ihn nach Japan holt und seine Neugier weckt. Aber er weiß nicht, ob er ihr wirklich trauen kann. Mike trifft auch den Tenno und seine Frau, ihnen gehört die Drachenbox. Er beginnt damit, die Rätsel zu entschlüsseln und merkt bald, wie gefährlich das ist. Auch andere Mächte sind am Inhalt der Box sehr interessiert. Man trifft auf alte Bekannte (aus der Geschichte des ersten Rätsels), und nicht alle sind gut...

Wieder eine spannende Geschichte um Mike Brink. Ich fand sie allerdings nicht so faszinierend wie das erste Rätsel. Die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten, die Kapitel sind relativ kurz und gut zu lesen, allerdings empfand ich manche Stellen als etwas zu langatmig. Ein paar logische Merkwürdigkeiten fand ich auch, und am Ende hatte ich das Gefühl, dass da noch was kommen muss. Eine wichtige Aufgabe steht Mike ja noch bevor (die KI betreffend), das folgt sicher im nächsten Band.
Aus meiner Sicht sehr gut zu lesen, wenn auch nicht ganz so stark wie der erste Band.

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Veröffentlicht am 19.08.2024

Wenn die Sonne dann doch untergeht

Reise nach Laredo
0

Karl, der Herrscher, in dessen Reich die Sonne nie unterging, war nirgendwo so richtig zuhause. Dass er rund drei Jahre vor seinem Tod abdankte und alle seine Ämter aufgab, war für die damalige Zeit ungewöhnlich. ...

Karl, der Herrscher, in dessen Reich die Sonne nie unterging, war nirgendwo so richtig zuhause. Dass er rund drei Jahre vor seinem Tod abdankte und alle seine Ämter aufgab, war für die damalige Zeit ungewöhnlich. Er litt schwer unter der Gicht, was sicherlich einer der Gründe war, warum er sich nach Spanien in die abgelegene Gegend um das Kloster Yuste zurückzog. Wie beschrieben hatte er aber noch zahlreiche Menschen um sich, die für ihn sorgten und ihn pflegten.
Als das Ende naht, hat Karl einen Traum, der vom Autor ausführlich dargestellt wird. Dieser Traum, wie auch sein vermeintlicher Sohn Geronimo, ist Fiktion (wobei natürlich die Möglichkeit besteht, dass der Ex-Kaiser noch einige uneheliche Kinder hatte, von denen wir nichts wissen). Karl begibt sich mit Geronimo auf einen Weg nach Laredo, er möchte dabei erfahren, wer er wirklich ist. Ob die durchaus interessanten Erlebnisse, die Karl in seinem Traum durchlebt, wirklich hilfreich sind für seine Selbstfindung, sei dahingestellt. So ganz überzeugt bin ich nicht.
Eine lesenswerte Geschichte, die Fiktion und historische Fakten verbindet und dem Leser verdeutlicht, dass sehr viel Macht nicht immer mit sehr viel Glück einhergeht.

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Veröffentlicht am 08.03.2023

Vertraue dem Leben...

Der schlauste Mann der Welt
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...denn es gibt dir, was du brauchst. Nicht unbedingt das, was du dir wünschst, aber auf jeden Fall das, was du brauchst, um dein Leben gut zu bewältigen. Diese Geschichte enthält einige Weisheiten aus ...

...denn es gibt dir, was du brauchst. Nicht unbedingt das, was du dir wünschst, aber auf jeden Fall das, was du brauchst, um dein Leben gut zu bewältigen. Diese Geschichte enthält einige Weisheiten aus dem Zen und auch aus dem Taoismus. Einige Erfahrungen in dieser Richtung durfte ich in meinem bisherigen Leben auch machen, allerdings nicht auf dem Niveau eines reichen Mannes.
Der Spleen mit dem Leben in Luxushotels ist bemerkenswert. So lässt sich natürlich auch die Welt bereisen und einiges an Erlebnissen sammeln, wenn man das Geld eben hat. Mit dem Rucksack auf dem Rücken ist das nicht ganz so einfach, aber auch sehr ereignis- und lehrreich.

Bis Jens zu seinen Millionen kommt, ist es für ihn ja auch nicht gerade einfach. Das Geschenk mit der Luxuswoche in Thailand hat ihn für sein weiteres Leben geprägt. Um an viel Geld zu kommen, muss er sich was einfallen lassen, und dabei hat er unverschämtes Glück. Das würde so heute nicht mehr funktionieren. Dass das damals ging, glaube ich gern, denn ich kenne einige Geschichten, wo Leute mit pfiffigen Ideen tatsächlich Millionen zusammengetragen haben. Und das sind nur die, die man am Ende erwischt hat.

Das Nichthandeln ist eigentlich nicht gleichzusetzen mit faul sein. Es bedeutet eher, auf äußere Reize hin nicht in hektischen Aktionismus zu verfallen und alles mögliche diskutieren und tun zu wollen. Lass es ruhig kommen, betrachte es und warte ab. Dann wird etwas geschehen, und das ist in Ordnung. Kein Grund, sich aufzuregen.
So einfach, wie es klingt, ist das natürlich nicht, das musste auch Jens erfahren. Die Geschichte um den reichen Müßiggänger ist ein wenig überspitzt, trotzdem hat sie mich gut unterhalten. Nur den Titel fand ich, über die ganze Geschichte betrachtet, etwas unpassend (obwohl der Diebstahl der Millionen schon sehr geschickt eingefädelt war...).

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Veröffentlicht am 23.02.2023

Aufruhr in Albermaine

Der Paria
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Die neue Welt in dieser neuen Trilogie um einen stählernen Bund erinnerte mich doch stark an unser Mittelalter. Fanatische Gläubige, Verfolgung von Außenseitern, machthungrige Pfaffen, die Macht der Kirche ...

Die neue Welt in dieser neuen Trilogie um einen stählernen Bund erinnerte mich doch stark an unser Mittelalter. Fanatische Gläubige, Verfolgung von Außenseitern, machthungrige Pfaffen, die Macht der Kirche (hier: des Bundes) über die Unwissenden und noch einiges mehr. In den nördlichen Landen gab es einige Rituale, die mir auch von den Wikingern bekannt waren.
Bei Protagonist Alwyn soll es sich wohl um den Paria handeln, obwohl ich ihn nicht wirklich so sehen konnte. Er war eigentlich immer von einigen Leuten umgeben, von denen ihm einige auch zugetan waren und ihn unterstützten. So richtig ausgestoßen kam er mir nicht vor, eher wie ein Suchender, der ein paar Hinweise bekam, damit aber (noch) nicht viel anfangen konnte. Seine Suche wird sicherlich weiter gehen, die Figur muss sich noch entwickeln.
Dennoch ist es aus meiner Sicht eine spannende Geschichte. Die Räuberbande aus dem Wald wird verraten und vernichtet, nur wenige können entkommen, darunter auch Alwyn. Kurze Zeit später wird er doch noch erwischt und landet in den Erzminen. Dort trifft er auf die wunderliche Sihlda und ihre Bande. Er lernt lesen und ausgezeichnet schreiben, was ihn später zu Alwyn Scribe werden lässt. Nach einer spektakulären Flucht landen Alwyn und seine Gefährten Toria und Brauer in einem Zufluchtsort, wo sie auf die ebenfalls wunderliche Lady Evadine treffen. Die ist im Namen des Bundes auf einer Mission gegen das Böse. Alwyn, Toria und Brauer schließen sich ihr an. Sie werden zu Söldnern ausgebildet und ziehen mit Evadines Armee nach Norden. Alwyn trifft eine weitere wunderliche Dame mit Namen Sackhexe, die offenbar über magische Kräfte verfügt. Wer sie ist, bleibt noch verborgen, da sie nur mit einem Sack über dem Kopf auftritt.
Alwyn hat von Sihlda ihr schriftlich verfasstes Testament erhalten, das einige Geheimnisse enthält, die er aber noch entschlüsseln muss. Von der Sackhexe erhält er ebenfalls ein geheimnissvolles Buch. Ein weiteres bekommt er später, das ihn zu einem sagenhaften Schatz führen soll. Wie das sich entwickelt, werden wir wohl im nächsten Band erfahren.

Der Ausgestoßene, der Märtyrer und der Verräter – das sind die drei Bände der neuen Trilogie von Anthony Ryan. Im englischen Original erscheint im Juli bereits der dritte Band. Ein abschließendes Urteil lässt sich nach dem ersten Band noch nicht fällen, die Geschichte beginnt spannend mit dem gewohnt gut lesbaren Schreibstil des Autors. Der Protagonist ist vielleicht nicht vergleichbar mit Vaelin und Lizanne, aber er kann sich ja noch entwickeln. Allerdings haben mir die jeweils ersten Bände der Blutlied- und Drachentrilogie etwas besser gefallen.

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