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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.04.2025

Dramatisch, Berührend, Fesselnd!

Um jeden Preis
1

Am 1. April 2025 hat Hera Lind gemeinsam mit dem Verlag KNAUR den historischen Roman „Um jeden Preis“ auf den Büchermarkt gebracht. Ich lese gerne historische Romane. Besonders, wenn es sich um Fluchtgeschichten ...

Am 1. April 2025 hat Hera Lind gemeinsam mit dem Verlag KNAUR den historischen Roman „Um jeden Preis“ auf den Büchermarkt gebracht. Ich lese gerne historische Romane. Besonders, wenn es sich um Fluchtgeschichten handelt. Meine Schwiegermutter ist selbst aus Ostpreußen geflohen und ihre Geschichte versorgt mich heute noch mit Gänsehaut. Doch diese Geschichte von Hera Lind hat noch ein ganz anderes Kaliber.

Die Autorin startet mit einem kleinen Einblick in ihre Arbeit. Sie lässt sich Geschichten schicken, die erzählt werden möchten und müssen. Diese Erzählung startet sie mit einem kurzen Gespräch der noch lebenden Familienmitglieder von Lydia und endet mit einem verbalen Blumenstrauß von den noch lebenden Familienmitgliedern.

Im Jahr 1927 wird Lydia in Odessa geboren. In der Ukraine erlebt sie eine Hungersnot, die von Stalin angeordnet ist. Ihr Leben steht unter keinem guten Stern. Sie erlebt neben dem Hunger, Verzweiflung, Vertreibung, Heimatlosigkeit und Zwangsarbeit in Sibirien bei minus 50 Grad. Am Leben hält sie ihre Familie. Dem Vater hat sie versprochen, dass die Familie unter allen Umständen zusammenbleibt. Lydia wird über 90 Jahre alt und ich ziehe meinen Hut vor ihr.

Von Hera Lind habe ich auch schon andere Romane gelesen, die mich bewegt haben. Dieses hier ist anders. Es geht mir an mein Herz. Der Stil ist sachlicher gehalten. Vermutlich war die Geschichte schon so bewegend, berührend und dramatisch ist, das nur vorsichtige Worte sie erzählen können. Einmal mit dem Lesen gestartet ist es kaum noch möglich, diesen Roman wieder aus der Hand zu legen. Immer möchte ich wissen, wie es denn nun weitergeht. So habe ich die ca. 512 Seiten in 4 Abenden gelesen.

Alles in allem hat Hera Lind mit „Um jeden Preis“ einen historischen Roman auf den Büchermarkt gebracht, der berührt. Von mir bekommt die Autorin 5 verdiente Lesesterne und eine klare Leseempfehlung.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.03.2025

Erschreckend, Realistisch, Lesenswert!

Und der Schönbuch schweigt
1

Da meine Schwägerin Schwäbin ist, kenne ich den Naturpark Schönbuch von einigen gemeinsamen Spaziergängen. In der Literatur schlägt mein Herz für den Krimi. Damit liegt es für mich nahe, dass ich um diesen ...

Da meine Schwägerin Schwäbin ist, kenne ich den Naturpark Schönbuch von einigen gemeinsamen Spaziergängen. In der Literatur schlägt mein Herz für den Krimi. Damit liegt es für mich nahe, dass ich um diesen Krimi gar nicht drum herum komme. Das idyllische Cover trügt und zeigt dennoch das Herz dieser Erzählung auf einen Blick. Den Jagdstand, die wunderbare Natur im Sonnenauf- oder -untergang. Der Titel und der Name der Autorin ist gut lesbar. Es ist der erste Regionalkrimi, den ich von Sybille Baecker lese und sicher nicht der letzte. Sie hat mich auf eine ganz andere Art und Weise mitgenommen, als viele ihrer Autorenkollegen das tun.

„Und der Schönbuch schweigt“ so lautet der treffende Titel von diesem Kriminalroman, den die Autorin am 17. Oktober 2024 gemeinsam mit dem Verlag emons: herausgebracht hat. Es handelt sich um den 12. Band der Reihe mit Kommissar Brandtner und seinem Team. Er kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Auf einem Jagdstand für die Wildbeobachtung wird die Leiche eines Mannes gefunden. Alles deutet auf Suizid hin. Was ist geschehen? Warum hat dieser Mann sich das Leben genommen? Im Dorf wurde er ausgegrenzt und angefeindet. Kommissar Brandtner und sein Team ermitteln und decken eine fatale Spirale aus Lügen, Hass, Hetze und Mordlust auf.

Dieser Krimi hat mich ganz schön erschreckt. Er wirkt noch nach. Gestern habe ich ihn ausgelesen und erst einmal zur Seite gepackt. Noch heute schwirren meine Gedanken rund um den Plot. Er könnte aktueller und realistischer nicht sein. In erster Linie beschäftigt er sich mit dem Gedanken, was wir zu wissen glauben. Und darauf basieren unsere Handlungen. Unbedacht bin ich in diese Geschichte gestartet, die vom ersten bis zum letzten Buchstaben meinen Geist beschäftigt hat. Schnell habe ich Zugang in die Geschichte gefunden. Kommissar Brandtner und seinem Team bin ich gedanklich zu jeder Zeit gefolgt. Zu keiner Zeit habe ich gezweifelt. Dem Kommissar ging es ebenso und ehe wir uns versehen haben, haben wir eine Geschichte aufgedeckt, die uns im Mark getroffen hat. Ich würde mich nicht wundern, wenn der Kommissar jetzt erst einmal eine Auszeit braucht. Der Plot dieser Geschichte muss erst einmal verdaut werden. Auch von ihm.

Mit dem Regionalkrimi „Wenn der Schönbuch schweigt“ hat die Autorin Sybille Baecker ein Werk auf den Büchermarkt gebracht, das im Deutschunterricht zur Pflichtlektüre für pubertierende Schüler werden sollte. Es beschäftigt sich und uns mit der Macht und den Folgen von Fake News. Von mir bekommt die Autorin 5 verdiente Lesesterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 25.03.2025

Atmosphärisch, Spannend, Lesenswert!

Die Mündung
1

Ende März 2025 hat Tim Pieper den Thriller „Die Mündung“ gemeinsam mit dem Verlag emons: herausgebracht. Das Cover passt gut zur Geschichte. Von Tim Pieper habe ich schon „Raue Havel“ gelesen. Da ich den ...

Ende März 2025 hat Tim Pieper den Thriller „Die Mündung“ gemeinsam mit dem Verlag emons: herausgebracht. Das Cover passt gut zur Geschichte. Von Tim Pieper habe ich schon „Raue Havel“ gelesen. Da ich den Kriminalroman super fand, bin ich voller Spannung in „Die Mündung“ gestartet.

Der Autor startet seine Erzählung mit einem Prolog, der mich neugierig macht und mir nicht zu viel verrät. Noch nicht einmal, in welcher Zeit ich mich beim Lesen befinde. Die folgenden Kapitel sind kurz gehalten. Der Autor hat 14 Kapitel auf den ersten 75 Seiten untergebracht. Ich mag kurze Kapitel. Sie erzählen in kleinen Häppchen aus verschiedenen Zeiten. Das Erzähltempo empfinde ich als hoch. Die Sprache ist modern gehalten und lässt sich flüssig lesen.

Lena Funk, Kommissarin, gönnt sich eine Auszeit auf einer abgelegenen Insel. Sie möchte nach dem Tod ihrer Schwester Jette zur Ruhe kommen. In einer stürmischen Nacht wird ein Toter angespült. Brutal ermordet. In seiner Jackentasche findet Lena Schmuckstücke und sie ist sich sofort sicher. Es sind Trophäen des Gezeitenmörders, der auch ihre Schwester auf dem Gewissen hat. Lena stürzt sich auf die Arbeit, als gäbe es kein Morgen. Endlich sieht sie eine Chance auf Gerechtigkeit. Doch ehe sie sich versieht, wird dieser Fall gefährlich für Lena. Sie erkennt, dass sie niemanden trauen kann, noch nicht einmal ihrem eigenen Gedächtnis.

Vom ersten bis zum letzten Buchstaben habe ich die Spannung in diesem Thriller als hoch empfunden. Zu jeder Zeit ist mein Geist tief mit der Erzählung beschäftigt. An Lenas Seite folge ich ihren Erlebnissen. Der Autor geizt nicht mit Hinweisen, auch nicht mit falschen. Ich beginne mich regelmäßig zu fragen, ob nicht vielleicht doch alles ganz anders ist. An den richtigen Stellen hat Tim Pieper unerwartete Wendungen gesetzt und so überrascht er mich mit einer Auflösung, die ich auch so nicht erwartet habe. Von diesem Thriller bin ich schlichtweg begeistert. Mir hat er viel Spaß gemacht. Während ich diese Zeilen schreibe, freue ich mich bereits auf Neues aus dem Köpfchen und der Feder des Autors.

Alles in allem hat Tim Pieper mit „Die Mündung“ einen Thriller auf den Büchermarkt gebracht, den es sich zu lesen lohnt. In atmosphärischer Umgebung der rauen Küste zeigt er mit einem spannenden Kriminalfall, dass die Kommissarin Lena Funk ihrem Gedächtnis nicht trauen kann. Und warum. Von mir bekommt der Autor 5 sturmgeschützte Lesesterne und eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 18.03.2025

Spannend, fesselnd, authentisch!

Das Erbe der Karolinger
6

Im Februar 2025 hat der Autor Claudius Crönert den historischen Roman „Das Erbe der Karolinger“ gemeinsam mit dem Verlag Lübbe herausgebracht. Über ca. 816 Seiten erzählt er aus der Zeit von 817 bis 840 ...

Im Februar 2025 hat der Autor Claudius Crönert den historischen Roman „Das Erbe der Karolinger“ gemeinsam mit dem Verlag Lübbe herausgebracht. Über ca. 816 Seiten erzählt er aus der Zeit von 817 bis 840 nach Christus. Das Cover wirkt durch den goldfarbenen Aufdruck auf mich eher modern als historisch. Zu Beginn findet sich eine hilfreiche Namensliste von wichtigen Personen. Beim Lesen hilft das all denen, die geschichtlich nicht voll im Detail stecken.
Ludwig, Kaiser der Franken, macht sich früh Gedanken um seine Nachfolge. Er hat Franken von Karl dem Großen geerbt und ernennt seinen Sohn Lothar zu seinem Mitregenten. Dafür überträgt er Lothar einige Ländereien. Es zeigt sich früh, dass Vater und Sohn verschiedene Vorstellungen über das Regieren und die Zukunft haben. Als Ludwigs Frau stirbt, möchte Ludwig erneut heiraten. Er entscheidet sich für Judith. Leider hat auch Lothar ein Auge auf Judith geworfen und macht ihr einen Antrag. Judith entscheidet sich für Ludwig. Zwischen dem friedliebenden Ludwig und dem machtgierigen Lothar entwickelt sich eine Rivalität, die eine gefährliche Entwicklung nimmt. Sie ist geprägt von Neid, Gier und Streit im politischen und im persönlichen Bereich. Bis irgendwann alles auf dem Spiel steht.
Ich lese gerne historische Romane. Sie vermitteln mir einen guten Einblick in die Zeit und versetzen mich beim Lesen in eine andere Welt. So bin ich völlig unbelastet in diese Erzählung gestartet. Vom ersten bis zum letzten Buchstaben habe ich an den Zeilen geklebt. Von den ca. 816 Seiten habe ich jede einzelne als lesenswert und unterhaltsam empfunden. Für meinen Geschmack hätte es auch noch gut ein wenig weitergehen können.
Besonders gut gefallen hat mir die Art und Weise, wie Claudius Crönert mich an die historischen Persönlichkeiten herangeführt hat. Ich lerne sie früh kennen und von Beginn an fasziniert mich Judith. Sie hat eine willensstarke Persönlichkeit und ist zur Kaiserin geboren. Im Laufe der der Geschichte gewinnt sie immer mehr Charakter. Der Autor zeigt sie geschickt in den unterschiedlichsten Situationen, die ihr mit der Zeit immer mehr Ausstrahlung verleihen. Es ist nicht nur Judith. Auch ihre Schwester Emma, Ludwig und Lothar lässt der Autor immer lebendiger werden. Beim Lesen entwickelt sich bei mir eine Vorstellung davon, wie sich das Leben in dieser Zeit abgespielt hat. Und das hat mir hervorragend gefallen.
Alles in allem hat Claudius Crönert mit „Das Erbe der Karolinger“ einen historischen Roman auf den Büchermarkt gebracht, den es sich zu lesen lohnt. Mit den Zutaten Neid, Macht und Gier werden daraus unterhaltsame Lesestunden und eine exzellente Zeitreise in die Jahre 817 bis 840 nach Christus. Von mir bekommt der Autor 5 verdiente und blankpolierte Lesesterne und eine klare Leseempfehlung.

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 17.03.2025

Spannend, historisch, hervorragend!

Mainsturm
0

Die Autorin Anja Mäderer hat im Februar 2025 ihren neuen Kriminalroman „Mainsturm“ gemeinsam mit dem Verlag emons: herausgebracht. Es handelt sich um den 4. Fall von Nadja Gontscharowa und Peter Steiner. ...

Die Autorin Anja Mäderer hat im Februar 2025 ihren neuen Kriminalroman „Mainsturm“ gemeinsam mit dem Verlag emons: herausgebracht. Es handelt sich um den 4. Fall von Nadja Gontscharowa und Peter Steiner. Er kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Das Cover passt gut zur Geschichte und in die Reihe. Der Titel und der Name der Autorin sind gut lesbar. Von Anja Mäderer habe ich bereits „Maintod“ gelesen. Den Krimi fand ich super und so bin ich gespannt auf „Mainsturm“.
In der Würzburger Altstadt wir die Leiche einer Geschichtsdoktorandin gefunden. Sie liegt exakt vor dem ehemaligen Wohnhaus von Tilman Riemenschneider. Riemenschneider war ein bekannter Bildhauer und Bildschnitzer. Er starb 1531. Das Oper war scheinbar auf der Suche nach einer bekannten Holzfigur des Künstlers und forschte zu seiner Rolle im Bauernkrieg. Die beiden Kommissare Nadja Gontscharowa und Peter Steiner haben schnell den Verdacht, dass das Motiv für den Tod der jungen Frau in der Vergangenheit zu suchen ist.
Ich lese sehr gerne und sehr viele Regionalkrimis. Dieser hier hebt sich von ihnen ab. Anja Mäderer zeigt erstaunlich fundierte Kenntnisse über die Würzburger Geschichte, die sie in einer erstaunlich leichten Sprache geschickt in ihren Kriminalroman einbaut. Während ich mich völlig fokussiert mit Nadja und Peter gedanklich auf die Mördersuche begebe, bekomme ich über ca. 315 Seiten Geschichtsunterricht vom Feinsten dazu. Vom ersten bis zum letzten Buchstaben ist dieser Krimi so spannend erzählt, dass ich gar nicht dazu komme, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Immer möchte ich unbedingt wissen, wie es denn nun weitergeht. Im Epilog bietet die Autorin mir neben ihrem Ausgang der Geschichte noch zwei weitere Möglichkeiten an, wie die Geschichte enden könnte. Damit fordert sie mich noch einmal zum Nachdenken auf und ich entscheide mich für Nummer 2. Das Ende gefällt mir noch besser, als das vorgeschlagene Ende der Autorin. Diese Idee, mit dem Ende zum Selbstaussuchen, finde ich so super, dass ich dafür gerne einen weiteren Stern vergeben möchte. Damit wird dieser Krimi zu einem Mitmachkrimi und für mich als Vielleser, ist es das erste Mal, dass mir eine Autorin so ein Angebot macht.
Alles in allem hat Anja Mäderer mit ihrem Regionalkrimi „Mainsturm“ einen sehr spannenden Regionalkrimi auf den Büchermarkt gebracht, der sich intensiv mit der Würzburger Geschichte beschäftigt. Wer Lust auf einen historischen Kriminalroman hat, der ist hier richtig. Von mir bekommt die Autorin 5 verdiente Lesesterne und eine Leseempfehlung.

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