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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.12.2017

Nach über 2000 Jahren mal wieder nach dem Rechten schauen auf Erden

Chefvisite
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auf Erden - das tut Jeschua, der sich Oliver und dessen Frau Charlotte während ihres Israel-Urlaubs als Gottes Sohn outet und sich kurz darauf als Gast im heimischen Hannover einstellt. Nachdem er ein ...


auf Erden - das tut Jeschua, der sich Oliver und dessen Frau Charlotte während ihres Israel-Urlaubs als Gottes Sohn outet und sich kurz darauf als Gast im heimischen Hannover einstellt. Nachdem er ein paar grundsätzliche Details geklärt hat, glauben ihm Oliver und Charlotte, um alsbald in diverse Aktivitäten einbezogen zu werden. Mal kurz nach New York, um einen radikalen Taxifahrer zu bekehren, dann nach Rom, um den Papst auf einen guten Weg zu bringen (seien sie mal gespannt, ob das klappt) - Jeschua hat so einiges vor.

Aber auch für die Nöte seiner neuen Freunde hat Jeschua ein Ohr. Als nämlich die Tochter einer ehemaligen Schulkameradin von Charlotte verschwindet, ist er gleich dabei, um die Suche und vor allem die Rückkehr des Kindes zu unterstützen. Unterstützen - das heißt bei Jeschua, die Dinge zu regeln und so wundern sich Oliver und Charlotte nur (noch) wenig, als sie aufgefordert werden, Weihnachten nach Kanada zu reisen, wo sie neben Jeschua auf weitere himmlische Wesen treffen.

Albrecht Gralle kennt als Pfarrer sein Metier und bezieht locker-flockig Unübliches, ja Unkonventionelles mit ein und so bekommen wir es gar mit Außerirdischen zu tun.

Am Ende war es mir trotz des angenehmen Schreibstils und der orignellen Einfälle etwas zu viel des Guten!

Jesus came down from heaven to earth - um ein paar Dinge zu klären. Im Endeffekt hat es für mich mehr Fragen aufgeworfen als Klarheit gebracht! Aber ich kann gut verstehen, dass jemand, der den ganzen Tag an nichts anderes denkt - um es mal überspitzt auszudrücken - ein Pfarrer in seinem Job also - Lust bekommt, mal mit dem Thema zu spielen. Ein wagemutiger Versuch, der mit Sicherheit polarisieren wird! Für Leser, die den Glauben mal aus einer völlig anderen, sehr lässigen Perspektive erleben wollen, zumindest eine neue und originelle Perspektive!

Veröffentlicht am 20.12.2017

Auf der Suche nach der verlorenen Frau

Wer hier schlief
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ist Philipp, nachdem er für besagte Schönheit namens Myriam alles aufgegeben hat. Alles - das ist ein komfortables Leben inklusive gut situierter Partnerin, in deren Unternehmen für Sicherheitstüren er ...

ist Philipp, nachdem er für besagte Schönheit namens Myriam alles aufgegeben hat. Alles - das ist ein komfortables Leben inklusive gut situierter Partnerin, in deren Unternehmen für Sicherheitstüren er einen sicheren und guten Job hat. Aber nur, bis er sie verlässt, dann bricht alles zusammen, denn auch Myriam ist auf einmal unauffindbar. Und bevor sie das wurde, hat sie sich ganz schön geleistet.

Wobei sich Philipp - wie im Laufe der Lektüre mehr und mehr deutlich wird - schon immer so durchs Leben gestromert hat. Auch in den Zeiten vor Myriam. Doch jetzt wird es ernst. Allmählich - und das geht schnell - verliert er sich selbst, zunächst ohne es zu merken. Er hat auf Risiko gesetzt, ohne sich dessen bewusst zu sein. Und irendwie klappt nichts, denn "möglicherweise hatte er nicht das Geringste von dem, was irgendwer brauchte". (S.124)

Das Buch lebt durch ungewöhnliche Settings und interessante Nebenfiguren wie einen plötzlich auftauchenden alten Herrn oder auch Philipps Schwester Andrea oder auch die SUHOs (Abkürzung für Suddenly Homeless, eine ebenso realistische wie intensive Bewegung, die es wirklich geben könnte). Eine Art Roadtrip könnte man Philipps Odysee, zu der der beabsichtigte Start in ein neues Leben quasi wird, auch nennen.

Gelegentliche Abstecher ins Tragikomische offenbaren die wunden Stellen des Protagonisten Philipp, der "nie gelernt hat, sich vor Verletzungen zu schützen" (S. 118). Er und auch die meisten der anderen Akteure sind wahrlich keine Menschen, die auf der Sonnenseite des Lebens weilen. Aber wenn man es an sich heranlässt, ist es trotzdem ein positives Buch, weit davon entfernt, für Frustration zu sorgen.

Die Ursache dafür ist nur durch die Lektüre desselben herauszufinden, aber glauben Sie mir - es lohnt sich, in diese von Isabella Straub geschaffene Welt einzutauchen. Ihre Sätze sind treffend - auf wenigen Seiten skizziert sie eine Fülle von Charakteren, auf die man erstmal kommen muss - und die man so schnell nicht vergisst - und auch die Handlung ist nicht ohne. Hier zeigt sich, dass das Alltägliche oft die besten Geschichten birgt - wobei es diesmal durchaus noch Luft nach oben gibt, wenn auch nur ein kleines bisschen!

Veröffentlicht am 20.12.2017

Generationsübergreifende Liebeswirren

Das saphirblaue Zimmer
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mitten in New York, nämlich im titelgebenden saphirblauen Zimmer, das immer wieder ins Spiel kommt, erlebt man bei der Lektüre dieses Romans.

Drei Zeitebenen sind es, auf denen der Roman spielt und jede ...

mitten in New York, nämlich im titelgebenden saphirblauen Zimmer, das immer wieder ins Spiel kommt, erlebt man bei der Lektüre dieses Romans.

Drei Zeitebenen sind es, auf denen der Roman spielt und jede hat ihre eigene Protagonistin: 1892 ist es Olive, deren ehemals begüterte Familie verarmte und die sich nun ihr Brot als Dienstmädchen verdienen muss. 1920 Lucy, Sekretärin in einer Anwaltskanzlei und 1944 die Ärztin Kate.

Ihnen allen ist eine Liebe gegeben, die nicht sein darf. Nicht ein und dieselbe natürlich, nein, es sind drei verschiedene bittersüße Erlebnisse. Doch sie alle verbindet ein blutrotes Band - nein, eigentlich ein saphirblaues Zimmer.

Drei Heldinnen, drei Autorinnen - ob eine jede dem Buch eine der Figuren geschenkt hat? Ich weiß es nicht, doch haben die Autorinnen - alle drei sind erfahren, haben der Welt bereits den ein oder anderen Roman geschenkt , jeweils im Alleingang geschrieben, versteht sich - eine schwungvolle, atmosphärische Geschichte gezaubert, die mich in ihren Bann gezogen hat. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen, bis ich damit durch war!

Aber dennoch, ganz glücklich bin ich nicht, denn es sind einfach zu viele Zufälle, die sich da im Wandel der Zeiten ereignen. Anderes hingegen versandet einfach, doch damit konnte ich besser leben. Aber dass irgendwelche Briefe noch genau dort liegen, wo sie vor über 20 Jahren hingebracht wurden - dazu sind es nicht nur Briefe - und der Geschichte damit eine entscheidende Wendung geben, um nur ein Beispiel zu nennen: das war dann doch des Guten zu viel für mich.

Man merkt, dass hier Könner(innen) am Werk waren, aber vielleicht sind sie selbst einfach zu tief in ihre Geschichte eingestiegen und konnten am Ende keine gesunde Distanz mehr entwickeln, um ein paar Übertreibungen auszumerzen. Keine schlimmen, es ist eher sowas wie kleine Pickel, die ausgedrückt werden müssen. Das Buch lohnt sich dennoch auf alle Fälle, ganz unbedingt!

Veröffentlicht am 20.12.2017

Nichts ist so, wie es scheint

Eddie muss weg
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mit diesem Paar, das nicht ganz auf der Höhe zu sein scheint: Stan und Britta sind schon lange zusammen, aber werden sie auch diese Krise überstehen? Britta hat einen beruflichen Tiefpunkt erreicht und ...

mit diesem Paar, das nicht ganz auf der Höhe zu sein scheint: Stan und Britta sind schon lange zusammen, aber werden sie auch diese Krise überstehen? Britta hat einen beruflichen Tiefpunkt erreicht und es beschleicht sie das Gefühl, dass er ihr von hinten in den Rücken fällt.

Manchmal jedenfalls. Aber sie sollte sich besser nicht darauf verlassen, dass es für immer so behäbig weitergeht, denn auf einmal sitzen sie im Auto nach Brügge und alles wird ganz, ganz anders. Also nicht nur das Land, sondern auch sie selber. Und das gleich auf mehreren Ebenen!

Hinter den humorvollen Schilderungen der Autorin Katinka Buddenkotte verbergen sich kluge und ernste, ja immer traurigere Entwicklungen, die man erst einmal erfassen muss.

Definitiv kein Klamauk von der Blödelfront, sondern vielmehr ein wahrhaftiger Schicksalsroman mit Raffinesse der allerdings haarscharf an mir und meinen Lesebedürfnissen vorbeischlitterte. Das hat aber nur was mit meinem persönlichen Lesegeschmack zu tun. Wer gerne überrascht wird, der sollte das Buch nicht links liegenlassen!

Veröffentlicht am 20.12.2017

Dem Brexit folgt ein Drexit

Die Lieferantin
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Wenn auch erst nach etlichen Jahren, denn Zoe Becks neuester Thriller spielt in der Zukunft. Die Bewohner der Britischen Insel rüsten sich - in wahrstem Sinne des Wortes - zu einer fundamentalen Abstimmung ...

Wenn auch erst nach etlichen Jahren, denn Zoe Becks neuester Thriller spielt in der Zukunft. Die Bewohner der Britischen Insel rüsten sich - in wahrstem Sinne des Wortes - zu einer fundamentalen Abstimmung über Drogen.

Wie ist das möglich - Drogen und ihre Händler haben mehr oder weniger Besitz von der ganzen Insel ergriffen und lenken ihre ganzen Geschicke. Allen voran Ellie, deren überaus florierendes Unternehmen über Drohnen läuft.

Mit dessen Hilfe will sie Rache üben am Tod ihres Bruders. Doch sie ist lange nicht die einzige Akteurin in diesem Spiel des Verderbens, das allerdings aus meiner Sicht eigentlich kein Thriller ist. Wenn man so will, will Zoe Beck höher hinaus, sie zieht die ganze British Society durch den Kakao - durch ihre ureigene, kein bisschen süße und warme Brühe. Es ist also ein Gesellschaftsroman, der hier entstanden ist und wenn man ihn als solches liest, läuft es dabei kalt über den Rücken, so realistisch ist es. Ja, so könnte es wirklich aussehen in ein paar Jahren und der Blick ist wenig einladend!

Ein wenig zu zerfasert und zu reich an Akteuren war mir dieser ansonsten sehr treffende Blick auf die künftige Welt, dessen Lektüre ich nichtsdestotrotz weiter empfehle.