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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.03.2025

Erst langsam, dann gewaltig

Hotel Ambrosia - Du. Entkommst. Nicht.
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Zum Inhalt:
Robyn leidet an einer Krankheit, die sie ans Bett und den Rollstuhl fesselt, doch zum Glück kümmert sich ihre Großtante Nelly rührend um sie. Außerdem hat Robyn ein Hobby, welches ihr viel ...

Zum Inhalt:
Robyn leidet an einer Krankheit, die sie ans Bett und den Rollstuhl fesselt, doch zum Glück kümmert sich ihre Großtante Nelly rührend um sie. Außerdem hat Robyn ein Hobby, welches ihr viel Spaß macht: Ein True-Crime Podcast. Als Robyn Ivy, der Autorin dieses Podcasts, eine Idee zum gegenüberliegenden Hotel Ambrosia - ein heruntergekommener Schuppen mit seltsamen Dauergästen - präsentiert, wird sie von Ivy gebeten, bei den Recherchen vor Ort zu helfen. Um ihr Handicap nicht zuzugeben, überredet Robyn einen Einbrecher, sie zu unterstützen. Das bringt beide in große Gefahr.

Mein Eindruck:
Richtig gut ist der Aufbau des Buchs, denn man bekommt nicht nur einfach eine Geschichte in Text serviert; diese wird aufgelockert durch Zeichnungen und Telefongespräche. Leider zieht sich der Beginn der Story am Anfang ein bisschen. Das liegt an der Krankheit Robyns, die sehr viel Raum einnimmt (inklusive Erklärungen, Medikation und Therapie) und der daraus folgenden Fürsorge Nellys. Ähnlich Robyn (die von ihrer Krankheit ausgeknockt wird) ist man teilweise eher genervt, dass die Handlung dadurch eher stockt, als dass sie an Fahrt gewinnt. Zusätzlich muss man sich darauf konzentrieren, von welcher Person gerade die Rede ist, da Robyn den Bewohnern des Hauses Phantasie-Namen verpasst hat.
Doch hat man sich irgendwann in das Buch eingegroovt und Robyns Partner in Crime so richtig Fuß gefasst, wird es immer spannender und man kann das Buch praktisch nicht mehr zur Seite legen. Einige Vorgänge, die zu Beginn nicht unbedingt wichtig erschienen, bekommen auf einmal eine Bedeutung und zum Schluss ist wirklich sehr viel geklärt, was am Anfang unerklärbar schien. Das ist ganz großes Kino, auch wenn es den Epilog nicht wirklich gebraucht hätte. Aber dieses Geplänkel zum Schluss ist wohl auch der Zielgruppe geschuldet und - seien wir ehrlich - wenn ein Buch ein so gutes und stimmiges Finale hat, kann der Epilog auch nicht mehr stören.

Mein Fazit:
Am Anfang zäh, doch dann schlägt der Kaugummi Blasen

Veröffentlicht am 12.03.2025

Fast perfekter Jugend-Thriller

Seven Ways to Tell a Lie
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Zum Inhalt:
Jonah sieht ein Video, das ihm den Atem raubt: Gemeinsam mit sechs Mitgliedern seiner alten Clique stürzt er mit einem Bus in den Abgrund und stirbt. Ein Deepfake - absolut lebens- bzw. todesecht ...

Zum Inhalt:
Jonah sieht ein Video, das ihm den Atem raubt: Gemeinsam mit sechs Mitgliedern seiner alten Clique stürzt er mit einem Bus in den Abgrund und stirbt. Ein Deepfake - absolut lebens- bzw. todesecht gemacht. Dieses Video bleibt nicht das einzige und die ehemaligen Freunde raufen sich wieder zusammen, um nicht nur die Videos, sondern auch ein einschneidendes Vorkommnis von vor einem Jahr zu klären. Denn dieses scheint der Grund für die Vorgänge zu sein.

Mein Eindruck:
Dieser Thriller verbindet gekonnt die Probleme, die junge Menschen schon immer hatten (Schule, Liebe, Eltern, Identität) mit einer neuen Herausforderung: Wem kann ich noch trauen, wenn mir meine Wahrnehmung falsche Informationen liefert? Colin Hadler mischt dazu einen Cocktail aus sehr unterschiedlichen jungen Menschen, ohne dass man das Gefühl hat, es wird hinter jedem Baum "Achtung, Quote erfüllt" gebrüllt. Jede Figur hat ihr Päckchen zu tragen und alle Charaktere sind gut herausgearbeitet. So steigt die Spannung immer weiter an, jedes Video eine neue Herausforderung, mit der die Gruppe umgehen muss. Dass die sieben ihre Freundschaft wiederentdecken und zusammenstehen, ist eine gute Botschaft und dass man auf die Lösung des Mysteriums kommen kann, wenn man das Buch aufmerksam liest, ist das Beste, was ein Krimi leisten kann. Einzig der - vor allen Dingen für die Zielgruppe sehr blutige - Showdown schmälert das Vergnügen ein bisschen.

Mein Fazit:
Ein Hoch auf die Freundschaft in Cyber-Zeiten

Veröffentlicht am 15.02.2025

Klasse

Das Dinner – Alle am Tisch sind gute Freunde. Oder?
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Zum Inhalt:
Früher waren sie gute Freunde und zu sechst. Jetzt haben sie sich auseinanderdividiert, seit Maria bei einem Open Air Event verschwunden ist. Freiwillig? Oder lebt sie nicht mehr. Als Jonathan ...

Zum Inhalt:
Früher waren sie gute Freunde und zu sechst. Jetzt haben sie sich auseinanderdividiert, seit Maria bei einem Open Air Event verschwunden ist. Freiwillig? Oder lebt sie nicht mehr. Als Jonathan und seine Freundin Lotta zu einem Escape-Spiel in ihr Restaurant einladen, kommt die Clique wieder zusammen. Aus dem Spiel wird jedoch Ernst und alte Wunden brechen auf und werden gefährlich. Lebensgefährlich.

Mein Eindruck:
Gewinnt man zuerst den Eindruck, dass "Das Dinner" nur ein Abklatsch von "Die Auszeit" sein könnte - Setting und Personenkonstellation sind sehr ähnlich konstruiert - wird man doch eines Besseren belehrt. Wie sich die Dämonen jedes einzelnen Spielers zeigen, wie sich Vergangenheit und Gegenwart mischen und vor allen Dingen wie die Autorin die Enden damals und jetzt spinnt, ist aller Ehren wert. Immer wenn man denkt, die Geschichte in Gänze erfasst zu haben, kommt Rudolf mit einer Überraschung um die Ecke. Absolut meisterhaft ist dann der Schluss des Romans, der einen fantastischen Bogen zum Anfang schlägt.

Mein Fazit:
Der zweite Streich ist besser als der erste

Veröffentlicht am 28.01.2025

Zweiter Streich

Das Mörderarchiv: Der Tod, der am Dienstag kommt
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Zum Inhalt:
Nachdem Annie den Tod an ihrer Großtante Frances gelöst und damit deren großes Vermögen geerbt hat, wird sie von der Frau angesprochen, die vor vielen Jahren Frances deren unnatürliches Ende ...

Zum Inhalt:
Nachdem Annie den Tod an ihrer Großtante Frances gelöst und damit deren großes Vermögen geerbt hat, wird sie von der Frau angesprochen, die vor vielen Jahren Frances deren unnatürliches Ende vorausgesagt hat. Kurz danach ist Peony selber Opfer eines Mordes und Annie verdächtig, - da hilft nur ein genauer Blick ins Mörderarchiv.

Mein Eindruck:
Perrin schreibt selbst, dass ein zweites Buch schwierig ist, doch sie bewältigt diese Schwierigkeit mit Bravour. Dabei macht Kennern des Vorgängers Spaß, dass einige Personen wieder auftauchen, deren Besonderheiten bekannt sind und trotzdem durch die Autorin weiterentwickelt werden. Wie im ersten Buch wählt Perrin dafür eine Zweiteilung mit Vorgängen in der Gegenwart und zu Zeiten von Frances Jugend, die diese in Tagebüchern festgehalten hat. Der Zusammenhang der beiden Stränge gründet dann in einem spannenden Showdown, der trotz allen Tempos relativ unblutig vonstatten geht. Somit liest man das Buch gerne und erfährt mehr über Frances und ihre Zeitgenossen, aber noch nicht so viel, dass Perrin ihr Pulver schon verschossen hat. Ein dritter Teil scheint also durchaus noch in den Katakomben des Archivs zu liegen.

Mein Fazit:
Gemütlicher Kriminalroman zum Mitraten

Veröffentlicht am 19.12.2024

Winkelmann auf vergnüglichen Abwegen

Mord im Himmelreich
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Zum Inhalt:
Björn war als Schauspieler auf Nebenrollen abonniert, träumte aber von einem Tatort-Engagement. Inzwischen hat er sich auf dem Campingplatz Himmelreich häuslich eingerichtet und als er eine ...

Zum Inhalt:
Björn war als Schauspieler auf Nebenrollen abonniert, träumte aber von einem Tatort-Engagement. Inzwischen hat er sich auf dem Campingplatz Himmelreich häuslich eingerichtet und als er eine Leiche aus dem Wasser zieht, kann er sich endlich als Teilzeit-Kommissar beweisen. Ihm zur Seite steht dabei eine kapriziöse Künstlerin mit besten Verbindungen zur örtlichen Gemeinschaft.

Mein Eindruck:
Andreas Winkelmann gibt dem Affen ordentlich Zucker, wobei er sich tatsächlich sogar bei realen Personen bedient. Dabei lässt er nicht das Ziel aus den Augen, seine Leser mit gekonnten Wendungen, sympathischen Personen und viel Liebe zur Landschaft in der Berliner Diaspora zu unterhalten. Dieser Krimi ist damit nicht nur für seinen Schöpfer eine gelungene Abwechslung, sondern macht auch den Menschen vor dem Buchdeckel Spaß.

Mein Fazit:
Perfekter (Un)ruhestand