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Veröffentlicht am 09.04.2025

Ein Kaleidoskop aus Bildern und Hinweisen

HEN NA E - Seltsame Bilder
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Wer glaubt, Krimis schon in all ihren Formen gelesen zu haben, wird bei Uketsus Hen Na E- Seltsame Bilder eines Besseren belehrt. Dieses Buch wirft nicht nur mit einer außergewöhnlichen Erzählstruktur, ...

Wer glaubt, Krimis schon in all ihren Formen gelesen zu haben, wird bei Uketsus Hen Na E- Seltsame Bilder eines Besseren belehrt. Dieses Buch wirft nicht nur mit einer außergewöhnlichen Erzählstruktur, sondern auch mit visuellen Reizen um sich, die weit mehr sind als bloße Spielerei. Ich habe mich beim Lesen nicht nur als Leserin, sondern regelrecht als Ermittlerin gefühlt – als hätte ich eine Fallakte in der Hand, komplett mit Beweisfotos und obskuren Skizzen.

Die Handlung ist auf den ersten Blick fragmentarisch, episodisch – fast so, als läse man mehrere Kurzgeschichten. Doch das täuscht. Die Puzzleteile greifen nach und nach ineinander, bis sich ein komplexes Bild offenbart. Einen klassischen Ermittler sucht man hier vergeblich. Die Herausforderung besteht darin, aus scheinbar zusammenhanglosen Momenten eine Bedeutung zu extrahieren.

Besonders spannend ist die Rolle der Bilder: Zeichnungen, Diagramme, sogar Infografiken, die Hinweise enthalten oder neue Fragen aufwerfen. Die Idee, psychologische Diagnostik über Kinderzeichnungen zu erzählen, verleiht dem Ganzen eine unheimliche Tiefe. Es erinnerte mich an forensische Fallanalysen – allerdings mit einer surrealen, fast poetischen Note.

Dabei gelingt es Uketsu, Spannung aufzubauen, ohne sich an gängige Erzählmuster zu klammern. Die abrupten Übergänge zwischen Kapiteln wirken zunächst irritierend, dann zunehmend wie filmische Schnitttechniken, die die fragmentierte Realität der Figuren widerspiegeln. Das Spiel mit Perspektive und Interpretation ist durchgehend präsent – subtil, aber wirkungsvoll.

Ein kleiner Wermutstropfen: Die Sprache wirkt mitunter schlicht, beinahe spröde. Es fehlt stellenweise an Tiefe in den Dialogen und Beschreibungen – was jedoch auch an der Übersetzung liegen könnte.

Fazit: Ein visuell und erzählerisch innovativer Krimi, der mehr fordert als erzählt – aber genau darin seine Stärke entfaltet.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 24.03.2025

Wegweiser zur kindlichen Selbstständigkeit – Ein praxisnaher Begleiter für den Familienalltag

Ich kann das selber machen
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Juliane Jakubek gelingt mit ihrem Werk ein einfühlsamer und zugleich realistischer Einblick in eine Montessori-orientierte Erziehung im Familienalltag. Ohne belehrend zu wirken, zeigt sie auf, wie Eltern ...

Juliane Jakubek gelingt mit ihrem Werk ein einfühlsamer und zugleich realistischer Einblick in eine Montessori-orientierte Erziehung im Familienalltag. Ohne belehrend zu wirken, zeigt sie auf, wie Eltern ihre Kinder in ihrer Eigenständigkeit stärken können – stets orientiert am Prinzip: „Hilf mir, es selbst zu tun“. Dabei gelingt es ihr, sowohl die Perspektive der Kinder als auch die der Erwachsenen in Balance zu halten.

Was besonders positiv auffällt, ist die undogmatische Herangehensweise. Die Autorin macht deutlich, dass Erziehung kein starrer Fahrplan ist, sondern ein lebendiger Prozess – mit Höhen und Tiefen. Sie vermittelt, dass es völlig in Ordnung ist, nicht immer nach dem Ideal zu handeln, sondern authentisch und flexibel zu bleiben.

Bemerkenswert ist zudem, dass Jakubek bewusst auf Alterszuordnungen verzichtet. Zwar mag das auf den ersten Blick ungewohnt wirken, doch letztlich macht es den Blick frei für die individuelle Entwicklung jedes Kindes. Denn kein Kind folgt exakt einem vorgegebenen Schema – eine Erkenntnis, die Eltern enorm entlasten kann.

Für Leserinnen und Leser, die bereits tiefer in der Montessori-Pädagogik verwurzelt sind, wird nicht jede Idee neu sein. Dennoch bietet das Buch eine gelungene Zusammenstellung praxisnaher Impulse.

Insgesamt ist dieser Ratgeber eine wertvolle Inspirationsquelle für Familien, die sich auf den Weg machen möchten, ihre Kinder mit Vertrauen, Klarheit und Achtsamkeit durch die ersten Lebensjahre zu begleiten – ohne sich selbst dabei aus dem Blick zu verlieren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.03.2025

Zwischen Kompass, Geheimnissen und der Sehnsucht nach Zugehörigkeit

Die Anatomie der Einsamkeit
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Die Anatomie der Einsamkeit ist kein Buch, das man einfach nur liest – man spürt es. Louise Pelt gelingt es, das leise Gefühl des Verlorenseins greifbar zu machen und gleichzeitig Hoffnung auf Neuanfänge ...

Die Anatomie der Einsamkeit ist kein Buch, das man einfach nur liest – man spürt es. Louise Pelt gelingt es, das leise Gefühl des Verlorenseins greifbar zu machen und gleichzeitig Hoffnung auf Neuanfänge zu schenken.

Olives Suche nach der großen Story ist viel mehr als nur journalistischer Ehrgeiz – es ist die stille Suche nach einem Platz im Leben, nach einem Zuhause, das sich wirklich nach „Ankommen“ anfühlt. Der Kompass ihrer Großmutter wird dabei zum Symbol: für Orientierung, für Vergangenheit und letztlich auch für Verbindung.

Parallel dazu Claires Geschichte. Ihre Flucht auf die kleine Felsinsel ist rauer, widersprüchlicher – aber gerade dadurch so authentisch. Während Olive forscht, trauert Claire. Und doch laufen ihre Wege unmerklich aufeinander zu. Dieses kunstvolle Verweben der beiden Zeitebenen hat mich sehr beeindruckt.

Besonders schön fand ich die poetischen Einschübe – Poppys Gedichte sind wie kleine Inseln der Erinnerung zwischen den Kapiteln. Sie geben dem Buch einen ruhigen Takt, der gut zur melancholischen Grundstimmung passt, ohne zu beschweren.

Was mir persönlich etwas gefehlt hat, war eine stärkere emotionale Nähe zu den Figuren. Ich habe die Geschichten interessiert verfolgt, aber nicht immer mitgefühlt. Manche Szenen wirkten für mich fast ein wenig distanziert. Dennoch bleibt der Roman insgesamt bewegend – vor allem durch seine Botschaft: Dass Einsamkeit kein endgültiger Zustand sein muss. Dass Begegnungen verändern können. Und dass manchmal genau die kleinen Dinge – ein Kompass, ein Gedicht, ein Gespräch – alles ins Rollen bringen.

Ein leises, nachdenkliches Buch, das lange nachhallt.

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 08.03.2025

Ein in Bilderbuch über Kreativität, Rücksicht und die Kraft der eigenen Stimme

Die laute Hedda
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Ich bin begeistert von den farbenfrohen Illustrationen und der lebhaften Gestaltung von “Die laute Hedda“. Doch es ist nicht nur die Optik, die dieses Buch so besonders macht – die Geschichte selbst trifft ...

Ich bin begeistert von den farbenfrohen Illustrationen und der lebhaften Gestaltung von “Die laute Hedda“. Doch es ist nicht nur die Optik, die dieses Buch so besonders macht – die Geschichte selbst trifft mitten ins Herz und erzählt einfühlsam von einem Mädchen, das seinen Platz in einer oft zu leisen Welt finden muss.

Hedda ist voller Energie, Fantasie und Tatendrang – ein Kind, das mit jeder Faser seines Körpers spielt, tobt und entdeckt. Doch genau das stellt sie vor eine Herausforderung: Ihr Papa arbeitet im Homeoffice und bittet sie immer wieder um Ruhe. Während der bellende Hund des Nachbarn oder die brummende Waschmaschine für ihn keine Störfaktoren sind, scheint Heddas fröhliches Spielen eine unerwartete Lärmbelastung zu sein. Diese Situation hat mich sofort angesprochen, denn wie oft geraten Eltern und Kinder in ähnliche Konflikte, wenn Bedürfnisse aufeinanderprallen?

Besonders berührt hat mich, wie authentisch Heddas Gefühle dargestellt werden. Ihre Frustration darüber, ständig leise sein zu müssen, ist greifbar, ebenso ihr Wunsch nach Aufmerksamkeit und gemeinsamer Zeit. Es wird nicht nur gezeigt, wie wichtig es ist, Rücksicht auf andere zu nehmen, sondern auch, dass Kinder ihre eigene Ausdrucksweise finden dürfen. Die Geschichte führt uns vor Augen, dass Kompromisse nicht bedeuten, sich selbst aufzugeben, sondern einen Weg zu finden, der für alle funktioniert.

Die Illustrationen von Josephine Wolff passen perfekt zur Geschichte. Sie sind lebendig, voller Witz und laden dazu ein, immer wieder neue Details zu entdecken. Ich liebe es, wie die Farben und die Dynamik der Bilder Heddas Persönlichkeit widerspiegeln.

Insgesamt ist „Die laute Hedda“ ein großartiges Bilderbuch für aktive Kinder und ihre Eltern. Es ermutigt dazu, die eigenen Stärken zu entdecken, Verständnis für andere zu entwickeln und nach kreativen Lösungen zu suchen.

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  • Erzählstil
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Veröffentlicht am 04.03.2025

Blumen, Obsession und dunkle Geheimnisse

The Florist
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Die fesselnde Erzählweise und die beklemmende Atmosphäre haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Die Geschichte entfaltet sich langsam, baut dabei jedoch eine stetig wachsende Spannung auf, die bis zum ...

Die fesselnde Erzählweise und die beklemmende Atmosphäre haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Die Geschichte entfaltet sich langsam, baut dabei jedoch eine stetig wachsende Spannung auf, die bis zum überraschenden Ende anhält. Was zunächst als ruhige Erzählung über eine ambitionierte Floristin beginnt, entwickelt sich zunehmend zu einem psychologisch raffinierten Spiel um Identität, Obsession und dunkle Geheimnisse.

Protagonistin mit Ecken und Kanten
Amy Mackenzie ist eine Hauptfigur, die mich von Anfang an fasziniert hat. Sie ist weder klassisch sympathisch noch eine Heldin, mit der man sich sofort identifiziert – und genau das macht sie so besonders. Ihr verzweifeltes Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Anerkennung treibt sie in eine Welt, in der Grenzen zwischen Freundschaft und Besessenheit verschwimmen. Durch ihre Perspektive erleben wir die Geschehnisse hautnah und hinterfragen zugleich, wie viel Wahrheit wirklich in ihrer Wahrnehmung steckt. Während ihre Mitmenschen sie als seltsam oder übergriffig empfinden, erschien sie mir eher als tragische Figur, die sich verzweifelt nach Nähe sehnt. Diese Ambivalenz macht sie zu einer spannenden Erzählerin.

Ein einzigartiges Setting
Was dieses Buch von vielen anderen Thrillern abhebt, ist das florale Setting. Blumen sind nicht nur eine Kulisse, sondern spielen eine subtile Rolle in der Geschichte – sei es als Symbol oder als Metapher für die feine Linie zwischen Schönheit und Vergänglichkeit. Die detaillierten Einblicke in die Welt der Floristik haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Dabei bleibt die Geschichte aber stets im Thriller-Genre verwurzelt, ohne sich zu sehr in Fachwissen zu verlieren.

Spannung mit psychologischem Tiefgang
Anstelle rasanter Action bietet The Florist eine Spannung, die sich langsam aufbaut und durch atmosphärische Dichte überzeugt. Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen – Vergangenheit und Gegenwart – und wird durch Zeugenaussagen und Befragungsprotokolle ergänzt. Das sorgt für ein Puzzle, das sich nach und nach zusammensetzt. Ich habe bis zum Schluss gerätselt, wer wirklich hinter dem tödlichen Vorfall steckt, und wurde mehrfach in die Irre geführt. Besonders das Finale war intensiv, wenn auch für meinen Geschmack etwas zu überhastet. Hier hätte ich mir ein paar Seiten mehr gewünscht, um die aufgewühlte Stimmung noch besser wirken zu lassen.

Fazit
The Florist ist ein packender Psychothriller, der sich von klassischen Thrillern abhebt. Die Mischung aus unheilvoller Atmosphäre, einem faszinierenden Charakter und einem Setting, das sich erfrischend anders anfühlt, hat mich absolut überzeugt. Wer subtile Spannung mit tiefgründigen Figuren mag, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen.

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