Ein Kaleidoskop aus Bildern und Hinweisen
HEN NA E - Seltsame BilderWer glaubt, Krimis schon in all ihren Formen gelesen zu haben, wird bei Uketsus Hen Na E- Seltsame Bilder eines Besseren belehrt. Dieses Buch wirft nicht nur mit einer außergewöhnlichen Erzählstruktur, ...
Wer glaubt, Krimis schon in all ihren Formen gelesen zu haben, wird bei Uketsus Hen Na E- Seltsame Bilder eines Besseren belehrt. Dieses Buch wirft nicht nur mit einer außergewöhnlichen Erzählstruktur, sondern auch mit visuellen Reizen um sich, die weit mehr sind als bloße Spielerei. Ich habe mich beim Lesen nicht nur als Leserin, sondern regelrecht als Ermittlerin gefühlt – als hätte ich eine Fallakte in der Hand, komplett mit Beweisfotos und obskuren Skizzen.
Die Handlung ist auf den ersten Blick fragmentarisch, episodisch – fast so, als läse man mehrere Kurzgeschichten. Doch das täuscht. Die Puzzleteile greifen nach und nach ineinander, bis sich ein komplexes Bild offenbart. Einen klassischen Ermittler sucht man hier vergeblich. Die Herausforderung besteht darin, aus scheinbar zusammenhanglosen Momenten eine Bedeutung zu extrahieren.
Besonders spannend ist die Rolle der Bilder: Zeichnungen, Diagramme, sogar Infografiken, die Hinweise enthalten oder neue Fragen aufwerfen. Die Idee, psychologische Diagnostik über Kinderzeichnungen zu erzählen, verleiht dem Ganzen eine unheimliche Tiefe. Es erinnerte mich an forensische Fallanalysen – allerdings mit einer surrealen, fast poetischen Note.
Dabei gelingt es Uketsu, Spannung aufzubauen, ohne sich an gängige Erzählmuster zu klammern. Die abrupten Übergänge zwischen Kapiteln wirken zunächst irritierend, dann zunehmend wie filmische Schnitttechniken, die die fragmentierte Realität der Figuren widerspiegeln. Das Spiel mit Perspektive und Interpretation ist durchgehend präsent – subtil, aber wirkungsvoll.
Ein kleiner Wermutstropfen: Die Sprache wirkt mitunter schlicht, beinahe spröde. Es fehlt stellenweise an Tiefe in den Dialogen und Beschreibungen – was jedoch auch an der Übersetzung liegen könnte.
Fazit: Ein visuell und erzählerisch innovativer Krimi, der mehr fordert als erzählt – aber genau darin seine Stärke entfaltet.